Zeitschrift-Artikel: Lohnt es sich zu beten? (5. Teil)

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Titel: Lohnt es sich zu beten? (5. Teil)
Typ: Artikel
Autor: William MacDonald Carl T. Knott
Autor (Anmerkung):

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Titel

Lohnt es sich zu beten? (5. Teil)

Vortext

Text

In welcher Hinsicht ehren wir Gott durch un­sere Gebete?


Vielleicht kann uns das folgende Beispiel hel­fen. "Alexander der Große hatte die Ange­wohnheit, jederzeit einen jeden seiner Unter­tanen zu empfangen. Eines Tages kam ein Bettler mit, wie es schien, unverschämten Bitten. Ohne Entschuldigung bat er um einen Hof für sich selbst, eine Mitgift für seine Tochter und eine Ausbildung für seinen Sohn. Zum Erstaunen der Anwesenden am Königshof gewährte ihm Alexander alle drei Bitten. Als später die Minister ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck brachten, sagte Alexander: 'Ach, ich bin es leid mit den Leuten, die wegen ei­ner Goldmünze zu mir kommen. Dieser freche Bettler hat mich wie einen König behandelt. Er hat um Großes gebeten'." (Ian MacPherson)

E.W. Moore schrieb dazu: "Wir wollen einen großen Glauben haben und Großes von Gott erwarten. Ein König macht königliche Ge­schenke. Sollte Gott nicht göttliche Geschenke machen? Wie oft haben wir den Herrn be­trübt, weil wir so wenig von Ihm erwartet ha­ben. Wir waren schon mit kümmerlicher) Er­folgen zufrieden, mit ein paar armseligen Er­rungenschaften, mit so schwachen Gebetszielen nach höheren Dingen, daß wir die um uns herum nicht gerade beeindruckt haben mit der Vorstellung, unser Gott sei ein großer Gott. Wir haben ihn nicht verherrlicht in den Augen derer um uns herum; unser Leben macht andere nicht neugierig auf die Macht, die hinter uns steht. Oft hieß es nicht von uns, was von den Aposteln berichtet wurde: 'Sie verherrlichten mich durch sich.'.".

Wenn wir Gott durch unsere Gebete ehren wollen, dann müssen wir Größeres und mehr erbitten. Wir müssen den Berg ersteigen und unseren Horizont erweitern, indem wir auf das ganze unter uns liegende Land blicken. Manch einer von uns sieht im Gebet nur Ziele auf Armeslänge. Was würde Gott tun, wenn wir unseren getrübten Blick von Ihm durch eine neue Brille der Verheißung schärfen ließen, uns einmal richtig umsähen und für ganze Familien, für die Nachbarschaft, für Ver­sammlungen, Gemeinden, Staaten, Länder und Menschenrassen beteten? Wie können wir er­warten, die Welt auf den Kopf zu stellen, wenn wir in unseren Gebeten niemals über das "täg­liche Brot" hinauskommen? Der Herr bewahre uns vor einem Gebetsleben auf Sparflamme!


Wie bekomme ich mehr Gebet in mein Leben?

Am besten bringen wir in unserem Tagesplan freie Zeit unter, in der wir ungestört beten können.

Dann sollten wir es uns zur Angewohnheit ma­chen, sogleich ein Gebet nach oben zu schicken, wann immer sich dafür ein Grund bietet. Wenn wir z.B. am Telefon von einer Not hö­ren, können wir mit dem Anrufer gleich am Telefon beten. Weshalb noch warten? Wir können uns Gebetskärtchen machen, so wie wir es mit Bibelversen tun, die wir auswendig lernen wollen; wir notieren die Namen des Be­treffenden und Anliegen, und wenn wir unter­wegs sind, Schlange stehen müssen oder im Wartezimmer sitzen, können wir die Zeit nut­zen, um dafür zu beten.

Dann sollten wir uns regelmäßig mit anderen zum Gebet treffen. Das wöchentliche Gebets­treffen in unserer Gemeinde sollte uneinge­schränkt Vorrang haben in unserem Leben.

Eine Gemeinde kann mehr gemeinsames Gebet in ihr Gemeindeleben bringen, wenn sie mehr­mals im Jahr einen Tag des Gebets einplant. Manchmal könnte auch eine der vielen kleinen Bibelstunden, die es in den meisten Gemeinden gibt, mit großem Nutzen in eine Gebetszeit umgewandelt werden.

