Zeitschrift-Artikel: Kommt her

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Titel: Kommt her
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang B
Autor (Anmerkung):

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Titel

Kommt her

Vortext

GUS Reise vom 26.2. - 12.3.93

 

Text

Eine lange und ungewisse Reise lag vor uns, als wir uns in aller Frühe auf den Weg zum Frankfurter Flugha­fen machten.
Vier Konferenzen wollten wir innerhalb von 14 Ta­gen durchführen an Orten, die teilweise 8.000 km von­einander entfernt waren: Kiew, Omsk, Komsomolskl Amur und Karaganda. Die Flüge konnten wir nur bis Kiew buchen, weil — so sagte uns das Aeroflot-Büro in Deutschland — ungewiß sei, ob für die Flüge in den fernen Osten genügend Kerosin und ausreichend Flug­gäste vorhanden wären.
So waren wir auf die Hilfe und Führung unseres Herrn angewiesen. Die Geschwister aus der weiteren Umgebung der Konferenzorte waren eingeladen wor­den, für Übernachtung und Verpflegung hatte man Vor­sorge getroffen. und so vertrauten wir darauf, daß der Herr auch das Problem der Anreise lösen würde.

Konferenz in Kiew vom 26. - 28.2.

Franz Schumeiko — der erste Bruder, den ich vor 4 Jahren auf meiner ersten Reise in die damalige UDSSR kennenlernte, hatte zu dieser Konferenz eingeladen. Thema: "Evangelisation und Gemeindebau."
Eingeladen waren Brüder aus der Ukraine, die irgend­wie verantwortlich in der Gemeinde- und Evangelisa­tionsarbeit stehen. Als Konferenzort stand ein Kurhotel und Kursaal in Worsel bei Kiew zur Verfügung, in dem schon zwei Konferenzen im letzten Jahr durchgeführt wurden.
Etwa 270 Brüder und einige Schwestern kamen zu dieser Konferenz, auf der Fred Colvin und ich abwech­selnd zu den Themen sprechen sollten. Fred und Peter Reicholf waren schon am Vortag aus Österreich ange­reist, während Alois Wagner, unser Übersetzer Viktor Pritzkau und ich erst am Konferenztag in Kiew eintra­fen.
Für uns war es unfaßbar, wie es möglich ist, daß Geschwister 8 Stunden am Tag in einem ungeheizten Raum zuhören können, nur unterbrochen von einer einstündigen Mittagspause.
Das Konferenz-Thema warf natürlich viele Fragen auf und so war unser Bruder Viktor rund um die Uhr mit der Übersetzung beschäftigt.
Glücklicherweise war der Büchertransport mit russi­scher Literatur rechtzeitig eingetroffen, so daß auch eine Menge Bücher angeboten und verteilt werden konnten. Die Teilnehmer selbst kamen vor allem aus den autonomen, registrierten und nichtregistrierten "Baptisten-Brüdergemeinden", eine kleinere Anzahl aus völlig neu entstandenen Gemeinden.
Welche Probleme in solchen neuen Gruppen entste­hen, zeigt folgendes Beispiel:
Auf Andreas Reh, der im letzten Jahr mit seiner Fami­lie von Pirmasens nach Kiew übergesiedelt ist, um dort dem Herrn zu dienen, kam während einer Konferenz­pause eine ältere Schwester mit Tränen in den Augen zugelaufen. Sie erzählte, daß "ihre" Gemeinde bisher aus 50 - 70 Schwestern und zwei Brüdern bestand, wobei die Brüder nicht in der Lage waren, Verantwor­tung zu tragen. So mußte diese ältere Schwester die Wortverkündigung usw. übernehmen, weil einfach kei­ne Brüder da waren. Sie litt unter dieser unbiblischen Situation, aber jetzt hatte sie eine gute Nachricht. Freudestrahlend berichtete sie: "Nun sind es schon vier!"
Zwei Männer waren also in den letzten Wochen zum Glauben gekommen und damit waren die Chancen zu einem normalen Gemeindeleben beträchtlich gestie­gen.
Hier wird ein allgemeines Phänomen deutlich: In der GUS bekehren sich zu 80 % Frauen!

"...wie der Tau des Hermon..." (Ps. 133,3) Konferenz mit der "Omsker Bruderschaft" 2.-3.3.

