Zeitschrift-Artikel: Die Flüchtlingsfrage und die Gemeinde Jesu

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Titel: Die Flüchtlingsfrage und die Gemeinde Jesu
Typ: Artikel
Autor: Johannes Pflaum
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Titel

Die Flüchtlingsfrage und die Gemeinde Jesu

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Der Flüchtlingsstrom nach Europa und die zunächst unbegrenzte Aufnahme in Deutschland lassen auch in der Gemeinde Jesu die Wogen hoch schlagen. Haben wir als Christen nicht die Pflicht, allen Menschen in Not Hilfe zu leisten, oder gehört es zu unserem Auftrag, uns gegen eine schleichende Islamisierung Europas zu wehren? Gehört es nicht auch zum Auftrag als Staatsbürger, sich gegen eine Mulitkulti-Gesellschaft und die damit verbundene Auflösung der Grundwerte des christlichen Abendlandes zu stellen? Sind wir es unseren Kindern schuldig, uns gegen eine mögliche Katastrophe zu stemmen oder haben wir als Christen die Pflicht, alles widerspruchslos hinzunehmen? Solche und ähnliche Fragen bewegen die Gemüter angesichts der Flüchtlingsproblematik. Zunächst sehe ich es für wichtig an, dass wir als Nachfolger Jesu in der Flüchtlingsfrage zwei Dinge unterscheiden müssen: Einmal stellt sich die Frage, welchen Auftrag wir als Gemeinde Jesu gegenüber den Flüchtlingen in unseren Ländern haben. Eine zweite Sache ist dann der Versuch, die politischen Entwicklungen von der Bibel her zu beurteilen. › Die Flüchtlinge und der Missionsauftrag Um unseren Auftrag als Gemeinde Jesu zu erkennen, müssen wir zunächst die gesellschaftlichen und politischen Aspekte der Flüchtlingsfrage zurückstellen. Ganz unabhängig davon, was sich aus dieser regelrechten Völkerwanderung entwickelt, muss es unser Hauptanliegen sein, diese Menschen mit dem Evangelium von Jesus zu erreichen. Es kommen mit den Flüchtlingen auch Menschen aus Ländern zu uns, in welchen durch die Kriegswirren und den Islam keine Missionsarbeit getan werden kann. Erkennen wir diese Chance und Herausforderung oder sind uns egoistische Interessen wie Wohlstandssicherung und ein möglichst bequemes Leben wichtiger? Haben wir als Gemeinde Jesu einen dauerhaften Anspruch auf ständige Glaubensfreiheit und eine uns freundlich gesinnte Gesellschaft? › Eine große Herausforderung Das freundliche Grüßen der Flüchtlinge ist schon ein erster kleiner Schritt, wie wir ihnen liebevoll begegnen können. Dann hat jede Gemeinde und jeder Gläubige die Möglichkeit, sich mit fremdsprachiger evangelistischer Literatur einzudecken. Als die erste große Flüchtlingswelle aus Ungarn in München eintraf, war ich im Auto unterwegs. In den Nachrichten war zu hören, wie sich unter die Ankommenden im Münchner Hauptbahnhof sofort Salafisten mischten, ihre Hilfe anboten und Schriften verbreiteten. Mein erster Gedanke war: Wo sind wir Christen? Ich weiß, dass Gläubige auch sofort mit der missionarischen Arbeit unter Flüchtlingen begonnen haben. Trotzdem müssen solche Meldungen uns zum Nachdenken und zum Überprüfen der eigenen Sichtweise bringen. Dabei stellt sich auch die Frage, wie wir durch praktische Hilfe Herzen und Türen für das Evangelium öffnen können. Wohlgemerkt geht es nicht um eine blauäugige Gutgläubigkeit und naive Hilfsbereitschaft, die nur eine Erwartungshaltung der Betreffenden fördert. Die Nachfrage bei Missionaren aus entsprechenden Gebieten oder anderen Gläubigen mit Erfahrung in der Ausländerarbeit kann hier eine große Hilfe sein. Das Zeugnis für Christus ist immer mit der praktischen Liebe verbunden. Leider gibt es hier unter einem Teil der Evangelikalen eine fragwürdige Tendenz. Man engagiert sich auf dem Hintergrund des emergenten Denkens für Sozialarbeit und Integration, ohne aber eine klare Verkündigung und Bezeugung der rettenden Botschaft des Evangeliums