Zeitschrift-Artikel: Wechsel, Wachstum, weite Kreise - DIE GESCHICHTE DER EMMAUS-ARBEIT IN DEN GUS

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Titel: Wechsel, Wachstum, weite Kreise - DIE GESCHICHTE DER EMMAUS-ARBEIT IN DEN GUS
Typ: Artikel
Autor: Andreas Reh
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Titel

Wechsel, Wachstum, weite Kreise - DIE GESCHICHTE DER EMMAUS-ARBEIT IN DEN GUS

Vortext

Seit etwa acht Jahren existiert die Emmaus-Fernbibelschule in der GUS. 1992 wurde Familie Reh von der Christlichen Gemeinde in Pirmasens in die Ukraine ausgesandt, um dort die Emmaus-Arbeit zu beginnen. Damals gab es bereits fünf russische Emmaus-Kurse, die vom CLV herausgegeben waren. Im Jahr 1993 übernahm die ZAM (Zentral-Afrika-Mission) die Herausgabe der russischen Emmaus-Kurse und den Aufbau der Emmaus-Arbeit in der GUS. Als Mitarbeiter der ZAM koordiniert Andreas Reh seitdem die Arbeit vor Ort. Hier sein Bericht:

Text

Ein gemeindeübergreifendes Arbeitsfeld Ein grundlegendes Prinzip der Emmaus-Arbeit ist der Wunsch, dem ganzen Leib Christi zu dienen, ohne sich auf bestimmte Denominationen zu begrenzen. Diese Grundhaltung erschließt uns ein großes Arbeitsfeld in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. In den letzten zehn Jahren entstanden Tausende neuer Gemeinden verschiedenster Konfessionen: registrierte- und nicht registrierte Baptisten, Charismatiker, Evangeliums-Gemeinden, Lutheraner, Mennoniten, Methodisten, Pfingstler, etc. Nur ein Bruchteil davon sind Brüdergemeinden. Von der Druckerei bis in die Briefkästen Ein großes Vorrecht ist die Tatsache, dass wir in Deutschland eine große Zahl treuer Geschwister haben, welche die in Deutschland gedruckten Blätter in Heimarbeit ordnen, heften, verpacken und anschließend mit LKWs in die Ukraine und nach Moldawien transportieren. Auch haben wir schon oft Unterstützung erfahren durch deutsche Verteilkommandos unter der Leitung von Hans Scheib und Alois Böck. Diese Teams reisen in die Ukraine, nach Moldawien oder nach Weissrußland und verteilen in den großen Städten innerhalb weniger Tage zig- oder gar hundertausende Coupons zum Bestellen kostenloser Emmauskurse. Durch diesen wichtigen Dienst konnten wir bis zu 1.000 interessierter Menschen pro Einsatz erreichen, denen wir die Kurse zusandten. Nicht selten beginnt durch solch einen Verteileinsatz eine intensive regionale Emmaus-Arbeit. Besuch deutschsprachiger Bibellehrer Eine weitere wichtige Unterstützung ist der Lehrdienst von Brüdern auf unseren Emmaus- Konferenzen. Einmal pro Jahr versuchen wir, alle Mitarbeiter eines großen Gebietes zu ei- ner dreitägigen Konferenz zu sammeln. Diese Zeiten sind eine wichtige Ermutigung für ihren Dienst. Als Lehrer besuchten uns schon M. Vedder, W. Bühne, G. Gschwendtner, H. Scheib, M. Schibli, H. Nikesch und B. Peters. Die Lehrdienste werden sehr dankbar aufgenommen, weil sie dadurch in die Lage versetzt werden, besser und fundierter ihren Studenten dienen zu können. Die meisten fangen bei bei „Null“ an Die Emmauskurse enthalten jeweils ein Textheft und ein Examensheft, welches der Student an seinen „Instruktor“ einschickt. Ein Instruktor ist ein einheimischer Mitarbeiter, der einen Kreis von Studenten aufbaut und deren Arbeiten korrigiert. Die ersten Kurse sind evangelistisch, sie beginnen gewissermaßen bei „Null“. Der Student lernt, dass es Gott