Am Montag trennten sich unsere Wege. Fred und Peter flogen in den Süden der Ukraine, um auf der Bibelschule Donetzk einige Tage zu unterrichten, wäh­rend wir uns auf den Weg nach Omsk machten, etwa 4.000 km von Kiew entfernt. Die Flugtickets bis Omsk hatten wir bekommen und da wir in Moskau umsteigen mußten, nutzten wir die Wartezeit, um einen Abstecher zur "Argentur Frohe Botschaft" zu machen, einem Missionswerk der AMG und Bibel-Mission. Diese Ar­beit hat 1990 begonnen und wird heute von Alexej Jakowlew geleitet, der vor seiner Bekehrung 12 Jahre bei Radio Moskau gearbeitet hat.
Dieses Missionswerk bekommt täglich ca. 1.000, in Spitzenzeiten bis zu täglich 12.000 (!) Zuschriften auf Zeitungsartikel und Inserate. Die Artikel werden vor allem von David Gooding und John Lennox geschrie­ben und in den wissenschaftlichen Zeitschriften veröf­fentlicht. Diese Artikel stoßen auf besonders starkes Interesse bei Akademikern.

Abends um 20 Uhr saßen wir wieder im Flugzeug in Richtung Omsk. Obwohl übermüdet, war an Schlaf nicht zu denken. Die Enge, die Kälte im Flugzeug und — wie befürchtet — ein Knoblauch-Fan hinter mir hielten mich wach.
Um 2.30 morgens kamen wir in Omsk an. Abgeholt wurden wir von Nikolaj Dyckmann, einem der Führer der "Omsker Bruderschaft", die wir bisher noch nicht persönlich kennengelernt hatten. Mit seinem Lada fuh­ren wir noch ca. 50 km weiter nach Marianowka, dem Dorf, wo unser Bruder wohnt und auch die Konferenz stattfinden sollte.
Auf der Fahrt nach Marianowka, während uns die Aussicht auf ein warmes Bett und einen langen Schlaf wach hielt, erklärte uns Bruder Dyckmann, daß um Punkt 9 Uhr die Konferenz mit etwa 600 Brüdern aus der weiteren Umgebung beginnen werde. Wir hätten also nach einem Frühstück noch Gelegenheit, zwei Stunden tief zu schlafen, um dann an die Arbeit zu gehen!
Punkt 9 Uhr begann die Konferenz mit einer Diszi­plin, die jeden Preußen neidisch gemacht hätte; mit einer Aufmerksamkeit und in einer derart guten, geistli­chen Atmosphäre, wie wir es bisher noch nicht in die­sem Land erlebt hatten.
Die Konferenz stand unter dem Thema: "Lebendige Gemeinde in stürmischen Zeiten" und ich hatte an die­sem ersten Konferenztag über die "Stürme" zu spre­chen. Von 9 - 12 Uhr und von 13.30 - 18 Uhr hatten wir eine Zuhörerschaft vor uns sitzen, wie man sie sich nur wünschen kann.
Am nächsten Tag hielt Alois Vorträge über "Lebendi­ge Gemeinde" und ich hatte nun Gelegenheit am eige­nen Leib zu erleben, was es bedeutet, 7,5 Stunden auf einer 25 cm breiten Holzbank zu sitzen und zuzuhören.
Während dieser Zeit lernten wir dann das Leben die­ser "Omsker Bruderschaft" etwas näher kennen. Etwa 53 nichtregistrierte Versammlungen und Gruppen zäh­len zu dieser Bruderschaft, die schon seit Jahrzehnten in herzlicher Liebe verbunden, in Frieden und unter dem sichtbaren Segen des Herrn ein helles Licht und ein treues Zeugnis in ihrer Umgebung sind.
Es war fast traumhaft. Keine Generationsprobleme, weder Aufsässigkeit bei den Jüngeren, noch Herrsch­sucht bei den Älteren, einfach eine Atmosphäre, die eine lebendige Illustration von Psalm 133 war.
Viele der älteren Brüder, wie auch Bruder Dyck­mann, haben viele Jahre um des Glaubens willen im Gefängnis zugebracht. Aber man redet nicht viel darü­ber, sondern nimmt Zeiten der Verfolgung, wie Zeiten der Duldung und Zustimmung aus Gottes Hand.
Eine vielfältige Missionsarbeit wird betrieben. Die Dörfer in der Umgebung werden von 22 Evangelisa­tionsteams systematisch evangelisiert — 5.429(!) Bi­bliotheken werden laufend mit christlicher Literatur versorgt.
Wenn ein Team zum ersten Mal ein Dorf besucht, dann gehen die Geschwister von Haus zu Haus, vertei­len Literatur, singen einige Lieder und erleben, wie dann die Leute erstaunt und erschüttert reagieren. Oft ist die Situation so, daß sie niemals vorher von Jesus Christus gehört haben. Es geschieht nicht selten, daß alte Mütter den jungen Christen zu Füßen fallen mit den Worten: "Dann hat Gott unser Dorf also doch nicht vergessen, sondern hat auch an uns gedacht!"
Nach einer solchen ersten Kontaktaufnahme wird dann ein Termin ausgemacht, an dem ein weiteres Team eine Evangelisation durchführt. Mit der Evange­lisation ist auch meist eine Hilfsaktion verbunden. Den manchmal sehr armen Familien gibt man Kleidungs­stücke und notwendige Lebensmittel.
Tief beeindruckt von dem, was wir dort erlebt haben, fragten wir, wie wir von Deutschland aus helfen kön­nen. Wieviel Literatur sie brauchen und wie es mit Kleidung usw. steht.
Die Antwort: "Das sagen wir Euch nicht. Wir sind gewohnt, alles Nötige im Gebet vom Herrn zu erbitten und so haben wir keinen Mangel. Fragt Ihn, wenn Ihr meint, uns helfen zu müssen!" Tief beeindruckt von der Liebe, der demütigen Hingabe und der Gastfreundschaft dieser Geschwister haben wir uns vorgenommen, nach Möglichkeit die nächsten Literaturtransporte in diese Gegend zu organisieren.

