Zeitschrift: 135 (zur Zeitschrift) Titel: Ein Gruß aus Sibirien Typ: Artikel Autor: Viktor Leskow Autor (Anmerkung): online gelesen: 2578 |
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Ein Gruß aus Sibirien |
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<p><em>In den vergangenen Jahren haben wir gelegentlich von der Arbeit in Sibirien berichtet, wo eine Anzahl uns gut bekannter, einheimischer Brüder eine große evangelistische Arbeit unter Gefangenen verrichtet. Sie besuchen im weiten Umkreis die Gefängnisse und Straflager, um dort zu evangelisieren, Literatur zu verbreiten, entstandene Bibelkreise zu unterstützen und auch praktische Hilfe zu leisten.<br />Initiator dieser großen Arbeit ist Viktor Leskow, der selbst als ehemaliger Gewohnheitsdieb und<br />Drogensüchtiger 13 Jahre in den Gefängnissen verbrachte und dort eine radikale Bekehrung erlebte.<br />(Seine spannende Lebensgeschichte kann man in dem Buch „Zum Leben befreit“ nachlesen.)<br />Inzwischen ist Viktor schon viele Jahre verheiratet und Vater einer großen Familie. Er arbeitet als Baggerfahrer und in seiner freien Zeit evangelisiert er mit einer Anzahl Brüdern seiner Gemeinde überall dort, wo sich Türen auftun. Am liebsten aber unter Gefangenen.<br />Aus dieser Arbeit in den Gefängnissen sind in den letzten Jahren eine Anzahl „Brüder-Häuser“ und „Schwestern-Häuser“ in und um Nowosibirsk entstanden, die man hier bei uns „Gefährdetenhilfen“ nennen würde. Dort haben ehemalige Häftlinge, die zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen sind, eine neue Heimat gefunden, wo sie in Gemeinschaft mit Christen geistlich betreut werden, arbeiten und auch Gemeindeanschluss finden.<br />In einem Brief, der im Juli diesen Jahres bei uns eintraf und den wir hier auszugsweise abdrucken, schildert er uns einen lebendigen Eindruck von den Freuden und Nöten dieser Arbeit:</em></p> <p><span style="text-decoration: underline;">„Unterstütze mich nach deiner Zusage, so werde ich leben; und lass mich nicht beschämt werden<br />in meiner Hoffnung!“ (Ps 119,116)<em> </em></span></p> <p>Friede sei mit Euch, liebe Geschwister!<br />Ich wünsche sehr, von Angesicht zu Angesicht mit Euch Gemeinschaft zu haben und nicht über das Papier. Aber hier in Russland werden zur Zeit neue Personalausweise ausgeteilt und aus diesem Grund gibt es keine Möglichkeit, Deutschland zu besuchen […]<br />Bei uns hat der Kampf gegen die Sünde sehr zugenommen. Eine Versuchung folgt der anderen und das betrifft besonders die christlichen Familien. Viele Kinder gläubiger Eltern tun nicht Buße und haben auch nicht vor es zu tun.<br />Andere haben wohl Buße getan, aber denken nicht daran, sich taufen zu lassen. Das betrifft auch meine Familie. Der Älteste wird 16 Jahre, der Zweite 15 usw. Die Zeit ist wie ein Schall, wie ein Hammerschlag, sie ist so kurz und verfliegt zu schnell […]<br />In unserem Dienst geht es voran, es gibt aber auch Misslingen und Verluste. Es gibt rückfällige<br />Christen, die einst andere belehrt haben, wie man dem Herrn Jesus folgen sollte, aber heute<br />befinden sie sich in einem Zustand, den man nur beweinen kann.<br />Andere bringen bis heute Segen durch ihren Dienst auf Gottes Erntefeld. Zum Beispiel Sergej<br />Zharinow. Das ist der, der früher Aufseher über eine Gefängnisabteilung war. Er hat sich mit Gott versöhnen lassen und arbeitet nun eifrig mit früheren Häftlingen. Er hat bei sich ein „Brüder-Haus“ eröffnet. Obwohl seine Tage schon gezählt sind, lebt er bis heute in der Hingabe und verbrennt im Feuer des aufopfernden Dienstes für Sünder. Bei ihm haben die Ärzte Darmkrebs festgestellt und er hat eine Operation abgelehnt […]</p> <p><br /><strong><em>Wir leben und arbeiten!