Zeitschrift-Artikel: Biblische Prophetie ‑ (k)ein Thema f

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Titel: Biblische Prophetie ‑ (k)ein Thema f
Typ: Artikel
Autor: Mathias Nietzke
Autor (Anmerkung):

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Titel

Biblische Prophetie ‑ (k)ein Thema f

Vortext

Text

Zwei häufig zu beobachtende falsche Sichtweisen findet man bei der Beschäftigung mit biblischer Prophetie:

Für die einen ist das weite Feld der biblischen Prophetie ein Bereich, den sie mit der gegenwärtigen oder sich scheinbar gerade anbahnenden Weltsituation vergleichen. Dabei fällt es ihnen recht leicht, in momentanen Ereignissen die Erfüllung biblischer Prophezeiungen zu sehen. Sie sagen auch die nächsten Schritte auf der Weltbühne anhand von verschiedenen, mal mehr, mal weniger wörtlich oder symbolisch ausgelegten Bibelversen vorher.

Etliche Christen, die diese Methode gebrauchen, um biblische Prophetie auszulegen, haben ihre Prognosen auch veröffentlicht und zunächst viele Leser mit ihren verblüffenden "Übereinstimmungen" begeistert. Ich denke da an Autoren wie Marius Bar, Klaus Gerth, Hal Lindsey und Wim Malgo.

In ihren Büchern schrieben sie in einem Brustton der Überzeugung über zukünftige Ereignisse, so daß der Eindruck erweckt wird, als würde derjenige, der ihre Überzeugungen in Zweifel zieht, damit auch gleichzeitig Zweifel an der Bibel anmelden. In den meisten Fällen hat die Geschichte sie als falsche Propheten entlarvt.

Ein derartiger Umgang mit der Bibel ist eine Irreführung und damit abzulehnen.

Die zweite falsche Sichtweise resultiert häufig aus der Enttäuschung über die oben beschriebene Vorgehensweise: Da sich diese Deutung der Prophetie als falsch erwiesen hat, lehnt man die Beschäftigung mit biblischer Prophetie über die Zukunft pauschal ab, nach dem Grundsatz "Über zukünftige Ereignisse kann man überhaupt keine sicheren Aussagen machen; wir werden die Zukunft auch erst in der Zukunft beurteilen können, wenn sie eingetroffen ist".

Eine solche Haltung verkennt, daß sich große Teile der Bibel mit der Zukunft beschäftigen und nicht einfach übergangen werden können. Die biblische Lehre von der Zukunft, z.B. der Ewigkeit und dem tausendjährigen Reich, darf nicht losgelöst von biblischer Lehre insgesamt gesehen werden.

Dies betrifft auch ganz konkret unsere Hoffnung als Christen!

Ist es eine himmlische oder irdische Hoffnung?
Wie sieht unsere Zukunft aus?
Welche Heilspläne hat Gott mit uns Menschen?
Wie wird Gott seine Gerechtigkeit offenbaren?

Antworten auf diese und ähnliche Fragen sind für uns Christen wichtig, deswegen ließ Gott viel darüber in der Bibel schreiben. Die Fragen müssen frei von Spekulationen und subjektiver Einschätzung beantwortet werden.

Ich möchte hier nun drei Bücher vorstellen, die eine Hilfe dabei sein können:

1. Arnold G.Fruchtenbaum:
Handbuch der biblischen Prophetie
Schulte & Gerth Pb. 548 S.

2. J. Dwight Pentecost:
Bibel und Zukunft
Untersuchung endzeitlicher Aussagen der Heiligen Schrift
CV, geb., 672 S.

3. John F. Walvoord:
Brennpunkte biblischer Prophetie Was kommt auf uns zu?
Hänssler, geb., 412 S.

Zunächst sei bemerkt, daß alle drei Autoren in den wichtigen Grundfragen zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Mir persönlich hat das viel Mut gemacht. Daß Leute mit unterschiedlichem Hintergrund zu den gleichen Ergebnissen kommen können zeigt, daß auf viele (aber nicht alle) Fragen eindeutige Antworten zu finden sind.

