Zeitschrift-Artikel: Mehdi Dibaj - Der Leidensweg eines iranischen Christen

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Titel: Mehdi Dibaj - Der Leidensweg eines iranischen Christen
Typ: Artikel
Autor: Hessam Mehri
Autor (Anmerkung):

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Titel

Mehdi Dibaj - Der Leidensweg eines iranischen Christen

Vortext

 

"Das Leben ist für mich eine Gelegenheit, Ihm zu dienen; der Tod eine
noch bessere Gelegenheit, bei Christus zu sein!"

 

Text

"Denn die mich ehren, werde ich ehren..." (1. Sam. 2 , 30)

Vor fast 3000 Jahren sprach Gott diese Worte durch einen unbekannten Propheten, und bis auf diesen Tag hat Er sich in absoluter Treue zu Seinem Wort gestellt, denn "Sein Mund hat gesprochen".
Wenn ich an die oben zitierte Bibelstelle denke, dann kommen mir automatisch Namen wie Mordechai, David, Sadrach, Mesach, Abednego, Daniel, Paulus, Petrus, Eric Lidell und jetzt Mehdi Dibaj in den Sinn. Sicherlich gibt es noch viele andere Männer und Frauen - bekannte und unbekannte - die Gott, dem Herrn, die Ehre gegeben haben.
Mehdi Dibaj bekehrte sich vor ca. 45 Jahren vom Islam zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus Christus. Später arbeitete er bei Bibelübersetzungen mit und produzierte evangelistische Radiosendungen.
Wegen seiner Glaubensüberzeugung warf ihn die islamische Regierung im Iran vor ca. 9 Jahren ins Gefängnis. Zwei Jahre lang verbrachte er in einer ein Quadratmeter großen, dunklen Einzelzelle. Mehrere Male mußte er Schein-Exekutionen durchstehen. Seine Frau mußte sich 1992 von ihm scheiden lassen und einen fundamentalistischen Moslem heiraten, um einer Steinigung zu entgehen.
Am 3.12.1993 hielt Mehdi Dibaj seine letzte Verteidigungsrede. Danach wurde er zum Tode verurteilt. Die Exekution wurde auf den 14.1.94 angesetzt, aber plötzlich verschoben. Zwei Tage später wurde er aufgrund des Einsatzes der USA und verschiedener europäischer Länder auf Bewährung freigesprochen und entlassen.
Seine Verteidigungsrede geht mir unter die Haut! Um sie richtig zu werten, muß man die politische Situation im Iran etwas kennen:
Seit 1979 herrscht ein totalitäres, religiöses System in diesem Land. In den wenigen Jahren, die seitdem vergangen sind, wurden über 100.000 Männer und Frauen wegen ihres Widerstandes gegen dieses Regime erbarmungslos hingerichtet. Es gibt keine Pressefreiheit und eine einzige Partei herrscht über das Land. Soweit ich informiert bin, wurde der Iran von der UNO zweimal wegen Verletzung der Menschenrechte verurteilt.
Politische Verfahren finden in speziellen Gerichtssälen statt, die sich direkt im Gefängnis befinden. Darunter fallen auch "Verletzungen des islamischen Rechts" - in diesem Fall ging es um einen Konvertiten zum christlichen Glauben. Bei diesen Verhandlungen gibt es keinen Rechtsanwalt und auch kein bürgerliches Gesetzbuch. Der Angeklagte sitzt allein vor ein paar islamischen Priestern, die keine einzige Stunde Jura-Unterricht absolviert haben, sich aber sehr gut mit dem islamischen Recht auskennen. Dann sind da noch ein paar bewaffnete Wärter. Im Gefängnis wird man verhört, verurteilt und hingerichtet. Nur zum Begräbnis kommt man heraus.
Unter diesen Umständen hat Mehdi Dibaj gelebt und auf diesem Hintergrund ist die folgende Verteidigungsrede zu verstehen. Mein Wunsch ist, daß sein Bekenntnis uns alle anspornt und uns die Augen dafür öffnet, wie unser Zeugnis vor der Welt aussehen sollte. Der Herr möge uns dabei helfen.

