Zeitschrift-Artikel: Stimmen der Väter: Johnson Nelson Darby

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Titel: Stimmen der Väter: Johnson Nelson Darby
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Stimmen der Väter: Johnson Nelson Darby

Vortext

John Nelson Darby (1800 – 1882)

wurde als Sohn einer reichen Aristokratenfamilie in London geboren.
Mit außergewöhnlicher Intelligenz und großem Fleiß begabt, stand er als junger Mann vor einer glänzenden Karriere. Er war erst 19 Jahre alt, als er sein Studium auf dem Tri­nity College in Dublin mit einer Goldmedaille für seine Kenntnisse in den klassischen Sprachen abschloß.

Seine anschließende Juristenlaufbahn unterbrach Darby jedoch schon nach kurzer Zeit um Theologie zu studieren und anschließend Anglikanischer Priester zu werden; sehr zum Kummer seines Vaters, der andere Pläne mit ihm hatte und seinen Sohn daraufhin ent­erbte.

Etwa zwei Jahre lang arbeitete Darby als Pfarrer unter der armen Bevölkerung der Grafschaft Wicklow, selbst in freiwilliger Armut und Askese lebend. Man erzählt, daß man ihm gelegentlich ein Geldstück anbot, weil man ihn für einen Bettler hielt.

In dieser Zeit bekam er nach jahrelangen geistlichen Kämpfen Heilsgewißheit.

In den folgenden Jahren kam es zum Bruch mit der Staatskirche und zur Entstehung vieler Versammlungen, in welchen man sich nach dem Vorbild der ersten Christen allein unter der Leitung des Heiligen Geistes versammelte. Die Ursache dieser Entwicklung lag wohl darin, daß Darby mit gleichgesinnten Freunden intensiv Gottes Wort untersuchte. Es entstand so etwas wie eine "Zurück-zur-Bibel" Bewegung. Auf Konferenzen, Tee- und Le­seabenden wurde eifrig in der Schrift geforscht und man war bereit, den gewonnenen Er­kenntnissen zu folgen. Hunderte von Versammlungen entstanden zunächst in England und wenig später auf dem Kontinent.

Es brach eine wunderbare Erweckung an, in welcher das Wort Gottes Macht über die Gewissen bekam. Die praktischen Folgen waren u.a., daß die Gläubigen ihre irdischen Gü­ter dem Herrn opferten. Hochgestellte Männer quittierten ihren Dienst, um nun schlicht und einfach dem Herrn zu dienen.

1Eine äußerst reiche schriftstellerische Produktion begann. Zahlreiche Monatsschriften entstanden, viele Traktate wurden geschrieben und Kommentare zu allen biblischen Bü­chern und Themen wurden verfaßt.

Darby selbst war rastlos tätig. Wenn er nicht unterwegs war, um in aller Welt den Gläubigen das Wort Gottes lieb zu machen und auszulegen, so war er schriftstellerisch tä­tig. Zu jedem Buch der Bibel schrieb er mindestens einen Kommentar und seine sonstigen Schriften zu biblischen Themen und theologischen Problemen wurden später in 44 Bänden gesammelt. Er schuf eine wortgetreue Bibelübersetzung in der englischen, französischen und italienischen Sprache und arbeitete wesentlich an der Übersetzung der "Elberfelder Bibel" mit.

Sein normales Arbeitspensum begann um 7.00 Uhr und endete um 23.00 Uhr. Bis ins hohe Alter hinein scheute er sich nicht, lange und strapaziöse Reisen zu unternehmen, um dem Volk Gottes zu dienen. "Der Himmel ist überall nahe genug, um diesseitige Ent­fernungen als nichts erscheinen zu lassen!"
Vor 100 Jahren wurde er heimgerufen. Auf seinem Grabstein ist zu lesen:

Sohn Nelson Darby
"als Unbekannt und Wohlbekannt"
abgeschieden um bei Christus zu sein
29.4.1882
2. Kor. 5,21

Herr, laß mich einzig auf Dich warten;

mein Leben möge nur so sein:

Dir hier auf Erden unerkannt zu dienen,
dann dort Deine himmlische Freude zu schauen.
J.N.D.

Während seine Schriften in der englisch sprechenden Welt immer wieder aufgelegt und verbreitet wurden und einen deutlichen Einfluß auf die Theologie der Evangelikalen hinterlassen haben (die sog. "Dispensationslehre" geht auf Darby zurück), sind nur wenige seiner Schriften ins Deutsche übersetzt worden, darunter wohl sein wichtigstes Werk, die "Synopsis". Dieses sieben Bände umfassende Werk möchte ich als die beste und wertvoll­ste Einführung in die Lehre der Heiligen Schrift bezeichnen.

Darby war weniger Seelsorger als Lehrer. Dennoch hat er einige sehr wertvolle prak­tische Schriften hinterlassen, von denen wir eine hier wiedergeben möchten.

Text

Ratschläge für junge Gläubige (J.N.D.)

Als Barnabas nach Antiochien kam, wo kurz zuvor viele zum Glauben gekommen waren, "ermahnte er sie alle, mit Herzens­entschluß bei dem Herrn zu verharren. Denn  er war ein guter Mann und voll Heiligen  Geistes und Glaubens; und eine zahlreiche  Menge wurde dem Herrn hinzugetan" (Apg. 11,23-24).

Genau das soll der Christ tun: mit Her­zensentschluß bei dem Herrn verharren. Bei Christus ist Kraft und volle Genüge für al­les, was Du nach Seinem Willen sein oder tun sollst. Einigen ist nach der Bekehrung eine lange Zeit der Freude gewährt; aber Gott kennt unsere Herzen und weiß, wie schnell wir von unserer Freude abhängig werden anstatt von Christus. Aber nicht die Freude soll der Gegenstand unseres Vertrau­ens sein, sondern Christus.

