Zeitschrift-Artikel: Berthold Schwarz - Leben im Sieg Christi (Die Bedeutung von Gesetz und Gnade für das Leben des Christen bei John bei Nelson Darby)

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Titel: Berthold Schwarz - Leben im Sieg Christi (Die Bedeutung von Gesetz und Gnade für das Leben des Christen bei John bei Nelson Darby)
Typ: Buchbesprechung
Autor: Joachim Pletsch
Autor (Anmerkung):

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Titel

Berthold Schwarz - Leben im Sieg Christi (Die Bedeutung von Gesetz und Gnade für das Leben des Christen bei John bei Nelson Darby)

Vortext

Text

Es musste ja einmal so kommen, dass sich ein deutscher Theologe der wohl herausragendsten Persönlichkeit der Brüderbewegung annimmt, um deren Theologie und Einfluss auf die evangelische/evangelikale Welt bis heute gründlich zu untersuchen. Das ist gut, denn eine solche Arbeit lag bisher (abgesehen von einem ersten Ansatz durch Erich Geldbach) von einem deutschen Autor noch nicht vor und war deswegen längst überfällig. Berthold Schwarz, Dozent für systematische Theologie an der FTA Gießen, erweist sich jedenfalls als befähigt dazu. Eine so tiefgehende Analyse der Gedanken Darbys und seiner Lehren stand bisher dem deutschen Leser noch nicht zur Verfügung. Was darf man von diesem 650 Seiten starken Werk erwarten? Man wird nicht enttäuscht, wenn man hofft, bis ins Detail über das Denken Darbys und die Zusammenhänge und Feinheiten seiner Hermeneutik, Soteriologie, Ekklesiologie und Eschatologie informiert zu werden. Akribisch wurden dazu seine Originalschriften untersucht, und nicht nur das, auch fast sämtliche bis dato erschienenen zahlreichen Untersuchungen über Darbys Theologie und Leben im englischen Sprachraum werden
in ihren grundlegenden Zügen und Absichten vorgestellt und ausgewertet. Der riesige Fußnotenapparat mit Quellennachweisen und weiteren teils umfangreichen Erläuterungen macht deutlich, wie tiefgehend sich der Autor mit unzähligen Fragen und Details beschäftigt und wie viele Quellen er ausgewertet hat. Gründlicher kann man es kaum machen. Wie schätzt der Autor nun die Bedeutung Darbys ein? Er folgt der schon von E. Geldbach vertretenen Einschätzung, dass man die außerordentliche Bedeutung Darbys und seinen Einfluss auf evangelisches/evangelikales Denken kaum hoch genug einstufen kann. Berthold Schwarz gelingt es dabei, die eigene Wertschätzung und Würdigung dieses begnadeten Dieners Christi durchgehend deutlich werden zu lassen und die Balance zu halten zwischen Respektierung und Würdigung Darbys einerseits und behutsam kritischer Hinterfragung andererseits. Letztere ist zweifellos notwendig, wenn es um die negative Seite der Brüderbewegung mit ihren vielen Spaltungen und Trennungen geht, die ihre Grundlage eben auch in Darbys Gedanken, nämlich seinem Konzept der „Einheit in Reinheit“ durch „Trennung vom Bösen“ haben. Doch der Schwerpunkt der Untersuchung von Berthold Schwarz liegt natürlich bei dem für Darbys Denken bestimmenden Gegensatz von „Gesetz und Gnade“, auf den der Untertitel hinweist, und da wird man über weite Strecken des Buches mit dem reichen Schatz und Erbe konfrontiert, das Gläubigen verschiedener Denominationen weltweit so viel gegeben hat und bis heute zu geben vermag und das auch das eigentliche Kernstück des Brüdertums bleibt. Unbezweifelt bleibt daher auch die Tatsache, dass der Gemeinde Jesu durch die „Brüder“ unendlich viel Segen in der Erkenntnis des Heils und der Gedanken Gottes mit seiner Gemeinde gegeben worden ist. Leider, und das gesteht auch der Autor klar ein, hat die „Kehrseite der Medaille“, die so unglücklich und leidvoll praktizierte „Trennung vom Bösen“, dem Ansehen des Brüdertums auch sehr geschadet und dieses deshalb eher an den Rand der Peripherie im Spektrum gemeindlich-kirchlicher Existenz gedrängt. Man darf nicht irritiert sein, wenn der Autor im Zusammenhang mit seiner Untersuchung das Anliegen deklariert, die Darlegung der Theologie der Brüderbewegung (auf der Grundlage der Gedanken Darbys) als Beitrag zum interkonfessionellen bzw. ökumenischen Dialog zu verstehen. Die Vorlage als Doktorarbeit der evangelischen Theologie verlangt solchen gesamttheologischen Bezug und solche Standortbestimmung. Allerdings darf die zum Schluss geäußerte Hoffnung, dass die Brüder bis in ihre exklusiven Kreise hinein an einem solchen Dialog teilnehmen sollten, um ihrer Erkenntnis (wieder) eine größere Resonanz im Gesamtspektrum kirchlicher Theologie zu verschaffen, mit einiger Skepsis betrachtet werden. Dieses umfangreiche Werk zu studieren ist zweifellos eine große Herausforderung, zumal aus zahlreichen englischen Quellen leider nur in der Originalsprache zitiert wird und die entsprechenden Passagen nicht übersetzt werden. Das schmälert für
den sprachunkundigen Leser den Gewinn, weil sich u.U. wichtige Belege nicht so ohne weiteres in die Rezeption der Ausführungen aufnehmen lassen. Es bleibt zu wünschen, dass sich trotzdem viele die Mühe machen, dieses hervorragende Werk zu studieren. Nicht um einem begnadeten Diener Gottes, der Darby zweifellos gewesen ist, die Ehre zu erweisen, sondern um mittels seiner Erkenntnisse vermehrt die Tiefe der Heilsgedanken Gottes zu erfassen und zu lernen, den treffend gewählten Titel des Werkes, nämlich das „Leben im Sieg Christi“, für sich persönlich wieder neu – als Herausforderung und Geschenk zugleich – zu begreifen.

Nachtext

Quellenangaben

Brunnen, Pb., 652 S., € 39,95