Zeitschrift-Artikel: Die große Anpassung

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Titel: Die große Anpassung
Typ: Artikel
Autor: Francis Schaeffer
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 2854

Titel

Die große Anpassung

Vortext

»Niemand betrüge sich selbst. Wenn jemand unter euch meint, weise zu sein in diesem Zeitlauf, so werde er töricht, um weise zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott; denn es steht geschrieben: ‚Der die Weisen fängt in ihrer List.‘« (1Kor 3,18-19)

Text

Die Evangelikalen haben sich dem Zeitgeist unserer
Tage angepasst. Zuerst hat man sich im Hinblick auf
das Verständnis der Heiligen Schrift angepasst, so
dass viele, die sich evangelikal nennen, die Aussagen
der Bibel abschwächen und nicht mehr bestätigen,
dass alles, was die Bibel lehrt, Wahrheit ist – Wahrheit
nicht nur auf religiösem Gebiet, sondern auch
im Bereich der Wissenschaft, der Geschichte und der
Ethik.
Ein Teil dieses Problems manifestiert sich auch
darin, dass viele Evangelikale ihre Bibelauslegung
heute nach der historisch-kritischen Methode betreiben.
Bedenken Sie, dass es eben diese Methode war,
die in der protestantischen Kirche Deutschlands im 19. Jahrhundert die Autorität der
Bibel zerstörte, dieselbe Methode, die auch seit Beginn des 20. Jahrhunderts für die
Liberalen in unserem eigenen Land die Heilige Schrift unwirksam machte.
Und zweitens haben sich die Evangelikalen auch bezüglich der Beurteilung aktueller
Fragen angepasst, und zwar in so starkem Maße, dass sie nicht einmal mehr
einen klaren Standpunkt zu solchen Problemen vertreten, bei denen es um Leben
und Tod geht.
Diese Anpassung ist uns teuer zu stehen gekommen: Erstens wurde dadurch
die Macht der Bibel gebrochen, die es uns eigentlich ermöglicht, dem Zeitgeist zu
widerstehen; zweitens hat sie dafür gesorgt, dass es mit unserer Kultur immer tiefer
bergab geht. So müssen wir unter Tränen gestehen, dass es die evangelikale Anpassung
an den Zeitgeist – an die Weisheit unseres Zeitalters ist, welche die Evangelikalen
davon abbringt, sich gegen den weiteren Verfall unserer Kultur zu stellen.
Ich glaube fest, dass, wenn wir einmal vor Jesus stehen, wir erkennen müssen, dass
die Schwäche und Anpassung der evangelikalen Gruppen in Bezug auf die Fragen
unserer Zeit in großem Maße dafür verantwortlich waren, dass das christliche Ethos
verloren ging – ein Prozess, der sich auf dem Gebiet der Kultur in unserem Land
während der vergangenen 40 bis 60 Jahre abgespielt hat.
Damit wir uns recht verstehen: sich dem Zeitgeist unserer Welt anzupassen
bedeutet nicht weniger als die gröbste Form von Weltlichkeit im wahrsten Sinne
des Wortes. Und wenn wir diese wahre Bedeutung von Weltlichkeit anwenden, dann
müssen wir unter Tränen feststellen, dass die Evangelikalen – abgesehen von wenigen
Ausnahmen – weltlich sind und nicht treu zu dem lebendigen Christus stehen.

Nachtext

Quellenangaben

Aus Francis Schaeffer: „Die große Anpassung“, CLV, siehe Buchbesprechung S. 21