Zeitschrift-Artikel: W. Nitsche, B. Peters: Dämonische Verstrickungen ‑ Biblische Befreiung

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Titel: W. Nitsche, B. Peters: Dämonische Verstrickungen ‑ Biblische Befreiung
Typ: Buchbesprechung
Autor: Gerrit Alberts
Autor (Anmerkung):

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Titel

W. Nitsche, B. Peters: Dämonische Verstrickungen ‑ Biblische Befreiung

Vortext

Text

 

 

 

 


Diese Veröffentlichung ist eine Studie zu dem aktuel­len und heiklen Thema der sogenannten Okkultseelsor­ge. Das Buch enthält neben Ausführungen der oben genannten Autoren auch Beiträge von Th. Schirrma­cher, E. Strickert und F. Weber. Die wesentlichen Schlußfolgerungen, zu denen die Autoren kommen, sind folgende:

1.) Die prinzipielle Trennung zwischen "okkulten Sün­den" und anderen Sünden - wobei die einen zur Dämonisierung führen und die anderen nicht - gibt es in der Heiligen Schrift nicht. Vielmehr lehrt die Bibel, daß wir durch jede Sünde dem Teufel Raum geben.

2.) Dementsprechend finden wir auch keinen speziellen Weg zur Vergebung der "okkulten" Sünden und zur Befreiung von "okkulten" Gebundenheiten, ebenso keine spezielle "Okkultseelsorge". Befreiung kommt allein durch die Buße zu Gott und den Glauben an den Herrn Jesus Christus,

3.) Dämonenaustreibungen werden in der Heiligen Schrift nur bei Ungläubigen vorgenommen. Darüber hinaus werden sie als Zeichen beschrieben und sind deshalb charakteristisch für die Zeit Jesu auf der Erde und die apostolische Zeit.

4.) In der Bibel wird nicht gelehrt, daß ein Gläubiger "besessen" sein kann. Andererseits wird deutlich gemacht, daß Christen durch Sünde unter einen furchtbaren Einfluß des Teufels und der Dämonen kommen können. Ausdrücke wie "warum hat der Satan dein Herz erfüllt?" (Apg. 5,3), "einen an-, deren Geist empfangen" (2. Kor, 11,4) u. a. ma­chen dies deutlich.

5.) Aus all dem folgt, daß die auch unter Christen weit verbreitete Praxis der angeblichen Dämonenaustrei­bung durch "Okkultseelsorger", Dämonenbefragun­gen, das Binden und Lösen in Bezug auf Dämonen usw. in einer biblischen Seelsorge keinen Platz hat.

Darüber hinaus werden in dem Buch eine Reihe von Veröffentlichungen zum Themenkreis "Okkultismus" anhand biblischer Maßstäbe beleuchtet.

Das Werk ist geeignet, Klarheit anhand von Gottes Wort in das oftmals von Spekulationen und "Erfah­rungen" bestimmte Verständnis von Seelsorge im ok­kulten Bereich zu bringen. Die Veröffentlichung ist mutig, weil zumindest einige der Autoren (Th. Schirrmacher, B. Peters) zu wesentlichen Fragen, wie z.B. Dämonenaustreibung, früher eine andere Auffas­sung vertraten und sich durch das Studium von Gottes Wort korrigieren ließen. Es handelt sich also um ein sehr lesenswertes, weil biblisch fundiertes Buch. Wenn abschließend einige kritische Anmerkungen gemacht werden, so beziehen sie sich mehr oder weniger auf Randfragen und sollen die zentralen Aussagen des Bu­ches nicht in Frage stellen.

1. Quellenangaben:

Auf den Seiten 11-13 werden etwa zwei Seiten wörtlich aus einer Veröffentlichung von Woodrow und Elrooks zitiert, ohne daß die Autoren genannt noch die wörtlichen Zitate durch Anführungsstriche gekennzeichnet werden. Lediglich die Zeitschrift, in welcher der Aufsatz erschienen ist (factum 2/80), wird erwähnt. Bei anderen Quellenangaben fehlen Erscheinungort und/oder Erscheinungsjahr (z.B. 5. 52, 53, 54). Ein ähnliches Problem liegt auf 5. 90 vor, wo einer der Autoren (wer, ist aus dem Buch nicht ersichtlich), schreibt, daß er "das Aufhören der Zeichen im Büchlein 'Zeichen und Wunder' ausführlich belegt habe". Man kann kaum davon ausgehen, daß jeder potentielle Leser weiß, daß dieses "Büchlein" von B. Peters stammt, im Schwengeler-Verlag erschienen ist usw, Ein sorg­fältiges Verzeichnis der verwendeten Literatur würde das Buch bereichern und manche dieser Probleme lösen.