als Hauptziel zu haben. Gesellschaftlich mag das gewürdigt und anerkannt werden. Geistlich gesehen ist es eine Verfehlung des Missionsauftrages. Wo es um die Evangelisation unter Muslimen geht, ist es hilfreich, sich vorher über die richtige Vorgehensweise zu informieren. Auch unter den christlichen Flüchtlingen gibt es viele, die einer Denomination angehören, doch noch niemals die rettende Botschaft von Jesus gehört haben. Oft stehen sie schon in Flüchtlingsunterkünften deshalb unter Druck, was unsere Liebe und Hilfsbereitschaft wecken sollte. Für mich war es vor einigen Jahren ein bewegendes Erlebnis, als ich bei der Taufe eines eritreischen Asylbewerbers die Predigt halten durfte. Der Täufling war vor dem Bürgerkrieg in die Schweiz desertiert und kam durch einen Gläubigen, welcher regelmäßig das Asylantenheim besuchte, zum Glauben an Christus. Aus einem Namenschristen wurde ein Nachfolger Jesu! Gläubige und die Gemeinden sollten sich auch überlegen, wie man missionarisch am besten vorgehen kann. So ist es sicher nicht der Auftrag junger Frauen, sich um männliche Flüchtlinge zu kümmern und zu meinen, an Einzelnen von ihnen einen missionarisch-seelsorgerlichen Auftrag zu haben. Das wurde schon mancher gläubigen Frau zum Verhängnis und endete in notvollen Beziehungen und Ehen. › Der Gebetsauftrag Nun haben wir ja als Gläubige auch unterschiedliche Platzanweisungen und Aufgaben. Nicht jeder ist dazu beauftragt, in der vordersten Reihe unter Flüchtlingen zu arbeiten. Aber eine Sache kann jeder Gläubige und jede Gemeinde tun: Für die Flüchtlinge und den Lauf des Evangeliums unter ihnen zu beten. Beten wir in unseren Gemeinden regelmäßig für die, welche diesen Dienst tun? Beten wir darum, dass Flüchtlinge hierzulande nicht nur den Wohlstand, sondern Christus kennenlernen? Beten wir um Bewahrung für die Flüchtlinge, beispielsweise auf dem Mittelmeer, und dass sie nicht nur äußerlich, sondern wirklich gerettet werden? Sehen wir in dem gesellschaftlichen und religiösen Explosionspotential nur eine Bedrohung, oder hat für uns der letzte Auftrag des Auferstandenen a oberste Priorität? Beten wir auch für den Lauf des Evangeliums in den betreffenden Herkunftsländern und die leidenden und verfolgten Gläubigen dort? › Gäste und Fremdlinge Und noch eine Sache sollten wir nicht übersehen. Als Christen dürfen wir sehr dankbar sein für die Glaubensfreiheit, die wir in Westeuropa immer noch haben. Dankbar für unsere Heimatländer mit allem, was sie uns zum Leben bieten. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass Paulus in Philipper 3,20 von unserem eigentlichen Bürgerrecht, unserer letzten politischen Verankerung, im Himmel spricht. Als Nachfolger Jesu sind wir hier nur auf der Durchreise, ganz gleich welchen Pass wir besitzen. Petrus bezeichnet die Gläubigen aus diesem Grund als Fremdlinge (1Petr 1,1). Leider ist diese biblische Sichtweise durch den Wohlstand und die Glaubensfreiheit bei uns weitgehend verlorengegangen. Man meint, das Wichtigste sei heute für Christen, ihren Platz in der irdischen Gesellschaft zu erkämpfen und zu festigen. So erinnern uns die Flüchtlingsströme selbst an unseren geistlichen Status auf dieser Erde und die eigentliche Heimat bei Jesus. Weil wir selbst aus biblischer Sicht Fremdlinge sind, sollte dies unseren Blick auch für die anderen Fremdlinge öffnen. Diese Einstellung sollten wir unabhängig davon haben, durch welche politischen Konstellationen und mit welchen Absichten Menschen zu uns kommen. Unsere himmlische Hoffnung sollte den tiefen Wunsch in uns wecken, dass doch die Flüchtlinge in unserem Land auch diese einzig wahre und letzte Heimat bei Gott kennenlernen. › Gedanken zu den Hintergründen der Flüchtlingsströme Das Erkennen der Bedeutung des Missionsbefehls in der Flüchtlingsfrage