Zeitschrift-Artikel: Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist (Teil 2)

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Titel: Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist (Teil 2)
Typ: Artikel
Autor: Benedikt Peters
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Titel

Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist (Teil 2)

Vortext

Text

Alle brauchbaren Knechte Gottes im Alten Testament waren Beter!

Das Leben der Erzväter und Propheten zeigt, wie eminent wichtig es ist, dass im Leben der Heiligen das Gebet oberste Priorität hat. Das sind die Männer, durch die Gott seinen Heilsrat vorantrieb. An ihnen lernen wir, dass nur Beter in dieser hohen Berufung ihren Platz und ihre Aufgabe finden. Mit einigem Selbstbewusstsein beteuern wir immer wieder die Überlegenheit der neutestamentlichen gegenüber den alttestamentlichen Gläubigen. Was dabei wirklich befremden muss ist die Tatsache, dass wir, die wir uns so gesegnet und privilegiert wissen, kaum je mit solchem Ernst beten oder im Gebet solch triumphierende Gewissheit kennen wie verschiedene Knechte Gottes im Alten Testament. Woran liegt das?

Abraham

Abraham, der „Vater der Gläubigen“ (Röm 4,11.12), war ein Beter! Kaum war er am Ort der Verheißung angekommen, so wie Gott ihm bei seiner Berufung verheißen hatte, rief er den Namen des Herrn an (1Mo 12,8). Das blieb bestimmend für sein ganzes Glaubensleben, wie sein weiterer Weg zeigt. Eine der eindrücklichsten Lektionen zum Thema Fürbitte findet sich in 1Mo 18,23–33. Gott offenbart Abraham seine Absicht, die Stadt Sodom heimzusuchen, und darauf antwortet Abraham als der Mann Gottes, der er ist, mit Fürbitte für die Stadt. Zunächst lernen wir hier, dass Gott seinen Kindern und Knechten seine Absichten auch deshalb enthüllt, damit sie anfangen, im Gebet mit einzusteigen in sein Werk. Gott möchte seine Heiligen, wie schon gesagt, zu Mitarbeitern an seinem Wirken in der Welt machen. Die Art und Weise, wie Abraham betet, auf seine Bitte eine Antwort bekommt und zur nächsten Bitte gedrängt wird, die wieder ihre Antwort erhält, muss uns sehr verwundern und wohl auch beschämen. Es sind nicht viele unter uns, die das kennen: ein solch freimütiges Reden zu Gott, das fortwährend beantwortet wird. In 1Mo 19,29 erfahren wir, dass Gott Abrahams Fürbitte für die Gerechten in der Stadt erhörte, indem er den einzigen Gerechten, den es dort gab, mit zwei Töchtern aus dem Gericht herausrettete. In 20,7.17 bekommen wir Einblick in die überaus verwunderliche Tatsache, dass die Geschicke heidnischer Könige mit den Gebeten der Heiligen Gottes verquickt sind.

