Zeitschrift: 36 (zur Zeitschrift) Titel: Elihu — Vorbild eines Dieners (4. Teil, Schluß) Typ: Artikel Autor: J. Ph. Fijnvandraat Autor (Anmerkung): online gelesen: 1809 |
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Elihu — Vorbild eines Dieners (4. Teil, Schluß) |
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10. Elihu sah nicht die Person an. Das Ansehen der Person ist eine oft vorkommende Sünde in der Arbeit für den Herrn! Wie oft wird mit zweierlei Maß gemessen. Jemand hört, daß Bruder X in der Gemeinde Y wegen seines Auftretens mit Zuchtmaßregeln seitens der Versammlung zu tun bekam — und er erkennt das ohne weiteres an. Aber wenn es einen guten Bekannten oder Freund von ihm betrifft, dann kann er sich die Handlung der Versammlung nicht zu eigen machen, es sei denn, daß er erst über alle Einzelheiten genau Bescheid weiß und alles gründlich untersuchen konnte. Christus hat gesagt: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig" (Matth. 10,37). Wie können doch manche Menschen schmeicheln und die Person ansehen, nur um die eigene Position zu festigen. Umgekehrt können selbst führende Gläubige der Menge nach dem Munde reden, um ihre Stellung zu befestigen. Das ist ein Grundsatz, der in der parlamentarischen Demokratie zur gebräuchlichen Politik gehört. Unter Gläubigen ist es Weltgleichförmigkeit, wenn sie in ihrem Umgang miteinander diese Methoden übernehmen. Elihu konnte bezeugen: „Daß ich doch nur ja für niemand Partei nehme! Und keinem Menschen werde ich schmeicheln, denn ich weiß nicht zu schmeicheln; gar bald würde mein Schöpfer mich hinwegnehmen" (Hiob 32,21 u. 22). Wörtlich lautet diese Stelle nach W. Kelly: „…keinem Menschen werde ich schmeichelnde Titel geben." Nun - was das anbetrifft, kennt nicht nur die weltliche Gesellschaft, sondern auch die Chrstenheit davon etwas! Christus sagte: „ Ihr sollt auch nicht jemand auf der Erde euren Vater nennen, denn einer ist euer Vater, der in den Himmeln ist" (Matth. 23,9). Jedoch gibt es Tausende von Menschen, die sich Christen nennen, die nicht nur von dem Papst als Vater, sondern sogar von dem „Heiligen Vater" sprechen. Wer Gott dienen möchte, darf nicht ein Opportunist sein und sich nicht beeinflussen lassen durch Familien- oder Freundschaftsbeziehungen, auch nicht durch Positionen und Titel. 11. Elihu überhob sich nicht über die anderen, sondern machte sich mit ihnen eins. Ein Fehler westlicher Missionare ist es oft gewesen, daß sie sich nicht eins machten mit den Menschen, in deren Kultur hinein sie das Evangelium brachten, sondern im Gegenteil diesen Menschen die westliche Kultur aufdrängten und so unnötige Barrieren für eine weite Verbreitung des Evangeliums geschaffen haben. Aber auch für die Gläubigen im Westen ist es wichtig, sich eins zu machen mit den anderen. Vor Jahren saßen einmal einige Brüder und Schwestern - größtenteils gebildete Menschen - tadellos im Sonntagskostüm gekleidet im Haus eines gläubigen Fabrikanten zusammen. Es erschien ein Landarbeiter, um diesem Fabrikanten einen brüderlichen Besuch abzustatten. Es war ein Mann mit nur wenig Bildung, und er kam, so wie er war, in Holzpantinen und in seinem blauen Kittel. Der Gastgeber stand selbst auf, um ihn in der Vorhalle willkommen zu heißen. Als er danach mit seinem Gast wieder im Zimmer erschien, stand dieser in seinem Oberhemd da. Da sein Gast keine Jacke trug, sondern in seinem blauen Kittel gekommen war, sorgte unser Fabrikant dafür, daß er sich wohlfühlte, indem er seine eigene Jacke an den Haken hängte. Dieser Mann kannte die Lektion, die auch in dem Auftreten Elihus liegt: