Zeitschrift-Artikel: Der Richterstuhl Christi 2. Teil Das Gericht der Lebenden vor dem Thron der Herrlichkeit

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Titel: Der Richterstuhl Christi 2. Teil Das Gericht der Lebenden vor dem Thron der Herrlichkeit
Typ: Artikel
Autor: Alois Wagner
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1841

Titel

Der Richterstuhl Christi 2. Teil Das Gericht der Lebenden vor dem Thron der Herrlichkeit

Vortext

Text

 

"Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken." (Matth. 25,31-34).

Nach dem Offenbarwerden der Gläubigen vor dem Rich­terstuhl Christi, das, wie wir gesehen haben, unter ande­rem eine Vorbereitung ist für das Kommen des Herrn Jesus auf die Erde mit diesen, Seinen verherrlichten Hei­ligen (Offb. 19, 6-8), lesen wir dann im Buch der Offen­' barung (19,11-16), wie der Herr zusammen mit diesen Heiligen aus dem Himmel herniederkommt, um das Ge­richt an den Nationen auszuüben (19,15).

Die vor dem Richterstuhl empfangene weiße, reine Lein­wand (19,8) wird hier als aller Welt sichtbare Kleidung getragen (19,14). Im Grundtext ist die Übereinstimmung zwischen 19,8 und 19,14 noch deutlicher als in der El­berfelder Übersetzung. Der Frau des Lammes wird in 19,8 "bYssinon lamprbn katharbn" angetan und die Kriegsheere haben "bYssinon leukbn katharbn" angezo­gen.

Dies bestätigt die aus vielen anderen Scbrif tstellen deut­lich werdende enge Verbindung unseres Offenbarwerdens vor dem Richterstuhl Christi mit Seiner (und damit un­serer, denn wir sind aufs engste mit Ihm verbunden) Wiederkunft mit Macht und großer Herrlichkeit und Sei­nem Verherrlichtwerden in uns vor den Augen einer staunenden Welt: "Und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns bei der Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus vom Himmel . . . wenn er kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in seinen Heili­gen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben" (2. Thess. 1,7.10).

Es sollte also von vornherein deutlich sein, daß, wenn "der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlich­keit" (Matth. 25,31), Er dann nicht für uns kommt, um uns zu richten, sondern mit uns kommt (Kol. 3,4; 1. Thess. 3,13; 4,14; 2. Thess. 1,10; Offb. 17,14; 19,11-14; Jud. 14), um die Welt zu richten. Denn wer. an Ihn glaubt, "kommt nicht ins Gericht" (Joh. 5,24), sondern: "Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden?" (1. Kor. 6,2).

Im Matthäus-Evangelium nun lesen wir in Kap. 24 von der Wiederkunft Christi, vor allem in den VerSen 27-31. Dann wird uns von 24,32 bis zum Ende von Kap. 25 ein dreiteiliges Gemälde gezeigt, das die Wiederkunft Chri­sti schildert, zuerst in Verbindung mit der Verantwor­tung Israels (24,32-44), dann in Verbindung mit der Ver­antwortung der Versammlung oder Kirche (24,45 -25,30), und schließlich in Verbindung mit der Verantwor­tung der Nationen (25,31-46).

Die Versammlung wird dabei als bekennendes Zeugnis gesehen, und die Wiederkunft (es wird hier in Matthäus nicht unterschieden zwischen Entrückung und öffentli­cher Wiederkunft in Herrlichkeit) macht deutlich, wer von den Knechten und Jungfrauen eine innere, lebendige Beziehung zu dem Herrn und Bräutigam hatte, und wer von ihnen ein bloßer äußerer Bekenner war. In allen drei

"Tafeln" dieses "Triptychons" (die mittlere, die Ver­sammlung darstellende, Tafel besteht wiederum aus drei Einzelgemälden: 24,45-51; 25,1-13 und 25, 14-30) geht es um das Kommen des Herrn: als Sohn des Menschen (24,37.39.44) für Israel, dann als Hausherr über das Haus Gottes für Seine Knechte (24,46.50), als Bräutigam für die Jungfrauen (25.10), als Herr für Seine Knechte (25,19) und schließlich als Sohn des Menschen zum Ge­richt für die Nationen (25,31).

