Zeitschrift-Artikel: Irrlehren der roem.-kath. Kirche (6.Folge)

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Titel: Irrlehren der roem.-kath. Kirche (6.Folge)
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
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Titel

Irrlehren der roem.-kath. Kirche (6.Folge)

Vortext

Text

Die Eucharistie — »Sakrament der Vereinigung mit Christus« — oder Gedächtnismahl?



Die röm.-kath. Lehre von der "heiligen Eucha­ristie" gliedert sich in die Lehre vom

- eucharistischen Opfer und
- Opfermahl oder Opferspeise,

oder in die Lehre von

- der "heiligen Messe", der "Kommunion" und
- der wirklichen Gegenwart Christi in der Ge­stalt von Brot und Wein (1).

Es gibt wohl kein Dogma der röm.-kath. Kir­che, das so oft und so ausführlich dokumentiert wurde wie das der Eucharistie. Die Erklärung dafür:

"Es darf uns nicht wundern, wenn in den kirchlichen Dokumenten die Lehre von der wirklichen Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament am häufigsten wiederkehrt. Es gibt wenige Glaubenswahrheiten, die den Geheimnischarakter so offenkundig an sich tragen und deshalb Angriffen des Irrglaubens und Unglaubens mehr ausgesetzt sind. Die notwendige Kampfstellung der Kirche gegen den Irrglauben soll uns aber nie hindern, die Tatsache der wahren Gegenwart auch im Zusammenhang des gesamten eucharisti­schen Geheimnisses zu sehen" (2).


1. Die Lehre von der »Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie«


Nach dieser Lehre ist Christus nach der Weihe (Konsekration) von Brot und Wein "wahrhaft, wirklich und wesentlich" darin gegenwärtig.

Sowohl im Brot ist der ganze Christus enthal­ten, als auch im Wein, so daß der Empfänger der Hostie - bekanntlich wird der Wein allein von dem Priester getrunken, während das Brot (Hostien) an alle verteilt werden - den ganzen Christus empfängt.

"Zu Beginn lehrt die heilige Kirchenver­sammlung, und sie bekennt offen und ohne Rückhalt, daß in dem erhobenen Sakrament der heiligen Eucharistie nach der Weihe (Konsekration) von Brot und Wein unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und
Mensch wahrhaft, wirklich und wesentlich unter der Gestalt jener sichtbaren Dinge gegenwärtig ist. Denn darin liegt kein Wi­derspruch, daß eben unser Heiland nach seiner natürlichen Daseinsweise stets zur Rechten des Vaters im Himmel sitzt und daß er trotzdem an vielen Orten sakra­mental seinem Wesen nach für uns gegen­wärtig ist".

(Allgem. Kirchenversammlung Trient, 1551)



2. Lehre von der »Wesensverwandlung«


Mit der Lehre von der Gegenwart Christi in der Eucharistie ist die Lehre von der Wesensver­wandlung (Transsubstantiation) verbunden, die besagt, daß Kraft der Segnungsworte des Prie­sters die Brotsubstanz in den Leib Christi und die Weinsubstanz in das Blut Christi verwandelt werden, so daß von Brot und Wein nur noch die äußere Gestalt bleibt.

"Da aber Christus, unser Erlöser, von dem, was er unter der Gestalt des Brotes dar­reichte, aussagte, es sei wirklich sein Leib, so war es stets Überzeugung in der Kirche Gottes, und diese heilige Kirchenversamm­lung erklärt aufs neue: Durch die Weihe von Brot und Wein vollzieht sich die Wandlung der ganzen Brotsubstanz in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der gan­zen Weinsubstanz in die Substanz seines Blutes".

"Wer leugnet, daß im Sakrament der heilig­sten Eucharistie wahrhaft, wirklich und we­sentlich der Leib und das Blut zugleich mit der Seele und mit der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus und folglich der ganze Christus enthalten ist, und behauptet, er sei in ihm nur wie im Zeichen, im Bild oder in der Wirksamkeit, der sei ausgeschlossen".