Jakob

Jakob wurde zu Israel – am Ende einer Gebetsnacht (1Mo 32,27; Hos 12,4.5). Die Episode von 1Mo 32 steht am Ende seines zwanzigjährigen Exils im Zweistromland. Zum ersten Mal finden wir hier Jakob, den von Gott Erwählten, im Gebet (V. 9). Ob er in den zurückliegenden Jahren nie gebetet hat, wissen wir nicht, aber wir können wohl mit einigem Recht behaupten, dass Jakob erst hier wirklich lernte zu beten. Davor hatte er stets seinem Verstand und seinem Geschick vertraut, und er war dabei ganz erfolgreich gewesen (obwohl er auch dabei Gottes Güte alles verdankte; siehe 28,12–15). Die Not lehrt ihn beten, wie das so oft der Fall ist. Hier hat Jakob einen Anfang gemacht; er hat damit etwas geschmeckt von der Wirklichkeit der hohen Berufung der Erwählten Gottes: Sie sollen vor Gott stehen; sie dürfen zu ihm rufen und wissen, dass er sie hört. In der darauffolgenden Nacht beginnt Jakobs „Ausbildung“ zum Beter. Dabei müssen die drei Dinge an ihm geschehen, die hier vermerkt sind: Er muss dahin kommen, dass er allein ist, allein vor Gott, ohne jede menschliche Hilfe und Stütze; er ringt im Gebet, (siehe Hos 12,4.5), und er lässt nicht locker, bis er das Erbetene empfangen hat. Hier haben wir die entscheidenden Komponenten, auf die es ankommt. Wie wird man ein Beter? Was ist ein Beter? Jakob war schon über zwanzig Jahre ein Gläubiger, ehe er anfing, ein Beter zu werden. Vielen von uns geht es auch so. Wir haben bei der Bekehrung und einige Zeit danach gebetet und Gebetserhörungen erfahren. Und dann versanken wir in eine seltsame Form der Gebetslosigkeit. Wir beteten zwar noch, aber eigentlich sprachen wir nur noch Gebete. Wir sagten richtige Dinge, immer etwa die gleichen Ausdrücke, aber ohne Glauben, ohne Erwartung, ohne gespanntes Ausschauen nach der Erhörung. Es muss uns irgendwann einmal so ergehen wie Jakob. Wir müssen in solche Not kommen, dass wir erkennen: Wir haben keinen Helfer außer dem Herrn! Und wir müssen wohl auch durch eine solche Nacht gehen, in der uns jede Stütze genommen ist und Gott anfängt, uns niederzuringen. Dann erreichen wir jene Grenze, die wir einmal überschritten haben müssen. Dann beginnen wir Gott und Sein Wort so ernstzunehmen, dass wir entschlossen sind, so lange zum Herrn zu schreien und von ihm nicht zu lassen, bis er antwortet! „Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du thronst in den Himmeln! Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Gebieterin, also sind unsere Augen gerichtet auf Jehova, unseren Gott, bis er uns gnädig ist“ (Ps 123,1–2).

Mose

Mose war ein Beter. Das zeigt sich vielleicht nirgends so deutlich wie in 2Mo 5,22 und in den nachfolgenden Begebenheiten. Mose hat sich von Gott zu seinem Volk senden lassen, er hat sein Leben dieser Sendung und damit dem Wohl des Volkes Gottes untergeordnet, und er wird von Angehörigen dieses Volkes angegriffen. Mose zahlt den undankbaren Israeliten nicht mit gleicher Münze heim, sondern wendet sich reflexartig an Gott. Dieser Reflex beweist, dass er in den Jahren der Stille vor Gott ein Beter geworden ist; denn so reagiert nur ein gewohnheitsmäßiger Beter. Nur jemand, der in jahrelangem Umgang mit Gott gelernt hat, zu bitten und während des Bittens bereits zu empfangen (siehe Mk 11,24), gewinnt die Kühnheit, die Mose hatte. Oder wer von uns hätte die Kühnheit gehabt, einem Pharao anzukündigen, man werde beten, dass die Froschplage aufhöre? Was wäre gewesen, hätte Gott nicht auf das Gebet des Mose gehört? Und ein Beter wie Mose weiß, dass Sieg und Niederlage gegen jeglichen Feind in Gottes Händen ist, und darum erbittet er alles von ihm. In den folgenden Kapiteln lernen wir Mose als Fürbitter kennen, auf dessen Gebet hin Gott das verdiente Gericht von seinem Volk abwendet (siehe Ps 106,23) und durch dessen Fürbitte ein noch gefährlicherer Feind als Amalek überwunden wird, nämlich die Sünde im eigenen Volk.