Eine Gebetskette kann eine sehr hilfreiche Er­gänzung zu dem bereits bestehenden Gebetsle­ben sein. Dazu tragen sich Freiwillige auf einer Liste mit ihrer Telefonnummer ein; die Liste wird dann ausgedruckt, kopiert und verteilt. Man sollte sich vergewissern, daß jeder weiß, wen er anrufen muß. Wer immer dann ein An­liegen hat, kann den Ersten anrufen, der dann wiederum den Nächsten anruft usw. Jeder er­klärt sich bereit, für das jeweilige Anliegen zu beten, bevor er den Nächsten auf der Liste anruft. Auf diese Weise kann man die Christen am Ort sehr gut zum Gebet mobilisieren. Doch noch ein Wort zur Vorsicht: Um keinen Klatsch aufkommen zu lassen, sollten sich die Telefon­anrufe auf das Allernötigste beschränken.


Was verhindert, daß unsere Gebete erhört werden?

Wir haben vorhin bereits einige Bedingungen für erhörliches Gebet genannt. Ist eine Bedingung nicht erfüllt, so wird unser Gebet nicht erhört. So kann z.B. nicht bekannte Sünde die Segens­kanäle verstopfen (Jes. 59,1.2); dazu gehören mangelnde Vergebungsbereitschaft, selbstsüch­tige Bitten, Disharmonie im Eheleben, Unge­horsam, Hartherzigkeit den Armen gegenüber, Götzendienst und Unaufrichtigkeit.

Manchmal sind es auch dämonische Mächte, die unsere Gebete und deren Erhörungen behindern. In Daniel 10,12.13 erfahren wir, daß die Ant­wort auf Daniels Gebete 21 Tage lang durch den Fürsten des Königreichs Persien verhindert worden war.

C.T. Studd schreibt zu diesem Thema; "Wir Christen ersetzen oft unseren Einsatz im gro­ßen Spiel durch Gebet. An sich ist Gebet ja gut; nur wenn es als Ersatz für Gehorsam be­nutzt wird, ist es nichts anderes als schreiende Heuchelei, ein verachtenswertes Pharisäertum. Wir brauchen mindestens so viele Treffen zu Einsätzen wie wir Gebetstreffen brauchen. Jedes orthodoxe Gebet wird mit den Worten Gottes an sein Volk eröffnet: 'Geht heute zur Arbeit; bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.' Die Antwort der Christen lautet dann jeweils: 'Ich gehe, Herr, wohin du mich sendest, damit dein Name geheiligt werde überall, damit dein Reich bald komme, damit dein Wille getan werde im Himmel wie auf Erden.' Doch wenn es damit endet, daß niemand irgendwohin geht, hätte man sich das Gebetstreffen auch sparen kön­nen. Wie der Glaube, so ist auch das Gebet ohne Werke tot.".


Was bedeutet es, im Geist zu beten?

In Eph. 6,18 und Judas 20 heißt es, wir sollen im Geist beten. Was heißt das?

Nun, es bedeutet, im Gebet vom Heiligen Geist geleitet zu sein. Er kann uns eine Last für eine bestimmte Sache aufs Herz legen, für die wir dann beten. Im Geist zu beten heißt, daß es nichts in unserem Leben geben kann, das ihn betrübt. Im Geist beten heißt, in Überein­stimmung mit dem Wort Gottes zu beten. Be­ten im Geist und verständliches Beten gehören zusammen (1. Kor. 14.15). Wer unter der Leitung des Heiligen Geistes betet, der betet nicht in unbekannten Sprachen. Geistgeleitetes Gebet wird sowohl von dem verstanden, der es betet, als auch von denen, die zuhören. 1. Kor. 14.16 betont dies: "Wenn du mit dem Geiste preisen wirst, wie soll der, weicher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst?"


Wie wichtig ist Gebet?

