Zeitschrift-Artikel: Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel 1. Teil

Zeitschrift: 33 (zur Zeitschrift)
Titel: Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel 1. Teil
Typ: Artikel
Autor: Benedikt Peters
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1547

Titel

Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel 1. Teil

Vortext

Text

Wir leben in einer Zeit der Wunder, und zwar nicht nur der technischen, sondern auch der übernatürlichen. Täg­lich kann man in den Tageszeitungen Berichte und Inse­rate von wunderwirkenden Handauflegern, Geist- und Glaubensheilern lesen. Uns interessieren diese natürlich nicht. Was uns aufhorchen läßt, sind Christen, und zwar bibelgläubige, die mit Heilungswundern, übernatürlichen Offenbarungen durch Träume, Visionen und Stimmen und ähnlichem mehr auftrumpfen können.

Jetzt wird immer häufiger behauptet und geglaubt, Gott hätte für die letzte Zeit der Gemeinde auf der Erde ein Wiederaufleben der apostolischen Wunderkräfte verheißen. Dies erfülle sich heute. Weil aber die Bibel für die End­zeit von „kräftigen Irrtümern" (2. Thess. 2,11) und „Zei­chen und Wundern der Lüge" (2. Thess. 2,91, einem „Ab­fall vom Glauben" (1. Tim. 4,1) und von „Verführung" (Matth. 24,4) spricht, wagen wir vorerst einmal, ein Frage­zeichen hinter diese erstaunlichen Wunderberichte zu setzen. Wir müssen sie einordnen können: Haben wir es mit der Wirksamkeit des „Geheimnisses der Gesetzlosig­keit" zu tun (2. Thess. 2,7), mit falschen Propheten (2. Petr. 2,1), mit Wölfen im Schafspelz, d.h. mit Ver­führern in frommem Gewand (Matth. 7,15); Apg. 20,291, oder wirkt hier Gott?

Jeder Gläubige ist von der Schrift her aufgefordert, zu prüfen (1. Thess. 5,21; 1. Joh. 4,1), und wenn nötig bloß­zustellen und zu warnen (Eph. 5,11). Der erhöhte Herr konnte die Gemeinde zu Ephesus noch loben, daß sie die falschen Apostel „geprüft" hatte und „die Werke der Nikolaiten haßte" (Off. 2,2.6). Wir sollen es Ihnen gleich­tun.

Andererseits wollen wir uns, wo Gott wirkt, von ganzem Herzen freuen und mit allen Kräften Sein Werk fördern. Neutralität kommt für einen ernsten Christen bestimmt nicht in Frage.

Möchte uns der Herr durch Sein teures Wort Klarheit über dieses heute so hochaktuelle Thema verschaffen. Dann werden wir einen deutlichen Ton von uns geben können, damit man sich zum Kampf rüste (vgl. 1. Kor. 14,8).

Das Spannungsfeld

„Eine der größten Tücken Satans hat seit jeher darin bestanden, einen Keil zwischen Gottes untrüglichem Wort und Sein Volk zu treiben. Es begann schon im Garten Eden, als der Vater der Lüge Eva fragte: „Hat Gott wirk­lich gesagt?" Unvermindert geht der Kampf bis heute weiter. In unseren Tagen begegnen wir zwei verschiedenen, aber verwandten Arten dieser satanischen Strategie:

- Rationale Zweifel und Verleugnung der in der Bibel festgehaltenen, übernatürlichen Geschehnisse. Diese machen sich in evangelikalen Kreisen durch Kompromisse mit der organischen Evolution sehr unangenehm bemerk­bar. Hier wird versucht, die großen Schöpfungswunder Gottes durch göttlich veranlaßte Prozesse zu erklären (theistische Evolution).

- Der Feind bringt Christen dahin, heute Wunder zu sehen, wo keine geschehen. Dazu verwendet er die An­sprüche selbsternannter Wundertäter.

Die erste Strategie beabsichtigt, uns Stück für Stück die Bibel zu nehmen, bis wir uns fragen, was noch übrig­bleibt.

