Zeitschrift-Artikel: Wenn Führer falsch kalkulieren - Amazja und der Preis unbiblischer Koalitionen

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Titel: Wenn Führer falsch kalkulieren - Amazja und der Preis unbiblischer Koalitionen
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Wenn Führer falsch kalkulieren - Amazja und der Preis unbiblischer Koalitionen

Vortext

Text

„Niemand
kann zwei
Herren
dienen.”
Ein geteiltes Herz
ist nur ein
Übergangszustand.

König Amazja (siehe 2. Chronik 25) gehört in die Reihe der Regenten Judas, über die Gott nur ein eingeschränktes Lob aussprechen konnte:

„Er tat was recht war in den Augen Gottes, jedoch nicht mit ungeteiltem Herzen."

Zu Beginn seiner Regierung orientierte er sich am Wort Gottes und erfuhr die Hilfe und den Beistand Gottes. Doch sein Leben endete tra­gisch: Er „wich von der Nachfolge des Herrn ab" (V. 27), „verehrte die Götter Edoms" (V. 14) und wurde am Ende seines Lebens auf der Flucht von seinen eigenen Knechten erschlagen (V. 27).

Amazja, dessen Name „Gott stärkt" bedeutet, ist eine tragische Illustration der Warnung Jesu: „Niemand kann zwei Herren dienen." Ein ge­teiltes Herz ist nur ein Übergangszustand. Die Götzen, die Amazja in Juda duldete (2Kö 14) und die Götter Edoms, vor denen er sich schließ­lich beugte (2Chr 25,14), gaben sich nicht mit halben Sachen zufrieden, sondern gewannen Macht über sein ganzes Leben.

Während er am Anfang seiner Regierung noch korrekturfähig war - als ein Mann Gottes ihn warnte - drohte er später dem Propheten Got­tes mit dem Tod, als dieser sich „erdreistete", dem König ins Gewissen zu reden. Und damit war sein Untergang besiegelt. Gott gab ihn preis (V. 20) und kein Mann Gottes trat ihm mehr in den Weg, als er ruhmsüchtig und überheblich in den Krieg gegen Joas zog - ein Krieg, der mit seiner Gefangennahme und der Plünderung des Tempelschatzes endete.

„Geistlicher“ Pragmatismus

Und doch gab es eine Phase in seinem Leben, wo er Glaubenserfahrungen durch Glaubensgehor­sam machte. Damals hatte er Kriegspläne gegen Edom geschmiedet, seine 300.000 Soldaten mobilisiert und zusätzlich 100.000 Söldner aus dem Brudervolk Israel angeheuert, um sich so für den Feldzug gegen den gemeinsamen Feind zu rüsten.

Die Kosten für diese Koalition waren nicht ge­ring: 100 Talente Silber, also etwa 3,4 Tonnen wertvolles Silber, kostete die Aufrüstung aus dem Norden. Amazja hatte sicher gute Gründe für diese Allianz und ein gutes Ziel für diesen

Feldzug: Es ging darum, die Feinde Gottes zu besiegen. Wahrscheinlich rechtfertigte er die Verbrüderung mit Argumenten, die bis heute vernünftig, nachvollziehbar oder sogar geistlich klingen und an Überzeugungskraft nichts ver­loren haben:

„Wir glauben doch alle an einen Gott!" „Wir haben doch alle die gleiche Bibel!" „Es verbindet uns ein großer Auftrag!" „Uns verbindet viel mehr als uns trennt!" „Dogmen trennen - Dienst eint!"

Der namenlose Mann Gottes

 Doch die Koalitions-Euphorie bekam einen her­ben Dämpfer, als ein Mann Gottes auftrat und mit deutlichen Worten vor diesem gemeinsa­men Feldzug warnte:

„0 König! Lass das Heer von Israel nicht mit dir ziehen, denn der Herr ist nicht mit Isra­el..." (V. 7)

Er warnte vor den Folgen einer unbiblischen Einheit, die nicht stärken, sondern „zu Fall brin­gen"würde (V. 8) und seine Botschaft endet mit den ermutigenden Worten, die Amazja an die Bedeutung seines eigenen Namens erinnern sollten: „Bei Gott ist Macht zu helfen und zu Fall zu bringen!"

