Zeitschrift: 43 (zur Zeitschrift) Titel: Die Friedensbewegung und der biblische Weg zum persönlichen und gesellschaftlichen Frieden Typ: Artikel Autor: Gerrit Alberts Autor (Anmerkung): online gelesen: 1885 |
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Die Friedensbewegung und der biblische Weg zum persönlichen und gesellschaftlichen Frieden |
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Gegenwärtige atomare Bedrohung und die Ausbreitung der Friedensbewegung Als am Morgen des 6. August 1945 die erste im Krieg eingesetzte Atombombe über Hiroshima explodierte, waren innerhalb weniger Sekunden 80.000 Menschen tot, weitere 100.000 bis 180.000 verletzt (Grundzüge der Geschichte, S. 215). Heute verfügen der Ostblock und der Westen über ein Vernichtungspotential, das 1,6 millionenmal die Vernichtung von Hiroshima übersteigt. Weltweit gibt es mindestens 15.000 Atomsprengköpfe (Alt, S. 36). Für jeden Menschen auf der Welt liegt ein nukleares Zerstörungspotential bereit, das 4 Tonnen konventionellen Sprengstoffs (TNT) entspricht. (10 kg genügen, um ein Haus bequem in die Luft zu sprengen.) Wenn man von den Bürgern der War-schauer-Pakt-Staaten und der Nato ausgeht, so sind auf jeden von ihnen sogar 40 Tonnen Sprengstoff abfeuerbereit gerichtet. Es gibt wesentlich mehr Waffen als Nahrungsmittel. Jeder Machtblock hat die Möglichkeit, den anderen mehrfach zu vernichten (Overkill). Das alles ist aber noch immer nicht genug: in jeder Minute werden in der Welt etwa 2 Millionen DM für Rüstung ausgegeben. Die Vereinigten Staaten planen, in diesem Jahrzehnt 17.000 Atomsprengköpfe herzustellen (nach Alt). Dieser Rüstungswahnsinn hat in den letzten Jahren hunderttausende von Menschen zu Protesten mobilisiert. 1982 fanden Friedensdemonstrationen statt, an denen in Bonn 300.000, in Rom 500.000 und in New York 700.000 Menschen teilnahmen (Alt, S. 99). Im Dezember 1979 faßten die Mitgliedsregierungen der Nato den Beschluß, der seither unter dem Namen "Doppelbeschluß" bekannt ist: in West-Europa sollen ab Ende 1983 572 amerikanische Mittelstreckenraketen (108 Pershing II, 464 Cruise Missfiles) aufgestellt werden, wenn die Sowjetunion nicht bereit ist, ihre fast 350 in Ost-Europa stationierten SS-20 -Raketen abzubauen (Angaben aus 'DIE ZEIT' vom 30.9.83). In der Bundesrepublik, die ohnehin schon das Land mit der größten Atombombendichte auf der Welt ist, sollen etwa 350 dieser Mittelstreckenraketen stationiert werden (alle 108 Pershing II und vielleicht 250 Cruise Missiles). (Nach IDOC-Pamphlet, S. 30). Der Doppelbeschluß führte dazu, daß die Proteste gegen die Rüstung stark zunahmen. Während es das erklärte Ziel aller Parteien ist, das internationale Rüstungsniveau zu senken, - die regierenden allerdings nur unter der Bedingung beiderseitiger Abrüstung - lehnt die Friedensbewegung grundsätzlich die Stationierung der amerikanischen Mittelstreckenraketen ab. Diese Position ist das einigende Moment der ansonsten sehr vielfältigen Friedensbewegung, die aus zahlreichen Gruppen und Initiativen mit unterschiedlichen Zielen besteht. Grob zusammengefaßt kann man sagen, daß sie auf drei organisatorischen Säulen ruht: (siehe 'DIE ZEIT' vom 14.10.83) - der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz. In diesem Verband der ökologischen Bewegung sind viele Angehörige der sogenannten Neuen Linken organisiert, die von Protestbewegungen der sechziger Jahre beeinflußt wurden. - die Aktion "Sühnezeichen", von der die kirchlichen Gruppen koordiniert werden. - die deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte Kriegsdienstgegner als Organisation der traditionellen Pazifisten. Als vierte Säule kann man mehr und mehr große Teile der Sozialdemokratie hinzurechnen, deren früherer Bundeskanzler Schmidt als der Initiator des "Doppelbeschlusses" gilt. Zur Geschichte der Friedensbewegungen Organisierte Friedensbewegungen gibt es schon seit mehr als hundert Jahren. Die ersten Organisationen, die sich in Deutschland mit dem Ziel der Kriegsverhinderung zusammenfanden, entstanden nach der gescheiterten Revolution 1848. Sie etablierten sich in einer Zeit, in der internationale Handelsbeziehungen an Bedeutung gewannen. 