Christen sind dazu berufen, im Glauben zu leben. Das Gebet „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Mt 6,11) geht davon aus, dass wir in beständiger Abhängigkeit vom Herrn leben und darauf angewiesen sind, dass er uns versorgt. Wer einem weltlichen Beruf nachgeht, bekommt meist ein regelmäßiges Einkommen. Für ihn stellt sich nicht die Frage, woher das Geld kommen wird, sondern, was er damit tun soll, wenn er es bekommt. Für diese Gläubigen besteht das Leben des Glaubens darin, dass sie hart arbeiten, um die gegenwärtigen Bedürfnisse für sich und ihre Familie decken zu können, alles darüber hinaus in das Werk des Herrn geben und dem Herrn vertrauen, dass er sie in der Zukunft versorgt. Für jemanden jedoch, der im vollzeitlichen Dienst für den Herrn beschäftigt ist, bedeutet das Leben im Glauben, dass er für alle seine Bedürfnisse dem Herrn vertraut. Er ist davon überzeugt, dass der Herr ihn berufen hat und dass Gott bezahlt, was er bestellt hat. Er weiß, dass dem Werk Gottes, getan auf Gottes Weise, niemals Gottes Versorgung fehlen wird. Er muss nicht um Geld bitten. Gott wird für alles sorgen. Traurigerweise wird dieses Vorbild aus dem Neuen Testament heute in christlichen Kreisen fast überall abgelehnt. Gut durchorganisierte Aufforderungen zum Geben sind die Regel, nicht die Ausnahme. Das hat so bizarre Ausmaße angenommen, dass die Welt zuschaut und sagt: „Die Kirche ist nur hinter deinem Geld her.“ Wir ehren Gott durch Vertrauen Das erste und wichtigste Argument gegen dieses Betteln um Geld ist, dass es dafür kein Beispiel oder keine Begründung aus der Bibel gibt. Die Apostel haben ihre Bedürfnisse niemals anderen bekannt gemacht. Sie haben aber über die Nöte anderer gesprochen. Zum Beispiel hat Paulus die Not der armen Geschwister in Jerusalem bekannt gemacht (2Kor 9,1-5). Aber sie erwarteten vom Herrn, dass er ihre Bedürfnisse erfüllte, und sie wandten sich nur an ihn. Zusätzlich ist die Frage, ob man andere zum Geben auffordern soll, mit dem Leben im Glauben verbunden. Der Herr möchte, dass wir ihm allein vertrauen. Je mehr wir ihm vertrauen, desto mehr wird er geehrt. Je mehr wir an unserem eigenen Schicksal herumbasteln, desto weniger wird er verherrlicht und desto mehr stehen wir im Mittelpunkt. Lang schreibt dazu: „Der Glaube ist eine passende und moralisch unverzichtbare Eigenschaft des Menschen, die Gott akzeptieren kann. Deswegen sind die Methoden, die wirklichen Glauben in uns und in den Neubekehrten fördern, die einzig richtigen und gesegneten Methoden. Es ist daher auch eines der wichtigsten Ziele des Teufels, den Glauben zu beeinträchtigen. Es ist wohl eines der effektivsten Mittel unter all seinen Listen, uns zu verführen, Methoden anzunehmen, die fälschlicherweise gute Resultate versprechen, obwohl sie keinen lebendigen Glauben erfordern – weil man sich dabei nicht in allen Dingen und andauernd auf Gott verlassen muss. Solche Organisationen haben wirklich Macht, gewünschte Resultate zu erzielen: durch Zeitschriften, welche die Arbeiter und ihre Nöte den gutmütigen Herzen vorstellen; durch Listen von Missionaren, worin ihre Projekte und Bedürfnisse vorgestellt werden; durch große Missionskassen, die ihre Einkünfte und die Verteilung an die Mitarbeiter verkünden. Niemand stellt in Frage, dass man mit solchen Methoden in der Lage ist, bestimmte Ziele zu erreichen. Aber sie erfordern nicht einen beharrlichen, energischen, direkten Glauben an einen lebendigen Gott. Die Menschen der Welt können dieselben Methoden benutzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Diese Methoden neigen notwendigerweise dazu, das Herz von Gott wegzuziehen und auf sich zu richten. Zuerst wird nur die Aufmerksamkeit geteilt zwischen Gott und ihnen, aber später drängen sie sich zwischen die Seele und den Herrn … Das ist der eigentliche Grund, warum viele sich all diesen Methoden widersetzen. Das ist auch Grund genug, warum der Herr Jesus sie niemals angewendet hat. Von diesen Methoden haben sich Männer wie Groves und Müller bewusst abgewandt, weil sie der zweifelnden Welt und der ungläubigen Gemeinde einen lebendigen Beweis von der Realität und der Treue Gottes geben und zeigen wollten, dass Glaube und Gebet völlig genügen.