Zeitschrift-Artikel: Warum ich dieses Lied gerne singe

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Titel: Warum ich dieses Lied gerne singe
Typ: Artikel
Autor: Dietrich Georg
Autor (Anmerkung):

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Titel

Warum ich dieses Lied gerne singe

Vortext

„In deinem Haus bin ich gern, Vater, wo du mein Denken füllst.
Da kann ich dich hören, Vater, sehn, was du willst.
In deinem Haus will ich bleiben, Vater, du weist mich nicht hinaus,
und nichts soll dich vertreiben, Vater, aus deinem Haus.
(„Loben“ – 147)

Text

Die vielen duchlebten und gut durchdachten Worte aus Manfred Siebalds Feder zählen einschließlich seiner typischen Melodien mit Recht seit Jahr und Tag zu den Klassikern unserer
Liederbücher. Seine Lieder entstehen nicht von jetzt auf gleich; sie reifen, werden nach und nach
ergänzt, bearbeitet, gefeilt und geschliffen, bis sie schließlich das Haus Siebald verlassen (dürfen).
Er ist nicht Texter und Komponist von Beruf, vielmehr ist er Professor für Amerikanistik an der
Universität Mainz. Es verwundert also nicht, dass er als Teilbereich seiner Liedermacher-Berufung
englischen Texten eine treffliche deutsche Version gab.
„In deinem Haus“ ist eins von zahlreichen deutschen Originalen, gerade 40 Jahre jung, ein
Jugendwerk.
Wer die Titelmusik von „Unsere kleine Farm“ kennt, erkennt gewisse Ähnlichkeiten mit Siebalds
Melodie. In beiden Fällen – man hat sicher nicht voneinander „abgeschrieben“ – geht es um die Geborgenheit eines Hauses.
Ich greife je eine musikalische Beobachtung zu Strophe und Refrain heraus: Die weiten Tonräume des Anfangs werden anschließend mit kleineren Intervallen gefüllt. Dieses in der Musikgeschichte bewährte Mittel zur Melodiebildung stimmt hier durchaus mit dem Lied-Inhalt überein: Der weite Raum meines Denkens soll in allen Bereichen von Gott gefüllt werden.
Ebenfalls nicht neu, aber auch als Qualitätsmerkmal zu werten: Der Spitzen-Ton (hier d' gegen Ende der Strophen) erklingt nur einmal.
Ein einziger höchster Berggipfel wirkt intensiver als lauter höchste …


Der Inhalt geht bei aller Schlichtheit tief:
Die Nähe zu unserem himmlischen Vater in Jesus Christus überwindet Sorgen, falsches Denken und Anfechtungen. Sie ist nicht an die Räumlichkeiten eines Gemeindehauses gebunden.
Unser Vorrecht als Kinder Gottes ist es, sie immerwährend zu suchen und zu genießen: „Vater, Vater …“!
Der Inhaltsreichtum des Textes spiegelt sich u.a. in vier verschiedenen Refrains, die sich ähneln, aber immer neue Gedanken entfalten. „Ich gebe dir mein Leben“ – „Mein ganzes Leben soll dein Haus sein“ ist nicht nur ein wichtiges Bündeln des vorher stimmig in Verse Gekleideten, sondern ein lohnendes Gebet für jeden, der wie ich sonntags und alltags gern im Haus Gottes ist.

Nachtext

Quellenangaben