Zeitschrift-Artikel: Achtung: "Freudenräuber"

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Titel: Achtung: "Freudenräuber"
Typ: Artikel
Autor: Thomas Lange
Autor (Anmerkung):

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Titel

Achtung: "Freudenräuber"

Vortext

Text

Sie gehört zur Frucht des Geistes und steht zwischen der Liebe und dem Frieden – die Freude (Gal 5,22)!
Diese Freude breitet sich im Herzen der Menschen aus, die diesen lebensverändernden Moment
erfahren haben:
Die Wiedergeburt aus Gott zum ewigen Leben (Joh 3). Vom alten, verlorenen Menschen zur neuen Schöpfung (2Kor 5,17). Vom Tod zum Leben (Joh 5,24). Aus der Finsternis zum Licht (1Pet 2,9). Von Krieg und Rebellion gegen den lebendigen und heiligen Gott zum Frieden mit Ihm durch den Herrn Jesus Christus (2Kor 5,18.19).
Wer das erfahren hat, dessen Seele ist zur Ruhe gekommen. Im wiedergeborenen Menschen
möchte Gott die Frucht des Geistes immer mehr zur Entfaltung bringen, wie die Verwandlung eines Schmetterlings: Er streift die hässliche Puppe – sein „altes Leben“ – ab und entfaltet langsam seine farbenprächtigen Flügel, um so schnell wie möglich fliegen zu
können. So ist auch die Freude ein wichtiger Teil der Geistesfrucht, welche sich in uns Gläubigen
entfalten soll.
Jemand bemerkte einmal: „Freude ist ein Ausdruck des Wohlergehens der Seele.“ Tiefe und echte Freude hat nur der Mensch, der innerlich glücklich, ja glückselig ist (Rö 4,7.8). Und wer sonst, wenn nicht der an Christus Gläubige, hat dieses innere Glück erfahren? Charles Spurgeon sagte: „Aus der Wurzel des Glaubens wächst die Frucht der Freude.“
Daraus können wir schlussfolgern, dass eigentlich alle wiedergeborenen Menschen voller Freude sein müssten. Natürlich geht es nicht um eine vorgespielte Fröhlichkeit, sondern um eine innere, von Gott gewirkte Freude, die auch nach außen sichtbar wird. Salomo erkannte den Zusammenhang, als er sagte: „Ein fröhliches Herz macht das Gesicht heiter.“ (Spr 15,13) Doch leider ist es eine traurige Tatsache, dass zunehmend auch Christen und zum Teil ganze Gemeinden von Freudlosigkeit geplagt und geprägt sind. Obwohl die Bibel die Wichtigkeit
der Freude immer wieder herausstellt, beobachtet man, dass bei vielen Gläubigen ein Freudenmangel vorherrscht – bis hin zur Verbitterung.
In so manchen Gemeindestunden sehen wir Mundwinkel, die fast „den Fußboden“ berühren und lange Gesichter, welche ihren Widerhall in gedrückter und schweigender Stimmung finden.
Die kraftvollen Glaubenslieder werden zum „Beerdigungsgesang“ und die Bibeltexte monoton
heruntergeleiert. Dass damit die jüngere Generation, und besonders auch ungläubige Menschen, eher abgestoßen werden, ist eine traurige Konsequenz.
Gott möchte, dass wir uns freuen und diese Freude auch ausstrahlen!
John Piper geht sogar so weit zu sagen: „Christus wird in unserem Leben am meisten verherrlicht, wenn wir uns in ihm völlig freuen und zufrieden sind.“(1)
Fröhlichkeit und Freude sollten also ein Grundbestandteil unseres Glaubenslebens sein.
Sie sind eine Folgeerscheinung des Wirkens des Heiligen Geistes in unseren Herzen – eben Teil der Frucht des Geistes. John Wesley war davon überzeugt als er sagte: „Glaube ist Liebe, Frieden
und Freude im Heiligen Geist. Es ist die fröhlichste und heiterste Sache der Welt. Glaube ist völlig unvereinbar mit Griesgrämigkeit, Missmut und Hartherzigkeit.“
In der Realität mangelt es uns jedoch leider oft an von Gott gewirkter Freude. Das führt uns zu der Frage, wo die Gründe hierfür liegen. Die Bibel gibt uns an mehreren Stellen wichtige und
interessante Hinweise, welche bei Beachtung die Freude in unserem Leben fördern. Nennen wir sie „Freudenförderer“.
Andererseits wird dadurch auch deutlich, dass diese „Freudenförderer“ bei Nichtbeachtung zum „Freudenräuber“ werden können. Der Freude wird somit die Wachstumsgrundlage entzogen und großer geistlicher Schaden verursacht.


