Zeitschrift-Artikel: Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel Teil 3

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Titel: Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel Teil 3
Typ: Artikel
Autor: Benedikt Peters
Autor (Anmerkung):

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Titel

Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel Teil 3

Vortext

Text

Zweck und Bedeutung der Zeichen

Nach allem, was bisher gesagt wurde, erkennen wir deut­lich, daß Zeichen

a) heilsgeschichtliche Bedeutung haben, und zwar indem sie erstens

- Neueingeführtes bekräftigen und zweitens die

- Träger der neuen Offenbarungen legitimieren, aber auch

b) ein Gericht über den Unglauben darstellen.

c) die heilsgeschichtliche Bedeutung

Wir haben bereits festgestellt, daß Zeichen im Zu­sammenhang mit den

Hauptperioden der Offenbarungen auftraten. Weiter fällt auf, daß sie stets

1.Neueingeführtes bekräftigen

Hierzu schreibt John Stott an der gleichen Stelle des erwähnten Büchleins: "Die Hauptabsicht der Wunder lag in der Bestätigung des jeweiligen neuen Stadiums der Offen­barungen."
Mosewurde von Gott beauftragt, Israel in den Bund des Gesetzes einzuführen. Diesem heilsgeschichtlichen Ereig­nis gab Gott durch gewaltige Zeichen und Wunder Zeugnis.
Jesussollte Israel in den Neuen Bund einführen. Gott be­kräftigte Seinen Dienst ebenfalls durch Zeichen.
Die Apostel waren zunächst Zeugen des Neuen Bundes an Israel. Gott zeugte wie bei Jesus "sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke" (Hebr. 2,4). Nach­dem Israel das Zeugnis verwarf und so nicht in den Neuen Bund eingeführt werden konnte, begann Gott die Gemeinde aus den Nationen zu sammeln. Das geschah hauptsächlich durch den Dienst des Paulus, des Heidenapostels. Dem Neuen, das er einführte, gab Gott wiederum durch mäch­tige Zeichen und Wunder Zeugnis.
Die Propheten
Laut Apostelgeschichte 3,24 begann mit Samuel die Zeit der Propheten, und zwar in Verbindung mit dem bedeutenden Wechsel in der Geschichte Israels vom König­tum Jahwe zum Königtum unter menschlicher Vertretung (1. Sam. 8,6-7). Passend zu diesem Neuen sind die zwei Zeichen, die Gott auf die Gebete Samuels hin gab (1. Sam. 7,10; 12, 16-18). Nachdem dieses heilsgeschichtliche Neue eingeführt ist, tun weder David noch Salomo Zeichen.
Was wir hier sehen, ist allgemeingültig: Nachdem das Neue eingeführt, das Zeugnis bekannt ist, hören die
Zeichen und Wunder auf. Sie werden durch das Wort abgelöst. Gott erwartet jetzt Glauben und Gehorsam.
An die Stelle der schreckenerregenden Zeichen an­läßlich der Ausführung Israels aus Ägypten tritt das all­jährliche Erinnerungsfest des Passah. Im Lande angekom­men, hört das Manna auf; Israel muß sich sein Brot durch Ackerbau erarbeiten. Und schließlich verschwinden Rauch-und Feuersäule. Der treue Israelit muß durch die Belehrung des Gesetzes seine Wegweisung entnehmen.
Für die Gemeinde gilt dasselbe: Die Zeichen und Wunder hatten bei Einführung des Zeugnisses ihren Dienst getan. Nachdem das Zeugnis bekannt, spätestens aber als das geschriebene Wort gegeben war, erübrigten sie sich. Der Grund der Gemeinde war durch das Werk Jesu Christi und die Verkündigung der Apostel gelegt (1. Kor. 3,10; Eph. 2,20; Off. 21,14). Diese Grundlegung läßt sich nicht wiederholen. Sie ist heilsgeschichtlich einmalig. Bei dieser einmaligen Gelegenheit hatte Gott in Seiner Weisheit Zeichen und Wunder geschehen lassen. Unser gnädiger Herr unterstrich das Neue, das ER einführte, wobei ER gleichzeitig der Trägheit von uns Menschen entgegenkam. Aber beim Weiterbau Zeichen zu erwarten oder gar zu fordern, widerläuft den Gedanken Gottes, richtet sich gegen die Entwicklung des göttlichen Heils­planes, widersetzt sich dem Fluß des Geistes.