Und noch etwas haben diese drei bzw. fünf "Gemälde" gemeinsam: in allen dreien geht es um trennendes Ge­richt, d.h. in allen Fällen werden, ganz allgemein ge­sagt, Gute und Böse unterschieden und erhalten ihren je­weiligen Lohn bzw. ihre Strafe.

In diesen größeren Zusammenhang ist auch unser vorlie­gender Abschnitt einzuordnen. Zunächst erhebt sich die Frage nach Ort und Zeit des beschriebenen Gerichts, der, wie schon erwähnt, zweiten "Gerichtssitzung" vor dem Richterstuhl des Christus. Nun, schon der erste Vers (31), wo vom "Kommen des Sohnes des Menschen in seiner Herrlichkeit" die Rede ist, schlägt die Brücke zu der in 24,30 beschriebenen Wiederkunft des Herrn Je­sus: "Und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und gro­ßer Herrlichkeit". Natürlich folgt das in 25,31-46 be­schriebene Gericht deswegen noch nicht unmittelbar auf die in 24,30 beschriebene Wiederkunft, wenn es auch da­mit eng verbunden ist. Denn mit der Wiederkunft sind einige andere Gerichte verbunden, die zusammenfassend in Jes. 24, 21.22 beschrieben werden: "Und es wird ge­schehen an jenem Tage, da wird Jahwe heimsuchen die Heerschar der Höhe in der Höhe, und die Könige der Er­de auf der Erde. Und sie werden in die Grube einge­sperrt und in den Kerker eingeschlossen; und nach vie­len Tagen werden sie heimgesucht werden".

Offb. 20,1-3 beschreibt in dem Binden Satans das Ge­richt über die "Heerschar der Höhe" und Offb. 19,17-21 das Gericht über die "Könige der Erde", worunter vor al­lem "das Tier und der falsche Prophet" fallen, die "le­bendig in den Feuersee geworfen werden" (Offb. 19,20), sowie der "König des Nordens", der "ohne Menschenhand zerschmettert werden" wird (Dan. 8,25), und "Gog, der Fürst von Rosch, Mesech und Tubal", auf den Jahwe "ei­nen überschwemmenden Regen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel regnen lassen" wird (Hes. 38; 39).

Dann aber wird der Herr Jesus "richten 'zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern" (Jes. 2,4). Dann wird Er rufen: "Die Nationen sollen sich aufma­chen und hinabziehen in das Tal Josaphat; denn dort werde ich sitzen, um alle Nationen ringsum zu richten" (Joel 3,12). Dann wird deutlich werden: "Ein König, der auf dem Throne des Gerichts sitzt, zersteut alles Böse mit seinen Augen (Spr. 20,8).

Ort und Zeit dieser Gerichtssitzung werden auch aus anderen Einzelheiten deutlich: der Herr Jesus sitzt in Matth. 25,31 "auf seinem Thron der Herrlichkeit". Als Er auf der Erde wandelte, hatte Er nicht einmal einen Platz, wo Er das Haupt hinlegen konnte (Matth. 8,20; Luk. 9,58), geschweige denn einen Thron. Dann, nach Tod und Auferstehung, fuhr Er auf in den Himmel und setzte Sich - aber nicht auf Seinen Thron, sondern auf den Thron Seines Vaters (Of f b. 3,21), zur Rechten Got­tes (Mark. 16,19; Röm. 8,34; Eph. 1,20; Kol. 3,1; Hebr. 1,3.13; 8,1.2; 10,12; 12,2). Hier in Matth. 25 aber ist deutlich die Rede davon, daß Er auf Seinem eigenen Thron der Herrlichkeit sitzen wird. Dies ist also deut­lich eine noch nicht erfüllte Aussage des Wortes Gottes, die dann in Erfüllung gehen wird, wenn alle Dinge in den Himmeln und auf der Erde unter die Regierung des Herrn Jesus Christus zusammengefaßt sind (Eph. 1,10), was jetzt ganz deutlich noch nicht der Fall ist (Hebr. 2,8).

