Zeitschrift-Artikel: Hoffnung im Rotlichtmilieu Managuas

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Titel: Hoffnung im Rotlichtmilieu Managuas
Typ: Artikel
Autor: Helen Goatley
Autor (Anmerkung):

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Titel

Hoffnung im Rotlichtmilieu Managuas

Vortext

Wie wir schon in „Fest&treu“ 1/2006 kurz berichtet haben, arbeitet Schwester Helen Goatley seit einigen Jahren in Managua (Nicaragua) unter den vielen Prostituierten dieser Stadt, die meist durch die große materielle Not gezwungen werden, den Lebensunterhalt auf diese unwürdige Weise zu verdienen. Eine Anzahl dieser Frauen sind inzwischen zum Glauben gekommen, getauft worden und leben in einer kleinen Gemeinde in Managua, wo man versucht, ihnen mit Hilfe von Geschwistern aus Honduras Arbeit zu verschaffen, damit sie ihre Familien ernähren können. Helen ist inzwischen 69 Jahre (!) alt und gibt mit ihrem letzten Rundbrief vom Juli 2007 einen Einblick in ihre Arbeit und damit auch einige wichtige Gebetsanliegen.

Text

Liebe Freunde,

Nicaragua erfährt zur Zeit eine schwere Energiekrise, es gibt stundenlang keinen Strom und die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind verheerend, nicht nur die Großindustrie, sondern auch viele Kleinbetriebe verschwinden vom Markt.

Interview mit der First Lady?

Die Reise von Reyna und mir nach Costa Rica, die dazu diente, die „Rahab Stiftung“, eine Organisation im Dienst an Prostituierten, zu besuchen, war sehr aufschlussreich – einfach überwältigend, mit welchem Organisationstalent die Leiterin Mariliana Morales, eine kleine, dynamische Chilenin, es geschafft hat, mit viel Unterstützung u. a. von Seiten der Regierung Costa Ricas und einiger Botschaften, dies aufzubauen. Durch Krankheit bedingt konnte ich vor unserer Rückreise nach Nicaragua nicht alles, was ich wollte, erkunden, aber Mariliana möchte gerne auch bei uns in Nicaragua ähnliche Fortschritte sehen und plant, nächsten Monat hierher zu reisen. Sie hat viele Kontakte hier und bereitet schon Interviews mit Regierungsangestellten vor, u. a. mit der First Lady von Nicaragua (was sich aber mehr und mehr als unwahrscheinlich darstellt)! Die soziale und wirtschaftliche Struktur von Costa Rica ist der von Nicaragua ein gutes Stück voraus und es stehen dort viel mehr Arbeitsplätze zur Verfügung, aber Gott ist überall derselbe.

Mit einfachen Mitteln …

Ich habe hier mit einfachen Mitteln begonnen, indem ich ihnen (den „Straßenfrauen“) Gottes Wort gebracht habe im Glauben daran, dass Gott vom Herzen aus die anderen Probleme angeht. Mit denen, die davon angesprochen wurden, führten wir dann verschiedene Kurse durch, wie Brot backen, Handarbeiten, Nähen und das Anfertigen von Unterwäsche. Dann erhielten sie einiges an Köstlichkeiten der lokalen Küche, das von Christen, die uns zeitweise freudig zur Seite stehen, gespendet wurde. Während all dieser Zeit habe ich evangelisiert und mich bemüht, die, welche zum Herrn gefunden haben, zu Jüngerinnen zu machen. Die Regierung Costa Ricas stellt der „Rahab Stiftung“ Lehrer mit einer Grundausbildung in Kostenkalkulation, Brot backen, Schneidern usw. zur Verfügung – so etwas ist bei uns gänzlich unbekannt. Die Stiftung hat ein 2-Jahresprogramm aufgelegt mit Elementen, welche auf die besonderen Probleme derer abzielen, die aus ihrem „Straßenleben“ herausgefunden haben und das Evangelium als den Motor zur Umformung eines Menschen verkörpern. Der Herr weiß, ob es bei uns möglich sein wird, ähnliche Strukturen aufzubauen. Ich habe dies unserem souveränen Gott übergeben, dass er es uns zeigen möge. Wie auch immer Gott zu wirken entscheidet: worauf es ankommt ist, dass wir hier eine dauerhafte Aufgabe haben, die auf Gottes Willen aufgebaut ist in diesem Not leidenden und zugleich Frucht bringenden Teil der Gesellschaft. Unser Retter kam, um „zu verbinden, die zerbrochenen Herzens sind, Freiheit auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen.“ Das alles beschreibt treffend das Leben dieser Frauen. Bitte betet mit mir, dass alles, was Gott im Sinn hat, auch zu Ende geführt wird. Ich muss offi ziell ein Unternehmen anmelden – etwas wie eine Stiftung, – was der Dienste eines Rechtsanwalts bedarf. Dazu habe ich Kontakt mit einem mir empfohlenen Anwalt aufgenommen, der Christ ist. Dieser hat mit einem entsprechenden Entwurf bereits begonnen.