1.   Darum ist es beachtenswert, daß Elija und Elisa die Wunder nicht in Jerusalem oder Juda wirkten, wo der Tempel Jahwes stand und wo man sich zum Gesetz be­kannte, sondern in Israel, wo man Götzenanbetung und eigenwillig Gottesdienst eingeführt hatte: Baal und Baal­priester. Hier bekräftigte Gott in Seiner Liebe und Ge­duld mit Israel das Zeugnis Seiner Boten noch einmal durch Zeichen. Leider fruchtlos. Die assyrische Gefangen­schaft konnte nicht abgewandt werden.

2.   Das hebräische Wort, das unsere Bibeln mit "Ge­setz" wiedergibt, bedeutet eigentlich "Weisung" !


2.Zeichen bestätigen die Träger
neuer Offenbarungen
Mosebefürchtet, Israel werde seine göttliche Sendung anzweifeln und dadurch das Neue, das er verkündigen sollte, ablehnen. Da gibt ihm Gott drei Zeichen für das Volk Israel, die ihn als Gesandten Gottes eindeutig legi­timieren.
Jesustut in Israel Zeichen, um damit zu beweisen, daß ER der von Gott gesandte Messias ist. Darum antwortet Jesus auf die Frage Johannes des Täufers, ob ER der Kommende sei, nicht direkt, sondern weist auf die Zeichen hin, die ER tut (Matth. 11,2-5). Die Wunder beweisen, daß ER der König des messianischen Reiches ist, für welches solche Wunder vorausgesagt waren (Jes. 35,1-6). Darum spielt Jesus in Seiner Antwort auf diese Prophezeiung Jesajas an. Das erklärt auch die in Hebr. 6,5 verwendete Be­zeichnung "Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters". Es sind Wunderwerke, die das Tausendjährige Reich kenn­zeichnen werden, die Zeit des Neuen Bundes für Israel (Hebr. 8,8, Jer. 31,31-34). Da Israel aber den König samt Seinem Angebot des Neuen Bundes verwarf, und nach­her auch die Gesandten des Königs, die zunächst an Israel das Angebot Jesu wiederholten (Apg. 2-7), abwiesen, begann Gott etwas Neues, etwas, das die alttestament­lichen Propheten nie vorausgesehen hatten: ER begann aus den Nationen die Gemeinde zu sammeln. Das stellt einen heilsgeschichtlichen Einschub dar und hat mit dem messianischen Reich nichts zu tun. Die Wunder Jesu waren -deshalb spezifisch israelbezogen. Darum ist es völlig ver­kehrt zu folgern: Jesus hat Kranke geheilt, also müssen wir da.s auch tun. Wir sind nicht Jesus, und wir sind nicht gesandt, Israel den Neuen Bund anzubieten.

  Zudem waren die Wunder, die Jesus wirkte, Zeichen, die Ihn als den
legitimierten, der Er war: Sohn Gottes,
Sohn Abrahams, Sohn Davids und
Sohn des Menschen.
Sie standen also in engster Verbindung mit Seiner einzig­artigen Person. F.W. Grant schreibt in seiner Numerical Bible zu Matthäus, Kapitel 8: „Die Zeichen manifestieren den König. Sie sind nicht bloße Machterweise, sondern tragen in allem den Stempel der Göttlichkeit . . als etwas, das organisch dem entsprang, was Er war . . . Sie hatten ihren Platz, indem sie Ihm Seinen Platz gaben ... und gleich allem andern Ihm dienten und Ihn verherrlichten . . . Sie brachten Seine Wesenszüge zum Ausdruck . . In allen diesen göttlichen Berichten (gemeint sind die Evan­gelien) sind die Dinge, die unsere Sinne ansprechen, nichts als Gleichnisse geistlicher Realitäten. Die äußerlichen Kund­gebungen sind als solche eine Hülle des Unsichtbaren, eine Kundgebung des göttlichen im Fleisch. Die Wunder sind nicht nur Wunder, sondern Zeichen — durch und durch voller Aussage und Bedeutung."

Im Lichte dieser Aussagen erkennen wir, wie vermessen es ist, die Vollmacht zu fordern.
Dahinter kann nichts anderes stehen als der Geist des
Antichristen, der sich selbst erhebt über alles was Gott
und ein Gegenstand des Gottesdienstes heißt (2. Thess. 2,4)

