Zeitschrift-Artikel: Etwas aus der Heilsgeschichte

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Titel: Etwas aus der Heilsgeschichte
Typ: Artikel
Autor: Bo Giertz
Autor (Anmerkung):

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Titel

Etwas aus der Heilsgeschichte

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Sollten wir also sehr kräftig daran erinnert werden, daß das Christentum ein in der Welt ungern geduldeter Fremdling ist, so haben wir keinen Anlaß, uns hinzusetzen und zu klagen. "So euch die Welt haßt, so wißt, daß sie mich vor euch gehaßt hat." Laßt uns Gott preisen, daß der Widerspruch vorhanden ist. Es ist der notwendige Gegensatz zwischen dem Evangelium der Liebe und der Weisheit dieser Welt, die verkündet, daß ein jeder sich selbst der Nächste ist. Es ist der unvermeidliche Konflikt zwischen dem Gesetz des Lebens und des Todes, zwischen der Botschaft der Auferstehung und dem Dogma von der Vergänglichkeit aller Dinge. Diese Welt verkündet zwei Kardinallehren: Daß die innerste Triebkraft aller Dinge der Eigennutz ist und daß alles Lebendige unabänderlich dem Tode verfallen ist. Diese beiden Sätze werden vom Evangelium umgestoßen. Der Egoismus ist weder natürlich noch ursächlich. Ebensowenig ist die Vergänglichkeit natürlich oder unvermeidlich. Der Mensch ist zum Leben geschaffen - um als Gotteskind zu leben. Jede andere Art zu leben ist abnorm und unrecht. Für sich selbst zu leben ist ein Verbrechen gegen Gott. Darum ist das Evangelium Christi dieser Welt unerträglich. "Mich haßt sie, denn ich zeuge von ihr, daß ihre Werke böse sind."

Der Widerstand ist also ein Zeichen dafür, daß Gott am Werk ist. Er ist einer der Beweise dafür, daß er seine Hand nicht von uns genommen hat. Darum gibt es keinen Anlaß zum Verzweifeln - aber desto mehr, nach Gottes Willen zu fragen und aus Gottes Taten in der Vergangenheit zu lernen.

Mitten durch die Weltgeschichte geht eine heilige Geschichte. Mitten in dem, was ein heilloses Wirrwarr zu sein scheint, gibt es hineingewebt einen Zusammenhang, der Gottes Absicht offenbart. Gott hat in die Geschichte eingegriffen. Er hat gehandelt und gesprochen. Er hat seine Boten und seinen Sohn gesandt. Er hat das unlösbare Problem gelöst: wie der unheilbar egoistische Mensch, Kind des unbestechlich heiligen Gottes werden kann. Er hat sein erlösendes und heiligendes Werk Jahrhundert auf Jahrhundert vollführt und ist noch heutigentags mitten unter uns am Werke.

Es gibt also Ereignisse in der Geschichte, die ihre Bedeutung für alle kommenden Zeiten behalten. Es sind Worte gesprochen und geschrieben worden, die Gottes Botschaft an alle Völker sind. Es hat auch Epochen gegeben, in denen Menschen das Evangelium in einer Weise erlebten, deuteten und verwirklichten, die alle kommenden Geschlechter etwas zu lehren hat.

Damit ist das Programm für die Christenheit gegeben, die in ihrer immer kritischen Lage nach Normen und Programmen für ihr Handeln sucht: Es gilt zu sehen, was Gott getan hat. Es gilt aus der heiligen Geschichte zu lernen. Es gilt das Erbe zu hüten, das uns anvertraut wurde. Das Programm ist das gleiche wie zur Zeit der Apostel: Bewahre, was dir anvertraut ist. Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Und laßt uns bleiben bei dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken.

Nachtext

Quellenangaben