Weiter lesen wir von den Nationen, die vor Ihm versam­melt werden. Im Himmel aber wird es keine voneinan­der unterschiedenen Nationen, weder Franzosen noch Deutsche, weder Russen noch Amerikaner geben, son­dern allein durch das Blut des Lammes erkaufte Heilige.

Wir dürfen also schließen, daß dieses Gericht in der Zu­kunft stattfinden wird, nach der Wiederkunft des Herrn mit Macht und großer Herrlichkeit, und zwar hier auf der Erde, im Raum-Zeit:Kontinuum (bei der dritten Ge­richtssitzung vor dem großen weißen Thron in Offb. 20,11-15 werden wir dagegen finden, daß "die Erde und der Himmel entflohen sein und keine Stätte für sie

ge­funden" werden wird).

 

Noch einmal kurz zur Wiederholung, um uns in unserem "Triptychon" zurechtzufinden: zuerst haben wir die Ju­den auf dem "linken Flügel" des Gemäldes, dann sehen wir auf der dreiteiligen mittleren Tafel die Christen (wahre und falsche), und schließlich werden uns auf dem "rechten Flügel" die Nationen vorgestellt. Wir können nur staunen, wie Gott uns alles in wunderschöner Har­monie und Ordnung darstellt, und sollten uns nicht durch die von Menschen getroffene Kapitel- und Versein­teilung irritieren lassen.

Diese Nationen von Matth. 25,32 nun sind es, von denen in Matth. 24,14 gesagt wird: "Und dieses Evangelium des Königreiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen". In der Zeit der großen Drang­sal (Jer. 30,7; Zeph. 1,15; Matth. 24,9.21.29; Mark. 13,24; Offb. 2,22; 7,14) werden jüdische Gläubige unter großen Schwierigkeiten in die ganze Welt ausgehen, um das Evangelium den Nationen zu verkündigen, die es bis­her noch nicht gehört hatten. Dies ist nicht unser christ­liches "Evangelium der Gnade Gottes" (Apg. 20,24), das "Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes" (1. Tim. 1,11), das von einem verherrlichten Menschen im Himmel gekennzeichnet ist, sondern das "Evangelium des Königreiches", dessen Hauptinhalt ein auf der Erde regierender König ist, das einst schon von Johannes dem Täufer, dem Herold des Königs (Matth. 3,1), dann von dem Herrn Jesus, dem König selbst (Matth. 4,17.23; 9,35; Mark. 1,14; Luk. 8,1), und schließlich auch von den Jüngern (Matth. 10,7; Luk. 9,2) verkündigt worden war.

Wenn nun das Evangelium des Königreiches von jüdi­schen Gläubigen in Zukunft wiederum verkündigt werden wird, so wird das in einer Zeit sein, wo "auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei brausendem Meer und Wasserwogen" sein wird, "indem die Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen" (Luk. 21,25.26). In dieser schrecklichen Zeit wird, in der symbolischen Sprache der Offenbarung, die Sonne, ein Bild göttlichen Lichtes auf der Erde, "schwarz wie ein härener Sack", der "Him­mel entweicht wie ein Buch, das aufgerollt wird" (d.h. die Worte und Maßstäbe Gottes werden allmählich völlig unbekannt, die Welt liegt in völliger moralischer Dunkel­heit), und Ströme und Wasserquellen, Bilder göttlichen Lebens- und Segenswirkungen, werden bitter wie Wer­mut (Offb. 6,12.14; 8,10.11).

In dieser schrecklichen Zeit ohnegleichen (Matth. 24.21), wo der Satan durch seine beiden mächtigen und einfluß­reichen Werkzeuge, das Tier aus dem Meer (Of f b. 13,1) und das Tier aus der Erde (Offb. 13,11), einen nahezu unbeschränkten Einfluß auf die Erde ausübt, wird es mit größter Gefahr für Leib und Leben verbunden sein, nicht nur das Evangelium zu predigen, sondern es auch nur zu hören. In dieser Zeit, wo das Böse seine volle Entfaltung findet, wo "der, welcher zurückhält" (der Heilige Geist) und "das, was zurückhält" (von Gott ein­gesetzte Regieringen) "aus dem Wege ist" (2. Thess. 2,6.7), wird jemand, der solchen Predigern des Evange­liums des Königreiches zu essen oder zu trinken oder Kleidung gibt, oder sie gar in sein Haus aufnimmt oder sie im Gefängnis oder in ihrer Krankheit besucht (Matth. 25, 35.36), damit sein eigenes Leben aufs Spiel setzen (vgl. dazu auch Matth. 10,14-42).