</em></strong><br />In unserem Kreis Nowosibirsk wurden uns als Gruppe die Gefängnisbesuche verboten. Aber die Arbeit geht trotzdem dort weiter. Den Häftlingen stehen Besuche zu und so machen wir nun Einzelbesuche. Auch schreibe ich viele Briefe und das ist eine gute Sache. Vieles, was bei direktem Kontakt undurchschaubar scheint, kann durch den Briefverkehr geklärt werden.<br />In der Region um Krasnojarsk wurde uns für dieses Jahr wieder eine Genehmigung für den Besuch von 16 Gefängnissen erteilt. Gott sei Dank! Der Same wird gesät.<br />Zusammenfassend kann man sagen: Wir leben und arbeiten. Das ist die Gnade des Herrn, nur seine Gnade!<br />Wie viele meiner Freunde sind nicht mehr am Leben. Auch ich könnte mit ihnen umgekommen<br />sein, aber Gott hat sich über mich Sünder erbarmt und mich gerechtfertigt. Und wie oft erfahre ich noch heute seine Barmherzigkeit!<br />Ehre sei Ihm und Dank!</p> <p><br /><strong><em>Aber wir haben auch große Schwierigkeiten …</em></strong><br />Wir leben in einer Zeit und an einem Ort, wo wir ohne Hilfe von Geschwistern nicht weiterkommen.<br />Der Zuwachs an Gläubigen in unserer Gemeinde ist ungebrochen, so dass wir schon seit fünf Jahren um die Erweiterung unseres Bethauses beten. Ein „Brüder-Haus“ haben wir, sogar vier. Ebenso haben wir zwei „Schwestern- Häuser“, – aber im Bethaus wird es zu eng!<br />Daher haben wir uns entschieden zu bauen! Mit der Hilfe des Herrn werden wir bauen! <br />Doch dadurch entsteht andererseits eine riesige Not. Bisher hat uns die Gemeinde unterstützt und uns die nötigen Mittel für die Besuche und Fahrten zu den Gefängnissen zugeteilt.<br />Aber jetzt fließt alles, oder so gut wie alles, in die Vorbereitungen zum Bau des Bethauses.<br />Eine Fahrt durch das Krasnojarsk-Gebiet mit dem Besuch der 16 Gefängnisse innerhalb von 12<br />Tagen kostet uns umgerechnet etwa 600 Euro (20.000 Rubel). Aber jetzt sind einfach keine Mittel mehr vorhanden.<br />Dort ist ein Bruder in Not. Er hat ein „Brüder- Haus“ eröffnet, vier Männer leben bei ihm zu Hause – manchmal sieben! Doch um sie zu speisen und zu unterhalten fehlt es an Kraft und Möglichkeiten. Aber dieser Dienst darf nicht aufhören!</p> <p><br /><strong><em>Es wird schwieriger, die Herzen zu erreichen!</em></strong><br />Neben den Gefängnisbesuchen haben wir jetzt den Dienst in Kleinstädten und entfernten Dörfern erneuert. So viele Menschen leben und haben Christus nicht in ihren Herzen. Das Zeugnis wird heute viel schlechter aufgenommen als noch vor 10-15 Jahren. Das Volk ist geistlichen Fragen gegenüber verhärtet und gleichgültig geworden und es wird schwieriger, die Herzen zu erreichen. Es ist die letzte Zeit und die Menschen neigen immer mehr dazu, die Gnadenlehren abzulehnen […]<br />Das alles liegt mir auf dem Herzen Euch mitzuteilen. Möge der liebende Vater alle unsere gemeinsame Not stillen und Euch reichlich belohnen. Möge Eure Arbeit reichen Segen denen bringen, welchen Ihr dient.<br />In Liebe zu Euch allen,<br />Euer Viktor Leskow</p> |
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Nachtext |
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Quellenangaben |
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