(Allgem. Kirchenversammlung Trient, 1551)

An dieser Auffassung hat sich auch in jüngster Zeit nichts geändert. So schrieb Papst Paul VI. am 3.9.1965 unmißverständlich:

"Damit aber niemand diese Weise der Ge­genwart, die über die Naturgesetze hinaus­geht und das größte aller Wunder in ihrer Art bewirkt, falsch verstehe, müssen wir mit aufnahmebereitem G eist die Stimme der lehrenden und betenden Kirche hören. Nun sagt uns diese Stimme, Echo der Stimme Christi, daß Christus in diesem Sakrament nicht anders gegenwärtig wird als durch die Verwandlung der ganzen Sub­stanz des Brotes in Seinen Leib und der ganzen Substanz des Weines in Sein Blut, eine ganz wunderbare und einzigartige Verwandlung, die die katholische Kirche passend im engen Sinn Transsubstantiation (Wesensverwandlung) nennt. Nach der We­sensverwandlung haben die Gestalten des Brotes und Weines ohne Zweifel eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck, da sie nicht weiterhin gewöhnliches Brot und ge­wöhnlicher Trank sind, sondern Zeichen ei­ner heiligen Sache und Zeichen geistlicher Speise; aber sie bekommen deshalb eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck, weil sie eine neue "Wirklichkeit" oder Re­alität enthalten, die wir mit Recht ontolo­gisch nennen; denn unter den vorhin ge­nannten Gestalten ist nicht mehr das ver­borgen, was vorher war, sondern etwas ganz Neues; und zwar nicht nur aufgrund des Urteils des Glaubens der Kirche, sondern durch die objektive Realität, da nach der Verwandlung der Substanz oder des Wesens des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi von Brot und Wein nichts bleibt als die Gestalten ." (3)

Die Aufforderung, diesem Sakrament Huldigung und Anbetung zu erweisen, ist eine weitere lo­gische Konsequenz:

"So bleibt kein Zweifel, daß alle Christ­gläubigen nach der Weise, wie sie stets in der katholischen Kirche geübt wurde, diesem heiligsten Sakrament bei der Verehrung Huldigung der Anbetung erweisen sollen, die man dem wahren Gott schuldet".
(Allgem. Kirchenversammlung Trient, 1551)



3. Lehre vom »Meßopfer«


Im Gegensatz zu der protestantischen Auffas­sung, die nur das Opfer Christi am Kreuz an­erkennt, betont die röm.-kath. Kirche nach­drücklich, daß es sich bei der Messe um ein wirkliches Stihnopfer handelt, welches das Op­fer Christi am Kreuz "vergegenwärtigt". Es bewirkt nach dieser Auffassung Sühne von Sünden der lebenden, als auch der verstorbe­nen Gläubigen, die "noch nicht vollkommen gereinigt sind".

"Weil in diesem göttlichen Opfer, das in der Messe gefeiert wird, derselbe Christus ent­halten ist und unblutig geopfert wird, der sich selbst am Kreuzaltar einmal blutig dargebracht hat, so lehrt die heilige Kir­chenversammlung: Dieses Opfer ist ein wirkliches Sühneopfer, und es bewirkt, daß wir "Barmherzigkeit erlangen und die Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe" (Hebr. 4,16), wenn wir mit geradem Herzen, mit rech­tem Glauben, mit Scheu und Ehrfurcht, zerknirscht und bußfertig vor Gott hintre­ten. Versöhnt durch die Darbringung dieses Opfers, gibt der Herr die Gnade und die Gabe der Buße, und er vergibt die Verge­hen und Sünden, mögen sie noch so schwer sein_ Denn ist ein und dieselbe Opfergabe, und es ist derselbe, der jetzt durch den Dienst der Priester opfert und der sich selbst damals am Kreuz darbrachte, nur die Art der Darbringung ist verschieden. Die Früchte jenes Opfers, des blutigen nämlich, werden durch dieses unblutige überreich er­langt; so wird durch dieses (unblutige Op­fer) jenes (blutige) in keiner Weise ver­kleinert. Es wird deshalb nicht nur für die Sünden der lebenden Gläubigen, für ihre Strafen, Genugtuungen und andere Nöte nach der Überlieferung der Apostel, son­dern auch für die in Christus Verstorbenen, die noch nicht vollkommen gereinigt sind, mit Recht dargebracht".

