Zeitschrift-Artikel: Zu Heft 39

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Titel: Zu Heft 39
Typ: Artikel
Autor: A. P.
Autor (Anmerkung):

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Titel

Zu Heft 39

Vortext

Text

In diesen Tagen erhielt ich die von Ihnen herausgegebene Zeitschrift "Fest und Treu" Nr. 39, für die ich Ihnen sehr herzlich danke.

Ihr Brief, gleich am Anfang dieser Nummer (Seite 3) und Ihr Artikel "Mangel(haftes) in der Christenheit (Teil 2)" (Seiten 18 u. 19), reizen mich geradezu, Ihnen durch diesen meinen "Leser­brief" Mut zu machen, weiterhin "Hackfleisch" den Lesern zu vermitteln.

Ich finde es hervorragend, daß Ihr Blatt ein "Kampfblatt, nämlich ein christliches Kampfblatt ist, das seine Daseinsberechtigung und Kampfbereitschaft durchaus nach meiner Meinung und Schrifterkenntnis auf Epheser 6 gründen darf, gebraucht doch dieses offenbar einige bestimmte Christen und "Christen" zielsicher treffende Kampfblatt das Wort Gottes als "den Helm des Heils und das Schwert des Geistes", um "alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen".

 Von daher sollten Sie in Zukunft nicht nur weitgehend, sondern überhaupt nicht auf Beiträge verzichten, die sich kritisch mit Zeiterscheinun­gen in der Christenheit auseinandersetzen, wobei ich der Meinung bin, daß es sich nicht um Zeiter­scheinungen in der Christenheit, sondern viel­mehr um solche neben der Christenheit han­delt, denn in wirklich echter Christenheit oder bei echten Christen gibt es solche Zeiterscheinungen nicht (vgl. auch Joh. 8,36); vielmehr muß man von Zeiterscheinungen des Bösen, nämlich von den "feurigen Pfeilen des Bösen" reden, der immer wieder versucht, die Christenheit, d.h. je­den Christen, anzufechten und zu Fall zu bringen.

Hat doch der Böse versucht, sogar Jesus zu versuchen, um wieviel mehr wird er versuchen, sich an SEINE Nachfolger heranzumachen, sie a n - zumachen, wie es in der Knastsprache sogar heißt.

Wie reagierte Jesus auf die Versuchungen Sa­tans? In Matth. 4,10 lesen wir es: "Geh' hinweg,  Satan! Denn es steht geschrieben . . .". Jesus kontert also Satan mit der Schrift, wie es uns in Eph. 6 geboten ist und wozu wir geradezu aufgefor­dert sind.

Auch Johannes der Täufer geht nicht gerade zimperlich mit den Pharisäern und Sadduzäern um, gleich nachdem diese zu seiner Taufe am Jordan er­schienen waren: "Otternbrut" nennt er sie (Matth. 3,7). Dieser Ausdruck wird auch noch in verschie­denen anderen Bibelstellen gebraucht (Matth. 12,34 und 23,33). Aus Apostelgeschichte 8, insbe­sondere Vers 23, ersehen wir, wie Petrus mit Si­mon, dem Zauberer, umging. "Denn ich sehe, daß du  in Galle der Bitterkeit und in Banden der Unge­rechtigkeit bist." Aus dem Zusammenhang des Tex­tes ist nicht zu ersehen, daß Simon sauer war, daß mit ihm so gesprochen wurde. Im Gegenteil: Er antwortete: "Bittet ihr für mich den Herrn, damit  nichts über mich komme von dem, was ihr gesagt  habt!" (Apg. 8,24). Er war also durchaus nicht eingeschnappt und in seiner Ehre gekränkt, sondern echt getroffen von dem "Schwert des Geistes".

Vielleicht werden auch bestimmte Leser Ihres Blattes durch bestimmte von "Geduld und Fürsorge" getragene Beiträge von Ihnen in besonderer Weise angesprochen, ja sogar bis hinein in das Innerste ihres Herzens getroffen und wollen es nur nicht wahrhaben und zugeben, stattdessen reagieren sie mit Sätzen wie "Behaltet in Zukunft Euer Blättchen für Euch, Hackfleisch kann ich mir selber besorgen!"

