Zeitschrift: 31 (zur Zeitschrift) Titel: VISIONEN: 2. Teil - Visionen im AT Typ: Artikel Autor: Andreas Steinmeister Autor (Anmerkung): online gelesen: 1814 |
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VISIONEN: 2. Teil - Visionen im AT |
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1. Göttliche Visionen Kein bibeltreuer Christ wird verneinen, daß der lebendige Gott Visionen schenken kann. In 1. Mose 15,1 geschah das Wort Jehovas zu Abram in einem Gesicht also: „Fürchte dich nicht, Abram, ich bin dein Schild, dein sehr großer Lohn." Und dann wird ihm mitgeteilt, daß er einen Sohn erhalten würde. Genau das traf auch ein. Ähnlich erging es Jakob in 1. Mose 4,26: „Und Gott sprach zu Israel (Jakob) in Gesichten der Nacht und sagte: Jakob, Jakob… Ich bin der Gott deines Vaters; fürchte ich nicht…" Die Verheißung, die dann folgte, traf ein. Wir lesen in beiden Schriftstellen von einem „Geschehen des Wortes Gottes" zu einer Person, indem ein „Fürchte dich nicht" damit verbunden wird. In 4. Mose 12,6-7 wird die Gesichte mit einem Traum in Wechselbeziehung gesehen: „Wenn ein Prophet unter euch ist, dann will ich, Jehova, in einem Gesichte mich kundtun, in einem Traume, will ich mit ihm reden. Nicht also mein Knecht Mose. Er ist treu in meinem ganzen Hause; mit ihm rede ich von Mund zu Mund und deutlich und nicht in Rätseln und das Bild Jehovas schaut er." Gott kann also in Gesichten, Träumen und von Mund zu Mund mit Menschen reden. Gesichte und Träume entsprechen ursprünglich nicht der göttlichen Mitteilungsweise. Vor dem Sündenfall redete Gott mit Adam und Adam verstand (1. Mose 2,16-17; 3,8ff). In Elis und Samuels Zeiten redete Gott sehr selten durch Gesichte, deswegen lesen wir: „Das Wort Jehovas war selten in jenen Tagen, Gesichter waren nicht häufig" (1. Sam. 3,1). Später wurden den Propheten Nathan (2. Sam. 7,17; 1. Chron. 17,15), Iddo (2. Chron. 9,29) und Sekarja (2. Chron. 26,5) Visionen gegeben. Nathan offenbarte die Sünde Davids, Iddo erhielt Gesichte über den König Jerobeam und Sekarja offenbarte den Zustand Judas zur Zeit des Königs Ussija. Auch von den Propheten Jesaja (1,1; 2. Chron. 32,32), Hesekiel, Daniel, Nahum, Habakuk usw. werden uns Gesichter mitgeteilt (vgl. Hes. 1,1; 8,3; Nah. 1,1; Hab. 2,2; Obadja 1,1). Im Propheten Sacharja finden wir acht Nachtgesichte: a) Sach. 1;7-17 das Nachtgesicht von den Myrten und den Rossen b) Sach. 1,18-21 das Nachtgesicht von den Hörnern und Werkleuten c) Sach. 2,1-13 das Nachtgesicht von der Meßschnur d) Sach. 3,1-10 das Nachtgesicht von der Reinigung und Wiederherstellung e) Sach. 4,1-14 das Nachtgesicht von dem goldenen Leuchter f) Sach . 5,1-4 das Nachtgesicht von der fliegenden Rolle g) Sach. 5,5-14 das Nachtgesicht von dem Epha h) Sach. 6,1-8 das Nachgesicht von den vier Wagen
In allen acht Nachtgesichten lesen wir folgende Aussprüche: - Ich schaute des Nachts und siehe (1,8) - Und ich hob meine Augen auf und sah (1,18; 2,1; 5,1+5; 6,1) - Ich sehe, und siehe (4,1; vgl. 3,1)
Sacharja sah Bilder und fragte nach der Bedeutung - Mein Herr, was sind diese? (1,9) - Was sind diese? (1,19) - Was wollen diese tun? (1,20) - Wohin gehst du? (2,2) - Mein Herr, was sind diese? (4,5; 6,4) - Wer ist es? (5,6) - Wohin bringen diese das Epha? (5,10) Die Visionen ließen ihm also Freiheit, nach der Bedeutung zu fragen. Gott, bzw. der Engel antwortete ihm. Die Propheten konnten die Visionen klar wahrnehmen und oft auch verstehen, aber nicht immer deuten, weil sie zukünftige Dinge erfuhren (vgl. Dan. 8,27; 12,8; 1. Petr. 1,11; 1. Kor. 2,9-10). So sagt Jesaja: „Ein hartes Gesicht ist mir kundgetan..." (Jes. 21,2). Daniel hatte Verständnis für alle Gesichte und erfuhr dabei seine ganze Ohnmacht (vgl. Dan. 1,17; 10) Jeremia klagt in Klagelieder 2,9: „... auch ihre Propheten erlangen kein Gesicht von Jehova" und der Prophet Micha prophezeit: „Darum soll es auch Nacht werden ohne Gesicht..." (Micha 3,6). Tatsächlich offenbarte sich Gott diesem Propheten und tat ihm prophetische Dinge kund, man suchte von dem Propheten Gesichte. Diese