Jugendkonferenz am Ende der Welt vom 6. - 7.3. in Komsomolsk am Amur

Am Freitag saßen wir um 3.30 wieder einmal im Flugzeug. Die Omsker Geschwister hatten uns Tickets besorgt und so hatten wir die bisher längste Flugstrecke vor uns nach Chabarowsk, etwa 300 km nördlich von Wladiwostok.
Wir erlebten einen unvorstellbar schönen Sonnenauf­gang, machten Zwischenstation zum Auftanken in der Nähe der mongolischen Grenze bei -22°C und kamen nachmittags in Chabarowsk an. Dort erfuhren wir, daß die Jugendkonferenz in Komsomolsk stattfinden sollte und man uns dort bereits schon einen Tag vorher erwar­tet hatte.
Das Problem bestand nun darin, daß weder für ein Flugzeug, noch für den Zug ein Ticket zu bekommen war. Der einzige Zug, der um 23 Uhr abfahren und morgens um 8 Uhr in Komsomolsk ankommen sollte, war ausgebucht und Stehplätze werden in Rußland nicht vergeben.
So blieb nur übrig, uns im Vertrauen auf Gottes Hilfe an den Bahnsteig zu stellen. Vielleicht würden wir junge Christen treffen, die auch nach Komsomolsk fah­ren wollten und die bereit wären, auf die Konferenz zu verzichten und uns ihre Tickets zu überlassen.
5 Minuten vor der Abfahrt konnten unsere Begleiter einige junge Schwestern identifizieren, die — wenn si­cher auch schweren Herzens — sofort bereit waren, für uns zu verzichten. So erlebten wir "Stellvertretung" einmal ganz praktisch und saßen wenige Minuten beschämt aber dankbar in einem Liegewagen, der sich in Richtung Komsomolsk bewegte.
Komsomolsk ist eine recht junge Stadt, erst etwa 50 Jahre alt, mit ca. 400.000 Einwohnern. Wegen der Mili­tär-Industrie (U-Boot- und Flugzeugbau) war diese Stadt bisher für Ausländer nicht zugänglich. Dazu kommt die weite Entfernung zu Europa, so daß wir wie erste Pioniere aus Westeuropa von den Geschwistern aufgenommen wurden.
Etwa 150 junge Geschwister warteten in einem klei­nen Versammlungshaus aus Holz auf uns. Sie waren aus den wenigen und kleinen Versammlungen aus dem Umkreis von etwa 500 km zu dieser Jugendkonferenz gekommen. Eingeladen hatte uns Bruder Stepan Ger­manjuk, den wir ein Jahr zuvor in Nowosibirsk kennen­ gelernt hatten. Bruder Germanjuk, der über 10 Jahre um des Glaubens willen im Gefängnis zugebracht hat, ist vom Namen her sicher auch manchen Lesern bekannt. Seine Frau wurde in den 80er Jahren ebenfalls inhaftiert und starb 1987 kurz nach ihrer Entlassung an den Fol­gen der Folterungen usw.
Bruder Germanjuk ist von der Ukraine in diese entle­gene Gegend gezogen, um hier den wenigen Geschwi­stern eine Hilfe zu sein. Die Nähe zu Korea und Japan bedeutet auch, daß sehr viele charismatische Einflüsse zu spüren sind und viele Gemeinden diesbezüglich große Not haben.
So waren auch auf der Konferenz eine Anzahl Charis­matiker von den Baptisten anwesend, die durch ihre Fragen und Einwände für Stimmung und Spannung sorgten. Hier begann die Konferenz um 11 Uhr, dauerte allerdings bis 21 Uhr, bzw. einschließlich Fragestunde bis 22.30 Uhr. Es war eine große Freude, den Eifer und das Interesse dieser jungen Geschwister kennenzuler­nen.