„Freudenräuber“ Nr.1: Keine Heilsgewissheit

Johannes wollte in seinem ersten Brief die Empfänger unter anderem ermuntern, sich des
ewigen Lebens gewiss zu sein (1Joh 5,3). Aus der Einleitung des Briefes geht hervor, dass ein erklärtes Ziel darin bestand, die Freude der Gläubigen zu festigen (1Joh 1,4). Wie viele unnötige innere Bedrängnisse haben Gläubige betreffs der Frage der Heilssicherheit. Ich erinnere
mich an einen Evangelisationsabend in unserer Gemeinde. Zu Gast war ein Mann, der nach dem Thema im Gespräch einräumte, dass er keine Heilssicherheit habe. Seine innere Not, seine stetig wiederkehrende Frage, ob er denn wirklich errettet sei, lähmte ihn und nahm ihm jegliche Freude im Leben. Nach einem längeren seelsorgerlichen Gespräch konnte er schließlich im Gebet dem Herrn Jesus danken, dass er Gewissheit über diese bohrende Frage bekommen hatte. Nun wollen wir niemandem das Heil zusprechen, der kein echtes Kind Gottes ist.
Doch die Schrift sagt uns unmissverständlich, dass ein wirklich wiedergeborener Mensch nicht mehr verloren gehen kann, weil letztlich der Herr selbst es versichert: „Ich gebe ihnen ewiges
Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“
(Joh 10,28). Der Herr Jesus fordert uns in Lk 10,20 auf, uns darüber zu freuen, dass unsere Namen im Himmel angeschrieben sind. Dazu benötigen wir Heilsgewissheit!


„Freudenräuber“ Nr.2: Sorgen

Die Christen in Philippi hatten „Freude im Herrn“ – aber sie standen in Gefahr, diese Freude zu
verlieren. Warum? Nur zwei Verse weiter wird eine Problematik erwähnt, die uns allen wohl bekannt ist: Sorgen.
Manchmal bereiten sie uns schlaflose Nächte. Sie überfallen uns wie ein Blitz oder schleichen sich langsam an, wie ein Raubtier, welches seine Beute im Visier hat. Was gibt es da nicht alles, was uns Sorgen bereiten kann: Was wird der Arzt wohl diagnostizieren? Werde ich beim Stellenabbau in meiner Firma dabei sein?
Werden meine Kinder ihren Lebensweg mit dem Herrn Jesus gehen? usw.
Ehe wir uns versehen, geraten wir in den Abwärtsstrudel des Grübelns und merken nicht, wie unsere trüben Gedanken uns schließlich von unserem Freudengeber wegziehen.
Lukas berichtet uns von einer fleißigen Frau, welche sich um viele Dinge sorgte. Wahrscheinlich fragte sie sich bei den anstehenden Aufgaben, wie sie das denn alles schaffen sollte.
In ihrer Beunruhigung ging sie zum Herrn und beklagte sich über ihre Schwester, die in ihren
Augen untätig dasaß und dem Herrn Jesus zuhörte. Der Herr schätzt fleißige Hände. Und doch muss er Martha korrigieren indem er ihr mitteilt, dass sie die Hektik des Tages unterbrechen sollte, um auf das zu hören, was er zu sagen hatte.
Sorgen rauben uns die Freude. Sie sind wie Dornen, die Gottes Wort und die damit verbundene
Freude ersticken (Mt 13,22). Der Wiedersacher nutzt sie sogar um damit als brüllender Löwe gegen uns anzugehen. Er sucht regelrecht nach Möglichkeiten, uns durch quälende Gedanken
zu verschlingen (1Pet 5,8). Hier müssen wir sehr wachsam sein. Petrus ermahnt uns einen Vers zuvor alle unsere Sorgen auf den Herrn zu werfen!