Josua

Josua war auch ein Beter (Jos 7,6.7; 10,12–14). Wie wichtig Gebet ist, hatte er in all den Jahren, die er in seiner Nähe verbrachte, an Mose gesehen. Und er lernte beten, indem er selber betete (2Mo 33,11). Man wird ein Beter, indem man betet! Es gibt keine andere Schule des Gebets. Josua war also in den 40 Jahren an der Seite Moses zu einem Beter geworden. Das erklärt seine Reaktion auf den Schock der Niederlage vor Ai. Er beginnt nicht damit, nach dem Schwachpunkt in der Strategie zu fahnden, oder den Fehler in der falschen Aufgabenverteilung der am Feldzug Beteiligten zu suchen. Sondern er wirft sich auf die Erde und harrt vor dem Angesicht Gottes so lange aus, bis Gott redet: „Da sprach der HERR zu Josua …“. Und noch mehr als bei Mose müssen wir uns über Josuas Freimütigkeit verwundern. Man bedenke, worum er in 10,12–14 betete – und das vor den Ohren des ganzen Volkes: „Damals redete Josua zu dem HERRN … und sprach vor den Augen Israels …“! Manche von uns wagen es nicht, in Gegenwart anderer um Dinge zu bitten, die so bestimmt sind, dass man nachprüfen kann, ob die Bitte angenommen wurde oder nicht. Meistens beten wir so: „Herr, Du kannst meinem Nachbarn die Augen öffnen.“ Das ist sicher wahr, aber das ist erst ein Bekenntnis, das ist noch keine Bitte. Oder wir werden aufgefordert für Bruder X zu beten, der krank ist. Das Kühnste, das jemand zu bitten wagt, ist dann meistens: „Herr, tröste unseren Bruder!“ Mit dieser Bitte exponiert man sich nicht. Und dann sagt jemand dem Herrn: „Herr, du kannst ihn heilen.“ Selbstverständlich kann er das. Warum aber wagt niemand den Herrn zu bitten: „Herr, heile ihn!“ Wohl weil niemand den Glauben dazu hat, und dann ist es in der Tat auch richtig, nicht so zu beten. Ohne Glauben um Heilung zu beten, wäre Fanatismus. Aber warum hat niemand den Glauben? Weil niemand in der Schule des Gebets gelernt hat, zu bitten und zu empfangen – auch den Glauben von Gott, für ganz bestimmte Dinge zu beten. Das aber lernt man nicht aus Büchern oder durch Appelle, sondern im stetigen Umgang mit Gott, während man vor seinem Angesicht lebt.

Hanna und Samuel

Hanna: Die Erweckung in Israel, die mit dem Dienst Samuels begann und ihren Höhepunkt in der Regierung Davids erreichte, begann mit einer betenden Frau (1Sam 1). Hanna flehte so lange, bis sie bereit war, nichts mehr für sich und alles für Gott und seine Ehre zu wollen. Da gab ihr der Herr, worum sie bat. Samuel, den Sohn ihrer Bitten, gab sie wenige Jahre später aus ihrer Hand, und er wurde zum Propheten in Israel. Durch ihn wurde David, der Mann nach Gottes Herzen, gesalbt und eingeführt. Unter David wurde erstmals seit den Tagen Moses und Josuas das ganze zwölfstämmige Volk auf die Höhe seiner Berufung geführt. Das ist eine Umschreibung für geistliche Erweckung; und diese Erweckung begann mit einer einsamen Beterin, setzte sich fort durch ihren Sohn, der auch ein Beter war, und fand in einem weiteren Beter, in David, ihre Vollendung. Samuel war als Antwort auf Gebet empfangen worden. Er wird vom Vorbild seiner Mutter geprägt worden sein und wurde selbst ein Beter. Nur jemand der weiß, was es heißt, zu bitten und zu empfangen (1Sam 7,8.9), hat solche Kühnheit, wie Samuel sie bewies, als er dem Volk ankündigte, er wolle Gott bitten, zu donnern mitten in der Erntezeit, in der es sonst weder Wolken noch Regen noch Gewitter gab (12,16–18). Und was wir bei Mose gesehen haben, stellen wir auch bei Samuel fest: Nur ein geübter Beter wendet sich bei unerwarteten und unwillkommenen Geschehnissen reflexartig als erstes an Gott. Nur ein Beter empfindet es als Sünde, die Fürbitte für das Volk Gottes zu vernachlässigen. Wer kein Beter ist, klagt sich selbst zwar von Zeit zu Zeit an, dass er so wenig Zeit im Gebet verbringt, aber die Tatsache, dass er nichts an seinen Gewohnheiten ändert, zeigt jedes Mal neu, dass er in der Gebetslosigkeit nicht viel mehr als einen kleinen, eher entschuldbaren Mangel sieht, von dem überdies auch viele andere befallen sind.