Am Sonntag waren wir Zeugen, wie sich im Anschluß an den Gottesdient 4 Frauen vor allen Anwesenden bekehrten.
Die Gespräche mit den verantwortlichen Brüdern zeigten, daß in dieser Gegend sehr viel Arbeit ist und Arbeiter dringend benötigt werden, um die vielen jun­gen Gläubigen zu betreuen. Die einzige Unterstützung kam bisher aus Kanada und USA, wo sich auch Georgi Viens besonders für diese Geschwister einsetzt. Die folgende Nacht brachten wir den Rückweg nach Chabarowsk im Schlafwagen zu, wo uns Bruder Germanjuk abholte und zum Frühstück in sein Haus einlud und wir tief beeindruckt wurden von der Treue und Leidensbereitschaft dieses Bruders. Unvergeßlich sind mir seine Worte: "Oft sehne ich mich ins Gefängnis zurück. Eine solch tiefe und innige Gemeinschaft mit dem Herrn, wie ich sie dort erfuhr, habe ich seitdem nicht mehr erlebt!"

Konferenz in Karaganda

Am Montag flogen wir dann über Jakutzk nach No­wosibirsk, um dort einige Freunde zu besuchen. Von dort aus flogen wir nach Karaganda, wo eine Konferenz stattfinden sollte, zu der verschiedene Gemeinden am Ort eingeladen hatten. Bereits am Abend, kurze Zeit nach unserer Ankunft, hatten wir unsere ersten Vorträge zu halten und am Mittwoch gab es dann eine "Mara­thon-Konferenz" mit etwa 350 Geschwistern, die am Morgen begann, offiziell um 18 Uhr endete, aber noch eine Fortsetzung in einem kleineren Kreis von verantwortlichen Brüdern fand.
In Karaganda fanden wir eine bedrückende Situation vor. Viele der Gemeinden in Kasachstan schrumpfen zusammen, weil die meisten deutschstämmigen Ge­schwister in den Westen ausreisen. Besonders die jün­geren und begabten Brüder wandern aus. Eine Gemein­de in Karaganda, zu der etwa 1.000 Geschwister gehör­ten, besteht jetzt nur noch aus 200 Geschwistern. Da jedoch viele Russen und Kasachen zum Glauben kom­men, sterben diese Gemeinden nicht aus, leiden aber darunter, daß es nur wenige erfahrene Brüder gibt, die zudem völlig überlastet sind.
Ein alter russischer Bruder rief uns vor dem Abschied fast verzweifelt zu: "Wenn ihr wieder in Deutschland seid, dann schickt uns junge Brüder, die bereit sind, mitzuarbeiten!" In Karaganda ist in den vergangenen Jahren viel evangelisiert worden. Interessant war für uns die Auswertung einer Großevangelisation, auf der etwa 1.000 "Entscheidungskarten" ausgefüllt wurden. Man hat nach der Evangelisation diese Leute besucht und festgestellt, daß nur 2 davon als echte Frucht zu erkennen waren. Alle anderen zeigten kein Interesse mehr, oder hatten gar nicht verstanden, worum es ei­gentlich ging.
Diese Erfahrungen zeigen, daß Großevangelisationen mit solchen Bekehrungsmethoden in den meisten Fäl­len einer biblischen Evangelisierung dieses Landes schaden.