FreudenräuberNr.3: Mangelnde Naherwartung des Herrn

Bei der Gemeindegründung in Thessalonich kamen viele zum lebendigen Glauben. Die jungen Christen zeigten reges geistliches Wachstum und ihr Zeugnis breitete sich in alle Richtungen aus. Doch in punkto Wiederkunft des Herrn zweifelten die Thessalonicher und waren unsicher. Ein Zweifel gebiert Unsicherheit, Unsicherheit sägt an der Festigkeit im Glauben und ohne diese sind wir wankend! Paulus schrieb den Thessalonichern daraufhin den ersten Brief und erklärte ihnen in seiner weisen Art, was es mit der Wiederkunft Jesu auf sich hat. Er schloss seine Ausführungen mit der Aufforderung: „So ermuntert nun einander mit diesen Worten.“ (1Thess 4,18)
In Johannes 16 ab Vers 16 spricht der Herr Jesus von seinem Tod, seiner Auferstehung und seinem zweiten Kommen. Nun, ein zweites Kommen setzt ein erstes Gehen voraus! Letzteres versetzte die Jünger in Traurigkeit (Joh 13,33; 14,1a), doch der Herr lenkte ihre Blicke auf seine
Wiederkunft: „Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch.“
Ein ungetrübter Blick nach oben, weg von uns selbst und eine freudige Erwartung des wiederkommenden Herrn bewirkt (Vor)Freude auf den Himmel.


„Freudenräuber“ Nr.4: Wohlstand

Freude und Glück sind in Besitz und Geld zu finden – Wohlstand, hier, jetzt und sofort! So impft es uns die Werbung und die Gesellschaft täglich ein.
Dabei sagt die Erfahrung etwas anderes: Je mehr man besitzt, desto unzufriedener wird man. Je weniger man hat, desto glücklicher ist man. Mit dieser „geistlichen Regel“ identifizierten sich etliche Gottesmänner. Der Gründer der China-Inland-Mission, Hudson Taylor bekannte: „Ich freue mich an dem Luxus, mich nur um wenige Dinge sorgen zu müssen.“(2)
Bereits in 5Mo 28,47 lesen wir vom ‚Freudenräuber‘ Wohlstand, dem die Israeliten anhingen und welcher ihnen die geistliche Frucht der Freude nahm: „Dafür dass du dem HERRN, deinem Gott, nicht mit Freude und mit fröhlichem Herzen gedient hast wegen des Überflusses an allem, wirst du deinen Feinden, die der HERR gegen dich senden wird, dienen in Hunger und Durst, in Blöße und in Mangel an allem.“ Offensichtlich besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wohlstand und der mangelnden Freude am Herrn. Hab und Gut sind ja in sich selbst nicht sündig. Doch brenzlig wird es, wenn wir unser Herz daran hängen und uns auf unser Geld und Co mehr verlassen als auf unseren Herrn.
Geschieht das, raubt uns der Materialismus den Blick für das Wesentliche, saugt alle Freude aus
uns heraus und lässt eine vertrocknete und erstarrte Seele zurück, die dem Trugschluss erlegen ist, im Diesseits und seinen Angeboten sei Erfüllung und Freude zu finden. Wie real die Gefahr für uns ist, macht Randy Alcorn in seinem Buch „Geld, Besitz und Ewigkeit“ deutlich.
Dort heißt es: „John Steinbeck schrieb einen Brief an Adlai Stevenson, der am 28. Januar 1960 in der Washington Post abgedruckt wurde:
‚Eine seltsame Spezies sind wir. Wir können alles aushalten, womit Gott und die Natur uns bombardieren, außer dem Wohlstand. Wenn ich eine Nation zerstören wollte, würde ich ihr zu viel von allem geben, und ich hätte sie auf den Knien – armselig, gierig, krank.‘“
Alcorn schreibt weiter: „In den Tagen des Eisernen Vorhangs erzählte ein verfolgter rumänischer Pastor einer Gruppe von uns: ‚Nach meiner Erfahrung bestehen 95% der Gläubigen die Anfechtung durch Verfolgung, aber 95% versagen in der Anfechtung durch Wohlstand.‘
Thomas Carlyle sagte dazu: ‚Widrigkeiten können einen Mann hart treffen, aber auf einen Mann, der dem Wohlstand standhalten kann, kommen hundert, die Widrigkeiten aushalten.‘“(3)
‚Freudenräuber‘ Wohlstand – denken wir einmal darüber nach!