"Wer sagt, in der Messe werde Gott nicht ein wirkliches und eigentliches Opfer dar­gebracht, oder die Opferhandlung bestehe in nichts anderem, als daß uns Christus zur Speise gereicht werde, der sei ausge­schlossen".

"Wer sagt, das Meßopfer sei nur Lob- und Danksagung oder das bloße Gedächtnis des Kreuzesopfers, nicht aber ein Sühneopfer, oder es bringe nur dem Nutzen, der kommun ziere, und man dürfe es nicht für Lebende und Verstorbene, für Sünden, Strafen, zur Genugtuung und für andere Nöte aufopfern, der sei ausgeschlossen".

"Wer sagt, durch das Meßopfer werde das hochheilige Opfer Christi am Kreuz gelästert oder herabgesetzt, der sei ausgeschlossen".

(Allgem. Kirchenversammlung Trient, 1562)



Zusammenfassung


Die röm.-kath. Kirche lehrt also:

- die heilige Messe ist ein wirkliches Opfer,
- Christus wird darin durch den Priester ge­opfert,
- der Priester hat die Vollmacht der Wesens­verwandlung,
- das eucharistische Opfer wird als Sühne für Lebende und Tote dargebracht,
- in der Eucharistie ist Christus gegenwärtig,
- Brot und Wein sind Huldigung und Anbetung zu erweisen,
- die Eucharistie wirkt Vereinigung mit Chri­stus und nährt die Seele,
- die Eucharistie wirkt Nachlaß läßlicher Sünden.


Was sagt nun die Bibel im Gegensatz zu diesen Lehrsätzen?

--> Wird Christus in der Eucharistie geopfert?

Abgesehen davon, daß weder bei den Einset­zungsworten des Herrn, noch in 1. Kor. 10 und11 irgendeine Andeutung vom Opfergedanken im Zusammenhang mit dem Abendmahl gemacht wird, lehrt die Bibel unzweideutig, daß im Gegensatz zum alten Bund, in dem täglich geopfert wurde, durch das ein für allemal ge­schehene Opfer Jesu Christi am Kreuz eine ewige Erlösung stattgefunden hat.

"Christus aber . . mit seinem eigenen Blut, ist ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte" (Hebr. 9,12).

"Jetzt aber ist er (Christus) einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer" (Hebr. 9,26).

"Also wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um Vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Seligkeit" (Hebr. 9,28)

"Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das "ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi" (Hebr. 10,10).

"Er aber, nachdem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht, hat sich auf immerdar gesetzt zur Rechten Gottes . ." (Hebr. 10,12).

"Denn durch ein Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden" (Hebr. 10,14).

"Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns: heilig, ...der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, sodann für die des Volkes, denn dieses hat er ein für al­lemal getan, als er sich selbst geopfert hat"
7,26-27).

"Denn was er gestorben ist, ist er ein für al­lemal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott" (Römer 6,10).

"Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führe" (1. Petr. 3,18).

Aus diesen Bibelstellen wird deutlich, daß die röm.-kath. Lehre vom Meßopfer eine schwerwiegende Irrlehre ist, die das Erlösungswerk unseres Herrn schmälert und relativiert.

Der Heidelberger Katechismus hat deutlich ausgedrückt, wie diese Irrlehre zu beurteilen ist: "Und ist also die Messe im Grunde nichts anderes als eine Verleugnung des einigen Op­fers und Leidens Jesu Christi und eine verma­ledeite Abgötterei."


--> Ist Christus im Abendmahl gegenwärtig?

Als Beleg für diese Lehre von der Gegenwart Christi im Abendmahl werden die Worte Jesu in Joh. 6,53+56 angeführt. Außerdem zitiert man die Einsetzungsworte Jesu und legt die Betonung auf das Wort "ist": "dieses ist mein Leib, . . .dieses ist mein Blut" TMatth. 26 ,26 -28).

Wie sind nun die Worte des Herrn zu verstehen: "Es sei denn, daß ihr das Fleisch des Sohnes des Menschen esset und sein Blut trinket, so habt ihr kein Leben in euch selbst" (Joh. 6,53)?

