Zeitschrift-Artikel: Der Dienst der Söhne Levis

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Titel: Der Dienst der Söhne Levis
Typ: Artikel
Autor: F.W. Grant
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 2458

Titel

Der Dienst der Söhne Levis

Vortext

Text

Der Dienst der Söhne Levis
(4. Mose 3 + 4)


Einleitung

Das vierte Buch Mose beschreibt die Geschichte der Wüstenwanderung, ein Bild unserer Reise durch die Welt, hin zu der Ruhe, die für das Volk Gottes aufbewahrt bleibt. Es folgt not­wendigerweise auf das dritte Buch Mose, in dem wir zuerst lernen, was Gott in Seinem Heiligtum entspricht, bevor wir in die Welt hinausgehen, um es auszuleben.

Das dritte Buch Mose ist deshalb das Buch der Priester, sowie das vierte Buch das der Leviten ist - beide sind Bilder von Christen, die einer­seits als Priester Zugang zu Gott haben, Dessen Herrlichkeit jetzt für uns enthüllt ist, anderer­seits als Leviten die kostbaren Zeugnisse dieser uns geoffenbarten Herrlichkeit durch die Welt tragen.

Christus ist es, in Welchem die göttliche Herr­lichkeit für uns strahlt. Es ist die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes, Der im Schoße des Vaters ist, aber eine Herrlichkeit, die jetzt für uns aus dem Angesicht eines Menschen strahlt, Der in die Himmel eingegangen ist. In Ihm sind wir Gott nahe gebracht. In Ihm kennen wir Gott. Er ist in die Finsternis hinabgestiegen, welche uns das Angesicht Gottes verbarg und Er hat diese für immer beseitigt. Er hat die Heiligkeit und die Güte der göttlichen Liebe geoffenbart. Nun kennen wir Gott und sind von Ihm gekannt. Wir sind Sein und Er ist unser.

Es ist diese Erkenntnis, die wir mit uns durch die Welt tragen und die uns auch zum Zeugnis in dieser Welt fähig macht. Es ist in keiner Weise ein Zeugnis für uns selbst, sondern für Ihn. Wir sind "ein Brief Christi, gekannt und gelesen von allen Menschen" (2. Kor. 3,2). Das macht nicht nur unsere Verantwortung deutlich, sondern auch unsere Befähigung; denn dieser Brief ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens. Das frohmachende Licht, welches in uns hineingeleuchtet hat, strahlt wieder heraus. Der Mond, ein Bild von uns, ist in sich selbst nur eine Wüste, aber er badet sich im Glanz der Sonne und kann sie uns so reflektie­ren.

Es ist eine wunderbare Sache, zu wissen, daß dies der Dienst der Leviten ist. Als Leviten hatten sie - in einer Hinsicht genausoviel mit den heiligen Dingen der Stiftshütte zu tun wie die Priester. Ebenso ist es unser Dienst, den Einen durch diese Welt zu tragen, von Dem zu zeugen immer gut und erfreuend ist und, mit Dem beschäftigt zu sein, schon in sich selbst ein wirkliches und kostbares Zeugnis ist. Was könnte ein wahrhaftigeres Zeugnis sein, als daß Menschen sehen können, daß Er uns alles ist? Was könnte kostbarer sein als das Wissen, - wenn unsere Augen fest auf Ihn gerichtet sind - daß hier Sonnenschein für die ganze Welt und Heilung für jedes sündenkranke Herz ist, wenn sie es nur wollen.

"Ihr seid ein Brief Christi", sagt der Apostel; er spricht nicht von Briefen. Nachdem, was wir gesehen haben, ist es unmöglich, daß du oder ich als Einzelner ein Brief Christi sein können. Kein einziges Herz eines Menschen ist eine Tafel, die groß genug wäre, einen solchen Brief darauf zu schreiben. Die ganze Gemeinde wird benötigt, um das anzufertigen, was ein "Brief Christi" genannt werden kann. So we­nig, wie die Erde alle Sonnenstrahlen aufneh­men, oder der Mond das ganze Licht der Sonne reflektieren kann, genausowenig kann dieser Brief Ihn in vollständiger Weise darstellen. Oh, wir schmälern Ihn in allem, was wir tun. Den­noch kann mit nur wenigen Seiner Strahlen ein Ort geschaffen werden, an dem es hell und warm ist.

