Zeitschrift-Artikel: Im Knast die Freiheit gefunden

Zeitschrift: 37 (zur Zeitschrift)
Titel: Im Knast die Freiheit gefunden
Typ: Artikel
Autor:
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1619

Titel

Im Knast die Freiheit gefunden

Vortext

Text

Lieber Wolfgang!

Ich habe hier von einem Herrn, der Name ist mir entfallen, das Buch „Die Fesseln der Freien" bekom­men.
Bin eigentlich auf eine komische Art zu diesem Buch gekommen, denn ich wollte nur Anschriften von Leuten haben, mit denen ich mich schreiben könnte. Man hat mir aber von Dir das Buch in die Hand gedrückt, muß sagen, heute bin ich ganz froh darüber. Wenn man so liest, wie diese Menschen zu Jesus Christus gefunden haben, das packt einen doch irgendwie. Muß Dir aber gleich dazu sagen, nicht dieses Buch hat mich wachgerüttelt, sondern das Buch von Wilhelm Busch „Jesus unser Schicksal". Ich weiß nicht, ob Du das kennst, aber mir hat dieses Buch eigentlich die Augen dafür geöffnet, daß ich bisher falsch gelebt habe.

Ich mußte vielleicht erst zum dritten Mal in den Knast kommen, um richtig mit dem Wort Gottes zu­sammenzukommen, denn früher habe ich da auch nicht viel drauf gegeben. Die Sache sieht heute aber anders aus, denn Jesus Christus zeigt mir jeden Tag, daß ich früher auf dem falschen Weg gegangen bin, und daß es nur einen Weg gibt, der zu Ihm führt, und daß ich auch diesen Weg gehen soll, um ein Christ zu werden. Ich sehe ja auch heute selber ein, daß ich mich früher auf dem Weg zur Hölle befun­den habe, und daß ich diesen Weg nicht weiter gehen darf, weil ich sonst in der ewigen Verdammnis enden würde. Genau da will ich aber nicht mehr hin, denn dieses Leben gefällt mir nicht mehr, weil es ja auch nichts Gutes einbringt. Ich will dem Weg und dem Wort Jesus Christus folgen, um ein an­derer Mensch zu werden, denn dieses ist der richtige Weg, auch für mich, den Sünder.

Diese Umwandlung kam aber nicht spontan, sie ging langsam vor sich. Hier, in der Zelle - ich halte mich nun 23 Stunden darin auf - hatte ich die Gelegenheit und Zeit, über mein vergangenes Leben nachzudenken. Dabei kam ich dann dahinter, daß das nicht so weitergehen konnte mit mir. Von einer Gefangenenmission habe ich dann das Buch von Wilhelm Busch bekommen und darin stand der andere Weg für mich. Der Weg, der mich vom Schatten zum Licht führt. Seit dieser Zeit kann ich auch wieder beten und lerne es im Gebet, zu meinem Herrn zu sprechen. Ich habe gleich zu Jesus gesagt, daß ich mein Leben in Seine Hände legen möchte, und daß Er den Satan aus mir vertreiben soll. Ich muß sagen, seit dieser Zeit geht es mir innerlich auch schon viel besser.

Du schreibst in Deinem Buch, daß man Christen aufsuchen soll. Wo finde ich aber im Knast echte Chri­sten?

Da mir dieses nicht bekannt ist, würde ich mich viel lieber mit Christen schreiben, hättest Du da keine Anschriften für mich? Umso mehr Menschen ich habe, mit denen ich mich über Jesus Christus unter­halten kann, umso besser ist das für mich. Hier im Knast habe ich nur einen, der Zeit für mich hat und mit dem ich so reden kann, denn dieses ist Jesus Christus selber. Ich bin Ihm dankbar dafür, daß ich zu Ihm zurückfand und mit Ihm reden kann.

Manchmal frage ich mich, was geschehen wäre, wenn ich nicht in den Knast gekommen wäre. Dann hätte ich bestimmt nicht den Weg zu Christus gefunden. Dafür müßte ich Ihm eigentlich sehr dankbar sein, daß Er mich hier hinein gebracht hat. Vielleicht hatte Er diesen Weg für mich schon so eingeplant, um mich hier vor dem totalen Untergang zu erretten.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir antworten würdest und vielleicht jemanden für mich hättest, mit dem ich dann in Kontakt treten kann.

Mit freundlichem Gruß 

Nachtext

Quellenangaben