Gesichte sollten das Volk vor Zügellosigkeit bewahren. Spr. 29,18: „Wenn kein Gesicht da ist, wird das Volk zügellos". Die „Zügel" des Volkes Israel waren im Gesetz verankert und diesem Gesetz sollten sie Gehorsam leisten. Durch Gesichte unterwies Gott die Propheten, das Volk zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz zurückzurufen. So ließ Gott durch Hosea sagen: „Und ich habe zu den Propheten geredet, ja, ich habe Gesichte vermehrt und durch die Propheten in Gleichnissen geredet (Hos. 12,11). Zusammenfassend wollen wir folgendes festhalten: 1) Gesichte wurden den Patriarchen gegeben, um Verheißungen Gottes bekannt zu machen. 2) Gesichte dienten der Sendung von Propheten, anfangend mit Mose, obwohl dieser selbst mit Jehova von Mund zu Mund redete. 3) Durch Gesichte offenbarte Gott die Sünde bestimmter Menschen oder die Sünde des Volkes. 4) In Gesichten erfuhren Propheten zukünftige Ereignisse. 5) Gesichte bestätigten das Gesetz, widersprachen diesem aber niemals. Es gab aber auch andere Gesichte 2. Menschliche Gesichte „…die da weissagen,…, welche in ihrem Herzen weissagen: Höret das Wort Jehovas! So spricht der Herr Jehova: Wehe den törichten Propheten, welche ihrem eigenen Geiste nachgehen und dem, was sie nicht gesehen haben ... Sie schauten Nichtiges (Falsches) und Lügenwahrsagung, die da sagen: Spruch Jehovas, obwohl Jehova sie nicht gesandt hat, und sie ließen hoffen, daß ihr Wort erfüllt würde. Schautet ihr nicht ein falsches Gesicht und sprachet ihr nicht Lügenwahrsagung, als ihr sagtet: Spruch Jehovas! und ich hatte doch nicht geredet?" (Hes. 13,2ff). „… sie wankten beim Gesicht, schwankten beim Rechtsprechen..." (Jes. 28,7) „... sie reden das Gesicht ihres Herzens. ..." (Jer. 23,16). Falsche Propheten ahmten wahre Propheten nach. Wie gefährlich das ist, zeigt 1. Kön. 13. Der Mann Gottes aus Juda hatte einen klaren göttlichen Auftrag erhalten, ließ sich aber von dem alten Propheten in Bethel bereden, weil dieser auch von einem göttlichen Befehl sprach. Hieraus wird deutlich, daß ein klarer Ausspruch Gottes nicht durch Gesichte oder „Offenbarungen" ersetzt werden kann. Vielleicht war der Prophet aus Juda deswegen auf den alten Mann hereingefallen, weil dieser von einer Begegnung mit dem Engel Jehovas sprach. Von Gott geschenkte Gesichte heißen „Gesichte Gottes", während menschliche Gesichte mit dem Eigenschaftswort „falsch, eitel, nichtig" verbunden wurden (Lügenwahrsagung). Es galt also auch in Israel, daß alles geprüft werden mußte und ganz besonders solche, die Gesichte bekamen (5. Mose 18,18-21). 2. „Gesichte" in den Evangelien
3.Der Empfang von Aufträgen Gottes durch Gesichte in der Apostelgeschichte (Apg. 9,10+12; 10,1.3.17+19; 11,5; 12,9; 16,9; 18,9; 26,19) Als Ananias, ein gewisser Jünger in Damaskus, den Auftrag bekam, zu dem Christenverfolger Saulus zu gehen, um ihm die Hände aufzulegen, da geschah das durch ein Gesicht, in welchem der Herr mit ihm redete. Dieser Auftrag war außergewöhnlich. Ananias hatte Furcht vor Saulus und sprach zu dem Herrn: „Herr, ich habe von vielen von diesem Mann gehört, wieviel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem getan hat. . ." Doch das Gesicht und das Wort des Herrn gaben Ananias Mut, so daß er ging. Das Prophezeite traf ein. Saulus selbst hatte Ananias bereits in einem Gesicht gesehen (Apg. 10,12, vgl. 26,19) und war dem Herrn, der zu ihm gesprochen hatte, sofort gehorsam: „Daher, König Agrippa, war ich nicht ungehorsam dem himmlischen Gesicht. . ." In dieser Begebenheit zeigt es sich, daß Gott durch ein Gesicht sein Werkzeug Saulus (später Paulus) beruft. Ähnliches geschah mit Kornelius und Petrus. Kornelius, ein gottesfürchtiger Mann, sah in einem Gesicht wie ein Engel Gottes zu ihm hereinkam und ihm die Erhörung seiner Gebete mitteilte. Anschließend beauftragte ihn der Engel, nach Joppe senden zu lassen, um den Apostel Petrus zu holen, der ihm das Evangelium verkündigen sollte. |
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Quellenangaben |
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