Die Verteidigungsrede von Mehdi Dibaj vor seinem Todesurteil am 3.12.1993

"In dem heiligen Namen Gottes, der unser Leben und unsere Existenz ist.
In aller Demut bringe ich dem Richter der Himmel und der Erde meinen Dank für diese kostbare Gelegenheit zum Ausdruck, und gebrochen warte ich vertrauend darauf, daß der Herr mich gemäß Seiner Verheißung von diesem Gericht erlösen wird. Ebenso bitte ich die verehrten Mitglieder des anwesenden Gerichts, mit Geduld und Respekt gegenüber dem Namen des Herrn, meiner Verteidigungsrede zuzuhören.
Ich bin ein Christ, ein Sünder, der daran glaubt, daß Jesus für meine Sünden am Kreuz gestorben ist und daß Er mich durch Seine Auferstehung und Seinen Sieg über den Tod gerecht gemacht hat vor dem heiligen Gott. Der wahre Gott spricht von dieser Tatsache in Seinem heiligen Wort - in dem Evangelium. "Jesus" bedeutet "Retter" - weil Er Sein Volk von seinen Sünden erretten wird. Jesus hat die Schuld unserer Sünden mit Seinem Blut bezahlt und uns ein neues Leben gegeben, so daß wir nun durch die Hilfe des Heiligen Geistes zur Ehre Gottes leben können, einen Damm bilden gegen die Verderblichkeit der Welt. Ein Kanal des Segens und der Heilung, geschützt von Gottes Liebe.
Als Erwiderung auf Seine Liebe hat Er mich gebeten, mich selbst zu verleugnen und in ganzer Hingabe Sein Nachfolger zu sein. Nicht die Menschen zu fürchten, auch wenn sie meinen Körper töten können, sondern viel mehr auf den Schöpfer des Lebens zu vertrauen, der mich mit der Krone der Gnade und Barmherzigkeit gekrönt hat. Er ist der große Beschützer derer, die Er liebt, und ist ihr großartiger Lohn.
Ich wurde der "Apostasie" angeklagt! Der unsichtbare Gott, der unsere Herzen kennt, hat uns Christen die Gewißheit gegeben, daß wir nicht unter den Abtrünnigen sind, die verloren gehen, sondern unter den Gläubigen, deren Leben gerettet ist. Gemäß dem islamischen Recht ist ein Apostat einer, der nicht an Gott, die Propheten oder die Auferstehung der Toten glaubt. Wir Christen glauben an alle diese drei Dinge.

"Die Menschen wählen sich ihre Religion, ein Christ aber ist von Christus erwählt."

Sie sagen: "Du warst ein Muslim und bist nun ein Christ geworden." Nein, in der Vergangenheit hatte ich keine Religion. Nach vielem Suchen und Nachforschen akzeptierte ich Gottes Ruf und glaubte an den Herrn Jesus Christus, um ewiges Leben zu erhalten. Die Menschen wählen sich ihre Religion, ein Christ aber ist von Christus erwählt. Jesus sagt: "Nicht ihr habt mich erwählt sondern ich habe euch erwählt." Wann? Vor Grundlegung der Welt.
Die Menschen sagen: "Von deiner Geburt an warst du Muslim." Gott sagt, daß Er uns vor tausenden von Jahren erwählt hat, sogar vor der Erschaffung des Universums, damit wir durch das Opfer Jesu Christi Ihm gehören sollten! Ein Christ zu sein bedeutet, einer zu sein, der zu Jesus Christus gehört.
Der ewige Gott, der von Anfang an das Ende sieht, und der mich dazu erwählt hat, Ihm zu gehören, wußte von Anfang an, wessen Herz zu Ihm hingezogen würde, und Er wußte schon um die, die bereit sein würden, ihren Glauben und ihre Ewigkeit für eine Schüssel Reis zu verkaufen. Lieber habe ich die ganze Welt gegen mich und weiß doch, daß der allmächtige Gott mit mir ist.
Soll man mich als Apostat bezeichnen; ich weiß, daß ich die Zusage des Gottes der Herrlichkeit habe. Die Menschen sehen das Äußere, Gott aber sieht das Herz an. Für Ihn, der Gott ist in alle Ewigkeit, ist nichts unmöglich. Alle Macht, im Himmel und auf Erden, liegt in Seiner Hand. Jesus Christus sagt: "Ich bin die Tür, wer auch immer durch mich eintritt, wird gerettet werden."
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."
"Es ist in keinem anderen Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden sollen."
Da nun Gott nach Seinem Ratschluß entscheidet, was kann uns dann noch von Seiner Liebe trennen? Oder wer kann die Beziehung zwischen dem Schöpfer und Seinen Geschöpfen zerstören oder ein Herz besiegen, das seinem Herrn treu ist? Es wird unter dem Schatten des Allmächtigen geschützt und sicher sein! Unsere Zuflucht ist der Gnadenthron Gottes, der von Anbeginn der Welt erhöht ist.
Ich weiß, an wen ich glaube und Er ist in der Lage, das, was ich Ihm anvertraut habe, bis zum Ende zu bewahren, bis ich das Königreich Gottes erreiche, den Ort, wo die Gerechten leuchten werden wie die Sonne. Die aber Böses taten, werden ihre Strafe im Feuer der Hölle erhalten.

"Seine Freundlichkeit ist wie ein Schatten über mir..."