Amazja und alle Führer nach ihm sollten lernen, dass nicht menschliche Strategie, sondern allein Glaubensgehorsam mit dem Beistand und dem Segen Gottes rechnen kann.

Damals war Amazja weise und demütig genug, um sich von einem namenlosen Mann Gottes warnen zu lassen, der seine Botschaft sicher mit schlotternden Knien vorgetragen hatte - weil er sich gegen den Trend der Zeit stellte und da­mit rechnen musste, vom einheitstrunkenen Volk Gottes als „Gifter", „Miesmacher" oder „Bremser" bezeichnet zu werden.

Amazja fasste Mut…

Der König von Juda hätte sich viele Kosten und viel Ärger ersparen können, wenn er vor seinen Koalitionsplänen mit Gott geredet und um Weisung gebeten hätte. Aber es war noch nicht zu spät und so trennte er sich im Vertrauen auf Gottes Verheißung von seinem Bündnispartner und machte eine Erfahrung, die nicht mit Gold aufzuwiegen war: Gott schenkte ihm Mut und Sieg über seine Feinde.

Selbstverschuldete Verluste, die wir akzeptieren, weil wir Gott gehorsam sein wollen, werden immer zu neuer geistlicher Kraft und Entschie­denheit führen.

Dennoch nichts gelernt

Leider hat diese positive Erfahrung keinen nach­haltigen Eindruck bei Amazja hinterlassen. Die Götter, die er trotz aller Hilfe Gottes in seinem Leben duldete, gewannen bald wieder Macht über ihn.

Noch einmal machte sich ein Prophet Gottes auf und trat ihm in den Weg - aber vergeblich! Amazja war nicht mehr zur Umkehr bereit und so gab Gott ihn in die Hände seiner Feinde (V. 20). Schließlich wurde er von denen erschlagen, die ihm einst gehorchten.

Ein geteiltes Herz, das nicht zu echter Buße bereit ist, führt immer zu geistlicher Blindheit und zum Verlust geistlicher Autorität im Volk Gottes. 

Ungöttliche Allianzen sind immer mit
großen Ver­lusten verbunden,
so 
vernünftig und Erfolg versprechend
sie auch aus­
sehen mögen.

Was ist mit den 100 Talenten Silber...?"

Ein nur zu verständliches Problem. Amazja hat­te viel diplomatisches Geschick, Zeit und eine Menge Geld in diese Koalition investiert. Sollte das alles umsonst sein? Wie würde der König von Israel und seine 100.000 Elite-Soldaten auf diese Abfuhr reagieren?

Würde die Kündigung des gemeinsamen Paktes nicht als Arroganz, Überheblichkeit und Unbrü­derlichkeit aufgefasst werden? Wäre die Folge nicht ein erneutes Aufflammen des alten Strei­tes zwischen Jerusalem und Samaria? Sollte man das Volk Gottes nicht an der Liebe und an der Einheit erkennen? Würden die Feinde nicht neuen Anlass bekommen, über die Kleingeisterei der Frommen zu spotten?

„Der Herr hat dir noch mehr zu geben, als nur das!" war die eindeutige Antwort Gottes. Was sind 100 Talente Silber gegenüber dem Segen Gottes? Welchen Wert haben die Komplimente und das Schulterklopfen der frommen Szene, wenn Gott seine Zustimmung versagt?

In dieser Situation rechnet und handelt Amazja überraschend geistlich. Er schickt die Soldaten Israels wieder nach Hause, auch wenn diese be­leidigt und in „glühendem Zorn" (V. 10) die Heimreise antreten und sich unterwegs rächen, indem sie die Städte Judas überfallen, plündern und morden.

 

Amazja muss lernen, dass ungöttliche Allianzen immer mit großen Verlusten verbunden sind, so vernünftig und Erfolg versprechend sie auch aussehen mögen.

Nachtext

Quellenangaben