Zeitschrift-Artikel: "Hier stehe ich und kann auch anders!"

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Titel: "Hier stehe ich und kann auch anders!"
Typ: Artikel
Autor: William MacDonald
Autor (Anmerkung):

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Titel

"Hier stehe ich und kann auch anders!"

Vortext

Text

Wenn Toleranz zur Sünde wird (übersetzt von Uwe Brinkmann)

Toleranz kann eine Tugend sein, sie kann aber auch eine unentschuldbare Charakterschwäche verraten.
Wir bewundern die Person, die Unterschiede tole­riert, wenn keine Grundsätze auf dem Spiel stehen. Eine solche Haltung erlaubt eine Breite von verschiedenen Meinungen, Methoden und Vielfalt in unwichtigen Standpunkten. Für Nebensächlichkeiten soll man kein Märtyrer werden.

Aber es gibt auch eine andere Art von Toleranz, die geradezu verabscheuungswürdig ist. Sie schweigt, wenn der Name Gottes gelästert, oder Christus entehrt wird. Es ist das trügerische Schweigen, wenn die Wahr­heit auf dem Spiel steht. Es ist der Unwille, sich gegen Böses aufzulehnen. Eine Toleranz, die Betrug und Un­gerechtigkeit duldet, ist Sünde.
Diejenigen, die davon reden, daß Jesus immer tole­rant war, sollten einmal Matth. 23 lesen, eine vernich­tende Verurteilung von Heuchelei. Diese Stelle beweist ein für allemal, daß unser Herr zu scharfer Entrüstung über die Verstellung religiöser Führer fähig war. Oder man lese Offbg. 2, 1-20, wo der Herr die Gemeinde in Thyatira verurteilt, weil sie eine Lehrerin namens Isebel tolerierte.
Paulus war Bösem gegenüber ebensowenig tolerant. Er hat sogar Namen erwähnt! Eine Verhaltensweise, die in heutigen evangelikalen Kreisen als völlig unange­bracht abgelehnt wird. Er hat z.B. Hymenäus und Alex­ander dem Satan übergeben, damit sie lernten, nicht zu lästern (1. Tim. 1,20), und er hat Alexander, den Kup­ferschmied, wegen seines bösartigen Verhaltens öffent­lich und mit Namen angeprangert.
Johannes hatte ebenso den Mut, Diothrephes als je­mand zu bezeichnen, der es liebte, der Erste zu sein (3. Joh. 9).
Es scheint, als habe die Gemeinde heute ihre Fähig­keit zur biblischen Intoleranz verloren. Wie Robert G. Lee sagte: "Wir leben in einer Welt von rückgratloser Theologie, schwammiger Moral, Gummi-Überzeugun­gen und Purzelbaum-Philosophien, die uns sagen, was wir schon längst wissen, in Worten, die wir nicht verste­hen."
Die Schriften von William Barclay sind ein weiteres Beispiel dafür. Barclay leugnet die Gottheit Jesu, die Inspiration der Bibel, die Wunder Jesu und die sühnen­de Stellvertretung Jesu am Kreuz. Er glaubt schließlich an die Errettung der gesamten Menscheit. Trotzdem werden seine Bücher in den meisten christlichen Buch­handlungen verkauft. Er wird von prominenten evange­likalen Führern vielfach zitiert und eine Anzahl von Christen studieren seine Bücher mit der schwachen Entschuldigung, daß sie so wertvolle Hintergrundinfor­mationen enthalten. Die Tatsache, daß er ein Irrlehrer, ein Gotteslästerer und ein Verführer ist, scheint in ihren Augen unwichtig zu sein - offensichtlich genauso un­wichtig wie die Ehre unseres Herrn Jesus Christus.

Ein Missionar in Indien traf voll ins Schwarze, als er schrieb: "Die Toleranz ist derart tolerant geworden, daß sie Böses toleriert. Wir stehen in der Gefahr, als morali­sche Feiglinge in unserer Bequemlichkeit zu versin­ken."
Es ist eine ungöttliche Toleranz, die es ermöglicht, daß auf vielen Kanzeln "falsche Apostel und betrügeri­sche Arbeiter" stehen, die sich als "Apostel Christi" verstellen.
J. Sidlow Baxter schrieb, als er die Ähnlichkeiten der Zeit Elias mit unserer Zeit aufdeckte: "Die Ursache dafür, daß viele Leute heute mit krankhafter Freund­lichkeit Irrlehrer auf unseren Kanzeln dulden, liegt in der Tatsache, daß sie zu höflich und zu liebenswürdig sind. Sie erlauben lieber, daß Irrtümer gepredigt und Seelen verführt werden, als daß die Gefühle des Predi­gers verletzt werden. Laßt uns lieber den Baal anbeten, als daß eine Dürre kommen könnte. Laßt lieber das Opfer vom Krebs getötet werden, als daß der grausame Chirurg das Skalpell benutzt. ... Das Beste, das den sogenannten Dienern Gottes unserer Tage geschehen könnte, wäre, wenn sie von ihren Zuhörern im Namen Gottes öffentlich angeprangert würden."