David

David war ein Beter, wie seine Biographie und mehr noch seine Psalmen an sehr vielen Stellen zeigen. Greifen wir nur eine Episode heraus. Durch Davids Versagen haben er und alle seine Leute ihre Familien verloren (1Sam 30,1–4). Was tut David nun? In V. 6 steht der für David bezeichnende Satz: „Aber David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott.“ Er warf sich in Gottes Arme und begann zu ihm zu rufen. Er fragte, ob er dem Feind, der alles geraubt hatte, nachsetzen solle. Der HERR antwortete, und damit wendete sich das ganze böse Geschick. Nehmen wir noch ein Beispiel aus Davids Psalmen: Ps 119,145–147. Wer unter uns betet mit solchem Ernst? Wer verbindet sein Beten mit dem Verlangen und dem Versprechen, ein Leben des Gehorsams zu leben? Und wer betet und wartet dann, bis Gott redet?

Elija, Jesaja, Jeremia und Habakuk

Elija war ein Beter. Woher nahm er die Kühnheit, die Witwe zu bitten, ihm ihren toten Sohn zu geben, um dann von Gott zu erwarten, diesen aus dem Tod zu erwecken (1Kö 17,20–22)? Und woher kam ihm der Mut, im Vertrauen auf seinen Gott allein ein ganzes Heer von Götzenpriestern herauszufordern, und das vor versammeltem Gottesvolk? Hatte denn dieser Mann keine Angst, einen launischen Herrscher wie Ahab gegen sich aufzubringen, als er ihm drei lange Jahre ohne Regen ankündigte? Was, wenn der Regen nicht gefallen wäre? Die Antwort ist immer die gleiche. Wen Gott gelehrt hat, sein Angesicht im Gebet zu suchen, findet wachsende Gewissheit über Gottes Wege und Absichten und kann entsprechend beten – und Gottes Absichten erfüllen sich (siehe Jak 5,17.18). Jesaja war ein Beter, und das wusste man in Jerusalem. Deshalb sandte der König Hiskia in der Not zu Jesaja mit der Bitte: „Erhebe eine Gebet für den Überrest, der sich noch vorfindet“ (2Kö 19,2–4). Wir bitten ja gerne Geschwister für uns zu beten für unsere alltäglichen kleinen Herausforderungen. Manchmal aber geraten wir in solche Schwierigkeiten, dass wir nur den einen oder anderen ganz bestimmten Heiligen um Fürbitte ersuchen. Einmal stand der Fortgang unserer Gemeinde auf dem Spiel, und innerhalb weniger Stunden sollte ein Gespräch stattfinden, an dem sich der ganze weitere Weg der Gemeinde entscheiden würde. Da ging ich die ganze Adressliste unserer Gemeinde durch und wusste genau, wer für solche Dinge beten konnte und beten würde. Diese wenigen rief ich einzeln an. Sie schrieen zum Herrn, und an jenem Abend siegte Seine Sache. In 2Chr 32,20 erfahren wir, dass König Hiskia zusammen mit Jesaja zum Herrn schrie, während das assyrische Heer vor den Toren Jerusalems lag und nur darauf wartete, dass man ihm die Tore öffnete. Was tut König Hiskia? Nur beten? So würden wohl manche von uns sagen. Man muss doch auch realistisch und vernünftig sein. Ist es nicht Gott versuchen, wenn man ein akzeptables Angebot zur ehrenvollen Kapitulation in den Wind schlägt und sich in die Gebetskammer flüchtet? Die Bewohner Jerusalems konnten dankbar sein, dass sie einen König hatten, der wusste, wo wirklich die Würfel fallen! Jeremia war gleichfalls ein Beter. Das bewies er mit seiner Beharrlichkeit. Er hörte nicht auf, für das Volk zu beten, bis ihm der Herr dreimal gesagt hatte, er solle damit aufhören (7,16; 11,14; 14,11). Dass man den Propheten beim Beten bremsen muss, spricht Bände über sein Gebetsleben. Entsprechend bekommt er so unmissverständliche Antworten vom Herrn, wie sie eben nur ein solcher Beter bekommt. Habakuk war ein Beter. Sein Buch beginnt mit Gebet und endet mit Gebet. Was dazwischen steht sind die Antworten, die Gott ihm auf seine Gebete gab. Dass Habakuk mit Glauben betete, erkennen wir daran, dass er, nachdem er gebetet hatte, Ausschau hielt nach Gottes Antwort.

