Zeitschrift-Artikel: Die Aufgaben der Frau - IHRE BETÄTIGUNGSFELDER NACH DER BIBEL

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Titel: Die Aufgaben der Frau - IHRE BETÄTIGUNGSFELDER NACH DER BIBEL
Typ: Artikel
Autor: Gerrit Alberts
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Titel

Die Aufgaben der Frau - IHRE BETÄTIGUNGSFELDER NACH DER BIBEL

Vortext

Text

Schwert und Kelle - Abwehr und Aufbau Das in dieser Ausgabe von „fest und treu“ ausführlich rezensierte Buch „Ohne Unterschied?“ (Hrsg.: M. B. Smith, I. Kern) vertritt folgenden Standpunkt: Welche Aufgabenbereiche einem Christen von Gott zugewiesen werden, dafür ist nicht das Geschlecht ausschlaggebend, sondern allein die Begabung. Leitungsaufgaben in christlichen Gemeinden und Werken stehen demnach grundsätzlich Frauen ebenso offen wie Männern. Es ist nicht allzu schwierig, einem aufrichtigen Bibelleser zu zeigen, dass diese Position mit den Aussagen der Heiligen Schrift nicht vereinbar ist. Aber ist es ausreichend, eine defensive, apologetische Haltung gegen diesen Angriff auf die göttliche Ordnung einzunehmen? Sind an den emanzipatorischen Tendenzen in den Gemeinden auf Seiten der Männer nur die „zu Weicheiern degenerierten“ Schuld? Müssen sich nicht auch die „Hardliner“ die Frage stellen, ob ihre Haltung zu dieser Frage biblisch ausgewogen ist? Eine Schwäche bei den konservativen Evangelikalen scheint mir zu sein, das man sehr viel darüber redet, was Frauen von der Bibel her nicht dürfen: Nicht herrschen über den Mann, nicht reden in den Gemeindestunden, nicht lehren ... So ist es z. B. nicht erstaunlich, dass Außenstehende den Eindruck gewinnen, die Brüderbewegung würde deswegen Brüderbewegung genannt, weil dort nur die Brüder von Bedeutung sind. Eine biblisch ausgeglichene, gesunde Bewegung muss allerdings notwendiger Weise eine Brüder- und Brüderinnenbewegung sein. Ich will die Einschränkungen, welche die Bibel für den Dienst der Frauen macht, in keiner Hinsicht relativieren. Gott ändert seine Haltung zu diesen Themen nicht, weil sie im Zeitgeist des 21. Jahrhunderts nicht mehr trendy ist. Allerdings spricht die Heilige Schrift nicht nur über Aufgabenfelder, die den Frauen verwehrt sind, sondern auch sehr ausführlich über solche, die ihnen unbegrenzt offen stehen und wo sie einen wertvollen und unersetzlichen Dienst ausüben können und sollen. Die Mitarbeiter Nehemias haben beim Wiederaufbau Jerusalems mit einer Hand gebaut, mit der anderen Hand hielten sie eine Waffe zur Abwehr feindlicher Angriffe (Neh 4, 17). So soll die Rezension mehr dem Gebrauch des Schwertes, dieser Beitrag jedoch mehr dem der Kelle entsprechen. Unmöglich kann ich in diesem Rahmen auf die durch Bibelstellen aufgezeigten Aufgabenbereiche der Frau ausführlich eingehen. Die Aufführungen sind mehr exemplarisch und sollen zum eigenen Bibelstudium anregen. Das Design Gottes im biblischen Schöpfungsbericht Die stoffliche Herkunft von Mann und Frau unterscheidet sich dahingehend, dass Gott den Mann aus dem Staub des Erdbodens bildete, die Frau hingegen aus einer Rippe des Mannes (1Mo 2,7+21). Die erste spezifische Aufgabenstellung des Mannes war, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren, die der Frau, dem Mann ein Beistand zu sein (1Mo 2,15+18). Das hier für Beistand, Hilfe gebrauchte Wort ezer hat nicht den Beigeschmack von weniger fähig wie bei Hilfskraft oder Hilfsarbeiter. Es wird vielmehr des öfteren für Gott