Fruchtenbaum und Pentecost verdeutlichen schon in ihrer Einleitung die wesentlichste Voraussetzung bei der Beschäftigung mit biblischer Prophetie: die Anwendung schriftgemäßer Auslegungsregeln. So banal der Grundsatz klingt: "Der Schreiber wollte mit dem was er schrieb, das sagen, was er geschrieben hat," ist die wichtigste und am meisten verletzte Grundvoraussetzung im Umgang mit der Bibel. Wer diese wörtliche Auslegung der Bibel nicht einsetzt (z.B. viele Theologen), kann nur zu einer höchst subjektiven Auslegung kommen.

Nun zu den Büchern:

1. Arnold Fruchtenbaum:
Handbuch der biblischen Prophetie

In diesem Buch wird weitgehend in der Reihenfolge vorgegangen, in der die vielen behandelten Texte in der Bibel stehen. Er beginnt bei 1. Mose und endet mit der Offenbarung. Dabei ist seine Auslegung, was die behandelten Bibeltexte angeht, sehr umfassend. Er arbeitet recht gründlich und sehr gut verständlich die Linien der biblischen Heilsgeschichte heraus. Anderslautende Standpunkte kommen leider etwas wenig zu Wort. Mit Sicherheit hat er in vielen Details der Auslegung recht, jedoch entsteht manchmal der Eindruck der "Unfehlbarkeit" des Autors. Ein paar begriffliche Ungenauigkeiten, die aber auch durch die Übersetzung kommen können, trüben ein wenig den guten Gesamteindruck.

2. J. Dwight Pentecost:
Bibel und Zukunft

Der Aufbau dieses Buches und die Vorgehensweise des Autors ist völlig anders.
Pentecost konzentriert sich auf die zentralen Eckpunkte biblischer Heilsgeschichte und arbeitet diese mit akribischer Gründlichkeit heraus. Dabei läßt er die verschiedenen Lehrmeinungen in z.T. langen Originalzitaten zu Wort kommen. Er widerlegt dann, wiederum gestützt auf viele andere Zitate, die falschen Standpunkte und ist dabei stets nüchtern und fern jeder Polemik. Sehr gut sind seine Kapitel zu den Auslegungsregeln und der Auslegungsgeschichte. Dies kann einem im Wirrwarr unterschiedlicher Bibelauslegungen auch auf anderen Gebieten sehr gut Orientierung geben. Die Gründlichkeit der Vorgehensweise führt dazu, daß das Buch sich als normale Lektüre wenig eignet. Wer nicht sehr konzentriert und ausdauernd bei der Sache ist, dem wird das Buch wenig Gewinn bringen. Zu loben ist die hervorragende und äußerst sorgfältige mit guten Erklärungen versehene Übersetzung des Buches und das übersichtliche Register, welches das Buch zu einem guten Nachschlagewerk macht.

3. John F. Walvoord:
Brennpunkte biblischer Prophetie

Dieses Buch ist im wesentlichen zeitlich chronologisch aufgebaut und umfaßt Gottes gesamte Heilsgeschichte. Dabei führt Walvoord in lebendiger Weise die wesentlichen Bibelstellen an und erläutert sie, wo es nötig ist, knapp. Immer wieder geht er vor allem mit Argumenten auf abweichende Standpunkte ein, die er gut und prägnant entkräften kann. Der Rahmen des Buches würde von einer noch gründlicheren Diskussion gesprengt werden. Walvoord ist konkret, wo man konkret sein kann, läßt sich aber nicht auf Spekulationen ein. Fragen, die nicht eindeutig zu beantworten sind, läßt er offen. Wer dabei eine gründliche Auslegung der Offenbarung erwartet, wird von dem Buch zwar enttäuscht, man muß auch bereit sein, einige wenige theologische Fachbegriffe zu lernen, dafür wird man aber mit einem Werk belohnt, das einen guten Einblick in Gottes Heilsgeschichte vermittelt. Walvoord gibt viele lebendige Bezüge zu uns Christen hier und heute. Dadurch wird deutlich, daß die Beschäftigung mit biblischer Prophetie nicht nur etwas für Experten ist.

Wer sich sehr gründlich mit dem Thema beschäftigen möchte, sollte alle drei Bücher lesen, da in Fragen wie z.B. des Angriffs von Gog und Magog, auch Fruchtenbaum einige bei Pentecost und Walvoord übersehene Argumente vorbringt. Für den Einstieg würde ich Walvoord empfehlen und Pentecost als Nachschlagewerk.

Nachtext

Quellenangaben