2. Schizophrenie:

Wenn man komplizierte Themen nur kurz und pla­kativ anreißt, besteht die Gefahr, daß mehr Fragen entstehen als beantwortet und Unklarheiten ge­schaffen als beseitigt werden. Genau dies geschieht mit dem Beispiel "Schizophrenie" (5. 26/27). Schi­zophrenie, so wird behauptet, kann eine Folge von dämonischer Besessenheit sein. Ebenso können Sün­den wie Lüge, Heuchelei, Selbstherrlichkeit, Ehe­bruch zu schizophrenen Symptomen führen. Schi­zophrenie ist also nach diesem Deutungsmuster (immer?) eine Folge persönlicher Schuld und Sün­de. Ich möchte nicht in denselben Fehler verfallen und dieses komplizierte Thema ebenso plakativ ab­handeln, sondern lediglich einige Fragen dazu for­mulieren: Reichen diese einfachen Ursache-Wir­kungs- Schemata aus, um die Erscheinung in ihrer. Vielschichtigkeit zu erklären? Wird Schizophrenie generell durch persönliche Schuld bedingt oder ausgelöst? Ist jemand, der in Gemeinschaft mit Gott lebt, vor dieser "Krankheit" gefeit? Sind manche abnormen Erscheinungen im Bereich der Schizophrenie mit paranormalen Phänomenen im Okkultismus identisch? Wie ist das Verhältnis zwi­'schen okkulten Verstrickungen und Schizophrenie genau zu beschreiben; bedingt das eine das andere, stehen sie in einer komplizierten Wechselbeziehung, gibt es eine Disposition, die beide Erscheinungen begünstigt? Die Liste der Fragen ließe sich fast beliebig verlängern.
Mir scheint, man ist gut beraten, vorsichtig zu sein mit Hypothesen, welche die Betroffenen unter Um­ständen zu Unrecht belasten und ihr Elend dadurch noch vergrößern. Natürlich ist es auch für jemand, der an Schizophrenie leidet, wichtig, seine Sünden, ob nun okkult oder nicht, vor Gott zu bekennen. Ob sich dadurch jedoch seine schizophrenen Sym­tome in jedem Fall erübrigen, ist eine andere Fra­ge. Solange man darauf keine zuverlässige Antwort geben kann, sollte man diese Hoffnung, wenn auch nur zwischen den Zeilen, nicht erwecken,

3, Im Gegensatz zu einer Aussage des Buches (5. 29f.) geht die Heilige Schrift nicht davon aus, daß wir gegen unser sündiges Fleisch zu kämpfen haben. Die Ausdrucksweise der Schrift ist, daß wir z.B. "uns der Sünde für tot halten" sollen, "Gott aber lebend in Christo Jesu" (Röm. 5,11); "wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht voll­bringen" (Gal. 5,16); "wenn ihr durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben" (Röm. 8,13). Die Formulierung des Buches kann leicht zu einem Kreisen um sich selbst und zu verzweifelten Selbstverbesserungsversuchen führen.

4. Natürlich ist es unmöglich, in einem Buch ein ab­gerundetes Bild von diesem umfassenden Gebiet zu geben. Sicherlich wäre es aufschlußreich gewesen, auch die alttestamentlichen Stellen, die über dä­monische Einflüsse sprechen, in das Studium einzu­beziehen (z.B. Ri. 9,23; 1. Sam. 16,14; 1. Kön. 22,19ff). Ebenso ist das Thema, welche konkreten Hilfen die Heilige Schrift Menschen aufzeigt, die unter dämonischem Einfluß stehen, unterrepräsen­tiert. Somit darf man gespannt sein auf die "ver­schiedenen Bücher", die demnächst zu "dem großen Bereich echter biblischer Seelsorge" (S. 197) im selben Verlag erscheinen sollen.

Nachtext

Quellenangaben

 

Telos, Pb., 197 5., DM 16.80