gebraucht: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine HILFE, reichlich gefunden in Drangsalen“ (Ps 46,1). Die Bedeutung ist mehr: Jemand ist begrenzt in seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten und benötigt deswegen Hilfe und Beistand (womit die Bedürfnislage des Mannes treffend beschrieben ist). In dem Fluch nach dem Sündenfall wird jeweils der Bereich betroffen, der durch die stoffliche Herkunft und die erste spezifische Aufgabenbestimmung definiert wurde: Zu Adam spricht Gott über die Verfluchung des Erdbodens und über die Mühe beim Bebauen desselben. Bei seiner Frau Eva hingegen ist eindeutig ihr Verhältnis zu ihrer Familie, sprich zu ihren Kindern und zu ihrem Mann betroffen. Zusammengefasst kann gesagt werden: [1] MÄNNER: denken eher sachbezogen grosse Außenweltorientierung tragen Leitungsverantwortung haben grösseres Durchsetzungs- und Beharrungsvermögen FRAUEN: denken eher personenbezogen Innenwelt-/Familienorientierung tragen Beistandsverantwortung haben grösseres Anpassungs- und Einfühlungsvermögen Frau Eva hingegen ist eindeutig ihr Verhältnis zu ihrer Familie, sprich zu ihren Kindern und zu ihrem Mann betroffen. Diakonische Arbeiten, Gastfreundschaft und Mitarbeit am Evangelium: Lk 8,2-3 ... und gewisse Frauen: ... Maria, genannt Magdalene, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, und Johanna, die Frau Chusas, und Susanna und viele andere Frauen, die ihm dienten mit ihrer Habe. Apg 9,36-39 In Joppe aber war eine gewisse Jüngerin, mit Namen Tabita, was übersetzt Dorkas heißt; diese war voll guter Werke und Almosen, die sie übte. Und alle Witwen traten weinend zu ihm und zeigten ihm die Leibröcke und Kleider, welche die Dorkas gemacht hatte, während sie bei ihnen war. Apg 12,12 Er kam an das Haus der Maria, der Mutter des Johannes, der Markus zubenamt war, wo viele versammelt waren und beteten. Apg 16,15 Als sie aber getauft worden war und ihr Haus, bat sie und sagte: Wenn ihr urteilet, dass ich dem Herrn treu sei, so kehret in mein Haus ein und bleibet. Und sie nötigte uns. Röm 16, 1 Tryphäna und Tryphosa, die im Herrn arbeiten. Grüßt Persis, die Geliebte, die viel gearbeitet hat im Herrn. (Siehe auch Röm 16, 6) Röm 16,1-2 Ich empfehle euch aber Phöbe, unsere Schwester, welche eine Dienerin der Versammlung in Kenchrea ist, denn auch sie ist vielen ein Beistand (eine Beschützerin, Fürsorgerin) gewesen. Röm 16,3-4 Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus, welche für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch alle Versammlungen der Nationen, und die Versammlung in ihrem Haus. 1Kor 16,19 Aquila und Priscilla, samt der Versammlung in ihrem Haus. Phil 4,3 Evodia und Syntyche, die im Evangelium mit mir gekämpft haben. 1Tim 2,10 sondern was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, (sich schmückend) durch gute Werke. 1Tim 5,10 Wenn sie Fremde beherbergt, der Heiligen Füße ge- waschen, Bedrängten Hilfe geleistet hat, wenn sie jedem guten Werk nachgegangen ist. Die Aufgabenfelder der Frau im Neuen Testament Die folgende Sammlung und Einordnung von Bibelstellen aus dem NT macht deutlich, dass das Schwergewicht in der Heiligen Schrift auf positiven Anweisungen und Beispielen für das Engagement der Frauen in der Nachfolge des Herrn Jesus liegt und nicht so sehr auf Einschränkungen.