Zeitschrift-Artikel: Lehren aus dem Verlust einer Mastercard

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Titel: Lehren aus dem Verlust einer Mastercard
Typ: Artikel
Autor: John Piper
Autor (Anmerkung):

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Titel

Lehren aus dem Verlust einer Mastercard

Vortext

Text

Ich habe immer eine Mastercard bei mir, um mich auszuweisen und um bei seltenen, unvorhergesehenen Ausgaben zahlungsfähig zu sein. Meine Frau Noël und ich benutzen sie nicht mehr für normale Einkäufe, seitdem ein Seminar über persönliche Finanzen in unserer Gemeinde stattfand, bei dem uns der eigene, unweise Umgang mit Finanzen klar wurde. Das löste das Problem der Kontoüberziehung. Wir benutzen nun für alles Schecks und Bargeld. So wissen wir, wie viel wir ausgegeben haben – vor der schrecklichen Abrechnung am Monatsende. Aber ich hatte die Mastercard noch. Dann nahm ich sie mit nach Kalifornien in den Urlaub und verlor sie – und ich hatte keine Ahnung, wo das geschah. Es hätte in der Seehund-Show in SeaWorld (San Diego) passieren können. Es hätte im Obstladen in Tijuana geschehen können, wo die Wassermelonen voller Bienen waren. Es hätte in wer weiß wie vielen McDonald’s vorkommen können oder am Strand von Coronado, wo der Sand wirklich ‚golden‘ ist und die Apartments eine halbe Million Dollar kosten. (Wir waren schwimmen, nicht einkaufen.) Ich wusste nicht, wo sie war. › Von Natur aus bin ich ein Pessimist ... Aber das Wunderbare war, dass es mich nicht beunruhigte. Das ist für mich jedoch ziemlich ungewöhnlich. Ich bin von Natur aus ein Pessimist, und unter normalen Umständen hätte ich angenommen, dass jemand Geld abgehoben und das Kreditlimit der Mastercard bereits ausgeschöpft hatte. Ich hätte mich oder meine Familie normalerweise verrückt gemacht und meine Frustration an jedem ausgelassen. Ich hätte nach irgendeinem göttlichen Sinn in all den Schwierigkeiten gesucht und wäre sehr unglücklich gewesen. Aber diesmal war es anders. Ich machte mir überhaupt keine Sorgen. Ich ärgerte mich über niemanden. Ich war nicht frustriert. Ich war die ganze Zeit über glücklich. Was für ein Sieg! Während der ganzen Zeit tat ich, was ich in meinem Urlaub sonst immer tue. Ich vertraute auf Gott und war nett zu meiner Familie. › Das Geheimnis meines Glücks Und als ich aus dem Urlaub zurückkam, war sie da – in einem Umschlag. Daniel Fuller, mein Freund und ehemaliger Professor, hatte sie mir aus Kalifornien geschickt. Ich hatte sie in seinem Auto liegen gelassen. Wissen Sie, was das Geheimnis meines Glücks war? Ich wusste überhaupt nicht, dass ich die Karte verloren hatte, bis ich sie in Minneapolis in diesem Umschlag sah. Da stand ich, hielt sie in meiner Hand und lächelte. Können Sie sich vorstellen, wie gereizt ich reagiert hätte, wenn ich gewusst hätte, dass ich sie verloren hatte? Stellen Sie sich vor, wie niedergeschlagen, unruhig, ärgerlich, frustriert und empfindlich ich möglicherweise gewesen wäre. Und in der ganzen Zeit war die Karte sicher auf dem Weg nach Minneapolis. Mein ganzer Ärger sowie meine Frustration und meine Mutlosigkeit wären absolut unnötig gewesen. › Die Lösung ist schon unterwegs Gibt es daraus etwas zu lernen? Für mich schon. Und zwar Folgendes: Wenn wir merken, dass es ein Problem gibt, arbeitet Gott schon daran, und die Lösung ist bereits unterwegs. Das habe ich immer wieder in meinem Leben erfahren. Ein Brief kommt an und bietet die Lösung für ein Problem. Dies ähnelt der Situation in vielen vergleichbaren Fällen: Ich mache mir Gedanken und bin besorgt, und dabei ist die Lösung schon ganz nahe. Wenn wir an den Gott von Römer 8,28 glauben, werden wir uns immer daran erinnern: Wenn uns ein Problem bewusst wird, arbeitet Gott schon daran, und seine Lösung ist bereits unterwegs. Überlegen Sie einmal, mit welchem Eifer Gott für uns arbeitet: „Denn von alters her hat man nicht gehört noch vernommen, hat kein Auge einen Gott gesehen außer dir, der sich wirksam erweist für den, der auf ihn harrt“ (Jes 64,3). „Denn die Augen des Herrn durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist“ (2Chr 16,9). „Nur Güte und Huld werden mir folgen alle Tage mei­nes Lebens“ (Ps 23,6). › Werfen Sie alle Sorgen auf ihn! Das war geschehen, ehe ich wusste, dass es ein Problem gab. Und das tut Gott immer für diejenigen, die auf ihn vertrauen. Natürlich geht es dabei nicht darum, dass Gott seinen Leuten Probleme erspart. Und wir alle wissen, dass eine verlorene Kreditkarte nun wirklich nicht unsere größte Sorge in dieser Welt voller Leid ist. Die verlorene Kreditkarte weist nur auf viel größere Dinge hin. Sie werden sich nicht immer so entwickeln, wie wir es für das Beste halten. Aber daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Gott nicht am Wirken ist, wäre völlig falsch. Und all unseren Verlust und Schmerz verwandelt er in etwas Gutes, wenn wir auf ihn vertrauen. Das hat er versprochen. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Werfen Sie alle Sorgen auf ihn. Sie sind so unnötig, wie meine Sorgen wegen der verlorenen Mastercard gewesen wären. Irgendwann einmal werden Sie den Sinn sehen und erkennen, welche Weisheit und Liebe dahinterstecken. Leben Sie jetzt im Glauben, auch ehe Sie es wissen.

Nachtext

Quellenangaben

Auszug aus der Neuerscheinung: John Piper: „Schmeckt und seht – Gottes Überlegenheit in allen Lebenslagen genießen“, CLV 2015, S. 23-25