Zeitschrift-Artikel: Erweckung in Kirgistan - REISEBERICHT AUS DER SCHWEIZ MITTELASIENS

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Titel: Erweckung in Kirgistan - REISEBERICHT AUS DER SCHWEIZ MITTELASIENS
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Erweckung in Kirgistan - REISEBERICHT AUS DER SCHWEIZ MITTELASIENS

Vortext

Die uralte „Iljuschi“ der KYRGYZSTAN-AIR setzt nach fast 6-stündigem Flug sanft in Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans auf, das in diesen Tagen die 10jährige Unabhängigkeit von Rußland feiert. Die Sonne geht gerade auf, als wir den Flughafen verlassen und wir sehen schneebedeckte Gebirge vor uns, die 70% dieses Landes ausmachen und eine Höhe von über 7.400 m erreichen.

Text

Land und Leute Etwa 4,5 Millionen Menschen leben in diesem Land, welches man die „Schweiz Mittelasiens“ nennt, was sich allerdings nicht auf die Wirtschaftskraft, sondern auf die teilweise einmalig schöne Landschaft bezieht. Die Menschen hier sind sehr arm. Ein Rentner bekommt in Kirgistan umgerechnet etwa 20.- DM im Monat und der Lohn eines durchschnittlichen Arbeiters liegt zwischen 20.- und 100.- DM pro Monat. 62% der Menschen leben unter dem Existenzminimum, auf dem Land sogar 92%. Die Arbeitslosigkeit ist enorm hoch, besonders in den Dörfern, wo sich Familien oft nur über Wasser halten können, weil sie ein oder zwei Kühe im Stall haben, deren Milch sie verkaufen. Ansonsten haben sie meist ein kleines, allerdings sehr fruchtbares Stück Land, auf dem sie Melonen, Tomaten und alle möglichen Gemüsesorten usw. anbauen können. In diesem Land leben vor allem Kirgisen, der Anteil der Russen ist auf etwa 15% gesunken, die deutschstämmige Bevölkerung ist in den letzten Jahren fast vollständig in den Westen ausgewandert, was sich besonders in den Baptistengemeinden bemerkbar macht. Gemeinden, die vor der politischen Wende über 1.000 Mitglieder hatten, sahen plötzlich nur noch 100 bis 150 Leute in ihren Reihen. Eine Ausnahme bildet die Gemeinde in Rotfront. Auch diese Gemeinde ist stark geschrumpft, aber in dem wunderschönen Gemeindesaal wird teilweise noch in deutsch gepredigt, weil in Rotfront noch verhältnismäßig viele Deutsche wohnen. Das Dorf gilt als „Vorzeigedorf“ in Kirgistan – wenn eine politische Delegation aus Deutschland kommt, wird sie meist nach Rotfront geführt, um einem Gottesdienst in deutscher Sprache beizuwohnen. Immerhin waren in den vergangenen Jahren z.B. der damalige Bundespräsident Roman Herzog und der ehemalige Außenminister Kinkel jeweils mit einem Tross Begleiter in dieser Gemeinde zu Besuch und mußten sich von dem Kinderchor der Gemeinde das Lied „Lies die Bibel, bet jeden Tag, wenn du wachsen willst...“ in drei Sprachen anhören (deutsch, russisch und kirgisisch), was ihnen hoffentlich zum Segen war. Die Kirgisen sind fast ausnahmslos Moslems, sie vertreten den sog. „Volks-Islam“, gehören also nicht zu den radikalen Moslems. Ihr Glaube ist allerdings stark vermischt mit Ahnenkult. Man fürchtet und verehrt die Totengeister und an vielen Orten hängt man kleine Textilstreifen in Bäume oder Sträucher als Zeichen dafür, dass man zu diesen Geistern gebetet oder ihrer ge- dacht hat. Allerdings kann man auch beobachten, dass radikale Moslems aus dem Ausland Einfluss auf die Bevölkerung nehmen. Mit ihrer finanziellen Hilfe werden neue Moscheen gebaut und hier und da hört man auch davon, dass vor den Christen gewarnt wird und besonders in Dörfern, wo der Mullah oft große Autorität besitzt, kommt es auch dazu, dass Moslems aufgefordert werden, die Christen zu verjagen. Doch von Seiten der Regierung wird bisher kein Druck auf die Christen ausgeübt. „Als überzeugter Moslem betete ich täglich zu Allah und las im Koran. Ich