Die Sünde lastet nicht mehr auf Dir -Gott hat Deine Sünden ausgetilgt; aber das Fleisch bleibt in Dir bis zum Ende. Und der alte Stamm wird seine Knospen hervorbrin­gen, die sofort abgeschnitten werden müs­sen, wenn wir nicht die bitteren Früchte daraus ernten wollen. Denn gute Früchte können daraus nicht hervorkommen. Nur die neue Natur bringt Frucht für Gott. Aber auch wenn das Fleisch in Dir ist, denke nicht daran, sondern denke an Christus und suche Seine Gnade, um Dich von dem Fleisch abzuwenden.

Wenn Du in der Kenntnis des Herrn all­mählich wächst, kommt eine Freude, die tie­fer ist als die erste Freude. Ich kenne nun Christus mehr oder weniger seit rund vier­zig Jahren, und ich kann ehrlich sagen, daß ich jetzt weitaus mehr Freude in Ihm habe als am Anfang. Es ist eine tiefere, ruhigere Freude. Es ist wunderschön, das Wasser an­zuschauen, wie es einen Berg hinunter­stürzt, und es macht ein lautes Getöse, aber Du wirst merken, daß es in der Ebene tiefer und ruhiger und allgemein nützlicher ist.

Verharre bei dem Herrn! Ein abgelenk­tes und geteiltes Herz ist das Verderben der Christen. Wenn wir nach etwas trachten, was nicht im Einklang mit Christus steht, sind wir w e g von der Quelle der Kraft. Wenn die Seele mit Christus erfüllt ist, ha­ben wir kein Herz oder Auge für den Unsinn dieser Welt. Wenn Christus durch den Glau­ben in Deinem Herzen wohnt, wirst Du Dich nicht so sehr fragen: "Was ist bei diesem oder jenem Schlimmes?", sondern eher: "Ist das, was ich gerade tue, dem Herrn recht? Kann Er in dieser Sache mit mir gehen?"

Laß nicht die Welt in Dein Herz kom­men und Deine Gedanken durcheinanderbrin­gen. Ich spreche besonders zu Euch Jünge­ren. Die Älteren haben schon mehr erfah­ren, was die Welt ist, und wissen mehr, was sie tatsächlich wert ist. Aber vor Dir liegt sie glänzend da und versucht, Dich anzuzie­hen. Ihr Lächeln ist betrügerisch - dennoch lächelt sie. Sie macht Versprechungen, die sie nicht halten kann - dennoch macht sie solche. Eure Herzen können nicht durch die
Welt gesättigt werden, sie kann sie nicht ausfüllen. Sie sind selbst zu klein für Chri­stus: Er erfüllt den Himmel mit Freude, und Er wird Dein Herz zum Überfließen ausfül­len. Wenn Du gerade auf dem Weg weg von Gott bist, und andere Dinge in Dein Herz eingedrungen sind und sozusagen eine Kruste darüber gebildet haben, wirst Du nicht sofort die Freude zurückbekommen. Gott wird Dich dahin bringen, daß Du Dich mit dieser Kruste in wahrem Selbstgericht be­faßt, und Dich zu Ihm zurückbringen. Denke daran, Christus hat Dich mit Seinem ei­genen Blut erkauft, damit Du Ihm gehörst und nicht der Welt,

Laß nicht den Satan zwischen Dich und die Gnade Gottes kommen. Wie nachlässig Du auch immer gewesen sein magst, wie weit Du auch immer von Ihm entfernt gewe­sen sein magst, stütze Dich auf Seine Lie­be, wenn Du zu Ihm umkehrst. Es ist für Ihn eine Freude, Dich wieder bei Sich zu se­hen. Schau die Sünde mit Entsetzen an, aber tue Ihm nie unrecht, indem Du Seiner Liebe mißtraust. Mißtraue nicht Seiner Gna­de, mißtraue nicht Seiner Liebe. Er hat Dich geliebt, liebt Dich jetzt und wird Dich auch bis ans Ende lieben.

Rede viel mit Jesus, Deinem Heiland. Sei nie zufrieden, wenn Du nicht mit Ihm gehen und sprechen kannst wie mit einem lieben Freund.

Gib Dich nicht mit etwas zufrieden, wenn dabei die engste Gemeinschaft der Seele mit Ihm, der Dich geliebt hat und Dich durch Sein eigenes Blut von Deinen Sünden rein gewaschen hat, zu kurz kommt. Denke daran, daß Er am Kreuz das Gericht über die Sünde erlitten hat, um Dich zu Sei­nem Eigentum zu machen!

Aus dem Englischen übersetzt von A. Sido.

Satan gewinnt

in der Seele Eingang

für seine volle Macht,

sobald ein Schatten

von Mißtrauen gegen Gott vorhanden ist.

 

Verharre bei dem Herrn mit Herzensent­schluß. Er wußte, wie verräterisch das Herz ist und wie schnell es irgendetwas an Seine Stelle setzt. Du wirst tatsächlich lernen müssen, was in Deinem eigenen Herzen ist. Aber bleibe in Gott, und Du wirst es mit Ihm lernen, mit der
E r k e n n t n i s
Seiner Gnade. Wenn nicht, wirst Du es un­ter bitterem Leid lernen müssen, inmitten der erfolgreichen Versuchungen des Teufels.

Nachtext

Quellenangaben