[2] Die Sammlung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, ist aber durchaus repräsentativ für die im Neuen Testament erwähnten Dienste der Frau. Gebet und Verkündigung (mit und ohne Worte): Lk 2,36-38 Und es war eine Prophetin Anna, ... die nicht von dem Tempel wich, indem sie Nacht und Tag mit Fasten und Flehen diente. Und sie trat herzu, lobte den Herrn und redete von ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem. Joh 4,28 Und die Frau ... ging weg in die Stadt und sagt zu den Leuten: Kommt, seht einen Menschen; dieser ist doch nicht etwa der Christus? Joh 20,17-18 Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen ... Maria Magdalene kommt und verkündet den Jüngern, dass sie den Herrn gesehen habe ... Apg 1,14 Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit etlichen Frauen und Maria, der Mutter Jesu ... Apg 18,26 Als aber Priscilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus. Apg 21,9 Dieser hatte vier Töchter, Jungfrauen, die weissagten. 1Kor 11,5 Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt. Tit 2,3 ... die alten Frauen desgleichen, Lehrerinnen des Guten, auf dass sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben ... 1Petr 3,1-6 ... sie durch den Wandel der Frauen ohne Wort mögen gewonnen werden. Ehefrau, Mutter und Hausfrau: 1Tim 5,10 ... ein Zeugnis hat in guten Werken, wenn sie Kinder auferzogen hat ... 1Tim 5,14 Ich will nun, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, Haushaltungen führen, dem Widersacher keinen Anlass zur Schmähung geben ... Tit 2,4-5 ... ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern unterwürfig zu sein, auf dass das Wort Gottes nicht verlästert werde. Ehefrau, Mutter, Hausfrau Das Leben eines Ehemannes wird stark geprägt von seiner Frau. Vielleicht ist der Ausspruch Gottes über Adam „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei ...“ so zu verstehen, dass der Mann in besonderer Weise ergänzungsbedürftig ist. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen zeigen jedenfalls, dass der Mann mit einem Single- oder Geschiedenendasein in der Regel schlechter zurecht kommt als eine Frau. So ist z. B. die Sterblichkeit von 30-jährigen geschiedenen Männern in dem folgenden Lebensjahrzehnt um 250 % höher als bei den verheirateten. Im Vergleich dazu macht die Übersterblichkeit bei hohem Blutdruck nur um 200 % und bei starkem Rauchen nur 125 % aus.[3] Die Übersterblichkeit ist bei geschiedenen Männern deutlich höher als bei geschiedenen Frauen. „Diese Befunde sprechen dafür, dass der Mann als Persönlichkeit vom Zusammenleben mit der Frau mehr profitiert als diese von ihm.“[4] Ein Grund für die größere Ergänzungsbedürftigkeit mag darin liegen, dass Männer stärker zum Expertentum und zur Spezialisierung neigen als Frauen. Auch das geistliche Leben eines (Ehe-)Mannes wird stark mitgeprägt durch seine Frau. Unter den Qualitäten der tugendhaften, gottesfürchtigen Frau in Spr 31 steht der merkwürdige Satz: „Ihr Mann ist bekannt in den Toren, indem er sitzt bei den Ältesten des Landes“ (V. 23). Zunächst denkt man, der Autor sei hier völlig von seinem Thema abgekommen. Was hat die Bekanntheit, die Reife und der (geistliche) Einfluss eines Mannes mit den Qualitäten seiner Frau zu tun? Offensichtlich soll hier herausgestellt werden, dass es (mit) ein Verdienst der Frau war, dass ihr Mann diese wichtigen Aufgaben in Gottes Volk wahrnahm. Das Motto der Frau für ihre Ehe „Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens“ schloss ein, dass sie ihm eine Hilfe war, seine Führungsqualitäten zu entfalten. In diesem Zusammenhang ist es nicht verwunderlich, das nach zahlreichen Ehejahren ihr Mann über sie urteilt: „Ich habe viele beeindruckende Frauen kennen gelernt. Merkwürdig, dass ausgerechnet meine Frau von allen die Beste ist.