Denn diese Prediger, die "Brüder" des Königs (vgl. Matth. 28,10), die während des Zeitabschnitts nach der Entrückung der Versammlung und vor der Wiederkunft des Herrn aus den Juden zur Bekehrung gekommen sind und die den König erwarten und deshalb von Ihm als Sei­ne Brüder anerkannt werden, werden unbeschreiblich lei­den müssen: "Dann werden sie euch in Drangsal überlie­fern und euch töten; und ihr werdet von allen Nationen gehaßt werden um meines Namens willen" (Matth. 24,9). "Und die Verständigen des Volkes werden die Vielen un­terweisen, aber sie werden fallen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub, eine Zeitlang. Und von den Verständigen werden einige fallen, um sie zu läutern und zu reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes" (Dan. 11,33.35).

Die nun, die diese "Brüder" des Königs aufnehmen, be­weisen allein schon durch diese unter Gefahr für das ei­gene Leben erwiesenen äußeren Akte der Barmherzig­keit, daß sie das Evangelium des Königreiches angenom­men haben. Die "Schafe" ererben nicht auf rund dieser Werke der Nächstenliebe das "ewige Leben" d.h. das tausendjährige Königreich, vgl. Vers 46 mit Vers 34; "ewiges Leben" wird hier im Sinn von Dan. 12,2 und Ps. 133,3 gebraucht), sondern aufgrund ihres Glaubens an den König, den sie durch diese äußeren Werke so deut­lich unter Beweis gestellt haben (vgl. Jak. 2,18).

Von diesen "Schafen" aus den Nationen lesen wir auch in Offb. 7,9-17. Dort wird deutlich, daß sie ihre Gewän­der nicht weiß gemacht haben in ihren Werken der Barmherzigkeit, sondern in dem Blut des Lammes (Offb. 7,14), auch wenn sie dies vielleicht in dieser schreckli­chen und notvollen Zeit gar nicht so bewußt erfaßt ha­ben, wie ihre erstaunten Fragen zeigen (Matth. 25,37-39). Dennoch geben ihre Werke beredtes Zeugnis von ihrem Glauben. In gleicher Weise haben auch die "Böcke", diejenigen also, die die jüdischen Prediger, die "Geringsten", abgewiesen und ihnen Anteilnahme an ih­rer schrecklichen Not versagt haben, damit bewiesen, daß in ihnen "ein böses Herz des Unglaubens" war und ist, und der König muß das schreckliche Urteil über sie aussprechen: "Gehet von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln".

Das Urteil ist ausgesprochen, aber die Strafe noch nicht vollstreckt. In Jes. 24,21.22 haben wir allgemein gele­sen, daß "an jenem Tage" (d.h. bei Seiner Wiederkunft) der Herr Jesus "die Heerschar der Höhe in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde heimsuchen wird". Sie werden gerichtet, aber das Urteil wird noch nicht vollstreckt (ausgenommen das Tier und der falsche Pro­phet, siehe Offb. b. 19,20), sondern "sie werden in die Gru­be eingesperrt, und in den Kerker eingeschlossen" (wie wir es von Satan in Offb. 20,1-3 lesen), "und nach vie­len Tagen werden sie heimgesucht werden".

Während der "vielen Tage" des tausendjährigen Königrei­ches (Jes. 24,23) sind sie eingesperrt und eingeschlossen im Hades, dem Aufbewahrungsort für die verlorenen Seelen (Luk. 16,23.28; 1. Petr. 3,19), um nach Ablauf der tausend Jahre "heimgesucht zu werden", d.h. aufzu­erstehen mit allen Verdammten aller Zeiten zum Ge­richt vor dem großen weißen Thron, wo sie das endgülti­ge Urteil mit dem Grad ihrer Bestrafung empfangen werden, mit dessen Vollstreckung dann umgehend begon­nen werden wird.

 

 

Nachtext

Quellenangaben