Zeitschrift-Artikel: Neues Leben - Neue Frisuren - Steinzeitmenschen begegnen Christus

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Titel: Neues Leben - Neue Frisuren - Steinzeitmenschen begegnen Christus
Typ: Artikel
Autor: Jaques H. Teeuwen
Autor (Anmerkung):

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Titel

Neues Leben - Neue Frisuren - Steinzeitmenschen begegnen Christus

Vortext

Text

ERLEBTER GLAUBE WEITERERZÄHLT

An einem ruhigen Nachmittag erschien eine Abordnung von vier Männern bei mir. Sie waren die Häuptlinge nahegelegener Dörfer die ich gut kannte. Einer von ihnen trug immer die Scherbe einer Porzellanuntertasse an einer Schnur um seinen Hals. Er hatte sie irgendwo gefunden und mit großer Geduld ein Loch hineingebohrt, so daß er einen Faden hindurchziehen konnte. Der Abfall des weißen Mannes war somit in ein vielbewundertes und begehrtes Schmuckstück umgeformt worden! Der Mann hatte ein freundliches Gesicht, sein Sprechen und seine Bewegungen waren langsam. Aufgrund dieser Eigenschaften hatten wir ihm den Spitznamen "Fliegende Untertasse" gegeben.

"Fliegende Untertasse" räusperte sich.

"Kanggipaga" -ernannte  mich bei dem Namen, der mir von der Bevölkerung gegeben worden war - "wir möchten, daß du uns Vieren die Haare schneidest. Morgen werden viele unserer Freunde kommen, denen sollst du auch die Haare schneiden!"

Auf seinem Gesicht erschien ein vergnügtes Lächeln. Offensichtlich erwies er mir mit dieser Bitte eine große Ehre. Ich kannte mich nicht aus und ersuchte um eine Erklärung.

Zufrieden grinsend erfüllte "Fliegende Untertasse" diesen Wunsch:

"Men ... wir benötigen unser Haar nicht mehr."

Die Angelegenheit erschien mir noch nicht viel klarer, aber es war ein Anfang.

"Du mußt verstehen, Kanggipaga", setzte der alte Häuptling fort, "Kanggipaga, unser Haar ... wie soll ich sagen?" Es machte ihm nicht im geringsten etwas aus, daß er nicht fähig war sich richtig auszudrücken.

"Sieh, Kanggipaga, wir meinen, du solltest unser Haar schneiden." Plötzlich kam seine Rede in Schwung: "Kanggipaga, wir benutzten unser Haar, um die bösen Geister anzubeten. So haben wir es getan."

"Fliegende Untertasse" ließ seinen Kopf auf der rechten Schulter ruhen, schwang ihn dann hinüber zur linken Schulter und zurück in schneller werdender Bewegung. Hätte nicht ein Netz sein dickes, langes Haar gebändigt, es wäre wie wild umhergewirbelt. "Wir hatten die Gewohnheit, unsere Netze abzunehmen", erzählte er weiter, "das gefiel den Geistern."

"Ja, das haben wir immer getan", bekräftigten die drei Begleiter.

"Jetzt aber kennen wir Jesus", strahlte "Fliegende Untertasse" glücklich. "Es ist aus mit den bösen Geistern. Wir wollen Jesus nachfolgen. Deshalb brauchen wir auch unser Haar nicht mehr. Du hast uns von Jesus erzählt, darum werden morgen alle Männer zu dir kommen. Wir vier aber wollen unser Haar heute schon geschnitten haben."

Vier erwartungsvolle Augenpaare blickten mich an. Wie konnte ich da widerstehen?

"Liebe Freunde, es wird mir eine Freude sein, eure Bitte zu erfüllen." Sofort umfaßten mich acht dunkle Arme.

"Freund Kanggipaga, du bist gut!"

Während ich hineinging, um eine Schere zu holen, entfernten die Männer die Haarnetze. Niemals zuvor hatte ich sie so gesehen. Ihr langes, verfilztes Haar war völlig verschmutzt, bedeckt mit Fett, Ruß und Staub. -Als ich mit meiner Arbeit fertig war, war meine Schere stumpf. Fast hätte ich die Männer nicht erkannt, als sie gegenseitig ihren "avantgardistischen Haarschnitt" bewunderten.

Bevor sie in ihre Dörfer zurückkehrten, erinnerten sie mich noch einmal: "Du hast uns von Jesus erzählt. Morgen werden alle Männer zu dir zum Haareschneiden kommen."

Früh am nächsten Morgen wimmelte das Gelände von Männern. Hunderte waren gekommen. Die meisten hatten bereits ihre Haarnetze abgenommen in Erwartung des ernsten Augenblicks. Bei manchen Männern reichte das Haar bis zu den Knien. Ich erinnerte mich an Erzählungen, daß Ratten versucht hatten, im Haar der Männer Nester zu bauen, während diese schliefen.

Der alte Mburumburu war etwas verlegen. Nachdem er sein Netz abgenommen hatte, mußte er feststellen, daß fast kein Haar mehr vorhanden war.

Als ich aus meinem Haus ins Freie trat, fiel Schweigen über die Menge.

"Ich danke euch, liebe Freunde, daß ihr gekommen seid", redete ich sie an. "Es freut mich, daß ihr Jesus in jeder Weise nachfolgen wollt. Es gibt noch vieles, das ich euch von Jesus erzählen möchte. Aber erst muß ich lernen, mich in eurer Sprache richtig auszudrücken. Dann erst kann ich euch mehr erzählen. Wenn ich nun einige Tage euer Haar zu schneiden habe, kann ich nicht lehren. Einigen von euch habe ich die Haare bereits geschnitten. Jetzt aber müßt ihr euch gegenseitig die Haare schneiden."

Zu meiner Erleichterung gingen die Männer-nach einigem Hin und Her in der Menge - auf meinen Vorschlag ein. Nicht viel später hatten sich kleine Gruppen von Männern zusammengeschlossen, die auf ihren Hinterteilen saßen und sich gegenseitig das Haar mit scharfen Bambusstücken weghackten.

Als alle an die Reihe gekommen waren, bildete man aus dem Haar einen großen Haufen, um es anschließend zu verbrennen. Die anfängliche Ausgelassenheit verschwand bald, ein Geist der Dankbarkeit und der Anbetung war spürbar, als die Männer um das aufgeschichtete Haar Platz nahmen. Einer hatte die ehrenvolle Aufgabe, das Feuer zu entfachen. Während die Flammen loderten, stimmten die Männer gedankenvoll eines ihrer Lieblingslieder an:

"Danke, Jesus, daß du uns liebst. Danke Jesus, daß du die Fesseln löst ..."

Die prasselnden Flammen entfalteten dicke Schwaden grünen, grauen und schwarzen Rauchs, die sanft zum Himmel aufstiegen. Der fast unerträgliche Gestank des versengten, brennenden Haares muß im Himmel wie ein süßer Wohlgeruch für Jesus angekommen sein. "Wa Je tut!" Danke, Jesus!

(Aus DEM NEU ERSCHIENENEN BUCH VON J.H. TEEDIVEN: DAS GEHEIMNIS VON NABELAN KABELAN STEINZEITMENSCHEN BEGEGNEN CHRISTUS, CLV, SIEHE BUCHBESPRECHUNG)

Nachtext

Quellenangaben