Zeitschrift-Artikel: Briefe aus dem Abgrund

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Titel: Briefe aus dem Abgrund
Typ: Artikel
Autor: Robert Rothwell
Autor (Anmerkung):

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Titel

Briefe aus dem Abgrund

Vortext


Text

Die „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“ von C.S.Lewis gehören längst zu den Klassikern der christlichen Literatur. Und das nicht ohne Grund. Lewis beschreibt in diesem Buch aus der höchst ungewöhnlichen Sichtweise eines Teufels über das christliche Leben. Das Buch ist eine Sammlung von Briefen an einen ‚Unterteufel', indem Alltäglichkeiten, Charakterschwächen und Angewohnheiten ‚satanisch‘ beleuchtet werden.
Es ist gerade die ungewohnte Perspektive, die diese Briefe so hilfreich machen – sie lassen einen auch über das Gewöhnliche und längst Akzeptierte neu nachdenken.
Das amerikanische Tabletalk Magazin hat die Idee von Lewis aufgegriffen und einige „Briefe aus dem Abgrund“ von verschiedenen Autoren publiziert. In den kommenden Ausgaben von f+t werden wir eine Auswahl aus den Briefen abdrucken, in der Hoffnung, dass sie hilfreich sind, standhalten zu können „gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels“ (Eph 5,11) – denn „seine Absichten sind uns nicht unbekannt …“ (2Kor 2,11).

 

An unseren vorwurfsvollen Lehrling,
Wir sind ermutigt darüber, wie entmutigt du über deine Unfähigkeit bist, dein Objekt dazu zu bringen, seine Loyalität gegenüber dem Namen, der sogar uns in Schrecken versetzt, aufzugeben. Wir freuen uns jedoch nicht an deinem Verdruss, dein Leiden lässt uns sogar das Blut in den Adern gefrieren. Nein, deine Entmutigung erfreut uns, da wir dir nun den richtigen Ansatz zeigen können, wie diese Frau zu einer Waffe gegen das Königreich werden kann, gegen welches wir kämpfen.
Nachdem wir sie seit Jahren beobachtet haben, hat uns ihr Leben davon überzeugt, dass sie kein „Bock in Schafskleidern“ ist, und wir werden sie daher niemals aus der Hand ihres Herrn herausreißen können. Aber fürchte dich nicht - wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, wird sie eine effektive Geheimagentin für uns sein, obwohl sie ihre Rolle in unserem Plan noch nicht einmal ahnt.
Wir haben bemerkt, dass sie zunehmend Kritik an allem übt – die Länge der Anbetungsstunde, die Unzulänglichkeiten ihres Pastors, den Preis des neuen Gemeindehauses, die lockere Einstellung der jungen Leute, usw. Das ist genau das Verhalten, welches gefördert werden muss. Seit Jahrhunderten hat unsere Seite einige unserer mächtigsten Gegner dazu verlockt, immer kritischer zu werden, bis sie so stark erschöpft waren, dass sie es aufgaben, der Gemeinde mit ihren beklagenswerten „geistlichen“ Gaben zu dienen. Übertriebene Kritik hat die Gemeinschaft von der Verschmutzung durch Langmut, Liebe und anderer solcher Dinge gereinigt und zu Gemeindespaltungen und zur Schwächung der Geistlichkeit an verschiedenen Orten geführt.
Glücklicherweise ist es einfach, lieber Schelm, dumme Schafe wie sie dazu zu kriegen, überkritisch zu werden: Erstens, sorge dafür dass sie Erwartungen entwickelt, deren Erfüllung unser Feind nie versprochen hat. Bring sie dazu zu denken, die Gemeinde könne zu ihren Lebzeiten ganz von unserem Einfluss frei sein, so dass die hartnäckigen Stimmen – entschuldige, Tugenden – die wir in jeder Gemeinde finden, sie dazu bringen, sich auf die Fehler der Gemeinde zu konzentrieren.
Du solltest sie ebenfalls dazu bringen, höher von sich zu denken als sie sollte. Mach sie ignorant
für das, was in ihr von ihrem alten Leben in unserem Reich übriggeblieben ist, und sie wird unfähig sein die gleichen Mängel – oder sind es Vollkommenheiten? – an anderen zu ertragen. Das letzte, was wir in ihr sehen wollen, ist tägliche Buße. Sie würde versuchen, den ‚alten Menschen‘ im Tode zu halten und sich darauf verlassen, dass der Feind seine Leute verändert. Sie wird – bedauerlicherweise – gütig werden und damit beginnen, diese gefürchteten Worte von Paulus zu befolgen, einander in Liebe zu ertragen. Wenn sie das tut, ist alle Hoffnung verloren!

Dein Vorgesetzter, Legion

Nachtext

Quellenangaben

  © Tabletalk Magazin 02|2011, Ligonier Ministries und R.C.Sproul; www.ligonier.com/tabletalk Abdruck mit freundlicher Genehmigung;

Übersetzung: Christoph Grunwald