Zeitschrift-Artikel: Irrlehren der roem.- kath. Kirche (8. Folge)

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Titel: Irrlehren der roem.- kath. Kirche (8. Folge)
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Irrlehren der roem.- kath. Kirche (8. Folge)

Vortext

Text

Die letzte Ölung (Krankensalbung) »Sakrament zur Aufrichtung und Stärkung der Seele«?

Sowie die Firmung nach röm.-kath. Lehre das Sakrament der Taufe vollendet, so steht das Sakrament der Letzten Ölung in engem Zu­sammenhang mit der "Buße". Es wird gelehrt, daß durch die "Buße" die begangenen Sünden vergeben werden und daß durch die Letzte Ölung die "Schwäche" hinweggenommen wird, welche nach der Sünde geblieben ist, und das jeder Zustand beseitigt wird, der ein "Hindernis für die Überkleidung mit Herrlichkeit in der Auferstehung" sein könnte (1).

Spender dieses Sakraments können nur Bischöfe und geweihte Priester sein.

"Wer sagt, die 'Ältesten der Kirche', die nach dem Apostel Jakobus zur Salbung des Kranken gerufen werden sollten, seien nicht die vom Bischof geweihten Priester, sondern die Ältesten jeder Gemeinde, und deshalb sei der eigentliche Spender der Letzten Ölung nicht nur der Priester, der sei aus­geschlossen".
(Allgem. Kirchenversammlung Trient, 1551)

Obwohl anerkannt wird, daß die Letzte Ölung in den Evangelien keine Erwähnung findet, so wird dennoch gelehrt, daß Christus dieses Sa­krament eingesetzt habe, und es werden alle verdammt, welche die Einsetzung dieses Sa­kramentes als eine Erfindung von Menschen bezeichnen.

"Wer sagt, die Letzte Ölung sei nicht wirk­lich und eigentlich ein von Christus, unserem Herrn, eingesetztes und vom heiligen Apostel Jakobus verkündetes Sakrament, sondern le­diglich ein von den Vätern überkommener Brauch oder eine menschliche Erfindung, der sei ausgeschlossen".
(Allgem. Kirchenversammlung Trient, 1551)

Die Letzte Ölung wird denen gegeben, die durch Unfall, Krankheit oder Schwäche am Tor der Ewigkeit stehen, um deren Leben man also fürchten muß.


Die Praxis

Vor der Ölung besprengt der Priester das Krankenzimmer, den Kranken und die Anwe­senden mit Weihwasser und nimmt dann nach Möglichkeit dem Kranken die Beichte ab. An­schließend betet er:
"im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes möge alle Macht des Bösen ausgelöscht werden in dir durch die Auflegung unserer Hände und durch die Anrufung aller heiligen Engel, Erzengel, Pa­triarchen, Propheten, Apostel, Märtyrer, Bekenner, Jungfrauen und aller Heiligen. Amen". (2)

Danach wird die Ölung vollzogen, wie es auf dem Konzil in Florenz 1439 beschlossen wurde:

"Das fünfte Sakrament ist die Letzte Ölung. Seine Materie ist vom Bischof geseg­netes Olivenöl. Dieses Sakrament darf nur Kranken gespendet werden, um deren Leben man fürchten muß. Der Kranke soll an fol­genden Stellen gesalbt werden: an den Au­gen wegen des Gesichtes, an den Ohren wegen des Gehörs, an der Nase wegen des Geruchs, am Mund wegen Geschmack und Sprache, an den Händen wegen des Tast­sinnes, an den Füßen wegen des Gehens, an den Nieren wegen der Lust, die hier ihren Sitz hat. Die Form dieses Sakramentes ist folgende: Durch die heilige Salbung und durch sein gütiges Erbarmen verzeihe dir der Herr, was du gesündigt hast durch das Ge­sicht usw. Ähnlich bei den andern Gliedern ...

Nach der Letzten Ölung wird meist der aposto­lische Segen, der sog. "Sterbeablaß" erteilt, mit dem für den Empfänger vollkommener Ablaß verbunden ist. Dieser Strafnachlaß soll allerdings erst wirksam werden, wenn der Tod eintritt.

Der Segen lautet:

"Unser Herr Jesus Christus, Sohn des leben­digen Gottes, der dem Petrus die Macht zu binden und zu lösen verlieh, möge dein Schuldbekenntnis annehmen und dir das er­ste Kleid der Unschuld wieder schenken, das du in der heiligen Taufe erhalten hast. Ich aber gewähre dir kraft der Vollmacht, die mir vom Apostolischen Stuhle verliehen wurde, einen vollkommenen Ablaß und Nachlaß aller deiner Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". (3)


Die Wirkung

Nach röm.-kath. Lehre wirkt dieses Sakrament Mehrung der Gnade, Tilgung der Sünden, Schutz vor dem Teufel und Stärkung des Ver­trauens auf die Barmherzigkeit Gottes.