gibt und er sich in der Bibel offenbart. Nach 70 Jahren Kommunismus und atheistischer Gehirnwäsche ist es nötig, ganz vorne zu beginnen, da es in der Bevölkerung kaum religiöses Vorwissen gibt. Das Halbwissen, welches die wiedererstarkende orthodoxe Kirche in die Bevölkerung trägt, ist gekennzeichnet von bedingungsloser Ergebenheit der orthodoxen Tradition und Priesterschaft gegenüber. Orthodoxie (auf Russisch nennen sie sich „die, die Gott richtig anbeten“!) ist ein Gemisch aus biblischem Glauben und Aberglauben. Die orthodoxe Kirche versteht sich als alleinige Vermittlerin ewigen Heils und lehrt eine Erlösung aus Verdiensten. In letzter Zeit bekämpft die orthodoxe Kirche mit Unterstützung der Behörden in zunehmendem Maße alle evangelischen Christen als Sektierer, mitunter auch mit Gewalt. Ein ganzes Heer williger Instruktoren Die Emmausarbeit steht und fällt mit der Mitarbeit einheimischer Mitarbeiter (Instruktoren). Diese Geschwister erhalten keine finanziellen Zuwendungen, sondern müssen anfallende Ausgaben selbst zahlen. Das ist ein großes Opfer, wenn man bedenkt, dass ein Schullehrer nur etwa 40 DM pro Monat verdient und ein Liter Milch ca. 1 DM kostet! Umso erfreulicher ist die riesige Mitarbeiterschaft von ca. 800 in der Gesamt-GUS. „Das vertraue treuen Leuten an...“ Von 1992 bis 1995 wohnte unsere Familie in Irpen, einer Kleinstadt in der Nähe von Kiew/Ukraine. Gegen Ende dieser drei Jahre durften wir ca. 100 Mitarbeiter haben, die mit großem Enthusiasmus ans Werk gingen. In diese Zeit fallen auch erste Kontakte nach Moldawien, Usbekistan, Tadschikistan und Sibirien. Am Ende dieser drei Jahre konnten wir die ukrainische Arbeit an Bruder Juri Jur übergeben, der seitdem in beispielhafter Treue die Arbeit zum Blühen bringen durfte. Was anfänglich recht turbulent begann, wurde später von Juri in geordnete Bahnen gebracht. Auch die Arbeit in Moldawien konnte an einen einheimischen Koordinator übergeben werden. Heute führt Bruder Ioan Marinow diesen Dienst in großer Treue aus. Die Arbeit in Tadschikistan konnte einem europäischen Bruder übergeben werden, der zwischenzeitlich mehrere Kurse und andere geistliche Literatur in die Sprache dieses muslimischen Landes übersetzen lassen konnte Unsere Mitarbeiter versorgen Menschen mit Emmaus-Kursen von den Höhen des Pamirgebirges im Süden bis zu der Mündung des Ob im Norden, von Brest an der polnischen Grenze im Westen bis zur Insel Sachalin, 100 km von Japan, im Osten. Produktions-Verlagerung in die GUS 1995 zog unsere Familie von Irpen nach Dserschinsk in Rußland, unweit der Wolga. Zu uns gesellte sich Kornelius Schulz mit seiner Familie. In dieser Stadt durften wir das Entstehen einer jungen Gemeinde erleben, die nun von Kornelius betreut wird. Im Laufe dieser Jahre zeichnete sich immer deutlicher ab, dass es besser ist, die Kurse für Rußland im Land übersetzen und drucken zu lassen, da die Einfuhr von Kursen mit vielen Zollschwierigkeiten verbunden ist. Einen verlässlichen Partner für das Übersetzen und Drucken der Kurse fanden wir in dem St. Petersburger Verlag „Die Bibel für alle“. Somit zeichnete sich nach zwei Jahren ab, dass ein weiterer Umzug nach St. Petersburg notwendig würde. Im Herbst 1998 war es dann soweit. Kornelius blieb mit seiner Familie in Dserschinsk, um die neu entstandene Gemeinde zu betreuen und wir zogen nach St. Petersburg Die Emmaus-Arbeit stabilisiert sich zunehmend in den GUS. In den vergangenen acht Jahren hat sie unter den Einheimischen den Ruf einer bibeltreuen missionarischen Fernbibelschule erwerben können, deren Material gerne verwendet wird. „...brannte nicht unser Herz, als er uns die Schriften öffnete?