1892 wurde die Deutsche Friedensgesellschaft gegründet. Ihre drei Hauptforderungen bezogen sich auf - die Erarbeitung von Methoden zur friedlichen Beilegung zwischenstaatlicher Konflikte, wie z.B. durch die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte, die zunehmende Verflechtung von Interessen der Staaten durch Handelsbeziehungen, Kulturaustausch usw., - die allgemeine Abrüstung in allen Staaten (siehe Eisenbeiß, S. 35). Zwischen den beiden Weltkriegen fanden Initiativen gegen den Krieg und die Rüstung eine wesentlich größere Verbreitung als vor dem ersten Weltkrieg. (Die DFG hatte vor dem ersten Weltkrieg in ihren besten Zeiten 12.000 Mitglieder.) Zum Beispiel fanden jeweils am 24. August, dem Datum, an dem der 1. Weltkrieg ausbrach, Demonstrationen der Nie-wieder-Krieg-Bewegung statt. In dieser Bewegung waren zahlreiche, unterschiedliche Gruppierungen lose zusammengefaßt. Demonstrationen in Berlin erreichten Teilnehmerzahlen von über 100.000 (siehe Hon, Wette, Hrsg., S. 56). Nach dem zweiten Weltkrieg gab es viele Initiativen von Gruppen, die sich zur Friedensbewegung zählten. Kristallisationspunkte des Protestes gegen die Aufrüstung waren in den 50er Jahren der Widerstand gegen die Einführung der Bundeswehr und gegen die atomare Bewaffnung. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichten die Demonstrationen gegen Krieg und Rüstung auf der Höhe des amerikanischen Militärengagements in Vietnam Ende der 60er Jahre, als in der gesamten westlichen Welt Protestaktionen durchgeführt wurden. Die Avantgarde waren damals in der Bundesrepublik die politischen Jugendbewegungen wie die SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) und die APO (Außerparlamentarische Opposition). Die gegenwärtige Friedensbewegung ist von ihrem Umfang, von ihrer Bedeutung in der Öffentlichkeit und von ihrer Beachtung in den Medien bisher ohne Beispiel in der Geschichte. Zur Ideologie der Friedensbewegungen Wegen der Meinungsvielfalt der Friedensbewegung ist es schwierig, neben der Ablehnung des Doppelbeschlusses und einem allgemeinen Eintreten für Abrüstung, Kriegsverhütung und Völkerverständigung weitere Punkte zu nennen, die zum Grundkonsens der Strömung gehören. Die folgenden charakterisierenden Aussagen über die Friedensbewegung werden sicherlich nicht von jedem uneingeschränkt geteilt, der sich zu der Bewegung zählt, stellen jedoch richtungsweisende Grundlinien dar: 1. Die Friedensbewegung geht davon aus, daß grundsätzlich Probleme, die von Menschen geschaffen wurden, auch von Menschen lösbar sind. 2. Die Friedensbewegung nimmt an, daß der Mensch grundsätzlich friedfertig ist 3. Die Friedensbewegung behauptet, daß Vernunft, menschliche Solidarität, moralische Kraft und gegenseitiges Entgegenkommen geeignete Quellen sind, aus denen Frieden hervorkommt. Das Menschenbild ist das im Humanismus beschriebene. Dem liegt die Hoffnung zugrunde, daß positive Eigenschaften den Kern menschlichen Wesens bilden, die durch Mißtrauen und Unterdrückung verdeckt sind und zur Entfaltung gebracht werden müssen. Im internationalen Bereich werden häufig (auch einseitige) Abrüstungsmaßnahmen vorgeschlagen, um Mißtrauen abzubauen und Entgegenkommen zu signalisieren. 