Zeitschrift-Artikel: Rucksack-Mission EINE TOURISTISCHE EVANGELISATIONSREISE IN DEN JEMEN

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Titel: Rucksack-Mission EINE TOURISTISCHE EVANGELISATIONSREISE IN DEN JEMEN
Typ: Artikel
Autor: Eva N. Gelium
Autor (Anmerkung):

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Titel

Rucksack-Mission EINE TOURISTISCHE EVANGELISATIONSREISE IN DEN JEMEN

Vortext

Text

Erschöpft und schweißgebadet setzen wir uns in den Schatten eines großen Baumes. Schon seit Mittag sind wir zu Fuß in dieser einsamen, wüstenartigen Gebirgsgegend unterwegs. Nur eine kurze Strecke nahm uns ein Toyota-Geländewagen mit – das einzige Auto, was uns in dieser abgelegenen Region begegnete. Die Neugier wird stärker als Scheu Nun warten wir unter dem Baum in der Hoffnung, dass uns jemand in sein Haus einlädt, wenigstens zum Tee, wenn schon nicht zum Essen oder Übernachten. Denn wenn man erst in den Häusern der Menschen beim Essen sitzt, hat man auch die Möglichkeit, über den Glauben zu reden. Bisher hatten wir nur Tagestouren in die Bergdörfer unternommen und immer herzliche Gastfreundschaft erlebt. Doch in dieser spärlich besiedelten Gegend begegnen uns die Leute sehr scheu. Enttäuscht brechen wir wieder auf. Nach weiteren zwei Stunden Fußmarsch kommen wir zu einer kleinen Ansiedlung, trinken eine kalte Cola und essen ein paar Kekse dazu, so ziemlich das einzige was man in diesem „Laden“ bekommt. Es ist bereits später Nachmittag und wir machen uns schon langsam Gedanken um einen Schlafplatz. Im Freien zu übernachten wäre riskant, wegen der Rudel wilder Hunde, der Hyänen und der Schlangen. Ein Zelt hatten wir bewußt nicht mitgenommen. Wir wollten darauf vertrauen, dass wir in den Häusern der Menschen übernachten könnten um mit ihnen ins Gespräch zu kommen über „Jesus, den Sohn Marias“. Schließlich lädt uns ein junger Mann ein, in der Schule zu übernachten. Erste Europäer im Jemen-Bergdorf Ein paar Männer begleiten uns in das einige Kilometer weiter gelegene Marktdorf. Wir seien die ersten Europäer hier, sagen sie uns. Die Stimmung in diesem abgelegenen Talkessel ist einzigartig. Man fühlt sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Man zeigt uns das Schulzimmer in dem wir schlafen können und ein Mann verspricht uns ein Abendessen zu bringen. Auf den Matrazen zu schlafen, darauf verzichten wir lieber, wegen der Menge von Flöhen, die darin hausen. Also breiten wir unsere Isomatten auf dem Boden aus und richten unser Nachtlager her. Draußen haben sich inzwischen einige Männer um eine Kerosin-Lampe versammelt und wir setzen uns zu ihnen. Jemand bringt uns ein einfaches Abendessen: Fladenbrot und eine scharfe rote Soße. Jesus kennen sie nur aus dem Koran Als mein Freund ihnen erklärt, dass wir „Nasrani“ (d.h. Christen) sind und vor dem Essen immer beten wird es plötzlich ruhig. Am Boden sitzend genießen wir das Essen unter den aufmerksam auf uns gerichteten Blicken der Männer die dann auch gleich die ersten Fragen über den „rechten Glauben“ an uns richten: Wieviele Frauen wir denn haben dürfen, das Jesus nicht der Sohn Gottes sei, usw. Leider reichen unsere Arabischkenntnisse nicht aus, um das Evangelium ausführlich zu erklären. Also ziehen wir ein durch den Zoll geschmuggeltes Lukasevangelium aus der Tasche und reichen es einem der Männer. Sofort macht es die Runde und einer liest laut bis zum zweiten Kapitel vor. Die anderen hören aufmerksam zu und manchmal deuten sie mit zustimmendem Kopfnicken an, dass es mit dem übereinstimmt, was sie über Jesus aus dem Koran wissen. Wenn wir jetzt gut Arabisch könnten, wäre es wohl möglich, bis in die Nacht hinein Zeugnis zu geben. So aber