“ Wenn ich wirklich vom Herrn allein abhängig bin, dann wird er mich versorgen, solange ich die Arbeit tue, die er von mir will. Wenn er möchte, dass eine Arbeit aufhört, wird er die Versorgung einstellen. Dadurch wird der Arbeiter vor dem Elend bewahrt, die Arbeit fortzusetzen, wenn der Geist schon gewichen ist. Aber wenn wir Spendenaufrufe und Bittbriefe benutzen, können wir eine Arbeit fortsetzen, lange nachdem der Herr schon „Ikabod“ darüber geschrieben hat, lange nachdem die Herrlichkeit gewichen ist (vgl. 1Sam 4,21). Sobald man beginnt, Spendenaufrufe zu benutzen, führt man einen neuen Maßstab für Erfolg in die christliche Arbeit ein. Wer in den Werbemethoden am geschicktesten ist, wird am meisten Geld erhalten. Und es kann sein, dass wertvolle Arbeiten darunter leiden, weil durch dringende Bitten um Spenden in Veranstaltungen und Briefen das Geld abgezogen wird. Dadurch kann Eifersucht, Wettbewerb und Uneinigkeit entstehen. Was passiert, wenn man nur auf Gebet vertraut? „Gott ist in jedem Bereich allmächtig. Er kann auf verschiedene Weise wirken, aber eine Art, wie er wirkt, ist, dass er die Herzen der Menschen bewegt. Gott kann jemandem einen Gedanken eingeben. Er kann jemandem ein starkes Verlangen oder eine Überzeugung eingeben, etwas Bestimmtes zu tun. Wenn wir also um einen gewissen Geldbetrag bitten, kann Gott einen Menschen dazu bewegen, nach seinem Scheckbuch zu greifen und diesen Betrag zu senden, oder er kann ein Dutzend Leute veranlassen, irgendwelche Bruchteile dieses Betrags zu schicken, und bewirken, dass die Summe ganz genau dem Bedürfnis entspricht. Vielleicht glauben Sie nicht, dass Gott so was tut. Aber genau das meine ich, wenn ich davon rede, um Geld zu beten.“ (Edith Schaeffer: L´Abri, Crossway Books, S. 126) Eine spannende Erfahrung Gott sorgt für eine genaue Summe als Antwort auf Gebet, genau zur rechten Zeit, ohne dass das Bedürfnis Menschen bekannt gemacht wurde. Nur wer diese spannende Erfahrung gemacht hat, kann ihre wunderbare Köstlichkeit einschätzen. Wenn das Werk Gottes von den menschlichen Aufrufen abhängig ist, geschieht es oft, dass diese Aufrufe ihre Wirksamkeit verlieren. Die Menschen werden dagegen immun, und die Aufrufe müssen lauter und sensationeller werden, um den gewünschten Erfolg zu produzieren. Da sind wir heute angekommen. Die moderne Version von Philipper 4,6-7 lautet: „In allem lasst eure Anliegen durch Werbung, Spendenaufrufe und Bettelbriefe mit viel Übertreibung vor den Menschen kundwerden. Und die Ungewissheit des Geldes, die alles Denken übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn in beständiger Unruhe festhalten.“ Allerdings muss man einen Unterschied zwischen Information und Spendenaufrufen machen. Meiner Meinung nach ist es angebracht, die Leute darüber zu informieren, was der Herr wirkt, aber unsere Motive müssen dabei rein sein. Wir dürfen nicht insgeheim oder indirekt Hilfe von Menschen erwarten statt von Gott. „Die Sprache des Glaubens ist: ‚Nur auf Gott vertraue still meine Seele! Denn von ihm kommt meine Erwartung’ (Ps 62,5). Wenn ich meine Nöte einem Menschen bekannt mache, direkt oder indirekt, so verlasse ich das Leben des Glaubens und beschmutze Gottes Ehre dadurch. In Wirklichkeit verrate ich ihn. Es ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass Gott mich verlassen hat und sein Versprechen nicht hält und dass ich jetzt auf meine Mitmenschen angewiesen bin. Damit verlasse ich die lebendige Quelle und schöpfe aus einer zerbrochenen Zisterne. Dadurch stelle ich das Geschöpf zwischen meine Seele und Gott, wodurch ich meiner Seele einen reichen Segen und Gott die Ehre raube, die ihm gebührt.“ (C.H. Mackintosh) Es gibt keinen Zweifel daran, dass der Herr viele Gruppen, die Spendenaufrufe machen, trotzdem benutzt und segnet. Aber ich denke, dass sie viel verpassen. Außerdem gibt es einen besseren Weg. „Das echte Leben des Glaubens ist eine wunderbare Realität. Gott freut sich darüber und er wird darin verherrlicht. In der ganzen Welt gibt es nichts, was ihn so erfreut und so verherrlicht wie das Leben des Glaubens.“ (C.H. Mackintosh) Hudson Taylors Worte sind es wert, dass wir uns daran erinnern: „Geld, das vom Geber falsch eingesetzt oder aus falschen Motiven gegeben wird, halte ich für sehr gefährlich. Wir können uns leisten, mit so wenig zurechtzukommen, wie der Herr uns zuordnet, aber wir können es uns nicht leisten, ungeheiligtes Geld zu haben … Achten wir darauf, dass wir auf Gott schauen, dass wir in seinen Wegen gehen und danach trachten, ihn in allem zu ehren und ihm in allem zu gefallen, seien es kleine oder große Angelegenheiten. Verlasst euch darauf: Dem Werk Gottes, getan auf Gottes Weise, wird niemals Gottes Versorgung fehlen.“ Corrie ten Boom sagte: „Ich bin lieber das vertrauende Kind eines reichen Vaters als ein Bettler an der Tür weltlicher Menschen.“ Jemand anders hat es so ausgedrückt: „Die Söhne des Königs sollten sich nicht so verhalten wie die Bettler des Teufels.“
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