Zeitschrift: 30 (zur Zeitschrift) Titel: Marius Baar: "Das Abendland am Scheideweg" Typ: Buchbesprechung Autor: M .F Bladt Autor (Anmerkung): online gelesen: 2208 |
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Marius Baar: "Das Abendland am Scheideweg" |
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In diesem Buch legt der Verfasser, langjähriger Missionar im Taschad, Baars Sicht der Prophetie unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von der üblichen Darstellungsweise: 1. Nicht das wiedererstandene Römische Reich, sondern der Islam ist das „Tier" aus der Offenbarung. „Wir finden in der Bibel keinen Hinweis darauf, daß das frühere Römische Reich eine prophetische Aufgäbe hätte. Es war und ist ein Fehler, Babylon nach Rom zu verlegen, denn (man beachte die „Begründung"! MFB.) dadurch wird die Erkenntnis getrübt, und wir können den Aufstieg und die wahre Aufgabe des Tieres nicht erkennen. Die Mittelmeerländer, und auch das vereinigte Europa, werden von den starken Kräften des Islam aufgesogen werden, aber ohne prophetische Bedeutung bleiben" (S. 203f). 2. Der Antichrist stammt nicht aus Rom oder Israel, sondern ist der letzte „falsche Prophet" des Islam (S. 186ff). Lese Interpretationen können m.E. vor den Aussagen der Bibel nicht bestehen. 1. Baar ignoriert völlig die eindeutige Identifikation des Tieres in Offb. 17,9: „Die sieben Köpfe (des Tieres) sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt." Damit konnten zur Abfassungszeit der Offenbarung nur die sieben Hügel Roms gemeint sein (vgl. Vers 18). Nun, dieses Tier war, ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen. Der Gedanke einer Renaissance des Römischen Reiches in der Endzeit ist also unausweichlich. Wer hier den Islam ins Spiel bringt, nimmt der biblischen Prophetie den geschichtlichen Rückhalt und degradiert sie damit zu einem bloßen Hirngespinst. Zu welch abenteuerlichen Ergebnissen der Ansatz Baars führt, sei an seiner Interpretation der vier Tiere von Daniel 7 verdeutlicht, die er mit Hitler, Stalin, Nasser und Khomeini bzw. dessen antichristlichen Nachfolger in Verbindung bringt (S. 197ff). Baar projeziert seine durch die Auseinandersetzung mit dem Islam geprägten persönlichen Erfahrungen in die biblische Prophetie hinein und interpretiert diese im Licht der Zeitereignisse, anstatt letztere anhand der Prophetie zu beurteilen. Die einleitenden Worte des Herausgebers sprechen für sich selbst: „Bisher hat man vieles anders gesehen und die biblischen Aussagen anders interpretiert. Doch unter der Beweislast der Zeitereignisse kann man sich durchaus den Ausführungen des Autors anschließen (S. 10). Der Verlag Hermann Schulte hat seinen zahlreichen wunderlichen Publikationen zur Prophetie mit Baars „Das Abendland am Scheideweg" die Krone aufgesetzt.
Daß dieses Buch gleichwohl solch reißenden Absatz findet, offenbart einmal mehr die geistliche Anspruchslosigkeit der evangelikalen Christenheit. Eine ausdrückliche Warnung erübrigt sich im Blick auf das oben Ausgeführte. |
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Nachtext |
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Quellenangaben |
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HSW Wetzlar 1979 |