Zeitschrift-Artikel: Eta Linnemann: Gibt es ein synoptisches Problem?

Zeitschrift: 83 (zur Zeitschrift)
Titel: Eta Linnemann: Gibt es ein synoptisches Problem?
Typ: Buchbesprechung
Autor: Thomas Mayer
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1299

Titel

Eta Linnemann: Gibt es ein synoptisches Problem?

Vortext

Text

Dieses Buch erschien erstmals 1992 und erlebt nun die 3., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Es beginnt mit einem Interview, welches dem Leser das Anliegen der Autorin nahebringt. Er erfährt, wieso sie mit der besonders an deutschen Universitäten allgemein anerkannten "historisch-kritischen Methode" gebrochen hat und lernt ihre jetzige Haltung zur Bibel als Wort Gottes kennen. Einige Fragestellungen und Antworten werden hier bereits vorweggenommen: z.B. die Frage der literarischen Abhängigkeit der Synoptiker (der ersten drei Evangelien Matthäus, Markus und Lukas), d.h. inwieweit diese voneinander abgeschrieben haben und ob sie eine gemeinsame Quelle benutzten.

Wer etwas über die methodischen Kurz- und Zirkelschlüsse der "historisch-kritischen Methode", deren Ursprünge und Grundlagen erfahren will, liegt mit diesem Buch genau richtig. Es wird gezeigt, warum die "historisch-kritische Methode" die Bezeichnung wissenschaftlich nicht verdient.

In einem 1. Teil wird der Leser über Geschichte, Entwicklung und Konzeption der verschiedenen Hypothesen mit Beispielen aus der Fachliteratur informiert. Der 2. Teil beschäftigt sich dann konkret mit der Frage nach der literarischen Abhängigkiet der ersten drei Evangelien indem anhand von Statistiken gezeigt wird, daß die Annahme einer literarischen Abhängigkeit voneinander nicht haltbar ist. Konsequenterweise wird im 3. Teil aufgezeigt, daß es durchaus vernünftig ist anzunehmen, daß die ersten drei Evangelien unabhängig voneinander entstanden sind. Hier wird besonders auf das Wesen der Sprache und deren unterschiedlichem Gebrauch hingewiesen. Auch ein Verweis auf die altkirchliche Tradition bekräftigt diese Position. Zum Schluß wird die Notwendigkeit der vierfachen Form des Evangeliums verdeutlicht.

"Die vier Zeugnisse ergänzen sich. Das vollständige Bild von dem, was unser Herr Jesus gesagt und gelitten hat, gewinnen wir, indem wir die vier Evangelien zusammennehmen, ..." (5. 178).

Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Grundlagen des verderblichen Einflusses der pseudowissenschaftlichen Universitätstheologie zu durchschauen und die Denkweise deren Vertreter besser zu verstehen. Es gibt auch Hilfestellung nachzuvollziehen, warum viele Menschen heute nicht mehr glauben "können", da sie in der Schule von klein auf mit den "Ergebnissen" der "historisch-kritischen Methode" konfrontiert werden. Somit ist dieses Buch mit Sicherheit auch ein wichtiger Beitrag und eine Hilfe für missionarische Gespräche, besonders mit Studenten und belesenen Zeitgenossen.

Als Schülerin von Rudolf Buhmann weiß Eta Linnemann von was sie redet, wenn sie sagt:

"Wir sollten deshalb nicht mehr länger die sogenannten ;wissenschaftlichen Ergebnisse der Theologie leichtgläubig für bare Münze annehmen, ..." (5. 16).

Das Buch richtet sich keineswegs nur an den theologisch gebildeten Leser, wie der Titel vielleicht vermuten läßt, obwohl einige Vorkenntnisse sicher hilfreich sind. Keiner sollte von der Vielzahl der Diagramme und Tabellen abgehalten werden, sich mit dem Inhalt dieses Buches auseinanderzusetzen. Gerade der Leser, der sich mit den Grundlagen und Vorausetzungen der universitären Theologie - besonders in Deutschland - auseinandersetzen bzw. deren "wissenschaftliche" Ergebnisse verstehen will, bekommt hier eine ausgezeichnete Hilfe zur Hand.

Nachtext

Quellenangaben

VTR, Pb., 192 5., 26,80 DM