„Freudenräuber“ Nr.5: Leidensscheu

Sicher ist es gewagt, in einem Land, in welchem es in den letzten sechzig Jahren so gut wie keine
Leiden und keine Verfolgungen um Christi willen gab, über diesen Punkt zu schreiben. Dennoch soll dieser Zusammenhang nicht ausgespart werden.
Oft meinen wir, ein Christ habe Anspruch auf Wohlergehen, Gesundheit und Unversehrtheit des Körpers. Leider verkündigen auch manche Prediger dieses sogenannte „Wohlstands-Evangelium“.
Sie behaupten, einem Gläubigen gehe es grundsätzlich gut, er sei stets gesund, brauche keine Nachteile um des Glaubens willen zu befürchten und könne sich seines Lebens hier auf der Erde erfreuen. Leide er jedoch Verfolgung und Ablehnung, sei arm und krank, mache er etwas falsch. Wer so denkt, wird irgendwann erkennen müssen, dass diese Lehre ein Trugschluss ist, denn die Realität unseres Lebens sieht sehr oft ganz anders aus.
Werfen wir einen Blick in die Evangelien und fragen uns, ob wir derartige sorglose Lebensumstände bei unserem Herrn finden: Das Leben Jesu war geprägt von Armut, Ablehnung, Ausgrenzung und schließlich Verfolgung – bis ans Kreuz. „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an.“ (Joh 1,9) Dieser Vers stand 33 Jahre über seinem not- und schmachvollen
Leben. Der grenzenlose Hass, der ihm vonseiten der Juden entgegenschlug, hatte kein anderes
Ziel, als ihn – den Fürst des Lebens – zu töten.
Schließlich ließ er am Kreuz sein Leben und vergoss sein kostbares Blut für seine Feinde. Der Sohn Gottes hat den Vater durch unsagbares Leid verherrlicht. Unsere Schuld hat er durch qualvolle Schmerzen und Pein bezahlt. Der „Urheber unserer Rettung wurde durch Leiden vollkommen gemacht.“ (Hebr 2,10)
Vor seinem Tod sagte Jesus seinen Jüngern unmissverständlich: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ (Joh 15,20)
Spott, Verachtung und Ablehnung bis hin zu körperlicher Verfolgung ist somit eigentlich Normalität auf dem schmalen Pfad dem Christus nach. Es ist nicht unnormal – es ist der Preis der Nachfolge. Wenn Christen in den westlichen Ländern momentan kaum Verfolgung erleiden, herrscht so etwas wie eine heilsgeschichtliche Ausnahme-Situation.
Die Bibel jedoch fordert die Gläubigen auf, sich vorzubereiten, denn es werden mit Sicherheit
andere Tage kommen.
Ein paar Jahre nach Jesu Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt machten Petrus und die Apostel vor dem Hohen Rat eine besondere Erfahrung. In Apg 5,40 lesen wir, wie sie geschlagen und gedemütigt wurden. Außerdem wird ihnen tunlichst verboten zu evangelisieren. Vers 41 teilt uns dann ihre Reaktion mit. Sie verlassen den Hohen Rat, „voller Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden.“