bedeutet aber nicht, dass wir die Augen verschließen vor damit verbundenen Entwicklungen und Gefahren. Es ist geradezu offensichtlich, dass das kopflose und leichtgläubige Vorgehen in der Flüchtlingsproblematik zu innenpolitischen Spannungsfeldern und Zerreißproben führen wird. Der ideologische Traum eines Multikulti-Gutmenschentums weicht wohl schnell einer rauen und ernüchternden gesellschaftlichen Realität. Dazu kommen das Selbstverständnis und der damit verbundene religiös-politische Anspruch eines ganzen Teils der islamischen Flüchtlinge. Es zeichnet sich geradezu ab, dass durch die damit verbundenen Entwicklungen extreme politische Kräfte an Ein uss gewinnen. Möglicherweise werden die linksideologischen Vordenker einmal mit Entsetzen feststellen müssen, wie sie zum Wegbereiter eines neuen gefährlichen Rechtsextremismus wurden. › Der gesteuerte Flüchtlingsstrom Auch unter Christen begegnet man im Zusammenhang mit den Flüchtlingsströmen der These, dass alles von höheren politischen Kreisen oder einer geheimen Weltregierung gesteuert wäre, um Europa zu destabilisieren. Nach meiner Beobachtung geht bei manchen Christen mit dem vermehrten Internetglauben der wahre Gottesglaube verloren. Die scheinbar spektakulären Informationen von manchen Internetportalen trüben den Blick für die biblisch-heilsgeschichtliche Sichtweise. Nun kennen wir nicht alle Hintergründe und Zusammenhänge ausreichend gut. Trotzdem sollten wir unser Denken immer an der biblischen Sichtweise ausrichten. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine gezielte Zuwanderung in Europa eine Strategie zur Ausbreitung des Islam ist. Um es vorweg zu sagen: auch ich glaube an gesteuerte Flüchtlingsströme. Allerdings sehe ich von der Bibel her einen ganz anderen Koordinator dahinter als die vielen Verschwörungstheorien: Gott selbst! So enthüllt er dem Propheten Habakuk, wie er das gottlose Volk der Chaldäer nicht nur „zulässt“, sondern „erstehen lässt“ und als Werkzeug gebraucht, um seine Pläne auszuführen (Hab 1,5.6). In Jesaja 41 und 43 können wir ebenfalls erkennen, wie Gott inmitten der Völkerwelt handelt. Er schenkt den Medo-Persern den Aufstieg und gibt andere Völker dahin. Dieses Handeln Gottes sieht Jesaja in einem Zusammenhang mit Israel. Selbst im Buch der Offenbarung ist Gottes Herrschaft im Hintergrund über die Völkerwelt deutlich, die gegen ihn rebelliert (vgl. Offb 17,17). Das macht getrost in unserer unsicheren Zeit, ganz unabhängig davon, wie sich alles entwickelt. Gott selbst handelt mittels der Geschichte, damit seine Pläne und Absichten zur Ausführung kommen. Wohlgemerkt bedeutet dies nicht, dass am Ende „alles gut kommt“. Denn die Bibel spricht auch von Gottes richtendem Lenken und Handeln inmitten der Völkerwelt. › Das Zeitalter des Internets und der europäische Konsummarkt Durch die Spekulationen über gesteuerte Flüchtlingsströme geht ein weiteres Faktum unter. Ohne die elektronische Massenkommunikation, ohne Mobiltelefone, Smartphones und das Internet, wären die momentanen Flüchtlingsströme gar nicht möglich. Nur so kann umfassend Kontakt mit Schleusern aufgenommen werden, Patrouillen und Grenzkontrollen ausgetrickst und innerhalb kürzester Zeit die Fluchtrouten gewechselt werden. Über diesen Weg ist es auch viel einfacher, andere nach Europa nachzulotsen und die nötige Informationen zu liefern. So ermöglicht das Internet, in dem zugleich die vielen Spekulationen über die „wahren Hintergründe“ der Flüchtlingsströme verbreitet werden, diese erst in ihrer umfassenden Form. Ein Mitarbeiter in einem nordafrikanischen Land erzählte mir, wie die Menschen durch die elektronischen Medien und das Fernsehen dort ständig mit dem europäischen Wohlstand konfrontiert werden. Es entsteht für sie der Eindruck, dass all das umsonst zu haben ist. Wer kann