Der Apostel erinnert uns in Hebr. 11 an eine große Wolke von Zeugen, die in ihren Tagen die Notwendigkeit und die Kraft des Glaubens dargestellt haben. Doch wenn er an den Herrn denkt, dann stellt er Ihn nicht auf die Stufe der Zeugen, sondern spricht allein von Ihm als dem Anfänger und Vollender des Glaubens. Diese Männer stellten es stückweise dar: einer die Energie, ein anderer das Ausharren, der eine die Kraft, ein anderer die Demut, den klaren Blick des Glaubens usw. Aber in Seinem Leben, und allein da, ist die ganze Dimension und der ganze Inhalt des Glaubens dargestellt worden.

Die Arbeit der Söhne Levis zeigt uns das deut­lich. Kehath, Gerson und Merari haben jeder eine Abteilung des Dienstes in den Dingen des Herrn, eine Aufteilung, die ich gerne ein wenig erklären und deutlich machen möchte. Nur durch die vereinte Arbeit konnten die vorge­schriebenen Dienste erledigt werden. Doch müssen wir vorsichtig sein bei dem Gedanken, der aufkommen könnte, als ob es für uns als Christen nur eine persönliche Verantwortung gibt, Christus in einem bestimmten Charakter zu repräsentieren - als müßten wir herausfin­den, ob wir zu Kehath, Gerson oder Merari gehören. Und wenn wir dann meinen, Kehathi­ter, Gersoniter oder Merariter zu sein, schließt das nicht aus, daß wir uns auch um den Dienst der anderen Abteilungen kümmern. Wir sind in der Tat bevorrechtigt und verantwortlich, den gesamten levitischen Dienst auszuüben, wenn auch unser Dienst sicher einen Aspekt dieser großen Aufgabe besonders ausdrücken wird. So mag unser Leben vielleicht mehr das Ausharren des Glaubens als seine Energie zeigen, aber nichtsdestoweniger sind wir verantwortlich, die Energie genauso zu offenbaren wie das Aus­harren.

Laßt uns nun versuchen, die Bedeutung der verschiedenen Dienste zu verstehen. Wenn wir zurückblicken auf die Weihe der Priester, dann finden wir in 3. Mose 8, daß das Blut des Einweihungswidders, durch welches sie für Gott abgesondert wurden, auf das rechte Ohr, den Daumen der rechten Hand und die große Zehe des rechten Fußes angewandt wurde, um die Weihe des ganzen Menschen auszudrücken. Das Ohr, um Sein Wort zu hören, die Hände, um Sein Werk zu tun und die Füße, um in Seinen Wegen des Wohlgefallens und Friedens zu ge­hen.

Hören - das rezeptive, gehen - das subjektive und arbeiten - das praktische, nach außen ge­richtete Leben. Hören - die Gott zugewandte Seite, gehen - die uns betreffende Seite, ar­beiten - die den Menschen zugewandte Seite. Das ganze Leben wurde für Gott erkauft und erlöst.

Nun war und ist der Levitendienst - wie wir gesehen haben - auf den priesterlichen Dienst gegründet. Die Leviten wurden den Priestern gegeben, ihrer Hut zu warten, so wie heute Dienst oder Zeugnis in der Welt Gemeinschaft mit Gott zur Voraussetzung haben soll.

So ist es nicht schwer zu erkennen, daß diese drei Teile der priesterlichen Weihe mit den drei Familien Levis in diesem Kapitel in Ver­bindung stehen. Wir werden Kehath tatsächlich mit dem geweihten Ohr, Gerson mit dem ge­salbten Fuß und Merari mit der blutbesprengten Hand in Verbindung sehen.

Allgemein gesagt: Die Kehathiter stellen die objektive Seite des Christentums dar, die Ger­soniter die subjektive und die Merariter die praktische, auf Menschen gerichtete Seite. Sollte es mir nicht gelungen sein, mich ver­ständlich auszudrücken, dann hoffe ich, daß die weiteren Ausführungen diese Gedanken deutlich machen werden.

(Fortsetzung folgt)

Nachtext


Die Berufung


Prophetenamt ist bitter und ist schwer.
Zu ihm dräng' sich aus freien Stücken keiner.
In diesen Dienst berufen kann nur EINER,
Der dann auch fähig macht dazu — nur ER.
Doch wenn der EINE ruft, dann gilt's zu hören,
denn keine Ausflucht kann vor IHM bestehn.
ER weist den Weg dem Knecht. Der muß ihn gehn,
wie sehr es auch den eignen Plan mag stören,
wie sehr er auch wird Opfer bringen müssen.
Prophetenamt kennt weder Dank noch Lohn!
Und dies nur mildert des Propheten Fron:
daß er sich darf von IHM berufen wissen,
damit er SEINEM Volk zum Heile fröne
und, nimmt's die Botschaft an, mit IHM versöhne.

                                                                Walter Rose  

Quellenangaben

Übersetzt aus »Leaves from the Book«