Dr. A.F. Schauffler bemerkte einmal hierzu:
"Entweder ist Gebet eine ungeheure Kraft, oder eine erbärmliche Farce. Ist es eine Far­ce, dann kannst du viel beten, aber du wirst nur wenig bekommen. Ist es eine Kraft, dann kannst du wenig beten; aber du wirst viel be­kommen."
Zweifel sind ein weiteres Hindernis. Jakobus schreibt dazu: "Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird. Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas vom Herrn emp­fange" (Jak.1,6.7). Das griechische Wort des Urtextes für "zweifeln", das auch in Römer 4,20 vorkommt, heißt eigentlich "schwanken" und stellt sehr gut bildhaft die inneren Zweifel dar. Vers 8 dieses Kapitels beschreibt uns, daß Schwanken, Zweifeln und Instabilität Hand in Hand einhergehen. Wer sich nicht entscheidet, ob er Gott in einem bestimmten Gebetsanliegen vertrauen will, kann der Erhörung nicht versi­chert sein. Zweifeln ist eine Form von Un­glauben.


Schließen sich Gebet und Handeln aus?

Viele Christen und Gemeinden befinden sich da oft in einer Zwickmühle. "Nun ja, wir beten dafür", hört man, oder "Wir vertrauen einfach dem Herrn, denn wir wollen nichts aus dem Fleisch heraus tun."

Tatsächlich ist es die Frage, inwieweit wir nur beten sollen, und inwieweit es an der Zeit ist, selbst zu handeln. Oft ist es richtig, beides zu tun. Gebet ohne eigenes Handeln kann Unauf­richtigkeit sein. Eigenes Handeln ohne Gebet ist Vermessenheit. "Ein Dienst ohne Gebet entbehrt der Vollmacht und des Erfolgs" (A.P. Gibbs). Paulus betete für die Gemeinden und Christen, für die er arbeitete, aber er besuchte sie auch. Er lehrte dort, er beriet sie in seel­sorgerlichen Fragen und schrieb ihnen Briefe. Jesus betete für seine Jünger, aber er nahm sich auch täglich Zeit für sie, um ihnen ganz praktisch weiterzuhelfen. Josua und David be­teten vor den großen Schlachten, aber sie stellten auch die Schlachtreihen auf und führten die Kämpfe an. Wir sollten für die Verlorenen beten, aber wir sollten "unsere Füße auf unsere Gebete stellen" und ihnen hartnäckig Zeugnis geben. Wir sollten um Erweckung in unserem persönlichen Leben so­wie im Leben der Gemeinde beten, doch wir sollten auch Buße und die ersten Werke tun (Spr. 28,13; Offb. 2,5).

Wir sollten um persönliches geistliches Wachs­tum beten, aber diese Gebete sollten begleitet sein von einem disziplinierten Bibelstudium und Gehorsam. Die Tatsache, daß Gott unser Gebet souverän erhört, enthebt uns nicht unserer menschlichen Verpflichtungen als Seine Diener und Botschafter.

Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
Der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Dem Herren mußt du trauen, wenn dirs soll wohlergehn;
Auf sein Werk mußt du schauen, wenn dein Werk soll be­stehn.
Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott sich gar nichts nehmen, es muß erbeten sein.

Ihn, ihn laß tun und walten, er ist ein weiser Fürst
Und wird sich so verhalten, daß du dich wundern wirst,
Wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat
Das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.


Lohnt es sich zu beten?

"Einige denken gehässig von den Gebten der demütigen Kinder Gottes: 'Na, was bringt es einem schon, zu dem Allmächtigen zu beten?' Doch Gott sagt, daß diese Gebete den Himmel in Bewegung setzen. Sie sind das Mittel, durch das Er Seine Gerechtigkeit auf diese Erde bringt. Gottes Antworten auf unsere Gebete erfüllen die ganze Schöpfung mit Erstaunen. Bevor die letzte Anklage erhoben wird, bevor das Endgericht kommt und bevor das letzte und endgültige Reich Gottes anbricht, wird im Himmel all jener Gebete der Kinder Gottes gedacht werden. Kürzlich hielt ich eine Predigt über das fünfte Kapitel der Offenbarung. Dort wird beschrieben, wie der Apostel Johannes in einer Vision das Lamm Gottes, die vier Cheru­bim und die 24 Ältesten sieht. Jeder der Älte­sten hielt eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk in der Hand, welche die Gebete der Christen versinnbildlichen. Alle Gebete des Volkes Gottes sind wohlverwahrt in goldenen Schalen, so wertvoll sind sie ihm." (W.A. Criswell).

Im folgenden wollen wir eine Reihe von Ge­betserhörungen betrachten und uns dann eine Meinung bilden.


Waren es Engel?