gerät das Gespräch ins Stocken und wir verabschieden uns, um uns zur Ruhe zu begeben. Als wir uns gerade ausstrecken wollen, klopft es an die Tür. Mit mulmigen Gefühl öffnet mein Freund die Tür. Ein Mann kommt herein und bringt uns einen Krug Wasser zum Waschen. Dann, zuerst vorsichtig nach links und rechts schauend, fragt er im Flüsterton ob wir auch noch für ihn ein solches „Papier“ hätten. Mit freudigem Herzen geben wir ihm eines. Dann legen wir im Gebet die Menschen dieses Dorfes vor Gott und versuchen einzuschlafen. Doch die Gedanken über das Erlebte, die drückende Hitze und das Geheule der wilden Hunde rauben uns den Schlaf. Kundschafter der „frohen Kunde“ Gegen vier Uhr in der Früh werden wir durch den Gebetsruf des Muezzins jäh aus dem Schlaf gerissen. „Allahu akbar ...“. „Gott ist groß, steht auf zum Gebet, beten ist besser als schlafen“. Wir sind nicht so ganz davon überzeugt und schlafen lieber noch ein wenig weiter. Als dann die Sonne aufgeht wachen wir auf und spüren, dass die Flöhe uns doch entdeckt haben. Das ganze Dorf schläft noch und wir setzen uns unter einen Akazienbaum, lesen in der Bibel und beten gemeinsam. Dann brechen wir auf um weiter zu ziehen. Plötzlich ruft uns ein Mann vom Flachdach aus zu und lädt uns zum Frühstück ein. Geräucherter Fisch, Fladenbrot und Tee warten auf uns. Danach machen wir uns auf um einen weiteren interessanten Tag in diesem aufregenden Land zu erleben. Das Ziel unserer Reise war die Auskundschaftung dieses Landes bezüglich der Möglichkeiten, diese Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Wir bekamen auch einen guten Einblick in das Leben der Missionare. Es gibt einige, die in den größeren Städten wirken. Sie kommen zumeist aus charismatischem Hintergrund und arbeiten als sog. Zeltmacher, vor allem im Gesundheitswesen aber auch als Lehrkräfte. Wir sahen, wie vorsichtig sie agieren mußten, wie sehr sie kontrolliert wurden und wieviel Zeit und Kraft nur allein das Leben in einem solchen Land auffrißt. Als Touristen dagegen konnten wir uns frei im ganzen Land bewegen, wurden oft in die Häuser eingeladen, konnten offen über den Glauben reden, (ein Gesprächsthema das, anders als bei uns, sehr gern gewählt wird) und hatten Möglichkeiten, christliche Literatur weiterzugeben. Falls man „auffliegt“, hätte man von staatlicher Seite wohl nur die Ausweisung zu erwarten. Wir erkennen in Evangelisationsreisen auch ein durchaus biblisches Prinzip. Zu einem späteren Zeitpunkt mag es nötig sein, dass sich Gläubige dort fest niederlassen und Bekehrte im Glauben festigen. Wer wird ein „Bergsteiger Gottes“? Vorerst muß allerdings gesät werden und dazu ist es nach unserer Meinung nicht notwendig, wenn nicht sogar hinderlich, im Land zu leben. Die große Hürde, die es zu bewältigen gilt, ist jedoch die arabische Sprache. Ohne sie geht überhaupt nichts. Aber mit Gottes Hilfe und viel Fleiß ist auch das möglich. Wie oft waren wir traurig darüber, dass unser Arabisch nicht ausreichte, um das Evangelium zu erklären und um den Menschen Geschichten von Jesus zu erzählen. Wie groß wären die Möglichkeiten, nicht nur in diesem Land, wenn man die arabische Sprache beherrschte. So ist der nächste Schritt in dieser Richtung klar und deutlich vor uns: Arabisch lernen. Allen Interessierten möchten wir noch ein Buch empfehlen, nämlich die Biografie von James Fraser: „Der Bergsteiger Gottes“. Wir denken, dass die Situation, wie er sie vorfand, sich sehr gut mit der des Bergjemen vergleichen läßt. Die geistlichen Wahrheiten in diesem Buch, besonders in Bezug auf das Gebet der sog. Missionsfreunde, gelten auch für den Jemen. ? ure Mitkämpfer im Evangelium

Nachtext

Quellenangaben