Durch die zweite Strategie sollen wir von der Bibel ge­nommen werden: unsere Aufmerksamkeit wird auf neue Ansprüche göttlicher Offenbarungen durch moderne Propheten oder auf neue übernatürliche Kräfte gelenkt, so daß wir nur noch wenig Zeit oder Interesse für das fleißige Forschen in der Schrift aufbringen, um darin die göttlichen Wahrheiten und die göttliche Art und Weise ihrer Mitteilung zu erkennen. (Dr. John Whitcomb; „Does God Want Christians to Perform Miracles Today?"). Mitten ins Spannungsfeld zwischen diesen zwei von Dr. Whitcomb aufgezeigten Extremen sind wir gestellt, und wir haben darin den geraden Weg zu erkennen und zu gehen.

Das Fragen nach Zeichen und Wundern

Gläubige fragen oft, ob Gott denn heute nicht die gleichen Wunder wirken könnte wie durch Mose, oder durch Jesus und die Apostel. Er ist doch der Unveränderliche! Das ist wahr. „Ich, der Herr, verändere mich nicht" (Mal. 3,6; Hebr. 13,8). Nur heißt das nicht, daß er immer gleich mit uns Menschen umgeht. Denken wir nur daran, daß ER „die damalige Welt" (zur Zeit Noahs) durch Wasser richtete, die jetzige Welt aber durch Feuer richten wird (1. Petr. 3, 6-7).

Darum ist die Frage nicht, ob Gott nicht Wunder und Zeichen wirken könne, sondern, ob es für unsere Zeit Seinem Plan entspreche. Aber würde nicht der Glaube der Erlösten, der heute durch Bibelkritik, Evolutionslehre u.a.m. so arg angefochten ist, auf wunderbare Weise ge­stärkt, wenn Gott von Zeit zu Zeit ein sicht­und spürbares Zeichen Seiner Gegenwart gewährte? Und würden nicht göttlich gewirkte Zeichen unserer Verkün­digung in einer skeptischen und agnostischen Welt die entscheidende Durchschlagskraft verleihen?

Das sind berechtigte Fragen. Wir wollen versuchen, sie anhand der Schrift der Reihe nach zu beantworten.

1. Stärken Zeichen und Wunder den Glauben der Erlösten?

Mancher mag schon gedacht haben, wenn er nur einmal ein
wirklich handfestes Zeichen der Gegenwart des Herrn
erhielte, würde er bestimmt nie mehr an Seiner Gegenwart zweifeln und Ihm fortan fester vertrauen. Träfe das zu? Man sollte es meinen. Aber was lehrt uns die Schrift? Was wir meinen und uns vorstellen, ist oft er­schreckend irreführend. Darum wollen wir uns am Beispiel Israels, das uns zum Vorbild gegeben ist (1.Kor. 10,6.11; vgl. auch Röm. 15.4) belehren lassen.

Wir tun immer sehr gut daran, uns an dem zu orientieren, was der treue Herr in Seinem Wort mitteilt, denn gewöhn­lich sind wir nicht klüger als wir meinen, sondern um­gekehrt.

Die Kinder Israel haben wie noch kein anderes Volk das sichtbare Wirken Gottes in ihrer Mitte erlebt. Wir denken an die Zeichen, die durch Mose in Ägypten geschahen, den wunderbaren Durchzug durch das Rote Meer, die schreckenerregenden Zeichen, unter denen Er sich am Berge Sinai kundtat und das tägliche Manna vom Himmel. Man stelle sich folgendes einmal vor: „Und es geschah am dritten Tage, als es Morgen war, da waren Donner und Blitze und eine schwere Wolke auf dem Berge und ein sehr starker Posaunenschall; und das ganze Volk zit­terte" ( so real war ihnen die Gegenwart Gottes) „und der ganze Berg Sinai rauchte, darum, daß der Herr auf ihn herabstieg im Feuer; und sein Rauch stieg auf, wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte sehr. Und der Posaunenschall wurde fort und fort größer" (2. Mose 19,16-19). Dieses gewaltige Ereignis vergaßen die Kinder Israel nie. Aber den Herrn vergaßen sie: „Sie vergaßen Gottes, ihres Retters, der Großes getan hatte in Ägypten" (Psalm 106,21) und zwar nicht erst die nach­kommenden Geschlechter; denn unmittelbar nach dieser geradezu umwerfenden Offenbarung göttlicher Macht lesen wir in Kapitel 32 des gleichen Buches: „Sie sind schnell abgewichen von dem Wege, den ich ihnen geboten habe" (V 8). Offensichtlich wird das Herz des Menschen nicht von dem berührt, was er mit seinen Augen sehen kann. Israel sah die Herrlichkeit des Herrn (2. Mose 16,10) und dennoch „vertauschten sie ihre Herrlichkeit gegen das Bild eines Stieres, der Gras frisst" (Ps. 106,20).