Oft wird im Zusammenhang von Gebetserhö­rungen davon gesprochen, daß sich Gott der Engel bediente, um uns zu Hilfe zu kommen. Hiervon berichtet auch das folgende Beispiel:

Eines Tages waren ein Missionar und sein chi­nesischer Helfer zu Fuß auf dem Heimweg; sie hatten etliches Bargeld für ihr Krankenhaus dabei. Als es Nacht wurde und sie noch immer weit weg von zuhause waren, beschlossen sie, auf einem Hügel ihr Nachtlager aufzuschlagen.
"Aber hier gibt es Banditen", meinte der Chi­nese, "Was machen wir mit dem Geld?"
"Das Geld ist für die Arbeit im Reich Gottes; wir wollen Ihn bitten, darauf aufzupassen", lautete die Antwort. Und so legten sie sich schlafen, nachdem die gebetet hatten. Am nächsten Morgen wachten sie auf und das Geld war noch da.
Monate vergingen, und der Anführer einer Räuberbande wurde ins Krankenhaus gebracht. Während er behandelt wurde, fragte er jenen Missionar: "Gingen Sie vor einiger Zeit in die Stadt . . . und hatten Sie auf dem Rückweg Geld bei sich?"
"Jawohl", lautete die Antwort.
"Haben Sie auf einem Hügel kampiert mit Wachsoldaten ?"
"Wir haben auf einem Hügel kampiert, aber wir hatten keine Wachsoldaten."
"Oh, doch", erwiderte der Bandit. "Wir wollten Euch ausrauben, aber wir fürchteten uns vor den 27 Soldaten."
Einige Zeit später erzählte man diese Ge­schichte bei einem Treffen in England. Einer der Anwesenden berichtete dem Sprecher: "Ja, ich erinnere mich, daß wir an jenem Abend ein Gebetstrefen hatten", und dann schaute er in sein Tagebuch, "und wir waren 27 Beter!"
(Quelle unbekannt).


Das Wunder von Dünkirchen


Der Herr kann noch immer dem Wind und den Wellen gebieten, wie er es viele Jahre zuvor in Galiläa getan hat.
John E. Hunter erinnert sich. "In jenen dunklen Tagen des 2. Weltkriegs rief König Georg VI, ein Christ, sein Volk zu einem Tag des Gebetes auf. Die Britische Armee war bei Dünkirchen in einen Hinterhalt geraten. Hitlers Truppen waren dabei, sie in einer Zangenbewegung einzukreisen. Die Lage war hoffnungslos. Dann rief der König sein Volk zum Gebet auf, was sie auch taten. Es war ein Sonntag gewesen. In den folgenden Tagen geschah ein Wunder im Ärmelkanal - es gab keinen Wind, keine Wel­len -, so daß selbst Ruderboote von Dünkirchen zu den weißen Klippen an der englischen Küste hinüberrudern konnten. Alle Briten entkamen, kein einziger fiel. Diese Geschichte ist als das Wunder von Dünkirchen bekannt geworden."


Begegne dem Urheber

Das Gebet bewirkt Umstände, die nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit oder des Zufalls niemals entstehen würden. Das folgende Bei­spiel wurde in der Zeitschrift NOW wiederge­geben.

"Letztes Jahr ging eine Christin auf den Lon­doner Flughafen, um mit Fluggästen über Jesus Christus zu sprechen. Sie begegnete einer Ste­wardess und gab ihr ein Zeugnis; die Stewar­dess nahm Christus als ihren persönlichen Hei­land an. Wenige Minuten später wurde der Flug jener Stewardess aufgerufen, und sie mußte gehen. Das Mädchen wühlte in ihrer Handta­sche und sagte: "Hier, lesen sie das." Es war ein Buch von Dr. Francis Schaeffer. Nachdem die Stewardess gegangen war, betete das Mäd­chen: "Oh Herr, bitte schicke doch einen Chri­sten mit auf diesen Flug, der noch weiter mit ihr reden kann." Später traf die Stewardess dann jenes Mädchen wieder und erzählte ihr, daß sie auf dem Klappsitz gesessen und das Buch gelesen habe, als ein Passagier anhielt und sie fragte: "Was halten Sie von diesem Buch?" "Ich bin erst vor ein paar Minuten Christ geworden, deshalb kann ich es eigent­lich gar nicht richtig verstehen", meinte sie. "Nun, vielleicht kann ich ihnen helfen", lautete die Antwort, "mein Name ist Francis Schaeffer."

(Fortsetzung folgt)

Nachtext

Quellenangaben