Sie sagen mir: "Kehr um!" Aber wohin kann ich aus den Armen meines Gottes schon zurückkehren? Ist es richtig, das zu akzeptieren, was die Menschen sagen, anstatt Gottes Wort gehorsam zu sein?
Es sind jetzt 45 Jahre, die ich mit dem Gott, der Wunder tut, gegangen bin. Seine Freundlichkeit ist wie ein Schatten über mir, und ich schulde Ihm so viel für Seine väterliche Liebe und Fürsorge.
Die Liebe Jesu hat mein ganzes Sein erfüllt: und ich fühle die Wärme Seiner Liebe in jedem Teil meines Körpers.
Gott, der meine Herrlichkeit, meine Ehre und mein Beschützer ist, hat mir mit Seinen reichlichen Segnungen und Wundern das Siegel Seiner Zustimmung gegeben.
Diese Prüfung des Glaubens ist ein deutliches Beispiel. Der gute und freundliche Gott straft und weist alle die zurecht, die Er liebt. Er prüft sie, als Zubereitung auf die ewige Herrlichkeit. Der Gott Daniels, der seine Freunde im Feuerofen beschützte, hat auch mich in den 9 Jahren der Gefahr bewahrt und alle die schlimmen Ereignisse wandte Er mir zum Guten und zum Gewinn. Er tat dies in einem solchen Maß, daß ich übervoll bin von Freude und Dankbarkeit.
Der Gott Hiobs hat meinen Glauben und meine Hingabe geprüft, um meine Treue und Geduld zu stärken.
Während dieser 9 Jahre hat Er mich von allen meinen Verpflichtungen befreit, so daß ich unter dem Schutz Seines geheiligten Namens meine Zeit im Gebet und im Studium Seines Wortes zubringen konnte. Mit suchendem Herzen und innerlich zerbrochen durfte ich in der Erkenntnis des Herrn wachsen. Ich preise den Herrn für diese einmalige Gelegenheit. "Du schaffst mir Raum in meiner Bedrängnis, meine schweren Belastungen brachten Heilung und deine Freundlichkeiten belebten mich wieder."
Oh, welch großartige Segnungen hält Gott für die bereit, die Ihn fürchten. Sie lehnen es ab, daß ich evangelisiere. Aber "wenn du einen Blinden in der Nähe einer Grube findest und still bleibst, dann hast du gesündigt." Es ist die Pflicht unseres Glaubens, solange die Tür der Gnade Gottes noch offen ist, die Ungläubigen zu überführen, damit sie von ihren sündigen Wegen umkehren. Daß sie in Gott ihre Zuflucht finden vor dem furchtbaren und doch kommenden Gericht.
Von allen Propheten Gottes ist nur Jesus Christus von den Toten auferstanden. Er ist für immer unser lebendiger Fürsprecher. Er ist der Sohn Gottes und unser Retter. Ihn zu kennen bedeutet das ewige Leben. Ich, ein nutzloser Sünder, glaube an Seine geliebte Person, alle Seine Worte und Wunder, die in Seinen Evangelien berichtet werden. Ich habe mein Leben in Seine Hände gegeben. Das Leben ist für mich eine Gelegenheit, Ihm zu dienen; der Tod eine noch bessere Gelegenheit, bei Christus zu sein. Darum bin ich nicht nur zufrieden, für die Ehre Seines heiligen Namens im Gefängnis zu sein, ich bin auch bereit, mein Leben um Jesu, meines Herrn willen, hinzugeben und schon jetzt in Sein himmlisches Reich zu gelangen; an den Ort, wo die Erwählten Gottes in das ewige Leben eintreten, die Ungerechten aber in die ewige Verdammnis.
Möge der Schatten der Güte Gottes und Seine Hand des Segens und der Heilung über Ihnen sein und für immer bleiben. Amen.
Mit Ehrerbietung, Ihr
Mehdi Dibaj"

Nachtext

Religion im Iran
Der schiitische Islam ist Staatsreligion. Allen abweichenden Formen des Islam wie auch den nichtmuslimischen Minderheiten (Christen, Juden usw.) werden die Grundfreiheiten, die die Verfassung garantiert, verweigert. Sie werden unterdrückt und manchmal schwer verfolgt
Der Iran ist das Zentrum, von dem aus der fundamentalistische und der schiitische Islam in den ganzen Nahen und Mittleren Osten exportiert wird.
Einwohner: ca. 60 Mio.
Sprachen insgesamt: 50
Islam: 98%
Juden: 0,1 %
Christen: 0,4 % (Evangelikale: 0,03%)
Missionare im Iran: keiner bekannt

In 35 von den 50 Sprachen gibt es noch keine Bibel. Die Bibelgesellschaft und fast alle christlichen Literaturcentren wurden 1988 geschlossen.
(Quelle: "Gebet für die Welt")

Quellenangaben