Innere und äußere Narben


Maria Eugenia, Marcela’s Mutter, machte eine hoffnungsvolle Kehrtwendung, als sie kam um sich für ihr Verhalten beim Angriff auf Marcela zu entschuldigen (es war ein bösartiger Furcht erregender Angriff gewesen). Ich hatte soviel für sie gebetet und fühlte mich von Gott geleitet, sie zu fragen, was sie mit so viel Hass erfüllt habe. Sie sah überrascht aus, sah, dass ich ernsthaft fragte, nicht kritisch, und dann sprudelte es aus ihr heraus, was sie erlitten hatte – brutal durch ihre Mutter bestraft. Sie zeigte mir einige tiefe Narben, teilte mir aber mit, diese seien nichts im Verhältnis zu ihren inneren Narben. Es war möglich, ein Missverständnis im Zusammenhang mit einem Angriff aus dem Weg zu räumen, den sie erlitten hatte und für den sie immer ungerechterweise Marcela beschuldigt und einen starken Groll ihr gegenüber gehegt hatte. Dies öffnete den Weg zu einem speziellen Moment des gegenseitigen Vergebens und der Versöhnung, jedoch haben sich die Dinge nicht ganz so angenehm entwickelt, wie wir es uns gewünscht hätten. Maria Eugenia lebt noch immer in ihrem „Straßenleben“, leugnet dies jedoch entschieden. He le n Goatley Bitte betet für sie, dass Gott tiefgreifend in ihrem Leben wirken kann.

Herzenskälte …

Marcella war jetzt eine Zeit lang sehr schwierig. Sie gesteht ein, dass sie sich von einer Herzenskälte vereinnahmen ließ. Ich war mehrmals versucht, ihr zu sagen „Genug – ich bin fertig mit dir.“ Aber Gott in seiner großen Gnade und Barmherzigkeit hat dies nie zu mir gesagt, obwohl ich es oft verdient gehabt hätte. Er erinnerte mich daran, dass „ein Diener des Herrn milde sein muss“ und wir „Nachahmer Gottes als geliebte Kinder“ sein sollen. Ich bin weit davon entfernt, ein Herz wie Seines zu haben, aber es geht darum, sich danach auszustrecken …

Aus dem Dunkel ins Licht!

Im Hof von Reyna und Federico hatten wir kürzlich eine Taufe in einem aufblasbaren Swimming- Pool. Ich fand es bewegend, dieses Ehepaar mit seiner dunklen Vergangenheit aber seiner herrlich leuchtenden Zukunft zu sehen! Welch ein Engagement, ihr Haus zur Ehre Gottes zur Verfügung zu stellen – mit solchen Auswirkungen auf das Werk Gottes und die Nachbarschaft.

Ich schätze eure Gebete zutiefst und danke euch von Herzen dafür. In Christus verbunden, grüßt herzlich

Helen Goatley

Nachtext

Quellenangaben