Zeitschrift-Artikel: Leserbrief - christliche Popmusik?

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Titel: Leserbrief - christliche Popmusik?
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Titel

Leserbrief - christliche Popmusik?

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Lieber Gerrit!                                         Fritzlar, den 6.5.1980
Ich habe Deinen Artikel über christliche Popmusik mit großer Aufmerksamkeit gelesen und muß Dir bestätigen, daß Du von der Bibel her versuchst, die Probleme der (christlichen) Pop/Rockmusik zu lösen. Trotzdem glaube ich, daß Du die Bibel hier nicht richtig an­wendest.

Nach Deinem Artikel bleibt mir eine Frage offen: Was ist Popmusik überhaupt? Woran kann ich eine Musik, die ich gerade vielleicht höre, einstufen, ob sie Rock, Pop, Klassik oder nur Unterhaltungsmusik ist? (Ist Pop = Rock, oder ist es etwas verschiedenes?) Die Bibel gibt uns leider keine Kriterien für Musikarten, sie beurteilt die Musik nur aus ihrer Entstehung, ihrer Absicht und ihrem Zweck heraus.

Jemand hat einmal gesagt, er beurteilt Popmusik danach, ob er unwillkürlich mit dem Fuß mitwippt oder nicht. Das könnte sehr gut funktionieren, aber da ich z.B. selber Musiker bin, empfinde ich ein Grundmetrum bei jeder Art Musik - und wippe selbst bei Bach mit. Fazit: Dieses Kriterium ist rein subjektiv.

Als nächstes Argument taucht dann meist das Schlagzeug auf. Nur gibt es bei konsequenter Anwendung auch hier einige Schwierigkeiten, Was ist denn mit bayrischer Blasmusik, vielen Heimatliedern. Da wird ebenfalls ein Schlagzeug verwandt. Das als Popmusik zu bezeichnen, kommt mir denn doch ein wenig komisch vor.
Außerdem, wenn ich dann konsequent noch weiter gehe, muß ich zu dem Resultat kommen,
daß ein Schlagzeug ein Instrument ist, daß nur zu Ehre Satans und nicht zu Gottes Ehre eingesetzt werden kann. In Psalm 150 werden alle damals bekannten Instrumentarten des Volkes Israel erwähnt, da ist kein Instrument ausgeschlossen, alles dient dem Herrn. Wenn wir jetzt hingehen und das Schlagzeug dort ausschließen, dann entfernen wir uns doch von der Bibel?! Oder nicht? Das Argument des Schlag­zeuges ist also auch nicht sooo schlüssig.

Als nächstes gibt es dann meist die Antwort, man muß sich durch den Heiligen Geist führen lassen. Klar muß man das. Aber das, was der Heilige Geist offenbart, kann nicht im Widerspruch zur Bibel stehen. Außerdem habe ich (leider) bei manchen Christen beobachtet, daß sie den Heiligen Geist nur das sagen ließen, was ihnen in den Kram paßte. Natürlich will ich auf keinen Fall die Leitung des Heiligen Geiste schmälern, nur wenn jemand sagt, daß er beurteilen kann, was Popmusik ist und was nicht, weil es ihm der Heilige Geist offenbart hat, bin ich doch etwas skeptisch. (Könnte aber trotzdem so sein), Und solange es Christen gibt, die meinen, daß ihnen das Gegenteil offenbart worden sei, möchte ich es nicht als meinen Maßstab übernehmen.

Fazit: Ich selber kann Popmusik nicht klar umgrenzen, weil mir einfach ein objektiver Maßstab fehlt. Wenn das so ist, kann ich aber auch auf gar keinen Fall pauschal diese Musikform ablehnen und ihr sogar nichtchristliche Ziele nachsagen, Wohlgemerkt, die Betonung liegt auf „pauschal".

