Zeitschrift-Artikel: Der Vater (Roman eines Königs)

Zeitschrift: 65 (zur Zeitschrift)
Titel: Der Vater (Roman eines Königs)
Typ: Buchbesprechung
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1931

Titel

Der Vater (Roman eines Königs)

Vortext

Text


Die Lebensgeschichte Friedrich Wilhelm I. von Preußen - des Soldatenkönigs - wird in diesem historischen Roman aufeine urige­wöhnliche und eindrückliche Weise von dem bekannten Schriftstel­ler aufgezeichnet.
Es ist die Geschichte des ersten großen Preußenkönigs, der aus dem Armenhaus Europas ein blühendes, stabiles und geordnetes Land machte. Ein König eiserner Disziplin, ungeheuren Fleißes, tiefer Gottesfurcht und Frömmigkeit. Aber auch ein Mann, dem sein Temperament zeitlebens zu schaffen machte und der durch seine Härte sich selbst und seinen Nächsten gegenüber das Herz. seiner Kinder verlor. Jedoch zum Lebensende hin wurde er ein liebender, gütiger und vorsorgender Vater.
Besonders die Konflikte und das Auseinanderleben mit Kronprinz Friedrich - der spätere "Friedrich der Große" - der durch die harten Erziehungsmethoden zunächst zum Hasser und Verächter seines Vaters wurde, sind bewegend zu lesen. Ebenso die letzten Jahre, in denen sich die Vater-Sohn-Beziehung überaus positiv veränderte und schließlich der bewußte Heimgang dieses genialen, von seinen Zeitgenossen unverstandenen Königs. Er wurde nur 52 Jahre alt und ging mit folgenden Worten in die Ewigkeit: "Herr Jesus, dir leb ich, dir sterb ich; du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben - mein Herr Jesus!"
Für alle geschichtlich interessierten Leser ein sehr anregendes Lebensbild aus einer Zeit, in welcher sich der höchste Mann Preu­ßens vor Gott als der erste Diener des Staates sah und für sich die Erkenntnis gewann, daß Könige mehr leiden müssen und auch mehr der Vergebung bedürfen als alle anderen Menschen.
Jochen Klepper hat dieses Buch in den 30 er Jahren geschrieben, als in Deutschland ein Führer an die Macht kam, dessen Ideologie und Machtbesessenheit ein Volk in den Abgrund stürzte. Somit war dieses bekannteste Werk Kleppers zudem eine indirekte, aber unü­berhörbar deutliche Kritik an Hitler und seine Politik.

Nachtext

Quellenangaben

DTV, Tb., 928 S., DM 24.90