„Freudenräuber“ Nr.6: Mangelnder evangelistischer Lebensstil

Während der ersten Missionsreise musste Paulus verschiedene Repressalien über sich ergehen lassen. Die Juden verwarfen seine Botschaft und Paulus wandte sich nun den Nationen zu, um ihnen das rettende Evangelium zu predigen.
Der Heilige Geist wirkte mächtig und „so viele zum ewigen Leben verordnet waren, kamen zum Glauben.“ (Apg 13,48) Außerdem erkennen wir, dass das Wort Gottes durch die Bemühungen der Gläubigen in der ganzen Gegend ausgebreitet wurde. Die positive Nebenwirkung auf das Glaubensleben blieb nicht aus: Über die Jünger heißt es wiederum, dass sie „mit Freude und Heiligem Geist erfüllt wurden.“ (Apg 13,52)
Wie nötig hat gerade unser Land, dass es wieder vom Evangelium durchtränkt wird. Ostdeutschland ist wahrscheinlich der gottloseste Landstrich auf der ganzen Welt. Das Land der
Reformation ist zum Missionsland geworden!
Ein evangelistischer Lebensstil, missionarische Dienste und Verteileinsätze, sowie persönliche Gespräche über den Glauben erfüllen das Herz mit Freude!


„Freudenräuber“ Nr.7: „Baustelle“ Bibellesen

„Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.“ (Ps 119,162) Diesen Vers kennen viele von uns.
Auch Jeremia wusste darum, wie freudig Gottes Wort machen kann, als er sagte: „Fanden sich Worte von dir, dann habe ich sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur
Freude meines Herzens; denn dein Name ist über mir ausgerufen, HERR, Gott der Heerscharen.“
(Jer 15,16)
Schon diese beiden Verse zeigen, dass Bibellesen die Entfaltung der Freude als Geistesfrucht in uns fördert. Jeremia lebte in einer sehr schwierigen Zeit, in der eine extreme geistliche Dürre herrschte. Trotzdem erfuhr er, wie das beständige Harren auf Gottes Wort ihm stets eine Quelle frischen und lebendigen Wassers war.
So kann und darf im Grunde jeder Gläubige erfahren, welche Freude es bewirkt, wenn man täglich im Wort Gottes liest, forscht und darüber nachdenkt. Aus der innigen Gemeinschaft mit dem Herrn entwickelt sich die Frucht der Freude.


„Freudenräuber“ Nr.8: Gebetsarmut

Eine Ehe ohne Kommunikation ist keine Ehe. Ebenso ist ein Christenleben ohne Bibellesen und Gebet nicht denkbar. Durch die Bibel redet Gott mit uns und im Gebet reden wir mit Gott. Gebet ist Reden mit dem Allerhöchsten und gleichsam das Atmen der Seele. Der menschliche Körper
muss Atmen, um Sauerstoff aufzunehmen, sonst stirbt er. Ebenso muss der Gläubige beten, sonst wird er geistlich absterben. Missachten wir diese geistliche Regel der Kommunikation
werden wir erfahren, dass unsere Kraft sehr bald vertrocknet. „Nachlässigkeit im geistlichen Leben lässt es in unserer Seele dunkel werden; und das beginnt sehr häufig mit der Vernachlässigung
des persönlichen Gebetes“, sagte John Wesley. In Joh 16,23-24 stellt der Herr den Zusammenhang von Gebet und Freude her als er sagte: „Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.“ Demnach bewirkt also aufrichtiges Gebet Freude in uns.
Im Tagebuch von Jim Elliot findet sich beim 5. Dezember folgende kurze Bemerkung: „Heute starkes Gefühl von Nutzlosigkeit – Freude durch Gebet.“(4) Wie oft reden wir mit unserem Herrn?
Könnte in der Antwort der Grund für so manche Freudlosigkeit in unserem Leben liegen?