“ In der Elberfelder Übersetzung hört sich das etwas prosaischer an: „Viele Töchter haben wacker gehandelt, du aber hast sie alle übertroffen.“ Offensichtlich unterscheidet die Heilige Schrift auch zwischen der Herrschaft der Frau über den Mann – was ausdrücklich verboten wird – und der Tatsache, dass Beistandsverantwortung auch beinhalten kann, den Mann in angemessener Weise auf Fehler hinzuweisen. Ein schönes Beispiel dafür findet sich in der Geschichte von David. Eine Frau hält ihn auf einfühlsame, respektvolle Art davon ab, sich selbst zu rächen und Menschen umzubringen (1Sam 25). David hätte denken können: Wenn das so weiter geht mit der Emanzipation – jetzt wollen die Frauen einem künftigen König schon sagen, was richtig und falsch ist – dann werde ich noch als Pantoffelheld auf dem Königsthron enden. Im Gegenteil, er hat diese Frau so sehr geschätzt, dass er sie so bald wie möglich geheiratet hat. Nicht hoch genug kann man den Einfluss einer Frau (ein-)schätzen, den sie auf die Entwicklung ihrer Kinder nehmen kann. Mütter, die in dieser Hinsicht Gott treu dienten, haben dadurch ganze Gemeinden, zum Teil sogar ganze Nationen verändert. Das bekannteste Beispiel in der Kirchengeschichte ist wahrscheinlich der Einfluss von Susanna Wesley auf ihre Söhne John und Charles. Historiker gehen davon aus, dass John Wesley der bedeutendste Mann des 18. Jahrhunderts in England war. „Keine Einzelperson übte jemals solch einen Einfluss auf Menschen aus wie er.“[5] Wahrscheinlich bewahrte die methodistische Erweckung, in der Zehntausende zum Glauben an den Herrn Jesus kamen, England vor dem Zusammenbruch oder vor einer Revolution. John Wesley war fünfzig Jahre lang unermüdlich für den Herrn tätig. Er hielt schätzungsweise 50.000 Predigten.[6] Die Grundlage für sein diszipliniertes Leben und vor allem für seine Gewohnheit, jeden Morgen um 4 Uhr aufzustehen und eine Stunde unter Gebet Gottes Wort zu lesen, legte seine Mutter. Sie war eine bemerkenswerte Frau, die ihre 19 Kinder nahezu allein erzog und unterrichtete. (Allerdings sind 13 Kinder bereits früh gestorben.) Sie „dachte mehr an die Seelen als an die Leiber ihrer Kinder.“[7] Jeden Morgen las der Älteste mit dem Jüngsten (sofern der schon sprechen konnte), der Zweitälteste mit dem nächsten einen Psalm und ein Kapitel aus dem Neuen Testament, am Abend einen Psalm und ein Kapitel aus dem Alten Testament. Bevor die Kinder zum Frühstück erschienen, hatte jedes außerdem noch eine private Gebetszeit. Bis wenige Tage vor seinem Tod ist John Wesley dieser Gewohnheit treu geblieben. Diakonische Arbeiten, Gastfreundschaft, Mitarbeit am Evangelium Frauen haben im statistischen Mittel ein deutlich breiteres Wahrnehmungsfeld, während Männer sich eher auf bestimmte, für besonders wichtig gehaltene Schlüsselsignale konzentrieren. Dadurch gelingt es einer Frau in der Regel deutlich besser, sich in andere Menschen einzufühlen und ihre Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen. Wenn es z.B. darum geht, irgendwelche passenden Geschenke für jemanden zu finden, haben Frauen die bessere Begabung. Hinzu kommt, dass der weibliche Teil der Menschheit eine deutlich höhere Bereitschaft zum Geben, zur Selbsthingabe und zur Aufopferung zeigt. Statistiken über das Zahlenverhältnis von Männer und Frauen in der Mission, wo sicherlich in hohem Maße diese Eigenschaften erforderlich sind, schwanken zwischen 1 : 7 und 1 : 10 zugunsten der Frauen. Paulus beschreibt den aufopfernden Dienst seines Teams in Thessalonich: „Wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt.