Zeitschrift-Artikel: Siegfried Küttler: Gottes Spuren auf meinem Lebensweg

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Titel: Siegfried Küttler: Gottes Spuren auf meinem Lebensweg
Typ: Buchbesprechung
Autor: Gerrit Alberts
Autor (Anmerkung):

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Titel

Siegfried Küttler: Gottes Spuren auf meinem Lebensweg

Vortext

Text

<p><br />Dieses Buch ist die Autobiographie eines Mannes, der viele Jahrzehnte in der ehemaligen DDR bzw. in den &ouml;stlichen Bundesl&auml;ndern als Evangelist und Reiseprediger gearbeitet hat. Siegfried<br />K&uuml;ttler beschreibt seine Kindheit und Jugend w&auml;hrend der Zeit der Nazi-Diktatur, seine Erziehung durch seine gl&auml;ubigen, gottesf&uuml;rchtigen Eltern und die frommen Einfl&uuml;sse in der sogenannten<br />&bdquo;Christlichen Versammlung&ldquo;, die sp&auml;ter in der DDR die Bezeichnung &bdquo;Christen ohne Sonderbekenntnis&ldquo; erhielt. In der Nachkriegszeit arbeitet er zun&auml;chst als Zimmermann und Bergmann, bevor er dann mit 38 Jahren als Verk&uuml;ndiger des Wortes Gottes in den Reisedienst berufen wird. Er gibt Einblicke in sein Ehe- und Familienleben und erz&auml;hlt von vielen Begegnungen mit Menschen, denen er das Evangelium weitersagen kann. Ein besonderes Anliegen sind ihm die Au&szlig;enseiter der Gesellschaft.<br />Er organisiert mit anderen Christen Ferienlager f&uuml;r Kinder- und Jugendliche und ergreift die Initiative f&uuml;r die Gr&uuml;ndung eines Seniorenheimes. Der Zusammenhalt der etwa 5.000 Christen in<br />den 36 oft kleinen Gemeinden der &bdquo;christlichen Versammlungen&ldquo; in der DDR ist ihm ein gro&szlig;es Anliegen. Dar&uuml;ber hinaus sucht er immer wieder den Kontakt mit Christen aus anderen Kreisen, die in der Zeit der SED-Diktatur ihrem Herrn und Retter treu blieben und redet mit gro&szlig;er Hochachtung von ihnen. Das Buch endet mit einer ersch&uuml;tternden Beschreibung der Spaltungen, die nach der politischen Wende unter dem Einfluss von frommen Eiferern aus dem Westen die Versammlungen heimsuchten.<br />Diese Lebensbeschreibung zeichnet sich durch eine gro&szlig;e Ehrlichkeit und Unmittelbarkeit aus &ndash; und auch manche Absonderlichkeiten der Fr&ouml;mmigkeitskultur der Gemeinden, denen er angeh&ouml;rte, werden nicht verschwiegen. Au&szlig;erdem zeigt der Autor einen feinen Humor, wenn er z.B. beschreibt, wie Plakate, die f&uuml;r eine Evangelisation Werbung machten, wieder entfernt werden mussten. Ein Plakat hatte die Aufschrift &bdquo;Greif zu &ndash; ehe es zu sp&auml;t ist!&ldquo;. Die Ordnungsbeh&ouml;rden bezogen diese Aufforderung auf das beschr&auml;nkte Warenangebot in der DDR und bef&uuml;rchteten, die Bev&ouml;lkerung k&ouml;nne zu Angstk&auml;ufen verleitet werden (S. 159).<br />Insgesamt ist das Buch in mehrerer Hinsicht lesenswert. Zum einen vermittelt es einen Eindruck von Gottes Treue und seinem Wirken im Leben eines Mannes oder besser gesagt eines Ehepaares, dessen Leben ihm geweiht war. Zum anderen ist es ein interessantes Zeit- und Geschichtsdokument &uuml;ber die Christen<br />&ndash; speziell die Gl&auml;ubigen in den &bdquo;Christlichen Versammlungen&ldquo;<br />&ndash; unter Hammer und Sichel. Und schlie&szlig;lich hat bislang noch<br />keiner so ausf&uuml;hrlich und mit einem so blutenden Herzen die Spaltungen der letzten Jahrzehnte in dieser Gruppe der &bdquo;Br&uuml;dergemeinden&ldquo; beschrieben. Man legt das Buch nachdenklich aus der Hand &ndash;mit der bitteren Erkenntnis, dass 40 Jahre Kommunismus nicht solche verheerenden Auswirkungen auf die Gemeinden hatten wie die notvollen Auseinandersetzungen nach der Wende.</p>

Nachtext

Quellenangaben

<p>&nbsp; conception seidel, Pb., 325 S., 12,95 &euro;</p>