Zeitschrift-Artikel: In Jesu Namen beten

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Titel: In Jesu Namen beten
Typ: Artikel
Autor: Soren Kierkegaard
Autor (Anmerkung):

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Titel

In Jesu Namen beten

Vortext

Text

Soren Kierkegaard (1813 - 1855)

Was es heißen soll, in Jesu Namen zu beten, wird vielleicht am allereinfachsten folgendermaßen erklärt: Eine Obrigkeitsperson befiehlt dies und das im Namen des Königs - was will das heißen?

Es will zum ersten heißen: Ich selbst bin nichts, ich habe keine Macht, habe von mir selbst nichts zu sagen - sondern es geschieht im Namen des Königs.

Ebenso heißt Beten in Jesu Namen: Soll mein Gebet erhört werden, so muß es in Jesu Namen geschehen; was ihm Kraft gibt, ist dieser Name.

Weiter, wenn eine Obrigkeitsperson im Namen des Königs befiehlt, so folgt natürlich von selbst, daß das, was sie befiehlt, des Königs Wille sein muß, sie kann nicht im Namen des Königs befehlen, was ihr eigener Wille ist.

Ebenso heißt Beten in Jesu Namen, derart beten, daß es in Übereinstimmung ist mit Jesu Willen; ich kann nicht in Jesu Namen um meinen eigenen Willen bitten; Jesu Name ist keine gleichgültige Aufschrift, sondern das Entscheidende; nicht daß Jesu Name darüber steht, heißt beten in Jesu Namen, sondern es heißt derart beten, daß ich Jesu Name dabei nennen darf; das will heißen, daß ich mir ihn, seinen heiligen Willen, zusammendenken darf mit dem, worum ich bitte.

Endlich, wenn eine Obrigkeitsperson im Namen des Königs befiehlt, so bedeutet das, daß der König die Verantwortung übernimmt.

Ebenso auch beim Beten in Jesu Namen: da übernimmt Jesus die Verantwortung und alle Folgen; er tritt für uns ein, tritt an des Betenden statt.

Nachtext

Quellenangaben

(Aus "TATORT CHRISTENHEIT", SOREN KIERKEGAARD - EINE AUSWAHL, CLV)