Eindrücke über die Situation in der GUS

Als wir am folgenden Tag nach Moskau und von dort nach Kiew flogen, um am 12.3. den Heimflug nach Frankfurt anzutreten, hatten wir endlich Zeit, uns über die vielen Eindrücke auszutauschen.
Was die Versorgungslage betrifft, hat sich die Situa­tion sehr verändert. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kann man jetzt in den Läden fast alles kaufen, allerdings zu hohen Preisen und oft unerschwinglich für die normale Bevölkerung.
Je weiter man von Moskau entfernt ist, desto besser scheint es den Menschen auch wirtschaftlich zu gehen.
Bei den Christen haben wir nirgendwo echte mate­rielle Not in bezug auf Grundnahrungsmittel angetrof­fen.
Geistlich gesehen ist nach wie vor eine große Offen­heit für das Evangelium vorhanden. Viele Menschen bekehren sich, werden aber oft nicht weiter geführt. Auch unter den Christen ist ein Hunger nach Gottes Wort, nach Vertiefung und Anleitung zum Bibelstu­dium usw. zu finden.
Leider gibt es nur vereinzelt einheimische Brüder, die in der Lage sind, biblische Unterweisung zu geben. Eine Folge davon ist, daß viele Lehrer aus dem Westen, aber auch aus Korea, Japan usw. die Gemeinden besu­chen und teilweise die Gläubigen mit ihren Lehren, Praktiken und ihrer Literatur verwirren.
Vertreter aller möglichen Missionsgesellschaften versuchen in diesem Land Fuß zu fassen und ziehen in vielen Fällen begabte junge Brüder und Schwestern aus den Gemeinden, indem sie ihnen attraktive finanzielle Angebote machen.
Auch in diesem Land haben die Charismatiker die Nase vorn. Wo wir auch hinkamen, — überall fanden wir ihre Spuren und teilweise getrennte, verwüstete Ge­meinden.
An jedem Ort wurden wir nach Billy Graham gefragt. Seine letzte Evangelisation in Moskau unter dem Motto "Wiedergeburt" hatte im Oktober '92 stattgefunden und nun stand die Übertragung von "Pro Christ '93" bevor. Auch hier gingen die Meinungen sehr auseinander, obwohl die Mehrzahl der verantwortlichen Brüder Bil­ly Graham gegenüber eher skeptisch bis ablehnend ste­hen. Für seine guten Beziehungen zum Vatikan hat man in der GUS kein Verständnis, denn die orthodoxe Kir­che bezieht teilweise sehr scharf Stellung gegen die Evangelikalen und es ist für die Geschwister dort un­denkbar, gemeinsam mit Katholiken zu evangelisieren.

Was kann man tun?

Nach wie vor scheint mir Literaturarbeit in diesem Land von größter Wichtigkeit zu sein. Was Lesefreu­digkeit betrifft, stehen die Russen weltweit mit an der Spitze. Gute evangelistische Literatur, in die Lehre der Bibel einführende wie auch seelsorgerliche Bücher sind eine Saat, die aufgeht und Früchte bringt.
Bibelwochen, Seminare, Konferenzen zu biblischen und seelsorgerlichen Themen sind dringend nötig — man wird dankbare, lernbereite Zuhörer finden.
Was die vielen Menschen und Christen in diesem großen Land vor allem brauchen, ist Gebet! Beten wir um Arbeiter für die Erntearbeit, um mehr Evangelisten, Hirten und Lehrer — sie werden ein großes Arbeitsfeld vor sich haben, aber auch vielen Versuchungen ausge­setzt sein. Beten wir für unsere Geschwister dort, daß "die Sorgen des Lebens und der Betrug des Reichtums und die Begierde nach den übrigen Dingen" (Mark. 4,19) nicht ihre Herzen befallen und unbrauchbar für das Reich Gottes machen.

Nachtext

Quellenangaben