Hätte die röm.-kath. Kirche mit ihrer Auslegung recht, dann könnte niemand ewiges Leben
haben, der nicht an der Eucharistie teilge­nommen hat. Ebenso wäre sein weiteres geist­liches Leben von der regelmäßigen Einnahme des Abendmahles abhängig. Dieser Gedanke ist absurd und steht im krassen Gegensatz zu vie­len eindeutigen Aussagen der Bibel. Einige Verse vorher steht unmißverständlich: "Denn dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe" (Joh. 6,40).

Deswegen sind die Worte Jesu von Brot, Fleisch und Blut gleichnishaft zu sehen. "Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts" (Joh. 6,53).

Der Herr hatte die Menschenmenge gespeist und anschließend von dem Manna in der Wüste gesprochen. Anknüpfend an diese Geschichte sprach er dann von sich selbst als dem Brot aus dem Himmel, zu dem man kommen und an das man glauben kann (Vers 33-35), um Leben zu bekommen. Wenn der Herr an anderen Stel­len in diesem Evangelium sagt "Ich bin das Licht der Welt" oder "Ich bin die Tür", wird jeder diese Aussage als Bild und Gleichnis deuten. Ebenso sind diese Worte in Joh. 6 zu verstehen. Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken bedeutet, Ihn als den für uns am Kreuz Gestorbenen in unser Leben aufzuneh­men und uns dann geistlich von Ihm zu nähren. "Meine Worte sind Geist und sind Leben" (Joh. 6,42).

Dazu kommt noch, daß Johannes als einziger Evangelist in seinem Evangelium das Abend­mahl nicht erwähnt, so daß es keinen biblischen und vernünftigen Grund gibt, die Worte Jesu in Joh_ 6 in Verbindung mit dem Abendmahl zu sehen.


---> Werden Brot und Wein beim Abendmahl verwandelt?

Es ist bekannt, daß leider auch Luther an der römischen Lehre festgehalten hat, daß die Worte des Herrn " ...dieses ist mein Leib..." beinhalten, daß Brot und Wein in den Leib und in das Blut Jesu verwandelt werden.
"...darinnen zugesagt, gegeben und zugeeignet wird Christus, alle Heiligen, mit allen ihren Werken, Leiden .. ." (4).

"Was ist nun das Sakrament des Altars? Ant­wort: es ist der wahre Leib und Blut des Herrn Christi, in und unter dem Brot und Wein durch Christus Wort uns Christus befohlen zu essen und zu trinken." (5)

Diese Auffassung wurde von Zwingli und Calvin abgelehnt, die in Brot und Wein nur Zeichen oder Symbole sahen. Allerdings lehnte Luther auch ab, daß Brot und Wein nach der Segnung ihr natürliches Wesen verlassen, so daß nur die äußere Gestalt von Brot und Wein bleibt (vgl. "Die Schmalkaldischen Artikel Luthers", Art. 6).

Die Lehre von der Wesensverwandlung kann man nicht biblisch begründen. Paulus spricht in 1.
Kor. 10 und 11 vom "Brot brechen" und "Kelch trinken". Von den ersten Christen lesen wir, daß sie versammelt waren, um "Brot zu bre­chen" (vgl. Apg. 2,42; 20,7).

Deshalb kann man diese Lehre nur als völlig schriftwidrigen Aherglauben ablehnen, welcher zwar der Eitelkeit der Priester schmeichelt, die sich einbilden, durch ihr gesprochenes Wort bei jeder Messe das Wunder der Wesensverwandlung zu vollziehen, aber im krassen Wiederspruch zum Neuen Testament steht.

Würde sich - abscheulicher Gedanke! - tat­sächlich Wein in Blut verwandeln, so hätte der Herr etwas befohlen zu tun, was im AT und NT verboten ist: Blut zu trinken (vgl_ 1. Mo. 9,4; 3. Mo. 17,10; Apg. 15,28-29).

Brot und Wein sind während der Mahlfeier nicht mehr, aber auch nicht weniger als Symbole des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesus und deshalb "würdig" zu nehmen (siehe 1. Kor. 11), jedoch nach dem Abendmahl gewöhn­liches Brot und Wein, das zu üblichen Zwecken verwendet werden kann.

Die Aufforderung, dem Brot und Wein Anbetung zu erweisen, ist nichts anderes als Götzendienst und eine Beleidigung Gottes.

