Zeitschrift-Artikel: John White:Die goldene Kuh

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Titel: John White:Die goldene Kuh
Typ: Buchbesprechung
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

John White:Die goldene Kuh

Vortext

Text

                               
Materialismus in der Gemeinde Jesu des 20. Jh.

„Die Gemeinde des 20. Jahrhunderts hat vergessen, welchem Herrn sie angehört, und malt sich an wie ein lockeres Mädchen in ihrem lächerlichen Bemühen, dem Herrn Mammon nachzulaufen. Oder, um ein anderes Bild zu gebrauchen, die Gemeinde betreibt Ehebruch mit einer goldenen Kuh. Es geht nicht um ein goldenes Kalb, sondern um eine Kuh. Ich nenne sie die goldene Kuh, denn ihre Euter sind prallvoll mit flüssigem Gold, besonders in der west­lichen Welt, wo sie auf üppigen Weiden voller blauer Scheine grast. Ihre Priester besänftigen sie, indem sie ihre Prinzipien wie Opfertiere schlachten, auf deren Blut sie mit unbewegter Befriedigung blickt. Besorgte Scharen von Anbetern beugen sich vor ihren Melkeimern nieder. Wenn das Geld auch unaufhörlich sprudelt, zittern die An­beter doch aus Furcht davor, daß die ihr dargebrachten Opfer sie eines Tages nicht mehr zufriedenstellen mögen.
„Es gab eine Zeit, da ärgerte ich mich über meine Glau­bensbrüder, die Fundamentalisten, und empörte mich über gewisse evangelikale Institutionen wegen ihrer materiellen Einstellung. Aber mein Zorn hat sich längst gelegt."
Der Auszug zeigt, daß dieses Buch der Aufschrei eines Mannes ist, der nicht länger dazu schweigen kann, daß die Fundamentalisten und Evangelikalen ihren geist­lichen Segen und ihr geistliches Erbe für ein Linsengericht verschleudern.
Mit liebevoller Schonungslosigkeit deckt der Autor die Schäden auf, die durch die Geldliebe entstanden sind: Psychologisch ausgefeilte Bettelbriefe vieler Missionswerke nach dem Motto: Die Konkurenz ist groß, Geschäftemacherei vieler Verleger und Händler mit from­mem Schnick—Schnack, Bekehrung durch Gehirnwäsche als Methode vieler Evan­gelisten, die unter Erfolgszwang stehen, usw.

Dieses Buch füllt eine echte Lücke. Alle Achtung vor dem Verlag, der den Mut hat, ein solches Buch herauszu­geben! Nur schade, daß der Preis des Buches dem Leser wie eine Satire erscheint. Das Buch hätte als Taschen­buch erscheinen sollen, um eine weite Verbreitung zu ermöglichen.

Nachtext

Quellenangaben

Telos Paperb.
159 S., 16.80 DM