Einsmachen mit dem anderen. Vor allen Dingen ist diese Lektion wichtig, wenn man andere ermahnen muß. Wer das tut in dem Geist: „Du hast das und das getan oder gesagt, und das taugt nichts. Du bist ein Betrüger!", hat noch wenig von dieser Lektion begriffen. Er braucht sich dann nicht zu wundern, wenn seine Ermahnung nichts ausrichtet, selbst wenn er hundert Prozent Recht hat. Wer Zucht ausüben will, ohne sich eins zu machen mit dem Übertreter, wird darin selbst von Gott nicht anerkannt. Friedensopfer geopfert hatten und gefastet hatten und beteten: „Soll ich wiederum ausziehen zum Streit mit den Kindern meines Bruders Benjamin, oder soll ich aufhören?" (Richt. 20,28), dann erst gibt Gott ihnen Kraft zu dieser Zucht! In ihrem Fasten hatten sie sich nicht nur mit Worten, sondern in der Tat einsgemacht mit ihren Brüdern. 12. Elihu wollte sowohl die Ehre Gottes aufrecht erhalten als auch das Heil Hiobs suchen. Trennungen sind manchmal nicht zu vermeiden. Aber deshalb sind sie noch nicht zur Ehre des Herrn. Jeder Evangelist kann uns davon berichten, wie sie zur Schande des Evangeliums gereichen und wie der Name Gottes deshalb gelästert wird. Natürlich müssen wir Gott ehren, indem wir das Böse auch böse nennen und nach seinem Wort handeln. Aber jedes triumphale Gefühl von: „Wir streiten für die Ehre des Herrn" und: „Wir haben noch keine so schönen Zusammenkünfte gehabt, wie jetzt…" ist dabei von dem Bösen! Wenn sich unter uns Böses ereignet, ist das gerade eine Niederlage und ein Grund zur Demütigung. Das Hinwegtun des Bösen nimmt nicht die Niederlage weg, sondern es beugt nur einer noch größeren Niederlage vor. Wenn wir das mehr bedenken, würden wir auch bewahrt bleiben vor Einseitigkeit. Die Ehre des Herrn muß immer bei uns an der ersten Stelle stehen - aber die Heiligung und Wiederherstellung eines Gläubigen, der in die Irre gegangen ist, ist damit unverbrüchlich verbunden. Wer die Ehre Gottes sucht, ohne dabei die Wiederherstellung von Menschen im Auge zu haben, erreicht oft das Entgegengesetzte seiner Bemühungen und leistet dem Teufel Handlangerdienste. Gnadenlosigkeit ist immer zur Unehre Gottes. Elihu blieb bewahrt vor einer solchen Haltung. Er suchte die Ehre Gottes: „Siehe, darin hast du nicht recht, antworte ich dir, denn Gott ist erhabener als ein Mensch" (Hiob 33,12, siehe auch 34,17 u. 36, 5, u, 23 - 25). Aber er versuchte auch, Herz und Gewissen von Hiob zu erreichen: „ . . . warum hast du wider ihn gehadert?"(33,13 vgl. auch Verse 31-33 u. 34, 16 u. 35, 2-8 ). 13. Elihu wußte etwas von Gericht und Gnade. Er spricht nicht nur von Gottes Gerechtigkeit, Heiligkeit und Majestät, sondern auch von Gottes Erlösung und Befreiung. Er richtet Hiobs Herz auf Gottes Gnade. (Siehe auch 35,15 - 16 u. 22 - 32.) 14. Elihu sprach von dem Mittler. Natürlich konnte Elihu nicht über Christus als Mittler sprechen so wie wir. Aber er wußte von der Notwendigkeit eines Mittlers, wie aus den Worten von Kapitel 33, 23 - 24 hervorgeht: „Wenn es nun für ihn einen Gesandten gibt, einen Ausleger, einen aus tausend, um den Menschen seine Geradheit kundzutun (nämlich sich selbst in Aufrichtigkeit zu verurteilen), so wird er sich seiner erbarmen und sprechen: Erlöse ihn, daß er nicht in die Grube hinabfahre; ich habe eine Sühnung gefunden."
Unser Dienst für Gott sollte vor allen Dingen darauf gerichtet sein, die Aufmerksamkeit auf unseren Herrn Jesus Christus zu richten! |
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Nachtext |
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Quellenangaben |
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