Zeitschrift-Artikel: . . . und ihr werdet meine Zeugen sein (Apg. 1.8) 2. Teil

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Titel: . . . und ihr werdet meine Zeugen sein (Apg. 1.8) 2. Teil
Typ: Artikel
Autor: Martin Heide
Autor (Anmerkung):

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Titel

. . . und ihr werdet meine Zeugen sein (Apg. 1.8) 2. Teil

Vortext

Text

Im letzten Heft wurde einiges darüber gesagt, warum persönlicher Zeugnisdienst überhaupt not­wendig ist, und welche Voraussetzungen man dazu erfüllen sollte.
Bevor wir nun auf die eigentlichen Inhalte des Evangeliums zu sprechen kommen, soll noch einiges über das "wo?" und "wann?" gesagt werden.

Ganz allgemein sagt die Bibel folgendes darüber aus:"Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung." (Mark. 16,15)
"Schauplatz", wo das Evangelium verkün­digt wird, ist also die ganze Schöpfung. - Aber die geographische Reihenfolge heißt: von Jerusa­lem aus, dem Wirkungsort des Herrn Jesus und Seiner Jünger. Dann ganz Judäa, die nähere Um­gebung Jerusalems, danach Samaria, das nächst­liegende Land. Schließlich erreicht die Verkün­digung die Enden der Erde. (Luk. 24, 45-49; Apg. 1,8)
Wichtig ist hierbei das "anfangend von" vgl. Luk. 8,39; Joh. 2,11; Joh. 9:

Der Herr selber fing in seiner Heimat Galiläa

an zu wirken.

 

Der Gadarener, von dem Dämonen ausgetrie­ben wurden, bekam vom Herrn die Anweisung, zuerst nach Hause zu gehen, und "zu erzählen, wieviel Gott an ihm getan hatte". (Mark. 5,19)

Der Blindgeborene in Joh. 9 sagte erst seinen

Eltern und Verwandten von seiner Heilung.

 

Paulus selbst sagt in Römer 15,19: "so daß ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrikum das Evangelium des Christus völlig ver­kündigt habe…"

Nun, gerade zu Hause, wo man jedermann bekannt ist, fällt es uns besonders schwer "Farbe zu bekennen" (vielleicht sind wir früher besonders unangenehm aufgefallen, wie z.B. der Zöllner Zachäus, der vielen als Betrüger bekannt war (Luk. 19,1-10). Aber der Herr wünscht, daß wir dort anfangen.
Wenn wir uns dazu überwinden, bekommen wir große Kraft für alles spätere Zeugnisgeben; es ist gewissermaßen ein Prüfstein, ob wir dem Herrn gehorsam sein wollen. Wer es also noch nicht getan hat, sollte versuchen, in der Schule, Uni oder Arbeitsplatz, bei allen Freunden und in der Nachbarschaft ins Gespräch über das zu kommen, was sein Leben verändert hat.
Doch die Weiterführung des zunächst ört­lichen Verkündigungsdienstes bleibt immer.

... bis an die Enden der Welt';

d.h. sie darf nirgendwo steckenbleiben oder irgend­wann aufhören, sie ist dynamisch, nicht statisch oder im eigenen Kreise drehend. Gelegenheiten gibt es genug; man braucht nicht, wenn jeder Nachbar weiß, daß wir Christen sind, die Hände beruhigt in den Schoß zu legen. Christen sollten mehr Phantasie darin haben, wo und an wen man die beste Nachricht der Welt weitergeben kann.
Paulus selbst hatte ein ganz besonderes Ziel im Hinblick auf die Verkündigung: " . . . und mich also beeifere, das Evangelium zu predigen, nicht da, wo Christus genannt worden ist, auf daß ich nicht auf eines anderen Grund baue; sondern wie geschrieben steht: "Denen nicht von ihm verkündigt wurde, die sollen sehen, und die nicht gehört haben, die sollen verstehen"." (Röm. 15,20 u. 21)

"Wann?...
Zu jeder Zeit: "Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist ..." (1. Petr. 3,15).

"Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christo
Jesu, der da richten wird Lebendige und Tote,
und bei seiner Erscheinung und seinem Reiche:
Predige das Wort, tritt dafür ein in gelegener
und ungelegener Zeit . . . Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evan- grundsätzliche Aussagen erkennen: gelisten, vollführe deinen Dienst." (2. Tim. 4,2+5) (Apg. 17,22-34 lesen)

"Was .....
Spurgeon meint:
"Wenn Menschen errettet werden sollen, so muß die Verkündigung wenigstens etwas Lehre enthalten. Einige Prediger sind ganz Licht und kein Feuer, und andere sind ganz Feuer und kein Licht; was wir brauchen ist beides, Feuer und Licht. Ich richte nicht jene Brüder, welche ganz Feuer und Eifer sind; aber ich möchte, sie hätten etwas mehr Kenntnis von dem, worüber sie reden, und ich denke, es wäre gut, wenn sie nicht ganz so schnell zu predigen begönnen, was sie kaum selber verstehen.