ihnen den Wunsch verübeln, alles daran zu setzten und sich auf den Weg zu machen, um auch am europäischen Konsummarkt teilzuhaben? Hans-Peter Martin und Harald Schumann haben schon 1996 auf eine Folge aufmerksam gemacht, die sich aus dem starken Wirtschafts- und Wohlstandsgefälle zwischen den Globalisierungsstaaten und der Armut in den anderen Ländern1ergeben wird: Der Ansturm von Flüchtlingen nach Europa. › Der Flüchtlingsstrom und Israel Nun möchte ich kurz versuchen, die Entwicklungen im Rahmen der biblischen Heilsgeschichte zu beleuchten. Schon im Abrahamssegen (1Mo 12,1–3) macht die Bibel den Zusammenhang zwischen der Stellung der Völker zu Israel und dem Fluch oder Segen über sie deutlich. Und auch der Prophet Jesaja verknüpft wie schon erwähnt die Dahingabe von Völkern mit Gottes Handeln mit Israel. Die westlichen Staaten haben Israel regelmäßig zum Prügelknaben gemacht, obwohl dieser Staat die einzig funktionierende Demokratie im Nahen Osten ist. Streng diktatorische, tyrannische Herrscher und islamische Staaten wurden wegen wirtschaftlich-politischer Interessen vergleichsweise milde behandelt. Für die religiös begründete Feindschaft der islamischen Staaten gegenüber Israel wurde dem Judenstaat teilweise eine Mitschuld gegeben. Ulrich Sahm hat in einem Artikel darauf aufmerksam gemacht, wie der Westen über unbeschreibliche Vorgänge in Syrien, dem Irak oder Libyen, Ägypten und anderen Ländern, lange Zeit hinwegsah.2 Auf diesem Hintergrund möchte ich eine Frage stellen: Könnten die sich durch die Flüchtlingsströme ergebenden Probleme nicht auch eine Retourkutsche für die verfehlte Israelpolitik des Westens sein? Sind die ganzen Flüchtlingsströme nicht auch die Folge einer egoistischen Politik, die von purem Eigeninteresse geprägt ist und nicht etwa von echter Sorge um andere Menschen und Völker? Wie dem auch sei, der Westen ist dabei, die Früchte einer jahrelang heuchlerischen und verfehlten Nahostpolitik einzufahren. Die Bibel sieht an vielen Stellen einen Zusammenhang zwischen Israel und den Bewegungen in der Völkerwelt. › Der desolate geistliche Zustand in Europa Obwohl manche Medien eine zunehmende Islamisierung Europas herunterspielen, ist sie offensichtlich im Gange. Der starke Zustrom von Flüchtlingen wird diesen Trend auf natürliche Weise verstärken. Kann es dafür auch eine geistliche Erklärung geben? In den letzten Jahrzehnten hat die Bibel und das Christentum seinen Einfluss auf Europa weitgehend eingebüßt. In vielen Ländern macht sich die Gesellschaft daran, die letzten christlichen Grundwerte wegzuschleifen. In Römer 1 lesen wir davon, wie Gott die Menschen dahingibt, weil sie ihm als dem Schöpfer nicht die Ehre gaben. So ist der zunehmende Ein uss des Islam auch als ein Gericht Gottes über die Entwicklungen in Europa zu sehen. Dies trifft aber nicht nur für die säkulare Gesellschaft zu. Es ist auch ein Gericht über eine oberflächliche und lau gewordene Christenheit, zu der wir selbst gehören. In Offenbarung 2 und 3 nden wir die sieben Sendschreiben an die Gemeinden in Asien, die man auch treffend kirchengeschichtlich auslegen kann. Demnach beschreibt jedes Sendschreiben neben seiner wörtlichen Bedeutung auch den geistlichen Stand und die Gefahren einer Epoche der Kirchengeschichte. Das Sendschreiben an Pergamon (Offb 2,12–17) spiegelt danach die Vermischung von Kirche und Macht zwischen dem vierten und siebten Jahrhundert wieder. Falls keine Umkehr passierte, droht Christus der Gemeinde, mit dem Schwert seines Mundes über sie zu kommen und Krieg zu führen. Ralph Shallis sagte auf einer OM-Konferenz Ende der Sechzigerjahre sinngemäß folgendes: „‚Ich will wider dich streiten mit dem Schwert meines Mundes.‘ Das Schwert spricht von dem Schwert des Geistes bzw. Testamentes. Der Koran ist auch ein Testament bzw. Wort, aber ein falsches. So hat das Schwert Mohammeds die frühen Gemeinden in Asien ausgetilgt.