Zeitschrift-Artikel:

Zeitschrift: 117 (zur Zeitschrift)
Titel:
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 2393

Titel

Vortext

Text

Über die „Mosquitia“ – den etwa 17.000 qkm großen Regenwald im Nord-Osten von Honduras, der bis nach Nicaragua reicht – haben wir gelegentlich berichtet. „Gracias a Dios“ ist der Provinzname, die offizielle politische Bezeichnung, weil sich Kolumbus mit diesem Ausspruch der Erleichterung von diesem unwirtlichen und gefährlichen Stück Erde verabschiedet hatte: „Gracias a Dios que hemos salido de estas honduras“ – „Gott sei Dank sind wir aus diesen Tiefen herausgekommen“, sagte der Genueser Admiral, als er auf seiner vierten und letzten Amerikareise 1502 nach einem tagelangen furchtbaren Sturm endlich das Kap Gracias a Dios umrundet hatte und damit der späteren Provinz und dem ganzen Land den Namen gab. Tatsächlich wohnen in diesem Gebiet (es ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet Zentralamerikas) – das man als die „Lunge Mittelamerikas“ bezeichnet – nur etwa 60.000 Leute (51.410 Volkszählung aus dem Jahr 2002, 65.000 geschätzt für 2010), die „Miskitos“, die neben gebrochenem Spanisch ihre eigene Sprache sprechen. Die einzige größere Stadt ist Puerto Lempira mit 34.000 Einwohnern. Dort gibt es auch so etwas wie einen „Flughafen“ – eine größere Wiese, wo kleine Flugzeuge landen können – auch als Umschlagplatz für Drogen bekannt.

Unter dem Bann des Okkultismus

Diese Stadt ist nur über den Luft- oder Wasserweg zu erreichen. Keine Straße führt nach Puerto Lempira. Und weil selbst die Polizisten vor Ort vom Drogenhandel mit Kokain, Marihuana, Crack usw. profitieren, blüht das Geschäft in diesem „Drogen-Paradies“. Man schätzt, dass über 80% der Bewohner drogensüchtig sind. Moralische Normen sind hier kaum bekannt, Inzest ist an der Tagesordnung und die Menschen scheinen wie unter einem Bann des Bösen und des Okkultismus zu leben. Mord, Totschlag und Raubüberfälle gehören zum Alltag. Viele Menschen in dieser Gegend haben das seltene Problem, dass sie durch den Drogenhandel über relativ viel Geld verfügen, aber kaum Möglichkeiten haben, es in dieser Abgeschiedenheit auszugeben. Es gibt keine evangelikale Gemeinde in Mosquitia. Die Herrnhuter hatten hier vor über 200 Jahren Gemeinden aufgebaut, aber das geistliche Leben ist schon lange erloschen. Heute werden unter dem Namen der Herrnhuter („los Moravos“ – die „Mährischen“) lediglich Schulen und Krankenstationen betrieben.

Der erste Täufling – ein Gelähmter

Bereits vor einem Jahr (f+t 1/2006) berichteten wir von den ersten Kontakten, die Omar Ortiz in diesem riesigen Dschungel-Gebiet knüpfen konnte. „Doña Berta“, eine Zauberin, hatte ihr Haus geöffnet und ihre Verwandten und Bekannten eingeladen, weil eine Stimme ihr gesagt hatte: „Um 14 Uhr kommt ein Prediger des Evangeliums!“ Die erste „Frucht“ war ein Querschnittsgelähmter namens Mayorga, der nach seiner Bekehrung leider erleben musste, dass seine Frau sich von ihm trennte und ihn mit seinen drei Töchtern alleine lies. Dabei blieb es zunächst. Omar hatte im Laufe eines Jahres alle Häuser abgeklappert, viele Kontakte geknüpft, inzwischen auch die Akzeptanz der zuerst sehr misstrauischen Leute gewonnen – aber weitere Bekehrungen blieben aus. Alle zwei Monate reiste Omar im letzten Jahr in dieses Gebiet, um jeweils drei Wochen durch Hausbesuche das Evangelium zu verbreiten. Es war eine harte Arbeit, verbunden mit heftigen Anfechtungen. In der ersten Zeit war Omar ganz allein unterwegs, aber dann meldete sich sein und unser Freund Walter Altamirano, der die Wichtigkeit dieser Arbeit erkannte und ein idealer Mitarbeiter wurde.  

Ehemalige Drogensüchtige und Drogenhändler loben den Herrn

Hatte Omar bisher gesät, durfte Walter nun mit ihm ernten. Er nahm mit einigen Leuten die ersten Emmaus-Bibelkurse durch und durfte erleben, dass einer nach dem anderen zum Glauben kam. Im Januar dieses Jahres fand dann die erste Taufe statt. Der „Erstling“ war der querschnittsgelähmte Mayorga, der mit einem hölzernen, selbstgebastelten Rollstuhl ins Wasser geschoben wurde. Dann folgten zwei seiner Töchter, die sich inzwischen auch bekehrt hatten. Als wir im Februar Honduras besuchten, berichteten Walter und Omar begeistert vom Wirken des Herrn in dieser Gegend. So erfuhren wir, dass sich die kleine Gemeinde nun seit dem 04. Februar jeden Sonntag mit großer Freude zum Abendmahl und zur Predigt versammelt. Ehemalige Drogensüchtige loben hier miteinander den Herrn und bezeugen das Evangelium in ihrer Umgebung, die mit Erstaunen und großem Interesse beobachtet, was hier vor sich geht. Inzwischen haben die Geschwister in Eigenleistung und mit Hilfe von Gaben aus Deutschland einen kleinen Raum hergerichtet, der als Versammlungsort dient. Zur Kinderstunde kommen inzwischen etwa 70 Kinder aus der Umgebung und Walter hat sogar die Möglichkeit bekommen, über einen örtlichen Radiosender für ein geringes Entgelt beliebig oft das Evangelium zu verkündigen.

Gebetsanliegen und Baupläne

Die Pläne für ein größeres Versammlungshaus sind schon fertiggestellt. Es soll etwa 10 x 13 m groß werden, mit einem zusätzlichen Raum für die Kinderarbeit und einem ersten Stock mit Räumen für ein Ehepaar, das man vom Herrn erbittet. Weitere Gästezimmer für Besucher wie Walter und Omar sind ebenfalls geplant. Das nötige Bauholz kann günstig vor Ort gekauft werden. Mit den Steinen und Blechplatten fürs Dach wird es problematischer, sie müssen auf schwierigen Wegen aus der nächsten Provinz beschafft werden. Das Geld für den Rohbau ist schon vorhanden und für den Rest wird der Herr ebenfalls sorgen. Dieses Haus soll als „Operationsbasis“ für weitere Einsätze in die umliegenden Dörfer dienen und in Zukunft auch für evtl. Seminare und Konferenzen zur Verfügung stehen.

Bitte betet dafür, dass dieser geistliche Aufbruch weite Kreise zieht. Betet für Omar und Walter, für weitere Mitarbeiter und für ein Ehepaar, dass bereit ist, nach Puerto Lempira zu ziehen, um die jungen Geschwister vor Ort zu betreuen und mitzuhelfen, das Evangelium in dieser Gegend weiter zu verbreiten.

Nachtext

Quellenangaben