Es ist eine schöne Sache, sich auf der Straße hinzustellen und zu rufen: "Glaubet! Glaubet! Glaubet!" Ja, mein guter Mann, aber was sollen wir glauben? Worüber wird denn all dieser Lärm gemacht? Gemütsbewegung ist ohne Zweifel etwas durchaus Erlaubtes auf der Kanzel, und das Gefühl, das Pathos, die Leidenschaft des Herzens sind etwas Gutes und Großes am rechten Platze. Aber gebrauchen Sie doch auch Ihren Kopf ein wenig, sagen Sie uns etwas, wenn Sie auftreten, um das ewige Evangelium zu predigen"! (aus C.H. Spurgeon, "Ratschläge für Seelenge­winner" (Telos Paperback).)

Der Lehrinhalt des Evangeliums ist sozu­sagen das Gerüst, das dadurch, daß wir konkret mit dem Herrn leben, mit Leben erfüllt wird Mit Lehrinhalt sind dabei allein die biblischen Aussagen gemeint, die wir im Evangelium ver­mitteln müssen, um jemand vor eine Entscheidung zu stellen. Man kann dabei doch sehr viel über das "was", die Lehre, wissen, aber das so wie in dem letzen Wetterbericht weitersagen; aber wenn man gar nichts über die Lehre weiß, so kann man allein durch Eifer und Leidenschaft niemand zum Herrn führen. Beide Extreme sind also nicht nachahmenswert.
Zum Verständnis dieser Lehraussagen gibt es heute eine Reihe guter Hilfen und Zusammen­stellungen (z.B. die "Vier Geistlichen Gesetze" von Campus für Christus). Leider werden sie von manchen als willkommene Methode gebraucht um jemand nach "Schema F" zu bekehren; trotz­dem bieten sie dem, der im Weitersagen unge­übt ist, eine wertvolle Hilfe.

In der Predigt des Paulus, die er auf dem Areopag in Athen hielt, kann man leicht folgende

1.   Wer ist Gott? Verkündigung eines per­sönlichen Gottes, der in der Schöpfung bereits erkennbar ist (Vers 24-26).

2.   Tragik des Menschen, der eigentlich Gott sucht, aber in der falschen Richtung und Ihn durch Religiösität etc. nicht findet (Vers 27-28), obwohl Gott einfach zu finden ist. (Vers 29).

3.   Möglichkeit zu Gott zu kommen durch Buße, Umkehr zu Gott, im Glauben an Seinen Sohn Jesus Christus (Vers 30-31).

4.   Unglaube wird gerichtet (Vers 31).
Viele Menschen haben nur eine vage Vorstel­hing davon, wer Gott ist — ein alter Mann mit Bart, oder ein mystisches Geistwesen, das irgend­wo im Raum schwebt, oder eine Einbildung der Menschen (Verdrehung der Bibel: "Im An­fang schuf die Evolution Himmel und Erde. Und Menschen sprachen: Lasset uns Gott schaffen nach unserem Bilde . . . .").


Deshalb ist es wichtig, den persönlichen Schöp­fer—Gott der Bibel zu verkündigen, d.h. einen Gott, der dem Menschen durch Gericht oder Gnade begegnet.

Und doch wird gerade dieser Gott von vielen gesucht, da eine unpersönliche Gottesvorstellung den Menschen unbefriedigt und total alleine läßt. Ein unpersönlicher Gott kann weder Schuld vergeben, noch wirkliches Leben über den Tod hinaus garantieren.
Weil die Sünde den Menschen von Gott trennt, kann er Gott nicht finden. Sie ist wie eine Mauer, ein unüberwindbarer Riß zwischen Gott und Mensch. Alle Versuche des Menschen, durch Kunst, Philosophie, FrömMigkeit, Rauschgift, östliche Religionen, "Gutestun" usw. eine ge­wisse Gotteserfahrung zu realisieren, sind damit von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Sünde bedeutet im griechischen "Zielver­fehlung", d.h. der Mensch trifft an dem ihm von Gott gesteckten Ziel vorbei. Zum einen als Zustand, indem er durch Adams Sünde für immer der Gemeinschaft mit Gott verlustig gegangen ist, zum anderen in Tatsünden (Mord, Hurerei, Lügen, Diebstahl usw. vgl. Röm . 1,18-22), die Folgen des Zustandes "Sünde" sind.
"Der Lohn der Sünde ist der Tod", der Mensch der sündigt, richtet sich selbst zugrunde. "Die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben".
Die einzige Chance des Menschen ist, den Herrn Jesus Christus als Gnadengabe Gottes, d.h. durch Gebet in Herz und Leben aufzunehmen. Der Herr Jesus Christus ist als der ewige Gott Mensch geworden und hat die Strafe für unsere Sünden an Seinem eigenen Leib erfahren, indem Er die Sünden ans Kreuz trug.
"Warum ?" fragen viele, warum mußte Gott
denn Seinen eigenen Sohn schlachten — als Opfer für die Sünde — hätte Er als allmächtiger Gott das Problem Sünde nicht anders lösen können?
Gott handelt verbindlich in Liebe und Ge­rechtigkeit. Der Mensch, der zu Ihm kommen will, muß Gottes Gerechtigkeit — Gottes Urteil über die Sünde — und Seine Liebe — Jesus Chri­stus für ihn gestorben — im Glauben annehmen.

