Zeitschrift-Artikel: Wenn der Geist Gottes zieht

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Titel: Wenn der Geist Gottes zieht
Typ: Artikel
Autor: Ian Murray
Autor (Anmerkung):

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Titel

Wenn der Geist Gottes zieht

Vortext

George Whitefield (1714 – 1770) war das Werkzeug Gottes, um Tausende von Menschen mit dem Evangelium zu
erreichen und zur Bekehrung zu bringen. Ein Historiker schrieb im Jahr 1866 darüber:
„Whitefield fuhr dreizehnmal über den Atlantischen Ozean und reiste unaufhörlich in den Kolonien umher,
indem er wie eine Feuerflamme zwischen Georgia und Maine hin- und hereilte. Die große Erweckung unter
Jonathan Edwards hatte vor Whitefields Ankunft nicht nur schon nachgelassen, sondern es war sogar eine
große Gleichgültigkeit eingetreten. Whitefield half ihr wieder auf, und die Neuengland-Staaten wurden
unter seiner Arbeit von einem Eifer und einer Energie belebt, die nicht wieder erstarb.“

1738, im Alter von 25 Jahren, reiste G. Whitefield zum ersten Mal nach Amerika und starb schließlich dort
am 30.9.1770 in Newburyport, Massachusetts, nachdem er einen Tag vorher noch ein letztes Mal unter freiem
Himmel etwa zwei Stunden lang kraftvoll über die Herrlichkeiten des Evangeliums gepredigt hatte.
Wie der Geist Gottes damals die Herzen anrühren konnte und einen Hunger nach der Verkündigung des Wortes
Gottes schenkte, kann man sich kaum vorstellen, wenn man an die Müdigkeit, Trägheit und Gleichgültigkeit
denkt, die uns Christen heute kennzeichnet. Das folgende Erlebnis schrieb damals ein schlichter Farmer, der von
dem Feuer der Erweckung ergriffen wurde.

Text

Wie ein Farmer um 1740 die „Große Erweckung“ in Nordamerika erlebte
„Jetzt gefiel es Gott, Mr. Whitefield in dies Land zu schicken, damit auch ich ihn in Philadelphia predigen hören sollte, wie einen der alten Propheten. Viele Tausende sammelten sich um ihn, das Evangelium zu hören, und große Scharen bekehrten sich zu Christus. Auch ich fühlte den Geist Gottes, wie er mich zog und überzeugte … Als Nächstes hörte ich, er sei nach Long Island gegangen, und dann nach Boston, danach nach Northampton, und dann, am Morgen, kam plötzlich um 8 oder 9 Uhr ein Bote und sagte: „Mr. Whitefield hat gestern in Hartford und Wethersfield gepredigt und wird heute Morgen um 10 Uhr in Middletown predigen!“ Ich war auf meinem Acker bei der Arbeit, doch ich ließ mein Werkzeug fallen, das ich in der Hand hatte und rannte nach Hause und durch das Haus und forderte meine Frau auf, sie solle sich schnell fertig machen, um nach Middletown zu kommen, weil Mr. Whitefield dort predigen würde. Dann rannte ich so schnell ich konnte auf die Weide, um mein Pferd zu holen, dabei hatte ich immer Angst, zu spät zu kommen. Ich brachte mein Pferd nach Hause, stieg auf und nahm meine Frau mit hinauf, und fort ging es, so schnell das Pferd nur konnte. Und als mein Pferd außer Atem geriet, sprang ich ab und hob meine Frau in den Sattel und gebot ihr, so schnell
zu reiten, wie sie konnte und nicht anzuhalten oder langsamer zu werden, außer wenn ich es ihr sagte. Und so lief ich, bis ich fast nicht mehr atmen konnte. Dann stieg ich wieder auf, und so machte ich es einige Male … denn wir hatten gut zwanzig Kilometer zu zweit in wenig mehr als einer Stunde zu schaffen.
Von einer Höhe aus sah ich vor mir eine Wolke oder Nebel. Zuerst dachte ich, das käme von dem großen Fluss; doch als ich näher an die Straße kam, hörte ich ein Geräusch wie von vielen Pferdehufen, welche die Straße herabkamen, und die Wolke war eine Staubwolke, die von den Pferden aufgewirbelt wurde. Sie erhob sich etliche Ruten hoch in die Luft, über die Hügel und Bäume, und als ich näher kam, konnte ich auf der Straße Menschen und Pferde sehen, die durch die Wolke zogen wie Schatten, und als ich noch näher kam, war es wie ein unablässiger Strom von Pferden und Reitern, wobei kaum einmal eine Pferdelänge zwischen zwei Tieren war, alle mit Schaum vor dem Maul und in Schweiß …
Wir schlossen uns dem Strom an. Auf dem ganzen Weg von drei Meilen hörte ich niemand ein Wort sprechen. Alle preschten vorwärts, so schnell sie konnten. Und als wir bei dem alten Versammlungshaus ankamen, war da eine große Menge – man sagte, es seien 3.000 oder 4.000 Leute versammelt gewesen. Wir stiegen von unseren Pferden und schüttelten den Staub ab, dann kamen die Pastoren in das Versammlungshaus. Ich wandte mich nach dem großen Fluss um und sah die Fährboote schnell hin- und zurückrudern. Sie brachten Ladungen von Leuten. Die Ruder gingen flink und behände. Es war, als kämpften Menschen, Pferde und Boote um ihr Leben. Das Land und die Flussufer waren schwarz von Leuten und Tieren. Auf meinem ganzen Weg von 20 Kilometern sah ich niemand bei der Arbeit auf den Feldern. Es schien, als seien alle gegangen …“

Nachtext

Quellenangaben

Aus Iain Murray: Jonathan Edwards, A New Biography, übersetzt von
Hermann Grabe