Trotz allem muß ich aber doch beurteilen, ob die Musik, die ich höre, gut ist für mich oder nicht. Wie gezeigt geht es nach der Musikart nicht. Welchen Maßstab lege ich statt dessen an? Wie beurteilt die Bibel denn Musik überhaupt? Doch bevor ich darauf eingehe, will ich noch schnell einiges beantworten, was Du in Deinem Artikel schriebst.

,„.. Rockmusik zielt darauf ab, in High-Stimmung zu versetzen." Ich kenne Leute, die zwei bestimmte Arten Musik hörten, wenn sie z.B. Haschisch geraucht hatten. Einmal Rockmusik und dann Bach (I). Hier liegt ein Problem der Rockmusik. Sie ist zu einem nicht geringen Teil wirklich nur Drogenmusik, von einiger Musik wird sogar als akustisches LSD gesprochen, aber das läßt sich nicht auf die gesamte Musik­form ausdehnen.
Der „Otto-Normalverbraucher" kommt mit dieser speziellen Form der Rockmusik selten in Berührung, da die Drogen­
musik zum größten Teil doch noch echte Untergrundmusik ist. Auf jeden Fall kannst Du also auch nicht behaupten, daß alle Rockmusik die Absicht hat, in High-Stimmung zu versetzen. „ ... Die Rockmusik ist darauf konzipiert worden, alle Gewissensbarrieren abzubauen."

Die Tendenz, moralische und ethische Werte zu zerstören, liegt unserer heutigen Zeit allgemein zu Grunde. Sie entspringt der „Gott ist tot" Philosophie, der daraus folgenden Denkarten, die uns heute regieren: Dem Humanismus und dem Existenzialismus. Beide Denkformen gehen davon aus, daß sich der Mensch seine Normen selbst setzt, und keinen Gott darum fragen braucht. Logischer- und konsequenter­weise hat das zu einem ständigen Abbau der biblischen Normen geführt. Da viele Rockmusiker diese Denkrichtungen übernommen haben, und selbst nach ihnen leben, kommt das logischerweise auch in ihrer Musik zum Ausdruck. Dieselbe Tendenz beobachte ich aber auch bei Wagner, oder in der Malerei. Aber auch hier gibt es wieder viele Bereiche der Rockmusik, die frei von diesem Denken sind, Nicht die Rockmusik als Musikform will alle Gewissensbarrieren abbauen, sondern einzelne Musiker füllen ihre Rockmusik mit diesem Inhalt.

Wie Du also sehen kannst, hast Du schon Recht, wenn Du schreibst, daß diese Musik von Satan beeinflußt wird.
Denn Rockmusiker sind meist besonders empfänglich für die Philosophie Crovvley's: „ Mach was du willst!" Und der Teufel lockt mit Drogen, Sex und sogar mit
sich selbst. Manche Rockgruppe ist wirklich besessen. Wenn Musiker in diesen Dingen gefangen sind, wenn sie mit der existentialistischen Denkweise (oder biblisch: der Welt) liebäugeln, dann wird sich das in ihrer Musik niederschlagen. Nicht die Musik an sich ist schlecht! Der Musiker füllt die Musik mit Inhalt, nicht die Musik sich selbst. Ist der Musiker also von Satan beeinflußt, ist der Musikergläubig,, so wird seine Musik von diesem Glauben beeinflußt.

Ich darf also nicht fragen, was für eine Musikform habe ich vor mir, ist die Form gut oder schlecht; ich muß fragen, mit welchem Inhalt füllt der Musiker die einzelne Platte. Und das unabhängig von jeglicher Stilfrage. Das muß ich bei klassischer Musik genauso fragen, wie bei Schlagern. Und bei Rock genauso, wie bei Heimatliedern, bei Volksmusik. (In der klassischen Musik z.B. sind Beethoven und Wagner ganz klare Humanisten und damit Atheisten gewesen. Mozart ist ein Mitglied der okkulten Vereinigung der Freimaurer gewesen. Liszt, einer der größten Virtuosen aller Zeiten, hat seinen Mephisto-Walzer komponiert - in einem Tempo, daß ihn heute auf der Welt kein Pia­nist in diesem Tempo perfekt spielen kann. Und von Liszt wird gesagt (ich habe dafür leider keinen Beweis), er habe seine Virtuosität: als dämonische Gabe erhalten.)Wie schon gesagt, gibt es in der Rockmusik einige Musiker, die ihre Musik mit schlechtem Inhalt füllen, Du sagst deswegen, diese Musik ist für einen Christen nicht akzeptierbar, ja selbst die Form der Musik nicht. Wenn du konsequent bist muß Du dann alle klassische Musik ablehnen, weil es auch unter ihnen okkulte Musiker gab.

