Zeitschrift: 40 (zur Zeitschrift) Titel: Erlebnisse /Zeugnisse - Aus Nacht zum Licht Typ: Artikel Autor: Anke Autor (Anmerkung): online gelesen: 1787 |
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Titel |
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Erlebnisse /Zeugnisse - Aus Nacht zum Licht |
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"Du weißt nicht, was wir eben erlebt haben - ich wollte, ich wüßte es auch nicht. Uwe, mein sonst so stiller Bruder, den ich am liebsten habe, ist durchgedreht. Aber das war so: P.: Wo warst du den ganzen Nachmittag? P.: Was wolltet ihr da (er schreit wütend)? P.: Platten hören? Ich zertrümmere dir noch einmal dein Ding (Kassettenrecorder) da oben! Da hat Uwe rot gesehen. Er hat alles vom Tisch gefegt. Papa hat ihm eine gelangt. Uwe begann zu schreien und ist dann rausgelaufen. Papa hinter ihm her. Teller, kaputte Schüsseln, das Essen, - alles lag auf dem Boden zerstreut. Uwe ist freiwillig wieder zurückgekehrt. Papa hat ihm eine voll ins Gesicht gehauen und dann hat er Uwe fast erwürgt. Uwe hat geheult, ich habe geschrien und Gerd geschluchzt. Danach war die Rede vom Jugendamt. Jetzt ist alles ruhig. Papa hat sich wieder beruhigt. Uwe soll morgen zu meiner Oma kommen. Dort soll er wohnen und zur Schule gehen. Papa will ihn nicht mehr sehen. Und wer ist schuld daran??"
Diese Eintragung habe ich am Dienstag, dem 17.2.81, in mein Tagebuch gemacht. Seitdem habe ich meinen Bruder nicht mehr gesehen. Jeder Kontakt wurde mir verboten. Sein Name darf bei uns zu Hause nicht mehr erwähnt werden. Er ist tot in den Augen meines Vaters.
Wenn ich an die erste Zeit nach Uwes Weggang denke, an all die verzweifelten Versuche Liebe zu erfahren und an die unterdrückte Sehnsucht nach meinem Bruder, an die Tränen und an den Kummer, so muß ich bekennen, daß ich mehrmals versucht habe, Selbstmord zu begehen. Ich begann zu stehlen, zu lügen, habe vor mir eine Mauer aufgestellt und mich dahinter zurückgezogen. Mein Vater machte mir oft das Leben schwer. Immer wieder machte er mir klar, daß er mich nicht haben wollte, - nie haben wollte, denn eigentlich sollte ich abgetrieben werden.
Ich habe dann krampfhaft versucht, mich an Menschen, an Freundinnen festzuklammern. Doch ich wurde enttäuscht und einsam zurückgelassen. Den ständigen Kampf um mein Dasein gab ich auf. Ich fand den Sinn meines Lebens nicht. In der Schule wurde ich schlechter und schlechter. Ein Verhältnis zu meinen Mitschülern entstand nicht. Ich hatte nie Geld, mein Vater trank, meine Mutter mußte arbeiten und keiner bemühte sich um mich.
Doch im Sommer '81 wurde alles anders, denn ich fand den Einen, der sich um mich sorgte. Ich wurde zu einer Freizeit eingeladen, in welcher von Jesus Christus, Seiner Liebe zu uns, von Seinem Tod am Kreuz geredet wurde. Am 4. August erlebte ich den schönsten Tag meines Lebens: meine Bekehrung! Ich erzählte dem Herrn Jesus alle meine Sünden und Lasten, die mich drückten. Der Herr vergab mir. Mein bisher sinnloses Leben wurde völlig verändert, weil ich nun Den kannte, der aus Liebe zu mir in den Tod gegangen ist und verheißen hat, alle Tage bei mir zu sein. Ich ging freiwillig ein Schuljahr zurück und holte auf. Ich begann mit großer Freude die Bibel zu lesen. Oft stehe ich vor Schwierigkeiten, doch dann bete ich immer wieder um Kraft und ich weiß, der Herr erhört nach Seiner Verheißung mein Gebet. "Alles, um was irgend ihr betet und bittet, glaubet, daß ihr es empfanget und es wird euch werden!" (Mark. 11,24)
Jetzt verbringe ich meine freie Zeit mit Bibellesen und Gebet, außerdem singe ich gerne und lerne zur Zeit Gitarre spielen. Ich versuche nun nicht mehr alles so dunkel zu sehen und bete für meine Eltern, daß der Herr Jesus sie zur Umkehr bringen möchte. Irgendwie weiß ich, daß der Herr dieses Gebet erhören wird. Nicht gleich "postwendend", aber zur rechten Zeit; wahrscheinlich dann, wenn ich ganz und gar nicht damit rechne, denn dann wird die Freude noch größer sein.
Anke, 15 Jahre |
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Nachtext |
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Quellenangaben |
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