Liebe Leser,
es kann einem schon kalt den Rücken herunterlaufen, wenn man sieht, welche Macht der Mensch inzwischen an sich gerissen hat. Das »Recht«, Kinder im Mutterleib zu töten nimmt man sich schon lange. Über aktive und passive Sterbehilfe wird selbstverständlich noch, aber nicht mehr so heftig debattiert. Im Augenblick ist »Dolly« in aller Munde — das Schaf aus der Retorte, das Mu‑ ster zum Kopieren von Lebewesen — Entschuldigung: zum Klonen. Man darf gespannt sein, wie diese Diskussion weitergehen wird. Ich persönlich rechne damit, daß alles geklont werden wird, was klonbar ist, trotz aller ethischen Bedenken. Sie halten das für fatalistisch? Ich auch! Wie laut‑ stark hat man doch gegen Gen-Mais protestiert... Aber ist dieser Protest vielleicht letztlich genau‑ so glaubwürdig wie der von Abtreibungsbefürwortern, die Kröten über die Straße tragen?
Doch ich möchte noch auf eine tiefersitzende Angst zu sprechen kommen: Irgendwann werden auch Menschen, das Bild Gottes, kopiert. Neu ist das Thema ja nicht: Geplant war es ja schon von einem bestimmten Regime gegen Ende der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts. Eine Frage dazu: Die Retortenbabys von vor zwei Jahrzehnten — wer kennt sie denn noch? Und jetzt geht es weiter: nicht nur Zeugung außerhalb des Mutterleibes, sondern Auswahl und Vervielfältigung der gene‑ tisch besten Menschen. Irgendwann werden auch Gen-Mais-Gegner nichts mehr dabei finden, wenn Menschen kopiert werden. Abgesehen davon, daß das Klonen von Menschen meiner Über‑ zeugung nach ein unzulässiger Eingriff in die Schöpfung und überhaupt nicht vom Kulturauftrag von 1Mose 1 und 2 abgedeckt ist, glaube ich doch, daß unser Schöpfer-Gott dafür sorgen wird, daß individuelle Persönlichkeiten entstehen werden, daß bei allem Kopieren von körperlichen Merkmalen die Informationen über die Persönlichkeit, die entstehen wird, dem Zugriff des Menschen entzogen bleibt. Das ist Gottes Souveränität vorbehalten. Nebenbei: Eins wird man beim Klonen nicht in den Griff bekommen: Alle Klone von Sündern werden auch selbst erlösungsbedürftige Sünder sein, nicht lediglich Kopien. Sie werden selbst sündig handeln und nicht sagen können: »Ich bin so, weil der oder die so war ...«
Wir müssen aber nicht nur an körperlich geklonte Menschen denken. Beobachten wir nicht oft, daß Gott zwar jeden Menschen als Original schafft, daß aber viele sich zu Kopien anderer machen. Wie oft pflegen wir keinen persönlichen Umgang mit unserem Herrn, sondern übernehmen — der Einfachheit halber — Gewohnheiten, Verhaltensweisen, Gedanken, Ideen, Auslegungen, Vorlieben, Abneigungen, Gemeindemodelle von Menschen. Das erspart uns ja doch so manche Mühe und manchen Kampf, mit denen wir etwas persönlich in der Verantwortung vor unserem Herrn und Meister erwerben und dann auch persönlich ausleben könnten. Wenn wir begreifen, wie wichtig es ist, daß Gott uns als Individuen geschaffen' at, dann werden wir auch als Individuen in wirklicher Verantwortung vor ihm und vor unseren Mitmenschen leben. Nicht individualistisch, sondern individuell. Die Verantwortung darüber tragen wir. Denn unser Gott geht mit jedem von uns persönliche Wege, hat uns individuell für die Aufgabedbefälligt, die wir tun sollen. Wollen wir nicht damit anfangen (oder damit fortfahren, wenn wir bereits angefangen haben), als Origi‑ nale Gottes zu leben? Und das in direktem Kontakt mit Ihm, der Quelle wahrer geschöpflicher Originalität, — geprägt durch s 'n Wort und in der Kraft des im Gläubigen wohnenden Heiligen Geistes. Nur Mut — es lohnt sich.
Herzlich grüßt Ralf Müller
P.S: Dieser Aufsatz ist ein Original, wer ihn klont, sollte das Copyright beachten.
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Petrus hatte ein Boot,
Martha hatte ein Haus.
ein unbekannter Mann in Jerusalem hatte einen Esel.
Simon von Kyrene hatte einen starken Rücken,
Joseph hatte ein Grab...
Was habe ich für Dich, Herr?
Kein Boot, kein Haus, kein Land. Nimm mein Herz - ich lege es in Deine Hand.
Christlife, in Bode 4/91
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