Es ist eine sündige Toleranz,
- die sich weigert, ein falsches Kirchensystem bloßzu­stellen, das Millionen mit seinem verdrehten Evan­gelium in die ewige Verdammnis führt;
- die so weit geht, daß sie dessen Führer als großen Evangelisten verehrt, während er selbst zur gleichen Zeit Evangelikale als Wölfe verdammt;
- die Gottes Propheten als Spalter bezeichnet, wenn sie den Götzendienst , die Marienverehrung und die anderen Irrlehren dieser Kirche brandmarken;
- die Bekehrte in ihre tödliche Umklammerung zu­rückschickt.

Früher starben die Gläubigen für die Wahrheit. Was ist mit der Kirche der Märtyrer geschehen?

Wir haben eine enorme Sehnsucht nach Popularität. Das ist das Zeug, aus dem falsche Propheten gemacht werden.
Wir haben den Wunsch, Unannehmlichkeiten um je­den Preis zu vermeiden. Ein derartiger Wunsch hält uns vor Konfrontation und Einschreiten zurück, auch wenn es unsere dringende Pflicht wäre.
Wir haben Probleme damit, anders zu sein. Es fällt uns leichter mit der Masse zu gehen und mit der Strö­mung zu schwimmen. Es ist ja so einfach zu schweigen, wenn wir uns in einem widrigen theologischen Klima befinden. Wir sind versklavt und wagen nicht mit der Minderheit für die Wahrheit zu stehen. Wir haben die Fähigkeit verloren, zornig zu sein. Wir befinden uns in dem traurigen Zustand, wo wir über nichts mehr zornig werden können.
Wir sind Experten im Vermeiden von Entschlossen­heit, weil wir einfach nicht handeln wollen.

Manchmal sind wir durch Freundschaften zu blind geworden, um gegen Lügen aufzustehen. Als ein Christ sich gegen ein liberales Buch aussprach, weil es gegen die Inspiration der Bibel argumentiert, antwortete ein Freund des Autors: "Nun, Du kennst ihn nicht persön­lich, wie ich. Er ist ein wohlwollender Herr, ein from­mer Mann."

Jay Adams lag völlig richtig, als er sagte: "In einigen Kreisen ist die Furcht vor Kontroversen so groß, daß die Prediger - und die ihnen folgenden Gemeinden - bereit sind, für den Erhalt des Friedens jeden Preis zu zahlen und sogar die Wahrheit Gottes aufzugeben. Friede ist ein biblisches Ideal. Reinheit ebenso. Der Friede der Gemeinde kann niemals zu dem Preis der Reinheit der Gemeinde erkauft werden. Ein solcher Preis wäre zu hoch."

Ökumenismus und Toleranz sind heute zwei große Schlagworte: "Laßt uns alle zusammenkommen. Tue und sage nichts, was die Sache zum Scheitern bringen könnte. Dogmen trennen - Liebe eint, und Einheit brau­chen wir."

Was wir wirklich brauchen ist der entschiedene Kampf für unseren Glauben, wenn er angegriffen und verleugnet wird. Wir wollen tolerant sein, wenn es um unwesentliche Bereiche geht, aber eine heilige Intole­ranz zeigen, wenn es um die Wahrheit Gottes geht. Mit Luther wollen wir sagen: "Hier stehe ich und kann nicht anders."

Nachtext

Quellenangaben

Dieser Artikel wurde aus dem Blatt "Good news for catholics" (GNFC) übersetzt.
GNFC ist eine missionarische Arbeit unter Katholiken. Sie verfolgt das Ziel, Katholiken mit der guten Nachricht , dem Evangelium von der Gnade Gottes, zu erreichen und unter Evangelikalen aufldärend zu wirken. Zu diesem Zweck wurde ein Video mit dem Titel "Catholizism Faith in crisis" und anderes Material herausgegeben. Im Frühjahr soll eine spanische Version erscheinen, sowie ein Sachbuch von Jim MaCarthy, dem Leiter des Werkes, das anhand des neuen Welt-Katechismus nachweist, daß die Irrtümer Roms sich nicht geändert haben.