Wenn unser Herz nicht erreicht wird, ist nichts erreicht. Aber das Herz wird nicht über unsere fünf Sinne erreicht, sondern nur durch Glauben. Das verstehen wir aus Römer 10,10 : „Mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtig­keit." Der Glaube wird nicht durch sicht- oder spürbare Dinge geweckt, sondern nur durch das göttliche Wort: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Ver­kündigung aber durch Gottes Wort" (Röm. 10,17).

In den verschiedenen Heilsabschnitten seit dem Sünden­fall hat Gott den Menschen auf all seine Fähigkeiten hin, Gott zu gehorchen und zu gefallen, geprüft. Dabei ist mit erdrückender Deutlichkeit an den Tag gekommen, daß das Fleisch „nichts nützt" (Joh. 6.63), und daß „Die, welche im Fleische sind" Gott „nicht zu gefallen ver­mögen" (Röm. 8,8).

Das hat Israel, das Volk Gottes im Fleisch, am allerdeut­lichsten demonstriert. Gott tat für sie alles (vgl. Jes. 5,4), damit sie im Fleisch, d.h. aufgrund ihrer natürlichen Fähig­keiten, Gott zu dienen vermögen. Er gab ihnen seine Satzungen, Er speiste sie durch ein tägliches Wunder, Er ließ sie Seine Macht und Herrlichkeit sehen. Was aber war das niederschmetternde Ergebnis? „An den meisten derselben hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste hingestreckt worden" (1. Kor. 10,5). Gott hatte das natürlich schon zuvor gewußt, aber Er mußte es auch uns Menschen verstehen lassen, daß wir tatsächlich so tief gefallen sind, daß uns nur Eines bleibt: Gott und Seinem Wort zu glauben. „Dies ist das Wort Gottes, daß ihr an den glaubt, den Gott gesandt hat" (Joh. 6,29). Darum sagt Jesus nicht: „Wenn ihr die Herrlichkeit Gottes seht, werdet ihr glauben", sondern: „ Wenn du glauben würdest, würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen" (Joh. 11,40). Über unsere fünf Sinne und unseren verfinsterten Verstand können wir uns Gott nicht nahen. Gott weiß das, weil Er uns kennt. Darum wollen wir Ihm dankbar sein, daß Er uns Sein Wort gegeben hat, das durch die Kraft des Heiligen Geistes in unsere Herzen eindringt und uns Ihn offenbart, wenn wir glauben.

„Denn ohne Glauben ist es unmöglich Gott zu gefallen; denn wer Gott naht muß glauben ..." (Hebr. 11,6). Und Paulus sagt: „ Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen" (2. Kor. 5,7); d.h. durch das Wort, das den Glauben nährt, und nicht durch Zeichen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Wir brauchen keine sicht­und spürbaren Zeichen oder hörbare Stimmen. Sie würden ja nur aufs Neue — wie bei Israel — unsere Unfähigkeit unter Beweis stellen. Oder glauben wir, wir seien besser als Israel? Oder meinen wir, Gott hätte uns Israel umsonst als Vorbild hingestellt? Hoffentlich nicht.

 

Hat uns Gott nicht in unendlicher Gnade in ein wunder­bares Heil eingeführt? Laßt uns Ihn, den allein weisen Gott dafür anbeten!

Nachtext

Quellenangaben