hatte ein starkes Sündenbewußtsein und eine furchtbare Angst vor den Qualen der Hölle, die im Koran drastisch geschildert werden. Aber alles Schreien zu Allah und alle Versuche mich zu bessern scheiterten. Eines Tages las ich im Koran eine Sure, dass Jesus ein von Gott gesandter Prophet sei, der große Wunder getan habe, in den Himmel aufgefahren sei, wiederkommen werde und auf den man hören solle. Das war für mich der Anlaß nach Jesus zu fragen und schließlich ein Neues Testament zu lesen. Und dadurch bin ich Christ geworden. Wenn ich nun mit der Bibel zu meinen moslemischen Freunden gehe, wollen sie nichts von mir wissen. Komme ich aber mit dem Koran in der Hand, hören sie gerne zu.“ Aber es kamen auch Fragen, die etwas von der großen Not mancher Geschwister deutlich machten. So erzählte uns eine Schwester z.B., dass sie vier Kinder von drei verschiedenen Männern habe. Aber nun sei ihr erster Mann, ein degenerierter Alkoholiker, der sie vor 15 Jahren verlassen habe, zurückgekommen um wieder mit ihr zu leben. Was wir ihr raten könnten? Ein Bruder erzählte, dass er vor seiner Bekehrung eine Prostituierte geheiratet habe. Aber dann wären er und seine Frau zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen und sie gingen seitdem sonntags mit großer Freude in die Gemeinde. Allerdings würde seine Frau nach wie vor oft des Nachts verschwinden... Er fragte mich, was ich an seiner Stelle tun würde. Spontane Bekehrungen Auch auf dieser Konferenz kam es zu Bekehrungen, obwohl hier nicht evangelisiert wurde. Nach einem Vortrag traten einige junge Männer aus den Reihen, die sich auf der Stelle bekehren wollten. Und dann betete einer nach dem anderen, bekannte Gott öffentlich die Sünden und bat um Vergebung der Schuld und um ein neues Leben, während alle Anwesenden im Saal aufgestanden waren, viele die Taschentücher gezückt hatten und ein Schluchzen und Schnaufen die Sündenbekenntnisse begleitete. Aber alles geschah so natürlich und ungezwungen, das es in keiner Phase peinlich wirkte. Am Sonntag nach der Konferenz gab es in dieser Gemeinde eine Taufe. Neun Geschwister bekannten dadurch öffentlich, auf welcher Seite sie nun standen und wem sie dienen und folgen wollten. Wir konnten in diesen Tagen nur staunend zusehen, was der Herr in diesem Land getan hat Während der Islam seit dem 11. September Tagesgespräch ist und in den Mittelpunkt der Weltpolitik rückt, bekehren sich – unbemerkt von der Außenwelt – große Scharen von ehemaligen Moslems zu Jesus Christus, den sie als ihren Heiland erkannt und angenommen haben. Inzwischen haben Brüder aus Bischkek wieder einen Aufruf an alle Christen im Land gestartet, ab September wieder den ersten Sonntag im Monat für die Moslems in Kirgistan zu beten und zu fasten. Vielleicht spornt uns dieser Gebetsaufruf an, vermehrt für die Moslems in Kirgistan und dem benachbarten Kasachstan zu beten. Aber auch für unsere zum Glauben gekommenen Geschwister in diesen Ländern, dass sie nicht müde werden, das Evangelium durch ein verändertes Leben und ein mutiges Zeugnis bis in die letzten Dörfer und Winkel dieser Länder zu verbreiten. ?

Nachtext

Gebetsanliegen: ? Druck und Verbreitung der kirgisischen Bibel ? Die Arbeit des Missionswerkes „Hoffnungsstrahl“ mit 85 Mitarbeitern, die in Verbindung mit den „Evangeliums-Christen“ eine große evangelistische Arbeit unter Kindern, Straßenkindern (Freizeiten, Kinderspeisungen, Schularbeit usw.) durchführen, sowie evangelistische Radiosendungen ausstrah- len und in der eigenen Druckerei evangelistische und weiterführende Literatur herstellen. ? Bewahrung der kirgisischen Christen vor Trennungen, falschen Lehren und Machtkämpfen und Beständigkeit in ihrem evangelistischen Anliegen.

Quellenangaben