Der ehemalige Priester Dr. H.J. Hegger hat recht, wenn er zum Thema "Eucharistie" schreibt:

"Hier entfaltet die röm.-kath. Kirche eine Lehre, die darauf hinausläuft, daß sie über Christus und Sein Opfer am Kreuz verfügen kann, so wie sie meint, durch die Firmung über den Heiligen Geist verfügen zu können" (6).


Die Lehre der Bibel über das Abendmahl

=>
Es ist ein Gedächtnismahl

"Dieses tut zu meinem Gedächtnis" (Luk. 22,19).

Diese letzten Worte des Herrn an Seine Jünger, kurz vor der Gefangennahme, die auch von Paulus in 1. Kor. 11,24 zitiert werden, machen den eigentlichen Charakter des Abendmahls deutlich.

Hier ist nicht die Rede von einem "eucharisti­schen Opfer" oder von "Sündennachlaß", son­dern hier wird der schlichte unmißverständliche Wunsch ausgesprochen, das Abendmahl zu nehmen, um an Ihn zu denken. Es geht darum, daß wir als Seine Jünger Ihn und besonders Sein Leiden am Kreuz nicht vergessen, sondern uns immer wieder an Sein Opfer erinnern, solange Er nicht mehr auf dieser Erde ist, damit un­sere Liebe zu Ihm warm, die Erwartung Seiner Wiederkunft lebendig und unsere Haltung zur Welt durch das Kreuz bestimmt bleibt.

Beim Abendmahl können wir uns völlig verges­sen, haben den Herrn in Seiner Liebe und Hingabe vor Augen und dürfen anbetend Sein Opfer auf Golgatha betrachten. Für jeden Jün­ger Jesu, der seinen Herrn liebt, wird es ein Vorrecht und eine besondere Freude sein, diesen Wunsch des Herrn zu erfüllen.


=> Es ist ein Gemeinschaftsmahl

"Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen" (1. Kor. 10,17).

Hier wird deutlich, daß wir in dem Brot, das wir brechen, nicht nur den für uns hingegebe­nen Leib des Herrn sehen, sondern auch den "Leib Christi" (1. Kor_ 12,12-13), der uns in den Briefen des Apostel Paulus als Bild aller lebenden Gläubigen auf der Erde vorgestellt wird.

"Ihr aber seid Christi Leib und Glieder inson­derheit" (1. Kor. 12,27).

"Also sind wir, die Vielen, ein Leib in Christo, einzeln aber Glieder voneinander" (Röm. 12,5).

"Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden" (1. Kor. 12,13).

So sehen wir in diesem Brot also unsere Ge­meinschaft mit Christus, dem Haupt des Leibes, und die Gemeinschaft mit allen Erlösten, die zu diesem Leib gehören.

Diese Tatsache macht deutlich:

- daß nur solche, die Glieder am Leib Christi sind, am Abendmahl teilnehmen können,
- daß wir als Glieder Christi auch füreinander Verantwortung haben (1. Kor. 10,14-21); 11,24-26),
- daß ungerichtete Sünde unter Gläubigen wie Sauerteig wirkt und deshalb gerichtet wer­den muß (1. Kor. 5).

=>Es ist ein Verkündigungsmahl

"Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis er kommt" (1. Kor. 11,26).

Dadurch, daß wir von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken, während wir der Leiden des Herrn gedenken, bezeugen, verkündigen oder proklamieren wir der sichtbaren und unsicht­baren Welt den Tod des Herrn und damit Sei­nen Sieg auf Golgatha mit allen gesegneten Folgen.

Die Worte "bis er kommt" deuten an, daß wir eine pilgernde, auf die Wiederkunft unseres Herrn wartende Gemeinde sind.


(Fortsetzung folgt)

Nachtext

Quellenangaben

(1) Vgl. Neuner-Roos: Der Glaube der Kirche (Pustet), S. 375

(2) ebd., S. 376

(3) ebd., S. 404

(4) Martin Luther: "Sermon von dem hochwürdigen Sakra­ment des heiligen wahren Leichnams Christi"

(5) Martin Luther: Großer Katechismus: Von dem Sakra­ment des Altars

(6) Dr. H.J. Hegger: Die kath. Kirche (Verlag S+G) S. 108