“ Um jemanden zu nähren und zu pflegen, muss man sich in die Bedürfnisse des Betreffenden einfühlen und die Bereitschaft zum Geben haben. Die Beispiele diakonischer Tätigkeit zeigen, wie Frauen diese mütterliche Eigenschaft sozusagen über die Familie hinaus ausgedehnt haben auf die Glaubensgeschwister und auf ungläubige Menschen. Diese Fähigkeit, sich auf die (zunächst) materielle und körperliche Not von Menschen einzustellen und wirksam zu helfen, wird auch als Gabe der Barmherzigkeit bezeichnet (Röm 12, 8). Sie ist viel mehr und qualitativ anders als Sozialarbeit. Sozialarbeit steht in der Gefahr, Menschen unselbstständig und abhängig zu machen oder ihnen auch ein Gefühl von Scham und Erniedrigung als elende Almosenempfänger zu geben. Die Gabe der Barmherzigkeit, wenn sie gottgemäß ausgeübt wird, bringt Menschen mit dem „Vater der Erbarmungen“ (2Kor 1,3) in Verbindung und kann über das Wesen Gottes mehr aussagen als viele Worte. Frauen haben erstaunlich viel ausgerichtet, in dem sie ihre Häuser geöffnet und Gastfreundschaft geübt haben. Wir als Europäer stehen in der Schuld von Lydia, die ihr Haus für Paulus und seine Mitarbeiter öffnete und so einer der ersten Brückenköpfe Gottes auf diesem Kontinent wurde (Apg 16, 15). Man kann die Missionsgeschichte Europas wie folgt zusammenfassen: ? der Herr öffenete zuerst das Herz einer Frau ? sie wiederum öffnete ihr eigenes Haus ? worauf der Herr einen Kontinent öffnete. Sicher wahr – aber nicht warm Ein zentrales Problem des 21. Jahrhunderts ist die Einsamkeit der Menschen. Viele Familien zerbrechen. Immer mehr Leute leben alleine. Die meisten Menschen, die sich einer Gemeinde anschließen, fragen nicht nach der lehrmäßigen Richtigkeit, sondern nach der Geborgenheit, der geschwisterlichen Liebe und dem Ausleben einer geistliche Familie. Vor kurzem sprach ich mit einem Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben Bekanntschaft mit „Brüdergemeinden“ machte und an einem Sonntag davon gleich zwei besuchte. Die erste beschrieb er so: „Ich kam mir vor wie in einem Kühlhaus. Ich fühlte mich an ,bofrost’ erinnert: Die Ware mag gut sein, aber eiskalt.“ Die zweite wurde von ihm wie folgt charakterisiert: „Es war wie ein Platz an der Sonne. Die Leute waren freundlich, aber unaufdringlich. Sie kamen auf mich zu und zeigten mir, dass sie sich über meinen Besuch freuten.“ Es ist nicht schwer zu erraten, in welcher Gemeinde der Mann geblieben ist. Der „Priscilla-Faktor“ Noch viel mehr Möglichkeiten, Wärme, Nähe und christliches Leben zu vermitteln, haben wir in unseren Familien und Häusern. Leider leben wir – im Gegensatz zu den Christen in der Apostelgeschichte – eher nach dem Motto: „My home is my castle.