"Der Gehalt und die Wirkung dieses Sa­kraments wird in folgenden Worten erklärt: 'Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken zum Heil sein, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er in Sünden ist, dann werden sie ihm vergeben werden' (Jak. 5,15). Der Gehalt (des Sakramentes) ist nämlich diese Gnade des Heiligen Geistes, dessen Salbung die Vergehen, falls noch solche zu tilgen sind, und die Überbleibsel der Sünde wegnimmt und die Seele des Kranken aufrichtet und stärkt, indem sie ein großes Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit in ihm weckt, das den Kranken hebt, so daß er die Lasten und Schmerzen der Krankheit leichter trägt und den Versuchungen Satans, der seiner Ferse nachstellt (Gn 3,15), leichter widersteht und manchmal, wenn es das Heil der Seele fördert, auch die körperliche Genesung erlangt.
(Allgem. Kirchenversammlung Trient, 1551)


Zusammenfassung

Die röm.-kath. Kirche lehrt also, daß die Letzte Ölung

- als Sakrament vom Herrn selbst eingesetzt worden sei,
- allein vom Bischof oder Priester erteilt werden kann,
- Sünden und Überreste von Sünde tilgt,
- Vertrauen auf Gott stärkt,
- "wenn es das Heil der Seele fördert" auch körperliche Genesung vermittelt.

Was lehrt die Bibel

1. Ist die Letzte Ölung von Christus eingesetzt worden?

Die röm.-kath. Dogmatiker geben zu, daß es in den Evangelien keinen Hinweis für die Einset­zung der Letzten Ölung gibt. Wenn sie nun trotzdem lehren, daß Christus dieses Sakra­ment eingesetzt hat, so fügen sie dem Wort Gottes ihre eigenen Gedanken hinzu und maßen sich an, diese der Heiligen Schrift gleichzuset­zen.

2. Wie ist die Salbung mit Öl nach Jak 3,14 zu verstehen?

Diese Bibelstelle ist die einzige, auf welche die röm.-kath. Kirche ihre Lehren über die Letzte Ölung aufbaut. Was sagt diese Stelle aus?

a) "Ist jemand krank unter euch? . ."

Hier ist keine Rede von einem Sterbenden oder Totkranken, sondern von einem Kranken, der bei vollem Bewußtsein einen Besuch der Älte­sten der Versammlung wünscht.

b) ". . .er rufe die Ältesten . ."

Er ruft also keinen "geweihten Priester" sondern die Ältesten (Mehrzahl!) der Ver­sammlung, die sich durch Weisheit, Reife und Gottesfurcht auszeichnen und eine Verantwortung für das geistliche Wohlergehen der Geschwister fühlen. (Eines von den vielen Merkmalen eines Ältesten ist übrigens, daß er nach 1. Tim. 1,1-7 und Titus 1,6 Ehemann und Familienvater sein soll, was aufgrund des Zölibats einen "ge­weihten Priester" ausschließt!)

c) ".. .und sie mögen über ihn beten ."

Hier geht es schlicht und einfach um Für­bitte, darum, die Not des Kranken gemein­sam vor Gott auszubreiten und im Vertrauen auf Gott für oder über ihn zu beten.

d) ".. .nachdem sie ihn mit Öl gesalbt haben ..."

Aus Markus 6,13 und Lukas 10,34 geht her­vor, daß man damals Öl als ein Heilmittel bei bestimmten Krankheiten und Verletzun­gen gebraucht hat. Es geht also hier nicht um irgendein geheimnisvolles, geweihtes Öl, sondern um ein gebräuchliches Hausmittel, das im Namen des Herrn benutzt werden kann und nicht im Widerspruch zu dem Vertrauen auf Gott steht.

e) ". . .und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen (retten) . ."

Also nicht die mit einem Ritual verbundene Ölung, sondern das Gebet des Glaubens im Sinne von 1. Joh. 5,14-15 wird Gott erhören.

f)". .und der Herr wird ihn aufrichten ..."

Der Herr wird ihn geistlich, seelisch oder körperlich stärken oder aufrichten. Der Be­such der Ältesten hat also weder etwas mit einer Wunderheilung noch mit einer Sterbe­zimmeratmosphäre zu tun, denn es geht um die Wiederherstellung des Kranken, dessen Krankheit möglicherweise auch durch bisher nicht vor Menschen bekannte Sünden verur­sacht wurde. In einem solchen Fall werden wir dann aufgefordert, einander die Sünden zu bekennen.

Diese Bibelstelle bietet also keinerlei Hinweise für die Lehre von der Letzten Ölung, sondern widerlegt sie vielmehr.

So stärkt die röm.-kath. Kirche von der Letz­ten Ölung in keiner Weise das Vertrauen des Kranken auf Gott, sondern bindet ihn noch einmal - vielleicht zum letzten Mal - fest an eine Institution, die sein Vertrauen mißbraucht, und so wird der Sterbende nicht auf die Ewig­keit vorbereitet, sondern um den Preis seiner Seele getäuscht.



(Fortsetzung folgt)

Nachtext

Quellenangaben

Anmerkungen:
(1) Vgl. Neuner-Roos: Der Glaube der Kirche, Pustet-Verl. S. 438;

(2) Sullivan: Die äußeren Formen der kath. Kirche, Pattloch-Verlag, S. 83;

(3) ebd., S. 84