“ In den Jahren 1996 bis 2001 durften wir über 450.000 Kurse verteilen. Etwa die Hälfte davon wurde uns zur Korrektur vorgelegt. Da ein Kurs aus 12 Lektionen besteht, kann man einen durchlaufenen Kurs mit 12 intensiven Gesprächen über biblische Themen vergleichen. Hier zeigt sich die Effektivität der Fernkurse. Während der Fernkurs in den Zimmern unserer Studenten gelesen und bearbeitet wird, ersetzt er uns als Gesprächspartner und als Wegbegleiter hin zu Christus. Gegenwärtig korrigieren unsere Mitarbeiter ca. 30.000 Kurse pro Quartal (Januar bis März 2001). Anders ausgedrückt: Jeden Tag pflegen unsere Mitarbeiter in ca. 330 Kursen à 12 Lektionen 3.900 mal Austausch mit Menschen, die in der Kenntnis der Schrift wachsen wollen. Das Ziel: Anschluß an die Ortsgemeinde In der Regel beginnen die meisten Studenten als Fernstudenten, d.h. ihnen werden die Kurse per Post zugeschickt und sie bearbeiten sie daheim. Unser Bestreben ist aber, diese Studenten in Hauskreisen zu sammeln und ihnen den Weg in eine ortsansässige Gemeinde (in der Regel die Heimatgemeinde unseres örtlichen Mitarbeiters) zu zeigen. So dürfen wir oft erleben, dass Studenten sich bekehren, sich taufen lassen und als Glieder einer Ortsgemeinde weiter wachsen. Aus einigen Hauskreisen durften auch Gemeinden entstehen, was uns sehr freut. Wir sind sehr dankbar, in diesem schönen Dienst unseren Beitrag leisten zu dürfen, eingebettet in eine große Schar lieber und treuer Mitarbeiter im Osten und im Westen. Neben vielen Ermutigungen erreichte uns auch folgendes Zeugnis, welches uns daran erinnert, dass ein hingegebener Dienst mitunter auch schreckliche Opfer fordert. Aus dem Norden schrieb uns Schwester Nina Komsolova den folgenden Bericht: „In dem Dorf Vyl-Pos wurde unsere Schwester Darja umgebracht. Sie gehörte dem Volk der Chanti an. Sie wurde ermordet, und anschließend wurde ihr Körper an einem Kreuz auf dem örtlichen heidnischen Friedhof aufgehängt. Wir hatten gerade begonnen, sie als Instruktorin vorzubereiten. Sie brannte für den Herrn. Sie hatte einzelne Mitglieder ihres Volkes versammelt und sie ermutigt, Christus als Erlöser anzunehmen. Dafür mußte sie leiden. Sie starb für ihr Volk. Aber nun ruht sie und wird getröstet, nachdem sie ihren irdischen Weg beendet hat. Paulus schreibt in 2Tim 4,7-8: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit...“ Darja hat ihrem eigenen Volk zuliebe gelitten, welches sie innig liebte. Ohne auf die Einschüchterungen der Schamanen zu achten, brachte sie ihrem Volk die Gute Nachricht. Von dem Tag an, als sie selbst Christus als Heiland aufnahm, wollte sie ihr Volk erreichen. Sie hat viele Nachfolger Christi gewinnen dürfen. Sie hat mit ihnen in einem kleinen Hauskreis gearbeitet, in dem sie die Emmaus-Kurse verwendet hat und war so froh, dass Menschen den Herrn fanden...“ Z.Zt. bieten wir auf Russisch 19 unterschiedliche Kurse an, bis Ende 2001 hoffen wir 24 Fernbibelkurse anbieten zu können. Zudem haben wir evange- listische Kurse auf Tadschikisch, Moldawisch, Ukrainisch und bereiten gerade 2 Armenische vor.

Nachtext

Quellenangaben