Die Apostel taten Zeichen, was sie als göttlich beauftragte Boten
legitimierte. Sie waren vom Herrn gesandt, zunächst Israel das Angebot Jesu zu wiederholen, dann nachdem diese das Angebot abgewiesen hatten (Apg. 7,51), durch Verkündigung des „Evangeliums der Gnade Gottes" (Apg.
20,24) den Nationen das Heil anzubieten. Der Verkündigung in beiden Wirkungskreisen gab Gott durch Zeichen Zeugnis und bestätigte dadurch, vor den Augen aller, Seine Boten. Darum spricht, wie gesagt, Paulus von den Zeichen des Apostels (2. Kor. 12,12; siehe auch Römer 15,18, die er in Korinth getan hatte, und die Beweis waren, daß er ein echter Apostel war (im Gegensatz zu den falschen, die ihm die Apostelschaft absprechen wollten). Interessanterweise sagt Paulus nicht: Ich werde unter euch Zeichen
tun, wenn ich zu euch komme, um zu beweisen, daß ich vom Herrn beauftragt bin. Beim Einführen des Evangeliums nach Korinth waren sie geschehen. Damit war dasZeugnis bereits gekräftigt und bekannt. Fortan würde sich Paulus nur noch durch Ermahnung und Lehre an das Gewissen der Korinther wenden.

1.  So sagt Jesus in Joh. 6: „Ich bin das Brot des Lebens" und speist die 5000, und in Joh. 8: „Ich bin das Licht der Welt" und heilt darauf den Blindgeborenen, und in Joh. 11: „Ich bin die Auferstehung und das Leben" und weckt den Lazarus auf.

 

Wenn wir jetzt festgestellt haben, daß Zeichen Neu­offenbarungen begleiten und die Träger derselben gött­lich bestätigen, was haben wir dann von Wundertätern unserer Zeit zu halten? Sagt nicht der Hebräerbrief, daß „Gott am Ende dieser Tage zu uns geredet hat im Sohne" (1,1-2)? Und bekräftigt nicht Off. 22,18, daß seitens Gottes keine weiteren Mitteilungen zu erwarten sind? Hat nicht Judas die Gläubigen aufgefordert, für den einmal überlieferten Glauben zu kämpfen? Wenn der Glaube schon überliefert ist, weil Gott geredet hat, und zwar abschließend geredet hat, was sind dann das für Propheten, die aufstehen und den kühnen Ausspruch tun: „So spricht der Herr!" Und die „nachfolgenden Zeichen", die sie womöglich tun, aus welcher Quelle kommen die wohl?

In Hebr. 1,3-4 lesen wir, daß Gott, zum Zeugnis Jesu und der Apostel, mitzeugte durch:„Zeichen" (griechisch semeia) „Wunder" ( gr. terata)

„Wunderwerke" (gr. dynameis)

In 2. Thess. 2,9 kommen die drei gleichen griechischen Wörter in Verbindung mit der endzeitlichen Verführung vor. Daß die gleichen Wörter verwendet werden, weist darauf hin, daß in der Endzeit ähnlich äußerliche Kund­gebungen auftreten werden wie in der Erstzeit. Nur ist die Quelle eine andere. Sie geschehen nicht in der Kraft Gottes, sondern „nach der Wirksamkeit Satans". Stehen wir heute in der Endzeit? Gewiß. Treten die vom Herrn (Matth. 24,24) und vom Apostel Paulus vorhergesagten, satanisch gewirkten Wunder auf? Ja, auch das haben wir. Ist dann die seit der Jahrhundertwende aufkommende Bewegung, die lautstark das Wiederaufleben der aposto­lischen Wunderkräfte in die Welt posaunt hat, aus gött­licher oder satanischer Quelle? Der Leser mag selber ur­teilen.

 

Welche schwerwiegenden Folgen es haben kann, wenn man nicht mit aller Entschiedenheit jegliche außer-biblische neue Offenbarung zum Vornherein als satanisch abweist, zeigt — um nur einen markanten Fall herauszu­greifen — das Beispiel der Mormonensekte. Sie begann ja mit einem Mann, der behauptete, neue Offenbarungen von Gott persönlich empfangen zu haben. Was sagt er, um seine „göttliche" Sendung zu beweisen und um Zwei­felnde zu überzeugen? „ Und weiter rede ich zu euch, die ihr die Offenbarungen Gottes leugnet und sagt, sie hätten aufgehört und es gebe keine Offenbarungen mehr, keine Prophezeiungen, Gaben oder Heilungen oder Zungen­reden oder Auslegung der Zungen. Sehet, ich sage euch: Wer diese Dinge leugnet, kennt das Evangelium Christi nicht; ja, er hat die Schrift nicht gelesen; oder er versteht sie nicht. Denn lesen wir nicht, daß Gott derselbe ist, gestern, heute und immerdar, und daß in ihm kein Wandel und kein Schatten der Veränderlichkeit ist." (Buch Mor­mon, Mormon 9,6-9). Ähnlich argumentieren heute bibel­gläubige Christen! Das sollte uns zu denken geben.

Nachtext

Quellenangaben