Zeitschrift-Artikel: ,Genauer betrachtet - Kurze, erbauliche Wortstudien

Zeitschrift: 87 (zur Zeitschrift)
Titel: ,Genauer betrachtet - Kurze, erbauliche Wortstudien
Typ: Artikel
Autor: Hermann Grabe
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1306

Titel

,Genauer betrachtet - Kurze, erbauliche Wortstudien

Vortext

Text

"Ausharren"

Das Wort "ausharren" hat im griechischen Grundtext eigentlich die Bedeutung von "untenbleiben". Es geht hier also nicht um ein unerklärbares Durchhalten, sondern uns wird ein Ort angewiesen, an dem wir bleiben sollen.

Der Herr Jesus hat gesagt: "Nehmet auf euch mein Joch!" (Mt 11, 29). Was Christen zu tragen haben - zumal wenn sie sich den belastenden Zustand nicht selbst zuschreiben müssen - ist also das Joch Christi, das als solches verstanden "leicht" wird. Der Herr hat ja in Hos 11,4 gesagt, Er selbst werde das Joch zur Erleichterung anheben -weil Er uns liebt. "Mit menschlichen Tauen zog ich sie, mit Seilen der Liebe, und ich war ihnen wie solche, die das Joch auf ihren Kinnbacken anheben, und sanft zu ihnen gab ich ihnen zu essen."

Wozu dient dies "Ausharren" -dies "Untenbleiben"?

Wir lernen dadurch

1. was unsere Stellung Gott gegenüber ist, nämlich die eines Geschöpfes, von dem der Schöpfer Gehorsam und liebende Unterwerfung erwarten kann.

2. wie wenig unser natürliches Herz diesem Anspruch Gottes gerecht wird und wie sich auch das Herz des Gläubigen sträubt, das in der Taufe bekundete Sterben mit Christus zu verwirklichen.

3. dass "Fleisch" und "Geist" niemals Freunde werden.

4. dass Gott auch ohne uns Seine Ziele erreicht, und dass Er das Recht hat, andere ins Licht zu rücken, während Er uns im Verborgenen lässt.

5. dass wir, als zu einer neuen Schöpfung gehörend, nicht auf die Meinungen, Methoden, Kräfte und Zustände der Welt setzen sollen, und sie auch nicht als Vorwände benutzen dürfen, sondern unsere Erwartungen allein auf unseren liebenden Vater und unseren fürsprechenden Erlöser setzen sollen.

6. dass Gottes Uhr anders als die unseren läuft. Darum auch das schier endlose Warten im Alten Testament.

In Lk 2,43 heißt es wörtlich: "...harrte der Knabe Jesu in Jerusalem aus." Dann verstehen wir auch Seine Antwort an Seine Mutter besser. Er musste unter dem Willen Seines Vaters bleiben. Dasselbe finden wir in Apg. 17,14, wo Timotheus und Silas in Beröa ausharren, "untenbleiben" mussten.

Mit allen grammatischen Formen kommt das Wort 49mal (7x7mal) im NT vor. Darum lesen wir auch in Jak 1,4: "Das Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben..."

Nachtext

Quellenangaben