“ Alles ist fest verbarrikadiert, vielleicht nicht durch Burgmauern und –gräben, aber durch unsere Haltung. Das Beispiel von Priscilla und Aquila, die Apollos bei sich aufnahmen, legt nahe, dass die Hauptlast, aber vielleicht auch der Haupteinfluss bezüglich der Gastfreundschaft bei der Dame des Hauses lag. Sie wird zuerst genannt, zwar nicht in der alten Elberfelder Übersetzung, aber in den zuverlässigeren Handschriften. Gebet und Verkündigung Frauen sind die kommunikativeren Wesen. Es gibt z. B. zahlreiche Statistiken mit von einander abweichenden Ergebnissen über die Länge der Telefonate von Mann und Frau. Einigkeit besteht allerdings darin, dass Frauen deutlich länger telefonieren, überhaupt sich quantitativ mehr äußern. Wahrscheinlich benutzen sie auch häufiger und intensiver das Telefon des Himmels und rufen Gott an, was ja bekanntlich im Gegensatz zum irdischen Telefonnetz gebührenfrei ist, zudem sicherlich auch viel nützlicher. Frauen sind verglichen mit Männern eher bereit, Hilfe anzunehmen, wahrscheinlich auch im geistlichen Bereich. Die Heilige Schrift be- tont, dass manche Frauen mit großer Ausdauer gebetet haben. Im Sport erzielen Männer im Schnitt deutlich bessere Ergebnisse als Frauen, wenn es um den kurzzeitigen, effektiven Krafteinsatz geht. In den Ausdauersportarten verringert sich ihr Vorsprung und wenn es um extreme Ausdauerleistungen geht, sind Frauen die Rekordhalter. Im geistlichen Leben scheint es ähnlich zu sein. Gesucht: Mütter in Christus Manche sehen einen Widerspruch darin, dass in der Bibel den Frauen einerseits das Lehren untersagt wird (1Tim 2,12), andererseits aber ältere Frauen „Lehrerinnen des Guten“ sein sollen (Tit 2,3). Der scheinbare Widerspruch löst sich jedoch auf, wenn man bedenkt, dass es im ersten Fall mehr um die grundlegende Glaubens- und Heilslehre, im zweiten mehr um die praktische Unterweisung in Ehe-, Erziehungs- und Familienfragen geht. Leider sind heute viele Familien – auch christliche – in eine Schieflage geraten. Ehe- und Erziehungsprobleme machen auch vor den Türen der Christen nicht Halt. Liegt eine Ursache darin, dass der in Tit 2,3-5 beschriebene Dienst von älteren, erfahrenen Frauen vernachlässigt wird? Sowohl im AT als auch im NT werden Frauen erwähnt, die prophezeiten (weissagten). Ein Prophet ist ein Sprecher Gottes, der oder die sein Ohr nahe am Mund und Herzen Gottes haben muss. Durch Prophetie spricht Gottes Wort unmittelbar in unsere Situation, wir werden überführt, das Verborgene wird offenbar und wir fühlen uns in die Gegenwart Gottes gestellt (1Kor 14,24). Die Heilige Schrift nennt mehrere Beispiele, in denen Frauen diese wichtige und schöne Gabe z. B. unter Frauen und im häuslichen Bereich ausgeübt haben (2Mo 15, 20; Ri 4, 4 – 5; 2Chr 34,22). Ähnlich wie unvollständige Familien ohne Mütter zu einem Defizit an Wärme und Mitgefühl neigen, sind auch Gemeinden, in denen Aufgabenbereiche der Frauen unterrepräsentiert sind, kalt – vielleicht rechtgläubig, aber unbehaglich. Andererseits, wie viel könnten christliche Frauen in dieser kalten, unbehaglichen Welt ausrichten, wenn sie ihre von Gott gestellten Aufgaben schätzen und erfüllen würden.

Nachtext

Quellenangaben

[1] In der Tat zeigen zahlreiche sozialwissenschaftliche Untersuchungen, dass sich Mann und Frau im statistischen Mittel in diesen Eigenschaften signifikant unterscheiden. Siehe dazu z. B. Chr. Gaspari: Eins plus eins ist eins – Leitbilder für Mann und Frau, Wien – München 1985, W. Neuer: Mann und Frau in biblischer Sicht, (Brunnen-Verlag) [2] Die Zusammenstellung basiert auf einer unveröffentlichten Arbeit von Alois Wagner. [3] Gaspari, S. 245 [4] J. Willi, Therapie der Zweierbeziehung, Reinbek, 1978, S. 25, zitiert in Gaspari, S. 246 [5] A. Birrell in: Das Tagebuch John Wesleys, Frankfurt, ohne Jahresangabe [6] G. Lean, John Wesley – Modell einer Revolution ohne Gewalt, Gießen und Basel, 1974, S. 53 [7] Tagebuch John Wesleys, S. 13 [8] Tagebuch John Wesleys, S. 114