Daniel

Daniel war ganz sicher ein Beter. Als Antwort auf sein Beten offenbarte ihm Gott die Geheimnisse seiner himmlischen Regierung und seines kommenden Reiches (Dan 2,17.23). Das erinnert an ein Gebet des Paulus, wo er für die Heiligen betet, dass Gott ihnen den Geist der Weisheit und Offenbarung gebe, um die in Christus gewordenen und geoffenbarten Geheimnisse des Heils zu verstehen. An Daniel 6,11 können wir ablesen, dass ein Mann, der wie Daniel sein Leben lang ein Beter war, vom Beten nicht mehr lassen kann. Es ist ihm zur zweiten Natur geworden, so natürlich wie das Atmen. Er kann und er will ohne die Zwiesprache mit seinem Gott nicht mehr sein – lieber will er sterben. In Dan 9,1–3 sehen wir die Gewissheit, dass die Heilsgeschichte so verläuft, wie Gott es sich vorgesetzt und geoffenbart hat (Jer 25,11.12; 29,10). Dabei will Gott, dass seine Heiligen ihn darum bitten, dass sein Vorsatz sich erfüllt. So hat Gottes Sohn uns beten gelehrt: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe.“ Das letzte Buch der Bibel bestätigt diese im ersten Buch der Bibel gelehrte Wahrheit: Der Gang der Reiche dieser Welt und ihr Ende in den göttlichen Gerichten wird ausgelöst durch die Gebete der Heiligen (Off 8,4–6). Die Hauptthemen des Buches Daniel sind die Reiche dieser Welt und das kommende Reich des Menschensohnes. Dass gerade der Prophet, der diese Botschaften empfing, sich in besonderer Weise als Beter auszeichnet, bestätigt das eben Gesagte: Die Weltgeschichte, die nichts anderes ist als der äußere Rahmen für die eigentliche Geschichte – nämlich die Heilsgeschichte – geht von Gottes Thron aus durch die erhobenen Hände seiner betenden Knechte. Wir lernen an Daniel 9, wie er zeitgeschichtliche und tagespolitische Umwälzungen im Licht des Wortes Gottes deutet: Daniel erkennt, dass das babylonische Reich durch das persische abgelöst worden war nach Gottes Vorsatz und zur von Gott vorher bestimmten Stunde (Jer 25,11.12). Das wiederum lehrt ihn zu fragen, wie diese Umwälzung in der Welt der heidnischen Reiche mit Gottes Vorsatz für sein Volk zusammenhängt, und er findet die Antwort in der Bibel, in Jer 29,10. Und so wirft er sich vor Gottes Angesicht nieder und beginnt für sein Volk zu beten. Sollten wir nicht auch in der gleichen Weise offene Augen haben für Gottes Walten in der Geschichte und darin das göttliche Lenken aller Umstände sehen, das seinen Heilsrat vorantreibt und auf die Vollendung seines Volkes zustrebt? Stellen diese Wirklichkeiten die Aufforderung von 1Tim 2,1–4 nicht erst in seinen eigentlichen Zusammenhang? Und schließlich lernen wir in Dan 9, dass dem Fürbitter weitere und tiefere Einsichten in Gottes Wege offenbart werden: Auf das Gebet Daniels für sein Volk antwortet Gott, indem er einen Engel sendet, der Daniel den weiteren Gang der Geschichte seines Volkes enthüllt (9,20–27). Nehemia war ebenfalls ein Beter. Das einleitende Kapitel ist die Erklärung für den ganzen weiteren im Buch erzählten Verlauf der Dinge. Alles beginnt mit ausharrendem Gebet (Neh 1,4). Bei ihm begegnen wir auch dem gleichen Reflex, den wir bei Mose gesehen haben. Kaum hört er von der Not in Jerusalem, wendet er sich an den Herrn. Von Nehemia lernt das Volk, nicht auf den Spott der Feinde zu antworten, sondern sich sofort an seinen Gott zu wenden.

Nachtext

Quellenangaben