4.Die Friedensbewegung hält den zivilen Ungehorsam für Die Ideologie der Friedensbewegung im Licht der Bibel So verständlich die Absichten der Friedensbewegung und ihre Unruhe und Unzufriedenheit über die gegenwärtige Situation auch sein mögen, so ist sie doch zum Scheitern verurteilt, weil ihre Voraussetzungen und Grundannahmen falsch und unbiblisch sind. Die Heilige Schrift macht deutlich, daß die Ursache allen Unfriedens in der Trennung von Gott liegt. Dadurch, daß der Mensch Gott als Herrn und höchste Autorität verworfen hat und sich selbst und den "Willen des Fleisches und der Gedanken" (Eph. 2,3) zum Maßstab seines Handelns machte, ist er an die Sünde und den Egoismus gekettet. In Römer 3,10-15 wird der wahre Kern des Menschen so beschrieben: »Da ist kein Gerechter, da ist auch nicht einer.., ihre Füße sind schnell Blut zu vergießen; Verwüstung und Elend ist auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt.« Trotz der Friedensbewegung wird sich die Bosheit des menschlichen Herzens in Zukunft grausamer entfalten als je zuvor, und das umso furchtbarer, je größer der Abfall von Gott wird. "Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie" (1. Thess. 5,3). In Offenbarung 6, wo der "Anfang der Wehen" (Matth. 24,8) beschrieben wird, die nach der Entrückung der Christen über diese Erde kommen, heißt es: "Und es zog aus ein anderes, feuerrotes Pferd, und dem, der darauf saß, ihm wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, und daß sie einander schlachten; und ein großes Schwert wurde ihm gegeben." (Vergleiche auch die Vorhersagen des Herrn in Matth. 24,7.) Weil der Mensch durch die Sünde vollkommen verdorben ist, kann Frieden nicht durch menschliche Anstrengungen erreicht werden. Wir sind darauf angewiesen, daß uns Frieden von Gott geschenkt wird. Dazu ist es notwendig, daß Versöhnung stattfindet zwischen Gott und den Menschen, denn jeder Mensch ist durch die Auflehnung gegen den Höchsten ein Feind Gottes geworden. Gefährlich sind auch die Tendenzen der Friedensbewegung, die Autorität der Regierung zu untergraben. Gott hat nach der Sintflut Regierungen eingesetzt, um die Entfaltung der Bosheit des menschlichen Herzens u.a. durch Staatsgewalt und Strafe zu verhindern (siehe 1. Mo. 9,6; Röm. 13,1-7; 1. Petr. 2,13). Vor der Sintflut gab es keine menschliche Regierung, wie das Beispiel von Kain zeigt, der nach dem Mord an Abel nicht von Menschen gerichtet werden durfte (1. Mo. 4,15). Als Folge davon "war die Erde voll Gewalttat" (1. Mo. 6,11; vergl. 1. Mo. 4,23-24). Die meisten Revolutionen haben gezeigt, daß die Abschaffung von Regierungen zu "vorsintflutlichen" Verhältnissen führt, indem Mord und Gewalt vehement um sich greifen. Das Zeichen der Friedensbewegung und das Kreuz Die Friedensbewegung hat ein auf den Kopf gestelltes Kreuz, das durch einen Kreis umrahmt wird, zu ihrem Emblem gemacht. Dieses Zeichen tauchte im Rahmen der Friedensbewegung zum ersten Mal in England auf, und zwar bei der Kampagne für nukleare Abrüstung (Campaign for Nüclear Disarment, CND). Die CND organisierte Ende der 50er Jahre die bekannt gewordenen Ostermärsche von London nach Aldermaston, die jeweils am Karfreitag stattfanden. (Vergl. Guinness, S. 88f.) Das Zeichen soll der CND vorgeschlagen worden sein von dem agnostischen Philosophen Bertrand Russell, der als einer der einflußreichen Persönlichkeiten der Bewegung angesehen wird. Bertrand Russell ist bekannt als Gegner des Christentums; seine bekannteste Veröffentlichung trägt den Titel: "Warum ich kein Christ bin." Die Geschichte dieses Zeichens ist jedoch ungleich älter, wenn man einem Flugblatt der Herold-Schriftenmission glauben darf, (das leider keine präzisen Quellenangaben enthält). Es