Ich finde, sogar die Bibel ist ein Kampf­blatt"; geradezu als Muster dient sie uns, kämpferisch gegen den Widersacher uns zu erheben. "Die da sündigen überführe vor allen, auf  daß auch die übrigen Furcht haben" heißt es in 1. Tim. 5,20. Luther übersetzt sogar: "Die da sündi­gen, strafe öffentlich". Wer je­doch zu stolz und scheinheilig ist, seine Sünden und sündigen Neigungen gemäß der Apostel Lehre of­fen zu bekennen oder sich vorhalten zu lassen, der hat einfach keine geistliche Gesinnung. Die­ses wird meines Erachtens unterstrichen durch Sprüche 30,12: "Ein Geschlecht, das rein ist in  seinen Augen und doch nicht gewaschen von seinem  Unflat." Luther übersetzt sogar noch schärfer: "Es ist eine Art, die sich rein d ü n k t, und ist doch von ihrem K o t nicht gewaschen."

Wenn ich mir also nur diese Bibelstellen betrachte (die Bibel wimmelt geradezu von knall­harten Vermahnungen), muß ich doch feststellen, daß Ihr "Kampfblatt" mit "Hackfleisch" viel zu schonend umgeht mit bestimmten Leuten, die sich "rein dünken und doch nicht gewaschen sind von ih­rem Kot".

Ihr Artikel über die Verleihung des Temple­ton-Preises an Billy Graham für "religiöse Ver­dienste" ist mehr als berechtigt, aber viel zu schonend. Wenn er vielleicht diesen Preis auch für missionarische Zwecke verwendet haben mag, so hätte er ihn meines Erachtens n i e annehmen dürfen, und zwar aus den von Ihnen angeführten Gründen, die durch die von Ihnen zitierten Bibel­stellen untermauert sind. Das Gehalt des Billy Graham ist hoch genug, daß er auch ohne diesen Preis etwas für die Mission tun kann.

Ich möchte jedoch diesen meinen Leserbrief nicht ohne ein persönliches Zeugnis schließen, um nicht bei den verehrten Lesern den Eindruck zu er­wecken, als wollte ich über andere richten, ohne mich selbst unter das Gericht zu stellen. Wenn ich meine Ausführungen so scharf und radikal for­muliert habe, so liegen die Gründe einzig und al­lein bei mir, weil ich nämlich bis vor kurzem sel­ber so einer war, bei dem gewissermaßen vor etwa einem halben Jahr der "Nagel auf den Kopf getrof­fen" wurde. Unter Bezug auf meine gewissenlose Vergangenheit wurde mir auf den Kopf zugesagt, daß nach menschlichem Ermessen von mir gar nichts anderes zu erwarten ist, daß ich, entsprechend meiner bisherigen Gewissenlosigkeit, meine Mitmen­schen erneut schädigen würde oder schädigen könn­te, wenn ich nicht in Demut und Buße mich dem Herrn radikal zuwenden würde.

Daß man mit mir so sprach, um mich vor einer frommen Täuschung zu bewahren, wollte ich sei­nerzeit nicht wahrhaben, vielmehr war ich belei­digt. Erst kurz danach, nämlich nach intensivem Schriftstudium, habe ich erkannt, wie gut Gott es mit mir gemeint hatte, als er auf diese Weise durch einen Menschen zu mir sprach.

Die Bibel gebraucht viel härtere Formulierun­gen. Mir war jetzt klar, daß ausschließlich eine konsequente Umkehr, eine konsequente Kreuzigung meines Ich, und dar­aus resultierend ein konsequentes Befolgen des Wortes Gottes die einzige Möglichkeit waren, ein (vom Herrn) neu geordnetes Leben zu führen, weder auf Menschen noch auf Umstände zu schauen, son­dern ausschließlich auf den H e r r n. Ich "fah­re" übrigens sehr gut damit.

Ich möchte mit einem Gedicht schließen, wel­ches zusammenfassend das unterstreichen soll, was ich oben ausgeführt habe:

Ein Freund, der mir den Spiegel zeiget,

den kleinsten Fehler nicht verschweiget,

mich reichlich mahnt, mich ernstlich schilt,

wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt,

das ist mein Freund,

so wenig er's auch scheint.

Doch wenn mich einer schmeichelnd preiset,

mich immer lobt, mir nichts verweiset,

zu Fehlern gar die Hände beut, der ist mein Feind,

so wenig er's auch scheint.

Mit brüderlichen Grüßen bin ich Ihr A.P.

Nachtext

Quellenangaben