Hier sieht man, daß das Unsinn wäre. Aber genau so Unsinn ist es, alle Rockmusik wegen einiger Schlechtigkeiten abzulehnen. Die Bibel lehrt mich, daß ich Gott lieben soll. Und sie spricht von den Früchten des Geistes und des Fleisches.

Verherrlicht die LP, die gerade bei mir/Dir läuft Sex, Drogen oder sonstige Fleischesfrüchte? Wenn ja, dann sollten wir uns von dieser Musik - egal welcher Stil das gerade ist - distanzieren. Aus Liebe zu Gott, weil er mich davon frei gemacht hat. (Ich persönlich glaube aber auch nicht, daß einem wirklich erweckten Christen diese Musik zu Fall bringen kann.) Aber wenn ich Jesus liebhabe, dann werde ich nicht etwas gut finden, daß „Sympathie für den Satan" oder ähnlich heißt.

Verherrlicht die LP jedoch Geistesfrüchte, preist sie den Herrn, dann will ich damit einstimmen. Und dann ist es mir genauso egal, welche Musikform das ist. Gott hat uns Menschen die Erde gegeben, damit wir uns an ihr freuen. Ich will mich über alles (1) freuen, daß sich mit seiner Schöpfung positiv und konstruktiv beschäftigt. Über alles! Das führt dann aber auch zu der Konsequenz, daß ein Musiker prinzi­piell jeden Stil spielen kann, um Gott zu loben und zu preisen. Ob Gott verherrlicht wird, hängt eben auch nicht von der Musikart ab, sondern davon, wie der Musiker im Glauben steht. Leider muß ich einräumen, daß bei manchen sogenannten christlichen Musikern nicht viel christliches dabei ist. Aber ein falscher 10 DM-Schein sagt noch lange nicht, daß es nicht auch echte gibt. (Dein Zitat aus der COGO ist wirklich ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte.)

Ich möchte die Behauptung aufstellen, daß ich Dir sagen kann ob eine Gruppe, die sich als christlich ausgibt, wirklich im Herrn steht und lebt, oder Zweifel anzumelden sind, wenn ich diese Gruppe einige Zeit lang höre und sehe. Und glaube nur nicht, daß die Zuhörer das nicht merken. Vielleicht nicht ganz so bewußt, aber sie merken den Unterschied genau.

 

Christliche Popmusik? Ja!
Wenn die Musiker Jesus im Mittelpunkt haben und ihn verherrlichen.
Popmusik sonst?
Ja, wenn sie positive Aussagen und Werte vertritt.

Negative, destruktive Musik? Nein, egal ob mit oder ohne christliches Deckmäntelchen. Egal welche Stilart. Zumindestens sollten die Ge­fahren dieser Musik aufgezeigt werden.

 

Ob eine Musik gut oder schlecht ist, beurteile ich also nicht aus dem Stil heraus, sondern aus ihrem Inhalt und ihrer Aussage. Und die kann ich nach der Bibel sehr gut untersuchen. Pauschalurteile sind also abzulehnen. Vielmehr müssen wir dazu kommen zu differenziere« und zu kritischem Hören jeder Musik anzuregen. Aber wenn wir uns dabei von der Bibel leiten lassen, dann ist nicht mehr meine subjektive Meinung entscheidend, sondern Gottes Wort.
Dein Bruder im Herrn Werner Sommerfeld

Nachtext

Quellenangaben