soll zurückgehen auf den Kaiser Nero, der es in Anlehnung an die Tatsache, daß Petrus mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde, entwerfen ließ und es als Symbol für das besiegte Juden- und Christentum verwendete. John Knox, der schottische Reformator, soll es als "Abzeichen des Tieres" bezeichnet haben und benutzte es, um die Augen Satans zu symbolisieren. In dem Flugblatt wird neben anderen ein Dr. Gerard Encausse angeführt, der in der Veröffentlichung "Traide de Science Occulte" (wenn der Verfasser des Flugblattes statt 'Traide' das französische Wort 'Traite' meint, würde es übersetzt heißen: Lehrbuch der Wissenschaft des Okkultismus) bemerkt, das Zeichen sei das beliebte Symbol der Anhänger des Satans. Ebenso wird der Teufelsanbeter Anton La Vey mit einer Äußerung vom November 1968 zitiert: "Die Masse, die dem Bösen anhängt, verkehrt das Vaterunser, vermischt es mit Obszönitäten und tritt das Kreuz Christi mit Füßen oder hängt es, auf den Kopf gestellt, auf." Darüber hinaus sollen die PLO-Kämpfer das Emblem als Zeichen der besiegten Juden auf ihren Armbändern tragen. (Siehe das Flugblatt der Herold-Schriftenmission.) Wenn alle diese Informationen einen wahren Kern haben, dann hat der Vorschlag Russells, das Zeichen als Emblem der Friedensbewegung zu verwenden, eine tiefgründige Bedeutung: es scheint, als. ob damit eine bewußte Antithese zum Christentum ausgedrückt werden soll. Frieden - mit Gott und Menschen - ist nur möglich durch das Kreuz des Herrn Jesus. "Er hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes" (Kol. 1,20). Das Zeichen der Friedensbewegung aber scheint auszusagen: wir machen Frieden ohne das Kreuz Christi auf der Grundlage des "besiegten Christentums". Diese Aussage könnte noch dadurch unterstrichen worden sein, daß die Friedensmärsche nach Adermaston am Karfreitag stattfanden. Möglicherweise läßt sich die Geste dahingehend interpretieren, daß ausgedrückt werden sollte: statt uns zu besinnen auf die Kreuzigung Jesu, wodurch Frieden entstehen soll, verwirklichen wir unsere eigenen Vorstellungen vom Frieden. Das Symbol der Friedensbewegung verdeutlicht die Tatsache, daß die Ideologie der Bewegung die Schaffung des Friedens ohne das Kreuz Christi vorsieht, was nach den Aussagen der Bibel ein Ding der Unmöglichkeit ist. Der biblische Weg zum Frieden und das Verhältnis des Christen zur Friedensbewegung Um im tiefsten Herzen friedfertig zu sein, ist es nötig, daß wir neue Menschen werden. Dies geschieht nur dadurch, daß Gott in uns eine neue Geburt bewirkt (Joh. 3,3). Gott wirkt diese neue Geburt "durch Wasser und Geist" (Joh. 3,5), d.h., durch sein Wort, wovon Wasser ein Bild ist,(siehe Eph. 5,20; vgl. 1. Petr. 1,23; Jak. 1,18) und durch
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Quellenangaben |
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Literatur: Alt, Franz: Frieden ist möglich - Die Politik der Bergpredigt. München, 1983 DIE ZEIT, Wochenzeitschrift, erscheint in dem Zeitverlag Gerd Bucerius KG, Postfach 1068, 2000 Hamburg 1 Eisenbeiß, Wilfried: Die bürgerliche Friedensbewegung in Deutschland während des Ersten Weltkrieges, Frankfurt a.M., 1980 Grundzüge der Geschichte, Textband II, (Oberstufe), Frankfurt a.M., Berlin, München, 1972 Guinness, Os: Asche des Abendlandes. Neuhausen-Stuttgart, 1976 Herold-Schriftenmission, Lindenau 8, 6000 Frankfurt a.M. 50, (Hrsg.): Wer für den Frieden ist, der trage nicht dieses Zeichen! (Traktat)
Holl, K., Wette, W., (Hrsg.): Pazifismus in der Weimarer Republik, Paderborn, 1981 IDOC-mini-Pamphlet: Spezieller Wahnsinn: Mittelstreckenraketen in Europa. (1980) Bestelladresse: "Ohne Rüstung leben", Wilhelmstraße 38, 7000 Stuttgart 50 |