Zeitschrift-Artikel: Ein Stück Himmel auf Erden ... Mein erster Besuch in einer chinesischen "Untergrund-Gemeinde"

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Titel: Ein Stück Himmel auf Erden ... Mein erster Besuch in einer chinesischen "Untergrund-Gemeinde"
Typ: Artikel
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Autor (Anmerkung): Von einem Freund, der ungenannt bleiben möchte, im Herbst 2013 erlebt

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Titel

Ein Stück Himmel auf Erden ... Mein erster Besuch in einer chinesischen "Untergrund-Gemeinde"

Vortext

Text

Liebe Geschwister, heute durfte ich Gott live erleben unter den Christen hier in China. In einem total einfachen Keller, unten in einem Hochhaus, in einer Art Halbgeschoss. Ein ganz kleiner Hauskreis von ca. 15 Christen, zusätzlich acht kleine Kinder. Die Räume sind winzig, als Kanzel dient ein umgedrehtes Regalteil, daneben ein E-Piano. Gesessen wird auf allem was geht, von Kisten bis Kinderstühlen, Barhockern oder was sonst zu ergattern war. Doch die Geschwister lieben „Jesu“ – so heißt Jesus auf chinesisch, also in der Mitte ein weiches „S“. Sie ehren und loben Gott mit voller Kehle. Die Fenster sind offen wie bei Daniel in Babylon und so erschallen die Lieder für alle hörbar nach draußen. Und wie die singen, mit Vollgas, mit Begeisterung, mit Hingabe! Wie vor 2.000 Jahren! Welch eine Hingabe! Ich dachte, ich wäre 2.000 Jahre zeitversetzt. Ein junger Mann hat lange gepredigt, während in einer halb offenen Feuerstelle nebenan zwei Schwestern kochten. Also, während der Gottesdienst abgehalten wurde, standen sie singend mit dem Hackebeil und dem Gemüse und Fleisch an den Töpfen und haben voll Begeisterung gekocht. Die Christen sind von morgens bis abends dort in dieser Kellerbaracke. Auch die Kinder in einem Mini-Raum von 8qm nebenan – sie haben den ganzen Tag Kinderstunden, spielen, singen usw. Die Räume sind wirklich alle extrem winzig. Es ist dunkel, totale Armut, unvorstellbar für uns, da würden wir noch nicht einmal einen Hund einsperren. Doch diese Menschen feiern mit so einer Freude, sie sind so hingegeben, loben Gott! Alle beten, singen, rufen und freuen sich. Und dann lauschen sie ehrfürchtig auf Gottes Wort. Schreiben alles mit, sind 100% dabei und zeigen ihre Zustimmung. Dann wieder Ruhe, der Prediger sprach so eindrücklich, dass man gepackt wurde – auch wenn ich nichts verstand. Aber die Bibelstel- len habe ich alle gefunden. Mein chinesischer Begleiter hat mir hinterher einiges erklärt. Beim nächsten Mal – der Prediger ist ca. 28 Jahre alt und kann Englisch – werde ich ihn mit meinem Freund zu Hause besuchen. Mein Begleiter möchte sich mit seiner Fami- lie bekehren, er geht jetzt immer in den Haus- kreis. Ja, das war wirklich ein Stück Himmel auf dieser Erde: so eine Liebe – ohne Worte – habe ich noch niemals erlebt! Ein Geschnatter wie in einer Entenzucht ... Sie wollten mich nicht gehen lassen. Ältere Schwestern von über 70 Jahren, hielten mich wirklich mit beiden Händen am Arm fest. Immer wieder verneigten sie sich vor Jesus, zeigten zum Himmel und schubsten mich voller Freude. Dann ngen sie an zu beten, aus Dank- barkeit, dass Gott mich als Zeuge dagelassen hatte. Sie waren total begeistert von Jesus Christus und zeigten immer nur mit den Händen nach oben – lobten, sangen und freuten sich über ihre Rettung. Schließlich aßen sie alle zusammen zu Mittag – dabei ein Geschnatter wie in einer Entenzucht. Und immer nur „Jesu“, „Jesu“, „Jesu“. Danach begannen sie zu singen – hielten dabei große Bibeln in ihren Händen, weil sie ja fast alle Augenprobleme haben ... Und so verbringen sie echt den kompletten Sonntag zusammen wie eine einzige Familie, zum Ruhm Gottes. Ich freue mich schon so sehr auf das nächste Mal, kann es kaum abwarten. Gott sandte uns seinen Sohn, damit wir Leben haben! Und von diesem Leben durfte ich heute noch viel mehr kennenlernen. Ihm sei die Ehre, dass er sich so in schwachen und armen Menschen offenbart. Eine Liebe, die überwältigt! Mein chinesischer Begleiter ist ja noch kein Christ. Er war heute zum ersten Mal in seinem Leben in einem Gottesdienst. Ihn hat diese Liebe schier umgehauen. Er hatte Tausend Fragen. Er kennt mich ja nun und ist immer noch sehr skeptisch oder so. Doch heute hat er diese Liebe der uns völlig unbekannten Christen mir gegenüber erlebt. Wie sie mich aufgenommen haben wie eines ihrer liebsten Kinder ... Das hat er gesehen und es hat ihn so berührt: er hatte Tränen in den Augen, diese Liebe unter Christen zu sehen. Er wusste ja sehr wohl, dass dort niemand mich kannte. Er konnte es nicht fassen ... Er fragte mich, warum das alles so ist. Ich konnte ihm Markus 3,35 zeigen und Römer 5,5: „Denn wer irgend den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“ „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“ Er war wie vor den Kopf gehauen. Seine Tochter war im Kindergottesdienst, nun geht er nächste Woche wieder hin. Auch seine Frau. Von dieser Hingabe und Liebe zu Jesus Christus war er überwältigt, er hat Gottes Gegenwart gespürt. Seine Liebe wurde für ihn sichtbar! Nun dürfen wir beten und staunen. Gott wirkt schon seit langem an seiner Familie. Und bald wird er ein Kind Gottes sein – da bin ich sicher. Dann wird wiederum Freude im Himmel sein! Amen!

Nachtext

Quellenangaben