Alle diese Aussagen beleuchten nur lehrmäßige Grundwahrheiten des Evangeliums; im Einzelfall, dem Gespräch mit Menschen unterschied­licher geistlicher Not, wird man sehr viele Dinge beachten und lernen müssen, in Abhängigkeit des Herrn die jeweiligen Menschen vor eine Ent­scheidung zu stellen. Darüber mehr im nächsten Heft.


Durch Jesus Christus wurde Gottes Liebe und Gottes Gerechtigkeit offenbar, begreifbar für die Menschen: Gott liebt den Menschen undwill Gemeinschaft mit ihm haben, aber die Sünde hindert Ihn daran, denn Er ist ein heiliger Gott und kann Sünde nicht sehen; Er liebt den Sünder, aber nicht die Sünde. Sünde muß an dem, der sie getan hat, gerichtet werden — aber wie, ohne daß der Mensch ewig verloren, von Gott getrennt existiert?

Wenn Gott Sünde duldet und den Menschen ungestraft läßt, ist Er nicht mehr gerecht gegen­über sich selbst; richtet Er sie aber an Menschen, so besteht für diese keine Hoffnung. Gottes einziger Ausweg, um die Menschen aus diesem Dilemma zu retten, war, das Gericht der Sünde an Seinem eigenen Sohn, der als einziger ohne Sünde lebte.


Er war wie einer, der an unserer Stelle zur Richtstätte ging, "für uns den Kopf hinhielt und die Hölle durchmachte", damit wir ungestraft blieben. Das ist Gottes Liebe. Gottes Gerechtig­keit zeigt sich in dem schonungslosen, harten und unvergleichbar schweren Urteil über die Sünde — vollzogen an Seinem Sohn.
Wichtig ist, daß man den Tatsachen der Bibel glaubt — nämlich, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist, daß Er niemals gesündigt hat, daß Er gekreuzigt wurde und starb, sowie nach drei Tagen auferstand.
Schenkt man diesen wesentlichen Tatsachen
keinen Glauben, hat es gar keinen Zweck, "Christ­sein" zu versuchen; es gibt weder einen "lieben Gott" der auch mal "ein Auge zudrückt" und "nur unser Bestes will", noch einen "blutrünstigen Gott", der sich unnötig Arbeit für Sünder macht.

Bibelstellen zu den Punkten 1-4

Zu 1) Ps. 139; Röm. 1,19 u. 20; Joh. 3,16; 10,10

Zu 2) Ps. 14,1-3; 51,5; 53,1-4; Jes. 53,64; 64,6;
Jer. 17,9; Röm. 3,10-12 u. 20-23; Röm. 5,12; 6,23; 1.Kor. 2,14; 2.Kor. 4,3-4; Titus 3,3; 1. Joh. 1,8 u. 10

Zu 3) Joh. 1,12; 3,16 u.17 u.36; 6, 35 u.37 u.48; Apg.
4,12; 15,8 u.9 u.11; Röm. 4,24 u.25; Röm. 6,23; Eph. 2,8 u.9; Matth. 28,5-10; Luk. 24,38-48; Joh. 20,19-22; Apg. 1,8u. 22; 2,32; 3,15; 4,33; Röm. 10,9 u.10; 1. Kor. 15,3 u.4; 15,14; 1. Kor. 17, 19-22

Zu 4) Joh. 3,36; 11,48; Mark. 16,16; Hebr. 2,2; Offb.
22,15; 19,11-15


Um Kraft in der Öffentlichkeit zu haben,müssen wir Kraft im Verborgenen empfangen.
C. H. Spurgeon

Nachtext

Quellenangaben