„Freudenräuber“ Nr.9: Sünde

Als König David mit Bathseba Ehebruch beging, ahnte er wohl nicht, welche Folgen das für seine
Seele haben würde. Einige Zeit danach musste er feststellen, wie sehr diese Sünde in ihm nagte,
sein Gewissen quälte und ihm die Freude raubte.
Was für David gilt, zählt auch für uns: Unbereinigte Sünde im Leben des Gläubigen, ob frisch oder Jahre zurück, raubt die Freude. Darüber wächst kein Gras! Wilhelm Busch sagte: „Machen wir uns sehr klar: Solange unser Gewissen nicht gereinigt, versöhnt und gehorsam ist, gibt es keine rechte Freude.“(5)
Als der Prophet Nathan bei David war und ihm seine Sünde vor Augen hielt, betete David den bekannten Psalm 51. In Vers 14 lesen wir:
„Lass mir wiederkehren die Freude deines Heils.“ Davids Freude war aufgrund von Sünde wie
weggeblasen. Nun flehte er Gott um Erbarmen und Wiederkehr der Freude an. Auch hier gilt Spr 28,13: „Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und
lässt, wird Erbarmen finden.“
Prüfen wir uns, ob es offene oder verborgene Sünden in unserem Leben gibt und räumen damit auf. Erst dann wird die Tür zur echten Freude wieder offen stehen.


Schluss

Von Gott gewirkte Freude ist ein entscheidender Faktor unserer Glaubwürdigkeit als Christen.
Fehlt sie, können die Ungläubigen kaum merken, dass ihnen der lebendige Glaube an Christus
etwas bietet, was die Welt niemals geben kann. Die Menschen um uns herum werden abgeschreckt und Christus verunehrt. „Ein Glaube ohne Freude ist wie ein Meer ohne Wasser!“
Satan setzt die „Freudenräuber“ ein, um uns für seine Zwecke zu missbrauchen. Und auch hier ist er hochmotiviert! Wie oft ist er damit bei mir und dir erfolgreich? Freude würde uns ja viel
wirkungsvoller für Gott machen. Wachsamkeit ist also dringend geboten!
Die Freude ist zwar als Frucht des Geistes von Gott gewirkt und in unser Herz gepflanzt, trotzdem muss sie unsererseits im Wachstum gefördert werden, damit sie nicht verkümmert.
Somit zeigen sich auch hier sowohl die Souveränität Gottes, als auch die menschliche Verantwortung. Nehemia ermutigte die Israeliten, indem er ihnen zurief: „Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ (Neh 8,10) Die innere Freude, die wir durch Jesus haben und erfahren dürfen, ist gleichzeitig eine Kraftquelle.
Möge der Herr uns allen die Erfahrung zuteilwerden lassen, die auch Georg Müller machte, als er sagte: „Es ist unmöglich, die wirkliche Freude in Gott zu beschreiben.“
„Herr, willst du uns nicht wieder beleben, dass dein Volk sich in dir freue?“ (Ps 85,7)

Nachtext

Quellenangaben

1 John Piper; „Wenn die Freude nicht mehr da ist“; CLV; S. 16
2 Randy Alcorn; „Geld, Besitz und Ewigkeit“; 3L Verlag; S. 74
3 ebd.
4 Elisabeth Elliot; „Im Schatten des Allmächtigen – Das Tagebuch Jim Elliots“; CLV; S. 87
5 Wilhelm Busch; „Die Wilhelm Busch Bibliothek“, Aussaat/ CLV; Bd.5; S. 60