“3 Damit sah er den Islam als Gericht Gottes über eine verflachte und kompromissbereite Christenheit. Wenn man diese Auslegung auch als exegetisch nicht ‚wasserdicht‘ anfechten mag, gibt sie doch einen Anstoß zum Nachdenken. Als der Islam durch die Türken anfänglich des 16. Jahrhunderts vor den Toren Wiens stand, war für Luther diese Bedrohung ein Gottesgericht auch über den geistlichen Zustand Deutschlands. Um nicht dem Islam anheimzufallen sah er für die frommen Christen nicht den äußeren Kampf des Kaisers, sondern Buße und Gebet angesagt.4 Es gibt manche Gläubige, die sich heute gegen die zunehmende Islamisierung wehren und meinen, dem mit allen politischen Mitteln entgegenwirken zu müssen. Manchmal ist damit auch die Gefahr verbunden, sich mit politisch fragwürdigen Strömungen einzulassen. Weit weniger zu nden ist aber eine bußfertige Haltung, die sich unter unseren desolaten geistlichen Zustand beugt, über die eigene Lauheit und das Wohlstandchristentum Buße tut und Gott deshalb um sein Erbarmen anfleht. Angesichts der großen Flüchtlingsströme in Deutschland wurde ich an ein Zitat von meinem Lehrer David Jaffin vor über 30 Jahren erinnert. Im Rückblick wirkt es geradezu prophetisch. Sinngemäß machte er aufgrund der heilsgeschichtlichen Beurteilung der Geschichte folgende Aussage: „Gott richtet einen Götzen immer da, wo ein Volk sich ihn aufrichtet. Deutschland wollte im Dritten Reich durch die nationalsozialistische Ideologie die reine Rasse haben. Es wird dafür die völlige Völkervermischung bekommen.“5 › Empörung oder Beugung? Die Probleme, welche sich für Europa durch die Flüchtlingsströme schon ergeben haben und auch noch ergeben werden, sind offensichtlich. Das sieht man auch trotz aller Liebe und allem missionarischen Engagement für die Flüchtlinge. Daran kann weder die Schönfärberei von einem ganzen Teil der Medien noch das Süßholzgeraspel vieler Politiker etwas ändern. Aber es bleibt die Frage, wie wir uns als Gläubige dazu stellen. Ist es unser Auftrag, politisch großartig auf die Pauke zu hauen? Sich möglicherweise angesichts des sich ausbreitenden Islams auch mit fragwürdigen Kräften zu verbinden? Entspringt manche Empörung nicht mehr dem Wunsch nach einem ungestörten Wohlstandsleben als tiefen geistlichen Überzeugungen? Lasst uns nicht schweigen und uns wegducken, wo christliche Flüchtlinge in den Unterkünften um ihres Glaubens willen gedrückt und bedrängt werden. Und schließlich soll die aufgewühlte Situation auch dazu beitragen, unser Anliegen und Gebet für die verfolgten Gläubigen in den islamischen Ländern wachsen zu lassen. Aber bei alldem geht es darum, uns selbst unter die ganze Gottlosigkeit in Europa zu beugen. Über unsere eigene so oft oberflächliche und angepasste Nachfolge. Empörung und Entrüstung ist eine Sache. Sich vor dem Herrn selbst zu beugen und zu beten, auch für unsere Obrigkeit, ist etwas ganz anderes. Dem letzten Befehl des Auferstandenen zu gehorchen – Gehet hin in alle Welt – war noch nie mit einer so kurzen ‚Anreisestrecke‘ verbunden wie heute. Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen wohnen in großer Zahl vor der eigenen Haustür. Hier kann jede Gemeinde, jeder Gläubige selbst an der großen Mission Gottes teilnehmen, von deren Verpflichtung wir erst im Augenblick der Entrückung entbunden sein werden.

Nachtext

Quellenangaben

Quellenangaben 1 Hans-Peter Martin, Harald Schumann, Die Globalisierungsfalle, S.60- 61, Rowohlt 2 http://www.israelnetz.com/hintergrund/detailansicht/aktuell/ woran-krankt-unser-denken-93219/ 3 Quelle: Alexander Seibel als Teilnehmer der OM-Konferenz 4 HeinrichFausel,Dr.MartinLuther-seinLebenundWerk,Bd.2.S.133, SCM Hänssler 5 Unterricht EAT 1987/88